BLKÖ:Petrich, auch Pettrich, Franz

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Petri, Bernhard
Band: 22 (1870), ab Seite: 113. (Quelle)
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Petrich, auch Pettrich, Franz (Bildhauer, geb. zu Trebnitz in Böhmen 28. August 1770, gest. zu Dresden [114] 23. Jänner 1844). Sein Vater war ein geschickter Tischler, der bald die Anlage zur Kunst bei seinem Sohne entdeckte und ihn sofort bei den Schnitzarbeiten in seiner Werkstätte verwendete. Die Zeichnung einer Viehherde auf einer nackten Felswand, in deren Nähe er die Herde seines Vaters beaufsichtigte und sich die Zeit mit der Abconterfeiung der seiner Obhut anvertrauten Thiere vertrieb, erweckte die Aufmerksamkeit eines Trebnitzers, der voll Bewunderung über die Arbeit des Knaben mit seinen Nachbarn und auch mit dem Vater darüber sprach, der nun selbst der Ansicht war, daß der Knabe zu einem Meister gebracht werden müsse, bei dem er etwas Tüchtiges erlerne. Der Vater führte nun den Sohn zu einem Steinmetz nach Leitmeritz, wo es wohl mit der Strenge, die der Lehrherr nicht sparte, aber um so armseliger mit der Kunst bestellt war. Doch entmuthigte dieß den strebsamen Jüngling nicht, und er harrte aus, bis er, im Alter von 18 Jahren, zu einem Bildhauer in Prag, Namens Molinsky, kam, bei dem er mehrere Jahre arbeitete und sich immer mehr und mehr ausbildete. Zu Anfang des Jahres 1789 kam er nach Dresden zu dem dortigen Hofbildhauer Dorsch, der ihn bei den Arbeiten im königlichen Zwinger verwendete. Dort erweckte ebenso seine Geschicklichkeit, wie sein tadelloses Betragen, verbunden mit einem rastlosen Fleiße, die Aufmerksamkeit des königlichen Oberkammerherrn Grafen Marcollini, der den jungen strebsamen Künstler dem damaligen Director der Dresdener Kunstakademie, Johann Bapt. Casanova, auf das Wärmste empfahl. Casanova nahm sich seines Schützlings, der seine Vorträge fleißig besuchte und sich auch sonst durch seine Anstelligkeit bei den Arbeiten hervorthat, in liebevoller Weise an, und P. lieferte solche Arbeiten, daß am 18. Juli 1795 seine Ernennung zum Hofbildhauer erfolgte. P. zählte damals nicht mehr denn 25 Jahre. Im Jahre 1801 unternahm er eine Reise nach Italien, wo er theils in Rom, theils in Carrara, mit Thorwaldsen zugleich, unter der Leitung des berühmten Canova [Bd. II, S. 251] arbeitete. Nach längerem Aufenthalte in Italien kehrte P. nach Sachsen zurück und wurde am 6. December 1815 als Professor an der kön. Kunstakademie angestellt, welchen Posten er bis zu seinem Tode bekleidete. Von Petrich sind viele Arbeiten in Gyps und Marmor vorhanden, darunter Büsten, Statuen, Basreliefs und Monumente. Auf der neuen Reitschule zu Dresden befindet sich von seiner Hand das Basrelief, vorstellend ein Wettrennen auf einer Biga mit zwei Pferden in natürlicher Größe; sonst sind noch bekannt: „Das Monument des Generals von Christiani“, mit allegorischen Basreliefs, auf dem Neustädter Begräbnißplatze, eine Beschreibung dieses Werkes hat der bekannte Kunstschriftsteller Böttiger, einen Stich Seiffert geliefert; – „Das Denkmal des Kriegsministers Zinzendorf“; ein anderes des Directors der Dresdener Kunstakademie, Johann B. Casanova, auf dem Friedhofe der katholischen Gemeinde in Dresden, welches er gemeinschaftlich mit dem Maler Pachmann ausführte; – „Eine um einen Kandelaber tanzende Kindergruppe“, im Hauterelief, eines der besten Werke des Künstlers; – „Die von der Gottheit beschützte Gerechtigkeit“; – „Theseus findet die Waffen seines Vaters“; – „Der Selbstmord des Pyramus und der Thysbe“; – „Eine Fischerin“, Statue in Lebensgröße, welches Werk eine kleine Controverse im Stuttgarter Kunstblatte hervorrief, da [115] behauptet wurde, P. habe diese Statue nicht mit freier Hand modellirt, sondern von der Natur abgegossen, welche Behauptung von einem Fachmanne widerlegt wurde. Viele Arbeiten hat P. für sein Vaterland Böhmen und für Schlesien geliefert. P. hat auch manchen tüchtigen Schüler gebildet, darunter den Bildhauer Kühn, den er mit nach Italien nahm. Aus zwei Ehen, zuerst mit Karoline Dittrich aus Bautzen und dann mit Juliane Gottschall aus Dresden, überlebten ihn alle Kinder, zwei Töchter und ein Sohn aus der ersten und eine Tochter aus der zweiten Ehe. Eine Tochter, die älteste, war mit dem früh (1843, im Alter von 45 Jahren) verstorbenen Bildhauer Christoph Neuhäuser verheirathet; der Sohn Ferdinand widmete sich der Kunst des Vaters, in welcher er Bedeutendes leistet. In slavischen Werken erscheint der Künstler auch Petrić geschrieben.

Neuer Nekrolog der Deutschen, (Weimar, Bernh. Fr. Voigt, 8°.) XXII. Jahrg. (1844), I. Theil, S. 62. – Dlabacz (Gottfr. Joh.), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, Gottl. Haase, 4°.) Bd. II, Sp. 452. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XI, S. 195. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. III, S. 259. – Meusel (J. G.), Künstler-Lexikon vom Jahre 1809 (8°.) Bd. II, S. 121 u. 122. – Kunst-Blatt (Stuttgart, Cotta, 4°.) 1826, S. 331, im Aufsatze: „Ueber das Abformen menschlicher Körper in Gyps“. – Slovník naučný, Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, 8°.) Bd. VI [erscheint daselbst zweimal, zuerst S. 307 als Franz Petrich, und zum andern Male auf S. 319 als Franz Stephan Pettrich]. – Ein Bildniß des Bildhauers Petrich, von C. Vogel von Vogelstein ausgeführt, befindet sich in der berühmten Bildnißsammlung des Letzteren. Es stammt aus dem Jahre 1813. –