BLKÖ:Renier, Stephan Andreas

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Rendler, Joseph
Nächster>>>
Renk, Paul
Band: 25 (1873), ab Seite: 286. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Stefano Andrea Renier in der Wikipedia
Stefano Andrea Renier in Wikidata
GND-Eintrag: 104109149, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Renier, Stephan Andreas|25|286|}}

Renier, Stephan Andreas (Naturforscher, geb. zu Chioggia, einer bei Venedig liegenden Insel, 29. Jänner 1759, gest. zu Padua 16. Februar 1830). R. studirte erst in dem bischöflichen Seminarium zu Chioggia, kam dann später an die Hochschule, wo er auch die Doctorwürde aus der Philosophie und Arzneikunde erlangte. Er prakticirte hierauf in mehreren Spitälern Italiens und übte nach seiner Rückkunft in seinem Vaterlande die Arzneikunde aus. Dort bekleidete er an der Hochschule mehrere Ehrenämter. Dem Studium der Naturgeschichte vorzugsweise [287] ergeben, beschäftigte er sich mit Beobachtungen über die Beschaffenheit und Thiere des adriatischen Meeres, und erwarb sich einen ausgezeichneten Ruf im Auslande. Im Jahre 1804 gab er sein Werk über seine Beobachtungen der im adriatischen Meere und in den Lagunen von Venedig befindlichen Gewürme heraus, in welchem er mehr als hundert neue Arten anzeigte, die er nach der Hand noch berichtigte und beleuchtete. Im Jahre 1806 wurde er zum Professor der Naturgeschichte und Director des Cabinets an der Universität zu Padua ernannt. Im darauffolgenden Jahre erschienen von ihm seine Tafeln zum Behufs der Classificirung der von ihm beobachteten und beschriebenen Thiere, wobei er, um dieselben zu unterscheiden, ein neues System aufstellte, welches er von der nervichten Substanz derselben ableitete. Dieses System erweiterte er in der Folge durch neue Entdeckungen, veröffentlichte seine synoptischen Tafeln, welche fünf große Abtheilungen der Thiere darstellen, wovon die letzte achtzehn Classen einfaßt, die unter mancherlei Benennungen von ihm eingereiht wurden, und bis dahin ganz unbekannt waren. Er schrieb außerdem verschiedene naturwissenschaftliche Abhandlungen, die Frucht 40jähriger Studien, die jedoch nicht im Drucke erschienen sind, ungeachtet Se. Majestät Kaiser Franz die Zueignung angenommen hatte. Ueberhaupt verbreitete er viel Licht über die Physiologie der Seethiere und deren Anatomie. In den Cabineten der Universitäten zu Bologna, Pavia und Padua befinden sich kostbare, von ihm gemachte Sammlungen von Seethieren. Eine noch viel ansehnlichere aber hat in das kaiserliche Cabinet zu Wien Renier selbst überbracht und in einer eigenen Abtheilung aufgestellt. Für diese Sammlung wurde er von Sr. Majestät sowohl im Gelde belohnt, als auch mit einem Brillantringe beschenkt. Renier gab ferner ein Werk über die Elemente der Mineralogie heraus, wovon jedoch nur der erste Band erschienen ist. Seiner Sorgfalt und Umsicht verdankt das naturhistorische Cabinet zu Padua, das er geordnet und vermehrt hatte, seinen Aufschwung. Als Mitglied mehrerer wissenschaftlichen Akademien unterhielt er eine beständige Correspondenz mit den italienischen und ausländischen Gelehrten. Renier starb im Alter von 71 Jahren, und an seinem Sarge hielt der Domherr Don Antonio Calcagno eine Trauerrede, in welcher die wissenschaftlichen Verdienste des Verblichenen gefeiert sind.

Calcagno (Antonio Maria Don), Elogio del Renier (Padova 1830, Comoretto). – Tipaldo (Emilio de), Biografia degli Italiani illustri nelle scienze, lettere ed arti del secolo XVIII e de’ Contemporanei ecc. ecc. (Venezia 1834, tip. di Alvisopoli, gr. 8°.) Tomo I, p. 377. – Gazzetta di Venezia 1830, No. 54. – Neues Archiv für Geschichte, Staatenkunde u. s. w. Herausg. von Megerle von Mühlfeld und E. Th. Hohler (Wien, 4°.) II. Jahrgang (1830), Nr. 34. – Dandolo (Girolamo), La caduta della Repubblica di Venezia ed i suoi ultimi cinquant’ anni. Studii storici (Venezia 1835, Pietro Naratovich, 8°.) Append. p. 25. – Oesterreichs Pantheon. Gallerie alles Guten und Nützlichen im Vaterlande (Wien 1830, M. Chr. Adolph, 8°.) Bd. III, S 27 [nach diesem gestorben am 15. Jänner 1838]; Bd. IV, S. 171 [nach diesem gest. am 16. Februar 1830]. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1836, Beck, 8°.) Bd. IV, S. 374.