BLKÖ:Petri, Bernhard
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Petrich, auch Pettrich, Franz | ||
Band: 22 (1870), ab Seite: 110. (Quelle) | |||
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[111] Erziehung geleitet. Frühzeitig betrieb er das Studium der Naturwissenschaften, für die er große Vorliebe zeigte. In der Folge begab er sich auf herzogliche Kosten und mit Empfehlungsbriefen an höchste Personen nach England, um sich in der Landwirthschaft und in den mit derselben in Verbindung stehenden Wissenszweigen und Gewerben zu vervollkommnen, insbesondere aber, um die in England auf so hoher Stufe befindliche Gartenkunst zu studiren. Er hatte freien Eintritt in alle königlichen Anstalten und kam mit den einfluß- und kenntnißreichsten Menschen in Berührung. Nach einem vierjährigen Aufenthalte in Großbritannien erfolgte seine Zurückberufung, und dieß zunächst aus der Besorgniß, daß P. in seinem Wissensdrange seine Absicht mit dem berühmten Sir Joseph Banks zu wissenschaftlichen Zwecken eine Reise nach der Botany-Bai unternehmen könnte. Mit der Ordre seiner Zurückberufung war jedoch die Erlaubniß zu einer längeren Reise durch Frankreich, Holland, Belgien und Deutschland verbunden, damit er sich über den Zustand der Landwirthschaft in den genannten Ländern durch den Augenschein unterrichte. Nun kam er heim und erhielt alsbald eine Stellung im herzoglichen Dienste, in welcher er rasch entscheidenden Einfluß auf alle höheren ökonomischen Angelegenheiten ausübte und die Hofgärten nach englischer Art einrichtete. Der Ausbruch der französischen Revolution brachte aber große Veränderungen in öffentlichen und Privatverhältnissen. Der Herzog Karl wurde aus seiner Residenz vertrieben und P. stand mit einem Male dienstlos da. Nun begab er sich nach Oesterreich, wo seine Geschicklichkeit ihm bald Gönner genug erwarb, zuerst richtete er die Gärten mehrerer Herrschaften ein, dann berief ihn der Erzherzog-Palatin nach Ungarn, wo er ähnliche Aufgaben zu lösen hatte, bis er als bevollmächtigter Güterdirector in die Dienste des regierenden Fürsten Johann Liechtenstein trat. In dieser Stellung organisirte er die fürstlichen Güter nach seinen Grundsätzen mit unbeschränkter Vollmacht, führte den Kleebau ein und rief vor Allem eine ausgedehnte Viehzucht in’s Leben. Da die Lage der Herrschaften Loosdorf und Hagendorf besondere Eignung für die Schafzucht zu bieten schien, beschloß er die Einführung derselben und unternahm im Auftrage des Fürsten eine Reise nach Spanien, um dort Merinoschafe einzukaufen und ihre Zucht nach Deutschland zu verpflanzen. Mittlerweile war aber der Verkauf von Merino’s in’s Ausland von der spanischen Regierung strenge untersagt worden und alle Versuche P.’s, sich die Erlaubniß zur Ausfuhr derselben zu erwirken, blieben, ungeachtet er Empfehlungen von einflußreichen Personen hatte, vergeblich. Um jedoch nicht unverrichteter Dinge zurückzukehren, bewirkte er heimlich seine Einkäufe und brachte 1803 unter mancherlei Gefahren zwei Herden, eine für den Fürsten, eine für sich selbst aus Spanien nach Oesterreich mit. Seine Reise nach Spanien beschrieb Petri in Briefen an den Hofrath André, welcher sie im Jahrgange 1812 der „Oekonomischen Neuigkeiten“ veröffentlichte. Mehrere Jahre bewirthschaftete P. die fürstlichen Güter mit dem glücklichsten Erfolge; auch wurde über seine Veranlassung eine Zusammenkunft zur Besprechung landwirthschaftlicher Gegenstände in Feldsberg einberufen, welcher die Oekonomie-, Bau- und Forstbeamten aller fürstlichen Herrschaften in Böhmen, Mähren und Oesterreich beiwohnen mußten, um systematische [112] Grundregeln über alle Verwaltungszweige festzustellen, während zu gleicher Zeit auch mehrere neue große Schlösser, Gärten, Parks und andere architektonische Zierbauten errichtet wurden. Schon im Jahre 1804 hatte er für sich selbst vier verschiedene Grundstücke bei Theresienfeld, einer von der Kaiserin Maria Theresia in’s Leben gerufenen Colonie in der Nähe von Wiener Neustadt, angekauft, um auf jedem derselben einzeln die reine Inzucht mit echten Merinosstämmen zu treiben, die er, wie schon erwähnt, aus Spanien mitgebracht hatte. Später kaufte er noch einen großen, unmittelbar an erstere angrenzenden, zusammenhängenden Grundbesitz von 938 Joch Land dazu und erbaute nun zugleich nebst anderen nothwendigen Wirthschaftsgebäuden geräumige, massive und gesunde Stallungen, um 2000 Stück Merinosschafe darin bequem unterbringen zu können. Nun suchte er, theils weil die Anstrengungen im fürstlichen Dienste seine physischen Kräfte überstiegen, theils weil die Sorge um seine Schäferei seine unmittelbare Gegenwart erheischte, um die Entlassung aus dem fürstlichen Dienste an, die ihm auch in ehrenvollster Weise ertheilt wurde. Er nahm nun, 1808, seinen bleibenden Aufenthalt in Theresienfeld. Dort widmete er sich fast ausschließlich der Merinoszucht. Mit aller Sorgfalt überwachte er die fortzeugende Kraft seiner drei Merinosstämme[WS 1] von St. Paular, Guadeloupe und Negretti, wendete alle Mühe an, um die reine Fortbildung und Vererbungskraft dieser edlen Stämme dauernd zu erhalten, da sich eben diese Gegend zur Reinzucht von originalspanischen Merinos für besonders gesund und in jeder Hinsicht für geeignet erwies. So wurden aus seinen Theresienfelder Züchtereien nicht allein an das Inland, sondern auch an andere Länder ansehnliche Herden von der Zucht seiner drei Original-Merinosstämme verkauft und dadurch der Grundstamm jener edlen Schafe in vielen Zweigen über ganz Deutschland ausgedehnt. Ueberdieß wirkte er durch tüchtige Schriften über die Schafzucht zur Förderung dieses wichtigen Theils der Oekonomie und galt bald darin wie in anderen Gebieten der Landwirthschaft als eine der ersten Autoritäten. Im Jahre 1812 kam über seine Veranlassung in der Gemeinde Theresienfeld eine Leih- und Sparcasse zu Stande; wurde eine neue Wasserleitung zur Bewässerung der Ackerfelder errichtet, wodurch mehreren Joch Land, den Launen der Witterung zum Trotz, alljährlich ein bedeutendes Erträgniß abgewonnen wurde; er entdeckte zwei wichtige perennirende Futterpflanzen, Aster perennis und Solidago virga aurea, deren Namen er jedoch, weil ihm die Regierung ein Privilegium darauf versagte, dem landwirthschaftlichen Publicum vorenthielt. Er züchtete eine ganz vortreffliche Race Hühner, die er ebenfalls, wie die Racethiere seiner Schäferei, zum Verkaufe ausbot u. dgl. m. Zur Zeit des Wiener Congresses – 1815 – besuchte der König von Preußen seine Schafzüchtereien und schickte P. später in Würdigung seiner Verdienste um diesen landwirtschaftlichen Culturzweig die goldene Verdienstmedaille. Einige Jahre später lud ihn der König Max von Bayern ein, in seine Dienste zu treten, P. lehnte jedoch ab, folgte aber einer Einladung des Königs, mehrere sehenswerthe ökonomische Gegenstände auf dessen Gütern zu besehen, bei welcher Gelegenheit P. aus des Königs eigenen Händen die große goldene Civil-Ehrenmedaille erhielt. Die von Petri durch den Druck veröffentlichten Schriften [113] sind: „Aufruf an Herrschafts- und Schäfereibesitzer des österreichischen Kaiserthums, die Begründung von Wollmärkten betreffend“ (Wien 1823); – „Beobachtungen über die Wirkung der Körner- und Häckselfütterung, in so fern sie auf Stall- oder Winterfütterung der Schafe, des Hornviehs und der Pferde Bezug hat, verglichen mit den gewöhnlichen Futterarten dieser Thiere. Nebst einem Anhange über den grossen Nutzen der Säemaschinen“ (zweite Auflage Wien 1824, Schaumburg u. Comp., zuerst Baden 1810, 8°.); – Physiologisch-comparative Versuche über die Nahrungskräfte und Eigenschaften sehr verschiedenartiger Futtergewächse, sowohl in Vergleich der wechselseitigen Wirkungen gegeneinander, als auch in Bezug des Effekts auf Gesundheit, Lebenskraft und Körperentwickelung“ (zweite Aufl. Wien 1824, 8°.); – „Die wahre Philosophie des Ackerbaues, oder ein auf die Erhöhung des Grundeigenthums gestütztes, ganz neues Düngersystem“, 2 Theile (Wien 1825, 8°.); – „Das Ganze der Schafzucht für Teutschlands Clima und das ihm ähnliche der angrenzenden Länder mit besonderer Hinsicht auf die zu beobachtende Pflege und Wartung der Merinos und Charakterisirung derselben“ (zweite Aufl. Wien 1825, Schaumburg, mit 20 K. K., gr. 8°.; zuerst ebd. 1815, Gerold, mit 16 K. K.); – „Mittheilungen des Interessantesten und Neuesten aus dem Gebiete der höheren Schaf- und Wollkunde“ (Wien 1829, 8°.); – „Vergleichende Darstellung des Productionswerthes verschiedenartiger Gewächse gegeneinander, sowohl in Hinsicht der Körner-Erzeugung, als auch vorzüglich in Bezug auf das quantitative Verhältniss, das sie als Nahrungsmittel, statt Heu, für unsere Nutzthiere bieten. Mit Tabellen“ (Wien 1833, 8°.); – „Die Wartung, Pflege und Zucht der Schafe, oder vollständiger Unterricht über Alles, was auf die Naturgeschichte, Alter, Rassen, Kunstzucht und Benützung der Schafe, Kenntniss ihrer Wolle Bezug hat. In 12 Monatsabschnitten abgetheilt“ (Leipzig 1831, Baumgartner, mit K. K.), früher im 139. Bande der Krünitz’schen Encyklopädie und von Korth im Auszuge unter dem Titel: „Das Schaf und die Schafzucht“ herausgegeben. Außerdem war er ein fleißiger Mitarbeiter an verschiedenen Fachblättern des Auslandes, unter denen anzuführen sind: die „Wiener allgemeine österreichische Zeitschrift für den Landwirth, Forstmann und Gärtner“, die „Allgemeine landwirthschaftliche Zeitung“ von Schnee, das „Patriotische Tageblatt“, die „Banater Zeitschrift für Landwirthschaft, Künste und Gewerbe“, der „Hesperus“, die „Mittheilungen der mährisch-schlesischen Ackerbaugesellschaft“, welche, wie einer seiner Biographen (William Löbe) berichtet, durch ihn zu einer gewissen Berühmtheit gebracht wurden. P. war correspondirendes und Ehrenmitglied von zahlreichen landwirtschaftlichen und Schafzüchter-Vereinen des In- und Auslandes. P. hat das seltene Alter von 96 Jahren erreicht.
Petri, Bernhard (Landwirth und Fachschriftsteller, geb. zu Zweibrücken 2. April 1767, gest. auf seinem Gute Theresienfeld bei Wiener-Neustadt im Jänner 1853). Sein Vater war herzoglich Pfalzzweibrückenscher, später kön. Bayerischer Oekonomierath und der Sohn war von dem Herzoge Karl August ausersehen, die oberste Leitung über die herzogliche Oekonomie und Gärten zu führen. In dieser Richtung wurde denn auch seine- Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, kl. Fol.) X. Bd. (Jänner bis Juni 1848), Nr. 240, S. 87, im Artikel: „Theresienfeld“. – Biographisch-literarisches Lexikon der Thierärzte aller Zeiten und Länder u. s. w. Gesammelt von G. W. Schrader, vervollständigt und herausgegeben von Dr. med. Eduard Hering (Stuttgart 1863, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) S. 320. – Wigand’s Conversations-Lexikon (Leipzig, O. Wigand, gr. 8°.) Bd. X, S. 476. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 195, und Bd. VI, Suppl, S. 575. – Porträt. In der oben citirten „Illustrirten Zeitung“, S. 89, im Holzschnitt mit der Unterschrift: O. R. Petri, was wohl Oekonomie-Rath bedeuten soll, denn Petri’s Taufname ist Bernhard.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Merinosstämmme.