BLKÖ:Perin von Gradenstein, Josephine Freiin

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Perinet, Joachim
Band: 22 (1870), ab Seite: 18. (Quelle)
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Perin von Gradenstein, Josephine Freiin (Schriftstellerin, geb. zu Brüssel 10. Februar 1779, gest. zu Wien 21. Mai 1856). Tochter des k. k. General-Feldzeugmeisters Ludwig Ritter, nachmaligen Freiherrn von Vogelsang. [19] Josephine verlebte ihre Kindheit und Jugend in Brüssel, wo damals ihr Vater stationirt war, und erst, als im Jahre 1794 die österreichischen Truppen die Niederlande räumten, kam sie mit ihrer Familie nach Deutschland, wo sie je nach den Bewegungen der Truppen an verschiedenen Orten der Rhein- und Maingegenden ihren Aufenthalt hatte. Bis dahin hatte sie nur französisch gesprochen, jetzt drängte die Nothwendigkeit sie dazu, die deutsche Sprache zu erlernen, und, 17 Jahre alt, las sie das erste deutsche Buch, dessen Inhalt sie mehr errieth als verstand. Allmälig lernte sie die großen deutschen Dichter aus ihren Schriften kennen. Im Jahre 1797 ließ sich die Familie in Linz nieder und bald darauf verehelichte sich die noch nicht 20jährige Brüsslerin mit dem k. k. Hofrath der geheimen Hof- und Staatskanzlei Eberhard Perin von Gradenstein (gest. 12. Juni 1843). Auch nach ihrer Heirath hatte sie die ersteren Jahre keinen bleibenden Aufenthalt, da Dienstesverhältnisse ihrem Gatten verschiedene Stationen anwiesen; so verweilte sie längere Zeit in Brünn, dann in Venedig, wo sie sich die italienische Sprache aneignete und seit dem Jahre 1806 wurde Wien ihr bleibender Aufenthaltsort. In ihrer Jugend dichtete sie bereits in ihrer Muttersprache, der französischen. Aber ihre Arbeiten blieben lange im Pulte verschlossen und erst viele Jahre nach ihrer Heirath trat sie mit einem Roman in französischer Sprache: „La Dame grise ou histoire de la maison Beauchamp par Mme de P..., née de V...“, Paris 1816, Schöll, 12°.), öffentlich auf, dem bald darauf die „Contes gothiques, par l’auteur de la Dame grise“, 2 vol. (Paris 1818, Maradan, 12°.), folgten, welche der willkürlichen Veränderungen und Zusätze wegen, die sie in Paris erlitten hatten, im nämlichen Jahre in Wien in einer neuen, von der Autorin selbst überwachten Ausgabe erschienen. War der Erfolg ihrer französischen Dichtungen ein zu geringer oder hoffte sie mit deutschen Arbeiten im deutschen Lande größere Theilnahme, es finden sich keine Andeutungen darüber, wie sie plötzlich darauf gerieth, deutsch zu schriftstellern. Sie trat zuerst in dem damals sehr beliebten und durch seine in Kupfer gestochenen Copien berühmter Gemälde aus Wiener Gallerien sehr geschätzten Taschenbuch Aglaja mit mehreren Erzählungen auf. So brachten der Jahrgang 1820 die Erzählung: „Glück im Leiden“; – 1821, als Gegenstück: „Leiden im Glück“; – 1822: „Die Rückkehr“; – 1824: „Die Unerfahrene“; – 1826: „Die Paulistin“; später der zu Prag herausgegebene Gesellschafter für einsame Stunden: „Der Mißgriff“ und mehrere Gedichte; von letzteren mehrere auch das gleichfalls in Prag erscheinende Unterhaltungsblatt Der Kranz. In der Wiener Mode-Zeitung für Jahrgang 1827 war die Novelle: „Der Marquis von Abrantes“; im Jahrgange 1828 der Aufsatz: „Glück und Armuth“, und in den von de la Motte Fouque herausgegebenen „Berlinischen Blättern für deutsche Frauen“, Jahrgang 1829, die Erzählung: „Die Nachbarschaft“ abgedruckt. Eine Sammlung ihrer Arbeiten erschien selbstständig unter dem einfachen Titel: „Erzählungen“ (Leipzig 1823, 8°.). Seither zog sie sich mit ihren Arbeiten aus der Oeffentlichkeit zurück und wendete sich wieder ihrem ursprünglichen Idiom, dem Französischen, zu, in welchem sie mit besonderer Vorliebe die dramatische Muse, und zwar in gebundener Sprache cultivirte. So schrieb sie im [20] Zeitraume von fast einem Decennium, 1826 bis 1834, folgende Stücke, 1826: „Rosemonde, tragédie en 5 actes“; – 1827: „Telesilla, tragédie en 3 actes“; – 1828: „L’inconsequent, comédie en 5 actes“; – 1829: „La terreur du ridicule, comédie en 3 actes“; – 1831: „Vanina, tragédie en 5 actes“ – und 1834: „L’amant d’Alicante, drame heroï-comique en 5 actes“. Jedoch blieben alle die genannten Stücke im Pulte liegen, sie gelangten weder irgendwo zur Aufführung, noch wurden sie gedruckt. Daß sie jedoch der deutschen Muse nicht ganz entsagt hatte, dafür gibt einen Beleg das im Frankl’schen „Sonntagsblatt“ abgedruckte Fragment aus ihrem Romane: „Das Fräulein Rokoko“. Noch ist zu bemerken, daß die in den Zwanziger Jahren in verschiedenen Journalen und Almanachen mit Sephine unterzeichneten Gedichte nicht ohne Grund ihr zugeschrieben werden. Uebrigens ist Sephine nur der seiner ersten Sylbe entkleidete Taufname der Dichterin: Josephine[WS 1]. Sie erreichte das hohe Alter von 78 Jahren und wurde auf dem Friedhofe zu Penzing bestattet. Aus ihrer Ehe hatte sie einen Sohn Christian, der mit Karolina Freiin von Pasqualati (geb. 12. Februar 1808), einer Tochter des berühmten Blumisten und Pomologen Joseph Andreas Pasqualati [s. d. Bd. XXI, S. 319 u. 320, im Texte der Biographie von Joseph Freiherrn Pasqualati]. vermält war. Es ist dieß dieselbe Baronin Perin, die – bereits Witwe – im Jahre 1848 viel genannt worden und als Präsidentin des demokratischen Frauenvereins in Wien im genannten Bewegungsjahre eine nicht unbedeutende Rolle gespielt hat.

Frankl (L. A. Dr.), Sonntagsblätter (Wien, gr. 8°.) IV. Jahrg. (1845), Nr. 35 [nach diesem geb. 16. Februar 1779, was unrichtig ist]. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 179. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1856, Nr. 118 [unter den „Tagsneuigkeiten“]. – Schindel (Carl Wilh. Otto Aug. v.), Die deutschen Schriftstellerinen des neunzehnten Jahrhunderts (Leipzig 1825, Brockhaus, 8°.) Bd. II, S. 85; Bd. III, S. 226. – Quérard (J. M.), La France littéraire (Paris 1835, Firmin Didot frères, 8°.) Tome VII, p. 54.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vergleiche dazu Sephine (Josephine Freiin von Münk geb. von Holzmeister).