BLKÖ:Raffalt, Ignaz
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Raffalt, Johann Gualbert | ||
Band: 24 (1872), ab Seite: 216. (Quelle) | |||
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Johann als Genremaler und auch in dieser Richtung mit Glück thätig, später aber wandte er sich ausschließlich dem Landschaftsfache zu und beschickte fleißig bis zum 48ger Jahre die Jahres-Ausstellungen der k. k. Akademie der bildenden Künste bei St. Anna in Wien und in der Folge bis zu seinem Tode die Monats-Ausstellungen des österreichischen Kunstvereins. Wie es sein künstlerischer Beruf mit sich bringt, so machte er zur schönen Jahreszeit bald nähere, bald weitere Ausflüge zu seinen Künstlerstudien, von denen er immer reiche Mappen heimbrachte. Von einem solchen Kunstausfluge, im Sommer 1857, kehrte er nicht mehr heim; in der herrlichen Waldgegend zwischen Haimbach [217] und Mariabrunn, welche so reizende Landschaftsmotive bietet, daß sie fleißig von Künstlern besucht wird, tödtete ihn ein Schlaganfall, und an der Friedhofsmauer der Kirche zu Mariabrunn, an einer Stelle, die kaum reizender für ein Malergrab gedacht werden kann, wurde der Künstler begraben. Die Zahl der Bilder Raffalt’s ist sehr groß und es gibt wohl schwerlich eine nur einigermaßen bedeutende Sammlung, in welcher sein Name nicht durch ein oder mehrere Werke vertreten wäre, vereinzelt aber finden sich dieselben bei vielen Kunstfreunden. Viele seiner wunderlieblichen Stimmungsbilder wanderten nach Deutschland und auch nach England, wo man eben bei dem gereiften Sinne für Landschaft und ihre Reize seine Bilder zu schätzen verstand. Viele, ja die meisten von Raffalt’s Bildern haben keine andere Bezeichnung als eben „Landschaft“ oder „Landschaft mit Staffage“, obwohl nicht eine Landschaft der anderen und nicht eine Staffage der anderen gleicht, und dieß gilt selbst bei jenen Bildern, die er öfter, weil sie so gefielen, daß der und jener Kunstfreund das gleiche besitzen wollte, wiederholen mußte. Kam es doch bei einem Bilde, bei einer im Jahre 1844 ausgestellten und durch ihre Beleuchtungseffecte allgemein bewunderten Abendlandschaft vor, daß sie der Künstler nicht weniger denn vierzehn Male copiren mußte. Obwohl nun, wie es eben bemerkt worden, Raffalt’s Bilder eben nur Landschaften sind, so scheint es doch bei einem Künstler von seiner Bedeutenheit angezeigt, jene Gemälde, die er seit etwa drei Jahrzehenden öffentlich ausgestellt, auch mit jenen Namen anzuführen, unter denen sie in den Kunstkatalogen angeführt stehen. Diese folgen dahier in der chronologischer Reihe, wie sie in den Katalogen angegeben erscheinen; bei einzelnen derselben wurden auch ihre Preise, eine Angabe, welche für Kunstfreunde und Sammler gewiß ihren Werth hat, beigefügt. In den Jahres-Ausstellungen der k. k. Akademie der bildenden Künste bei St. Anna in Wien waren zu sehen im Jahre 1839: „Kesselflicker“; – „Eine Bauernwohnung“; – „Der Bauer und die Kellnerin“; – „Eisenhammer“; – „Landleute“; – 1840: „Küchengeräthschaft“; – „Die Dorfschenke“; – 1841: „Der Brautwerber“; – „Bauernhochzeit“; – 1842: „Landschaft mit Staffage“; – 1843: „Parthie an der Donau“; – 1844: „Gewitterabend“; – „Abendlandschaft“; – „Donaugegend“; – 1845: „Mühle in Obersteier“; – „Neblige Landschaft“; – 1846: „Der Klostergang von Murau“ (200 fl.); – „Das Vorhaus eines Bauernhofes im obersteierischen Gebirge“; – „Der graue Tag“ (170 fl.); – „Aulandschaft“; – 1847: „Abendlandschaft“; – „Das Wirthshaus im Gebirge“ (250 fl.); – „Nach dem Regen heimkehrende Postillons“ (275 fl.), jetzt in der Belvedere-Gallerie; – 1848: „Landschaft mit Kohlenwägen“; – „Abendlandschaft mit einer Fischerhütte“; – „Landschaft an der Donau mit einem Schiffzuge“, jetzt in der Sammlung Fellner; – „Landschaft mit Nebel“; – 1850: „Gebirgslandschaft“ (240 fl.); – 1852: „Landschaft mit Strohhütten“ (200 fl.). In den Monats-Ausstellungen des österreichischen Kunstvereins, im Jahre 1850: „Wirthshaus an der Strasse“, vom Brünner Kunstverein zur Verlosung angekauft um 300 fl.; – „Abenddämmerung im Spätherbste“, vom österreichischen Kunstvereine zur Verlosung angekauft um 220 fl.; – „Auparthie“ (140 fl.); – „Abendlandschaft“ (400 fl.), Eigenthum des Grafen Rud. Hoyos; – 1851: „Kirchweihfest auf dem Lande“ (400 fl.); – „Donaulandschaft. Rast [218] eines Oberländer Schiffzuges“ (560 fl.); – „Eine Fähre an der Donau“; – 1852: „Donaugegend“ (450 fl.); – „Strassenarbeiter an einem Hügel“ (240 fl.); – „Die Hütte am Bach“ (90 fl.); – „Landschaft mit nahendem Regen“ (150 fl.); – „Fischerhütte. Dämmerung“ (170 fl.); – „Kirchweihfest auf dem Lande“ (440 fl.); – 1853: „Wirthshaus auf dem Lande“; – „Abendlandschaft“, Eigenthum des Fürsten Adolph Schwarzenberg; – „Wirthshausscene“ (200 fl.); – „Landschaft an der Waag. Morgendämmerung“ (180 fl.); – 1854: „Parthie eines Landstädtchens“ (275 fl.); – „Landschaft mit einer Betsäule“ (120 fl.); – „Ende des Dorfes“; – „Die Ziegelhütte. Mit Staffage“ (200 fl.); – 1855: „Ländlicher Gasthof“ (320 fl.); – „Parthie im Marchfelde“; – 1856: „Ungarische Landschaft“ (280 fl.); – „Eine Landparthie-Gesellschaft“ (220 fl.); – „Gebirgslandschaft mit Sonnenblick“ (200 fl.); – „Landschaft im April“ (60 fl.); – „Bauernhof in Untersteier“ (200 fl.); – „Wirthshaus an der Allee“ (110 fl.); – „Herbstlandschaft in Untersteier“ (300 fl.); – 1857: „Altes Mühlenhaus“ (150 fl.); – „Landschaft aus Untersteiermark“ (160 fl.); – 1858: „Die kothige Strasse“, ehemals in der Gallerie Arthaber; – „Regenlandschaft an der breiten Wand“, Sammlung J. Fellner; – „Scheibenschiessen im oberen Murthale“; – „Gewitterabend“, Eigenthum des Herrn Putschke; – „Ungarischer Wochenmarkt“, Sammlung Georg Plach; – „Vor einem ungarischen Dorfe“, Eigenthum des Alex. Baron Horváth; – „Parthie bei Klosterneuburg“; – „Hof in Klosterneuburg“, Eigenthum des Herrn Leon Mandell; – „Pferde am Brunnen“ (200 fl.); – 1859: „Parthie aus Kärnthen“ (280 fl.), wird als des Künstlers letztes Werk bezeichnet. Nach seinem Tode wurden aus seinem Nachlasse manche Bilder des Künstlers aus seiner früheren Zeit, dann mehrere von ihren jeweiligen Besitzern ausgestellt, unter denen aus Raffalt’s früherer Periode: „Hagen und Ismael“ (zum Verkaufe angeboten um 180 fl.). Mit Raffalt starb eine der Specialitäten der Wiener Schule, ein fühlender, denkender und in seinem Fache – der Stimmungslandschaft – bedeutender Künstler. Seine angeborne feine Empfindung für die Reize der Natur, sein glücklicher, klarer und reiner Farbensinn, seine Kenntniß der alten Meister und ihrer Werke, sein Prüfen und Benützen neuerer Fortschritte erheben viele seiner Werke zu dem Besten, das die Kunst in Oesterreich geleistet und zum Concurrenten manches berühmten ausländischen Namens. Ein Kunstkritiker, die Bedeutenheit dieses Künstlers richtig erfassend, hat seiner Ansicht über denselben in einem größeren Aufsatze, den er „Raffalt und die Landschaft“ betitelte, Ausdruck gegeben. Aus demselben folgt hier jene Stelle, welche des Künstlers Eigenthümlichkeit treffend charakterisirt und folgendermaßen lautet: „Bei Raffalt ist die Gemüthsstimmung immer eine particuläre, ganz und gar in dem Vorwurfe seiner Darstellung eingehende. Er weiß, was er sieht, und dieses trägt er in seinem Busen so lange mit sich, bis die Stimmung sich im Kunstwerke wieder zeigt, die die Natur in ihm hervorgebracht hat. Es geht daher bei Raffalt nicht so sehr daraus hinaus, Stück für Stück ängstlich der Natur abzuzwicken und dabei mit Effecten Sand in die Augen zu streuen, als vielmehr in der bestimmten Situation ganz und gar aufzugehen. Wenn er nun so einen Kaiser Karl’s Jagdzug, den wir jüngst bei ihm skizzirt sahen, aufgefaßt hat, so sehen wir ihn mit all seiner Kälte, die zur Jagdlust einladet, in seiner ganzen Bestimmtheit [219] mit Umsicht und Liebe durchgeführt. So haben wir an ihm einen trefflichen Beobachter und Darsteller der Natur in Tages- und Jahreszeiten. Wenn der Nebel von dem Boden wegschleicht und die Sonne mit ihrem ersten Strahle durchbricht, oder wenn er langsam sich hebt oder senkt, nur einzelne Bäume, Berggipfel, Kirchthürme langsam durchscheinen, kurz das Moment des Effectes, des natürlich sich darbietenden, nicht herbeigesuchten, ist das ganz eigenthümlich selbstgeschaffene Element, in dem Raffalt sich bewegt.“ Auch entnehmen wir demselben Beurtheiler der Bilder Raffalt’s einige das am Eingange dieser Künstlerskizze über ihn Gesagte ergänzende Einzelheiten seiner Künstlerlaufbahn. Raffalt, heißt es dort, ist ein Zögling der k. k. Akademie und hat sich auf das Porträt- und Historienfach geworfen. Er wollte nach Rom, um dort den wahren Kunstgeschmack zu holen oder den akademischen zu vervollkommnen. Sein praktischer Bruder hielt aber das Reisen nach Rom für einen Luxus und so blieb Raffalt zu seinem Glücke in seiner Heimat. Dort malte er Porträts wie Altargemälde, das historische Gebiet zog ihn, wie es bei jedem jungen Künstler erklärlich ist, an. Aber bald merkte er, was für eine andere Aufgabe die Natur an sich trägt und wie leer dagegen die ist, welche ein Historienmaler unter den jetzigen Umständen (1844) zu lösen im Stande ist. Er malte in seiner Verborgenheit Stillleben, von denen sich manche in Gratz und im Besitze Sr. kais. Hoheit des Erzherzogs Johann befinden, der den Künstler aus seiner Wirthsstellung in eine unabhängigere nach Gratz berief. Von da zog ihn sein Ruf nach Wien, wo er erst dem Stillleben sich hingab, dann aber, von den gewaltigen Eindrücken der Natur gefesselt, der Landschaftsmalerei sich widmete. Raffalt hat durch einen glücklichen Zufall und durch die praktische Natur seines Bruders so den Weg gefunden, der ihn dem Fache zuführte, das seiner Natur angemessen war. – Nach Raffalt’s Bildern sind mehrere, darunter höchst gelungene Lithographien erschienen, so sein berühmtes Bild: „Ein Gewitterabend“, lith. von A. Kaiser (131/2 Zoll hoch, 17 Zoll breit), und „Heimkehrende Postillons“, von Ebendemselben, in gleicher Größe, beide bei Paterno in Wien; dann „Das alte Posthaus“. lith. von Weixlgärtner; „Nach dem Gewitter“, von Ebendemselben; – „Donaulandschaft“, lith. von Kaiser; – „Ein Jahrmarkt in Obersteyer“; – „Ein Scheibenschießen in Obersteyer“; – „Der halbe Weg“; – „Der dunkle Weg“;. – „Der Gasthof“; – „Abendlandschaft“; – „Der Entenjäger“ u. m. a. Die letzten alle bei Neumann in Wien. Der Künstler war verheirathet und zwei von seinen Söhnen, Johann Gualbert und Joseph [siehe die Folgenden] haben der Kunst des Vaters sich zugewendet.
Raffalt, Ignaz (Maler, geb. zu Weißkirchen in Obersteiermark im Jahre 1800, gest. bei Haimbach in der Nähe Wiens 7. Juli 1857). In bürgerlichen schlichten Verhältnissen für nichts weniger als die Kunst herangebildet, arbeitete er sich, dem eigenen Drange folgend, zum Künstler und als solcher zu einer Bedeutung empor, die seinem Namen der Kunstgeschichte Oesterreichs eine bleibende Stelle sichert. Er betrieb anfänglich die Kunst nur aus Liebhaberei und wurde durch seine wirthlichen Beschäftigungen immer und immer wieder von der Staffelei abberufen, zu der es ihn jedoch wieder mit magischer Gewalt zurückzog. Obwohl nun sein ganzer Beruf weitab von aller Pflege der Kunst lag, so hatte doch sein entschiedenes Talent und seine Fähigkeit, die Eigenthümlichkeit der Landschaft mit künstlerischem Auge aufzufassen, wie sich dieß in seinen bisherigen, dilettantisch betriebenen Arbeiten kund gab, die Aufmerksamkeit von Künstlern und Kunstfreunden in solchem Grade erregt, daß er zuletzt dem eigenen Drange wie den Anforderungen dieser letzteren nicht länger widerstehen konnte, Heimat und Wirthschaft verließ, um nach Wien zu gehen und dort ausschließlich sich der Kunst zu widmen. Was er zurückgelassen, mochte ihm nicht zu nahe gehen, fand er doch in den Reizen der Natur, deren Herrlichkeiten er in seine Seele aufzunehmen und mit einer Innigkeit und Lieblichkeit, wie nur auserwählte Jünger der Kunst dieß vermögen, wiederzugeben verstand und in dem eben in den Jahren seiner Ankunft in Wien (1830 bis 1840) ebendaselbst aufblühenden Kunstleben mehr als reichlichen Ersatz. Seitdem geht auch sein Leben in den zahlreichen Werken auf, die er unermüdet, immer eines lieblicher als das andere schuf. Einige Zeit war R. für Se. kais. Hoheit den Erzherzog- Hermann (Heinrich), Handbuch der Geschichte des Herzogthums Kärnthen in Vereinigung mit den österreichischen Fürstenthümern (Klagenfurt 1860, Leon, 8°.) Bd. III, Heft 3 (Culturgeschichte Kärnthens vom Jahre 1790 bis 1867), S. 254. – Frankl (Ludw. Aug. Dr.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) I. Jahrg. (1842), S. 358, im Kunstausstellungsberichte von J. Dusch; S. 862, in der „Atelierschau“; II. Jahrg. (1843), S. 308 u. 915, in der „Atelierschau“; III. Jahrg. (1844), S. 215, in der Rubrik: „Malerei“; S. 571, in Melly’s Kunstausstellungsberichte; S. 1136: „Raffalt und die Landschaft“, von Eitelberger, IV. Jahrg. (1845), S. 382 u. 563. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1857, Nr. 154. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen [220] von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. III, S. 309. – Wiener Zeitung 1857, Nr. 154, S. 1987, u. Nr. 157, S. 2017 [daselbst heißt es, daß er am 7. Juli gestorben und daß am 7. Juli sein Leichenbegängniß stattgehabt, ein oder das andere Datum sind unrichtig]. – Austria. Oesterreichischer Universal-Kalender (Wien, Ignaz Klang, gr. 8°.) XX. Jahrg. (1859), S. 55, in der „Wiener Chronik“. – Kataloge der Jahres-Ausstellungen in der k. k. Akademie der bildenden Künste bei St. Anna in Wien, 1839–1852. – Kataloge der Monats-Ausstellungen des österreichischen Kunstvereins, 1850–1859. – Kunst-Blatt (Stuttgart, Cotta, 4°.) 1845, S. 209. – Ostdeutsche Post (Wiener polit. Blatt) 1855, Nr. 288, im Feuilleton.