Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Rupp, Ladislaus
Band: 27 (1874), ab Seite: 269. (Quelle)
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Rupertus, Pseudonym für R. v. Beyer (Schriftsteller und Honvéd-Officier, geb. um 1810). Er erscheint hie und da – so z. B. bei Levitschnigg – als Baron Beyer, und hätte zuerst in einem kaiserlichen Dragoner-, dann Kürassier-Regimente gedient. Im Militär-Schematismus kommt vor 1848 ein Rudolph Beyer, Unterlieutenant im Infanterie-Regimente Nr. 44, aber ein Baron Beyer, der Cavallerie-Officier gewesen, nicht mehr vor. Nach Kertbeny’s „Die Ungarn im Auslande“ (Brüssel 1864, Kießling u. Comp.), S. 6, Nr. 163, heißt er Friedrich Baron Beyer, ist aus Preußen gebürtig und mit seiner Gattin, eine Baronesse Vaisz, im Jahre 1850 zu Lüttich gestorben. Ich folge den Nachrichten Levitschnigg’s, die als jene seines Waffengefährten in einem und demselben [270] Regimente die zuverlässigsten sein dürften. Baron Beyer diente im Jahre 1830 im 2. k. k. Dragoner-Regimente König Ludwig von Bayern. In der That weist auch der Militär-Schematismus in den Dreißigerjahren einen Rudolph von (nicht Baron) Beyer als Cadeten im 2. Dragoner-Regimente aus; später kam er in ein Kürassier-Regiment und wechselte mit demselben, wie dieß bei Reiter-Regimentern immer der Fall, vielmal die Stationen in Ungarn und in der Militärgrenze. Des Wanderlebens ohne rechtes Ziel und ohne Aussicht auf einen Krieg endlich müde, legte er den Säbel bei Seite, heirathete eine ungarische Dame (Baronesse Vaisz) und wurde Landwirth. Als solcher lebte er einige Jahre auf einer gepachteten oder gekauften Villa im sogenannten Kastanienwalde bei Preßburg. Aus diesem ländlichen, mitunter den Musen gewidmeten Dasein riß den ehemaligen Soldaten die Erhebung des Jahres 1848. Rupertus-Beyer, durch seine Gattin in ungarische Interessen hineingezogen, wurde – Honvéd. Er stand im sogenannten Frangépan-Corps als Hauptmann und wohnte der Affaire bei, welche dieses Corps mit den Truppen des Obersten Ivánka – desselben, den Kossuth nach der Schlacht bei Schwechat in das Lager des Fürsten Windisch-Grätz als Parlamentär entsendet hatte und der nach Einigen von dem Fürsten als treubrüchiger Officier zurückbehalten und in die Festung geschickt worden, nach Anderen selbst im croatischen Lager zurückgeblieben war – zu bestehen hatte. Im weiteren Verlaufe der Revolution wurde Rupertus-Beyer Commandant der Festung Leopoldstadt und wollte, eine friedliche Lösung der ungarischen Wirren hoffend, den Tag der Thronbesteigung Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph, den 2. December, durch hundert Kanonenschüsse feiern. Das war der revolutionären Partei zu bedenklich und R. erhielt in Ordódy plötzlich einen Obercommandanten der Festung Leopoldstadt. R. kam nun um die Entlassung ein, die ihm auch gegeben wurde. Als gewesenen Festungs-Commandanten ließ ihn aber Görgey, der ihm nicht traute, unter Aufsicht stellen. R. begab sich nun nach Waitzen, wo er sich, als Görgey seinen Rückzug über diese Stadt nahm, ein paar Tage verborgen hielt; dann aber, als die Kaiserlichen siegreich vorrückten und er als gedienter kaiserlicher Officier sich zu sehr compromittirt fühlte, rettete er sich durch die Flucht als Bedienter seiner Frau in’s Ausland. Diese Frau nennt Levitschnigg eine Baronin Weiß – etwa jene, die in der ungarischen Revolutionsepoche vielgenannt wurde? – Kertbeny schreibt sie Vaisz, was eine Magyarisirung des deutschen Weiß sein kann. Wie schon bemerkt worden, war Beyer auf schöngeistigem Gebiete unter dem Pseudonym Rupertus vielfach thätig, im vormärzlichen „Humoristen“ begegnet man öfter seinen Arbeiten poetischen und novellistischen Inhalts. Er schrieb auch sangbare Lieder, deren mehrere von Heinrich Proch [Bd. XXIII, S. 319] in Musik gesetzt worden; so „Das letzte Lied“, Op. 102; – „Reiterlied“, Op. 116; – „Der Grossvater“, Op. 125; – „Der stille Zecher“, Op. 132; – „Des Kindes Traum“, Op. 137; – „Reitertrost“, Op. 153. Im Revolutionsjahre gab er seine „Gesammelten Schriften“, die auch den Titel führten: „Allerlei Rau. Novellen und Erzählungen“, 3 Theile (Pesth 1848, Heckenast; Leipzig, G. Wigand, 1099 S. 8°.) heraus.

Levitschnigg (Heinrich Ritter von), Kossuth und seine Bannerschaft. Silhouetten aus dem Nachmärz in Ungarn (Pesth 1850, G. Heckenast, 8°.) Bd. II, S. 288.