BLKÖ:Raffael, Ignaz Wenzel

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Rafael, Karl Franz
Nächster>>>
Raffalt, Ignaz
Band: 24 (1872), ab Seite: 215. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Ignác Václav Rafael in Wikidata
GND-Eintrag: 1041962320, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Raffael, Ignaz Wenzel|24|215|}}

Raffael, Ignaz Wenzel (Componist, geb. zu Münchengrätz in Böhmen 16. October 1762, gest. zu Wien 23. Februar 1799). Er erscheint auch öfter Raphael geschrieben. Besuchte die Schulen in Prag, wo er auch Unterricht im Gesange und Clavierspiele erhielt. Nach beendeten philosophischen Studien trat er im Stifte Hohenfurth in den Cistercienserorden und wurde von seinen Oberen nach beendeten Probejahren nach Prag geschickt, wo er die theologischen Studien mit ausgezeichnetem Erfolge zurücklegte und sich bereits den strengen Prüfungen daraus unterzog, als er im Jahre 1785 mit einem Male anderen Sinnes wurde und um Entlassung[WS 1] aus dem Orden bat. Seine große Neigung zur Musik, der er sich fortan ausschließlich zu widmen vor hatte, soll Ursache dieses Berufswechsels gewesen sein. Er wirkte nun als Tenorsänger und Orgelspieler, nach beiden Seiten hin Bewunderung erregend. Nun folgte er einem Rufe nach Pesth als Director des dortigen Theater-Orchesters, in welcher Stellung er mehrere Jahre blieb, dann begab er sich nach Wien, wo er bald in musikalischen Kreisen freundliche Aufnahme und vielfache Anregung fand. In Wien verlegte er sich auch auf Composition und schrieb Mehreres im Kirchen- und Theaterstyle, was Beifall fand. Besonders gefielen mehrere Lieder seiner Composition, und ein Ballet, betitelt: „Das Veilchenfest“; seine Canons waren zu seiner Zeit so beliebt, daß sie in Wien von Musikfreunden mit besonderer Vorliebe vorgetragen wurden. Sein musikalisches Talent mag ihm auch in Wien einflußreiche Freunde erworben haben, denn er erhielt bei dem k. k. geheimen Zahlamte daselbst eine Anstellung als k. k. Raitofficier, in welcher er bis zu seinem früh erfolgten Tode – er starb, erst 37 Jahre alt – verblieb. Seinen Tod meldeten die damaligen Blätter wie folgt: „Die Tonkunst beklagt den Hintritt R.’s, der mit den glücklichsten musikalischen Talenten begabt war, wodurch er der Liebling aller Derjenigen wurde, welche seine Compositionen, seine angenehme Tenorstimme und sein vortreffliches Spiel auf dem Piano zu hören Gelegenheit hatten. Er hat sich im hohen Kirchengesange, in Theatralcompositionen und in Liedern mit gleich gutem Erfolge gezeigt ...“. Von seinen Compositionen sind im Stiche erschienen: „3 Airs varié“ (Offenbach 1795), erscheint als Opus 1; – „6 Variazioni per Clavicembalo“ (Wien 1796, 4°.); – „Sei Canoni a tre e quattro voci accompagnate col clavicembalo“ (ebd., Fol.); – „Marsch des niederösterreich. ständischen Corps der Freiwilligen“ (Augsburg, bei Gombart, 1796 f.); – „Märsche der löblichen Wiener Bürgerschaft zur Zeit des allgemeinen Aufrufes“ (ebd.); – „Gretl und Todl. Ein Lied“ (Wien); – „Lied der Freude bei Ankunft des Erzherzogs Karl“ (Wien 1796); – „Aufruf eines Oesterreichers an seine Mitbrüder. Ein Volksgesang, beim Clavier in Musik gesetzt“ (ebd. 1797). Außer diesen im Stiche erschienenen Stücken sind noch anzuführen die Kirchencompositionen: „Das Vater Unser“ und ein „Te Deum laudamus“, welche beiden Werke man erhaben und voll hohen Schwunges fand; die Theater-Compositionen: „Das Veilchenfest“ Ballet 1795, ein Muster sogenannter Musica parlante; – „Pygmalion“, Ballet, und „Virginia“, Melodram. – R. war mit einer Pragerin, Namens Girzik, verehlicht. Sie war an dem Theater in Linz angestellt gewesen und hat ihren Gatten überlebt. Ich habe bei Karl Franz Rafael die [216] Vermuthung ausgesprochen, daß er vielleicht ein Sohn des hier in Rede stehenden Ignaz Wenzel sei. Zeit und Umstände sprechen nicht gegen diese Vermuthung. Da finde ich in Schladebach zu Ende die Notiz: daß er ein Onkel (Vaterbruder) des Karl Franz Raffael sei.

Dlabacz (Gottfr. Joh.), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, Gottl. Haase, 4°.) Bd. IX, Sp. 532. – Prager Zeitung 1799, Nr. 35, S. 410. – Kunitsch (Michael), Biographien merkwürdiger Männer der österreichischen Monarchie (Gratz 1805, Gebrüder Tanzer, kl. 8°.) S. 55 [nach diesem gest. am 23. April 1799]. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortges. von Ed. Bernsdorf (Dresden 1857, Rob. Schäfer, gr. 8°.) Bd. III, S. 280. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Frz. Köhler, Lex. 8°.) S. 710 [Kunitsch, Schladebach und Gaßner führen ihn unter der Schreibung Raphael und mit dem irrigen Todesdatum 23. April statt 23. Februar 1799 auf. Dlabacz schreibt ihn Raffael].

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Entlaslassung.