BLKÖ:Pálffy von Erdöd, Johann (IV.)
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
---|---|---|---|
korrigiert | |||
<<<Vorheriger
Pálffy, die Fürsten und Grafen, Wappen |
Nächster>>>
Pálffy von Erdöd, Moriz Graf | ||
Band: 21 (1870), ab Seite: 218. (Quelle) | |||
[[| bei Wikisource]] | |||
Johann Pálffy (Palatin) in der Wikipedia | |||
Johann Pálffy von Erdőd in Wikidata | |||
GND-Eintrag: 133065367, SeeAlso | |||
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
| |||
|
[219] in Ungarn, nach Anderen zu Wien 20. August 1663, nach Stramberg geb. 20. August 1659, gest. 24. März 1751). Ein Sohn des Grafen Nikolaus (IV.) [S. 214, Nr. 28] aus dessen Ehe mit Eleonora Gräfin Harrach. Im Jahre 1681 trat Graf Johann als Volontär in’s Neuburg’sche, später Isenburg’sche Infanterie-Regiment. Im nämlichen Jahre noch kam er als Cornet zu dem Kürassier-Regimente seines Vetters, des Feldmarschalls Johann Karl (I.) und focht als solcher bei dem Entsatze von Wien (1683) mit. In einem späteren Gefechte mit den Türken soll Johann von diesen gefangen worden und in türkische Sklaverei gerathen sein, sich aber durch die Flucht auf einem Schifflein gerettet haben, welches Schifflein noch in den Dreißiger-Jahren unter dem Schloßthore in Bibersburg aufgehängt war und Fremden als Sehenswürdigkeit gezeigt wurde. Anders erzählt Bel in seiner „Notitia Hungaria“, tom. II, p. 188, die Geschichte dieses Kahns, welche sich nicht auf Johann, sondern auf Nikolaus (IV.) bezieht. Im Jahre 1684 wurde Graf Johann Rittmeister, machte die Belagerung und Erstürmung von Ofen mit und wurde im Jahre 1688 General-Adjutant des Prinzen Karl von Lothringen. Schon im folgenden Jahre wurde er Oberst im Huszaren-Regimente Czobor und nach dem wenige Monate später erfolgten Tode seines Schwiegervaters, des Grafen Adam Szobor, Inhaber genannten Regiments. Im churpfälzischen Erbfolgekriege machte er sich als glücklicher Parteigänger bekannt. Der Besatzung von Philippsburg spielte er einen schlimmen Streich. Vor ihren Augen ließ er durch etliche Huszaren eine Herde Ochsen und Schafe entführen, auf die man in Philippsburg vorzüglich gerechnet hatte. Die Franzosen thaten einen Ausfall, das Vieh zu retten, geriethen aber in einen Hinterhalt, wo Pálffy sie mit seiner Hauptmacht erwartete. 300 Mann Infanterie und 23 Officiere blieben von Seite der Franzosen auf dem Platze. Mehrere Officiere wurden gefangen und der Commandant des Ausfallcorps rettete sich vor ähnlichem Loose selbst nur durch die schleunigste Flucht. Im Jahre 1693 wurde P. General-Major und machte sich durch seinen verwegenen Muth ebenso dem Feinde, wie durch seine Kampflust im Duelle seinen persönlichen Gegnern gefürchtet. Eines seiner Opfer im Duelle war der Prinz Johann Friedrich von Württemberg, den er in einem Pistolenduelle so schwer verwundete, daß der Prinz bald darnach, am 15. October 1693, starb. Pálffy wurde darob vor ein Kriegsgericht gestellt, aber freigesprochen. Die Ursache dieses Zweikampfes wird von einem Pseudonym George in der Theodor Hell’schen „Abend-Zeitung“ 1840, Nr. 286–290, in einer historischen Novelle in Briefen, betitelt: „Kurzes Glück“, erzählt. Ein heftiges Gefecht bestand er im Jahre 1695 mit dem Marschall von Villars in der Nähe von Mainz, in welchem Graf Johann selbst schwer verwundet wurde. Nach dem Ryswiker Frieden übernahm der Graf die Stelle eines Landrichters in Ungarn. Im J. 1700 wurde er zum Feldmarschall-Lieutenant, 1704 zum Banus von Croatien, Slavonien und Dalmatien, 1709 zum Feldmarschall, in demselben Jahre auch an Franz Rákóczy’s Stelle zum Obergespan des Saroser Comitats, 1710 zum General-Commandanten von Oberungarn, 1724 zum Statthaltereirath und 1731 zum Beisitzer der Septemviraltafel [220] ernannt. 1732 trat er die Würde eines Obergespans und Schloßhauptmanns von Preßburg an, erhielt 1740 den Vließ-Orden und wurde in selbem Jahre commandirender General von Ungarn. Im Landtage von 1741 wurde er durch einstimmigen Aufruf zum Palatin erwählt und 1742 von Maria Theresia zum wirklichen geheimen Rath ernannt. Seinen Feldherrnruhm bewahrte er nicht nur durch vorzügliche persönliche Tapferkeit und Geistesgegenwart, sondern auch durch ein ungewöhnliches tactisches Talent. Frühe wurden schon diese großen Eigenschaften anerkannt und verschafften ihm stets neue Gelegenheit, sich immer mehr und mehr auszuzeichnen. So wurde er 1703, als Franz Rákóczy’s und Niklas Bercseny’s Verschwörung ausbrach, von dem damals wider die Franzosen fechtenden Heere abberufen und mit dem Oberbefehl der zur Beschützung Oesterreichs aufgestellten Macht betraut. Nachdem er sein Heer durch neue Werbung croatischer Truppen verstärkt hatte, ging er angriffsweise zu Werke und schlug 1704 mit Erbeville 40.000 Malcontenten bei Pudmeritz, rieb bei Oedenburg Ocskay’s Reiterschaaren auf, eroberte die Insel Muraköß und erschien gleich wieder mit Blitzesschnelle in der Schütt, wo er das bei Groß-Magendorf verschanzte Fußvolk in die Flucht schlug. 1708 siegte er vereint mit Heister’s Schaaren bei Trencsin über 60.000 Verbündete, eroberte ihr Lager und bemächtigte sich aller festen Schlösser und der ganzen Gegend bis an Polens Grenze. Nachdem solcher Gestalt die Macht der Verschworenen gebrochen war, schien es ihm an der Zeit, dem weiteren Vergießen des Bürgerblutes durch kluge Unterhandlungen ein Ziel zu setzen, und nachdem er Ocskay und Károlyi glücklich zum Gehorsam zurückgeführt, besprach er sich in dem Dorfe Vay eine ganze Nacht hindurch mit dem Fürsten Rakoczy, worauf sodann durch ihn als eigens hiezu Bevollmächtigten der allgemein erwünschte Friede (1711) zu Szathmar zu Stande gebracht und so durch ihn die langersehnte Ruhe im ganzen Ungarlande hergestellt wurde. Als 1716 die Pforte die Verpflichtungen des Karlowitzer Friedens gebrochen und Karl VI. sich mit der Republik Venedig gegen sie verbunden hatte, war Johann Pálffy einer der vorzüglichsten Helden, welche mit Eugen, Pálffy’s vieljährigem Freunde, im Lager bei Futak standen. Hier war es, wo er den gegen Peterwardein vorrückenden Feind recognoscirend, mit 1400 Huszaren und zwei Haufen schwerer Reiter vier Stunden lang gegen den Andrang von 40.000 Türken in geschlossenem Viereck sich heldenmüthig vertheidigte und endlich die ganze Uebermacht mit Einbuße von mehr als Tausend Todten und fünf Roßschweifen zum Weichen brachte, wodurch der Weg zu dem einige Tage darauf erfolgten großen Siege bei Peterwardein gebahnt wurde, an dem er abermals den rühmlichsten Antheil nahm. Bald darauf, als er mit dem Prinzen von Württemberg gegen Temesvár vorgerückt war und als Eugen die Belagerung eröffnete, schlug er den zum Entsatze herbeieilenden Belgrader Pascha und wirkte heldenmüthig zur Bezwingung dieser Festung. Im folgenden Jahre (1717) war es Pálffy, dem auch ein Antheil an dem vollständigen Siege bei Belgrad zugeschrieben werden muß. Da hierauf der Passarowitzer Friede erfolgte, widmete er diese Zeit der Waffenruhe der thätigsten Mitwirkung zur Bewerkstelligung der Annahme der pragmatischen Sanction. Als hierauf 1736 Kaiser Karl in Folge des zehn Jahre früher mit Rußland geschlossenen Bündnisses an dem Streite der Kaiserin Anna Ivánovna mit der Pforte Antheil zu nehmen gezwungen war, wurde Johann Pálffy als Führer der vertragsmäßigen Hilfsmacht von 30.000 Mann nach Futak gesandt, wo er jedoch im Lager unthätig verweilen mußte und später sich ganz zurückzog, worauf auch bald ein neuer Friede zu Belgrad erfolgte. Als einige Jahre daraus (1740) Karl sein Ende herannahen fühlte, ließ er noch in seinen letzten Augenblicken Pálffy berufen und empfahl die Erbin seiner Staaten seinem Schutze dringend. Wie bekannt, trat die junge Königin unter ungünstigen Verhältnissen ihre Regierung an. Noch vor ihrer Krönung wurde die Wahl des Palatins vorgenommen und traf Johann Pálffy, welcher am 26. Juni die Krone auf das Haupt der Königin, die ihn früher schon mit der Benennung „Vater“ beehrt hatte, setzte. – Als nach immer wachsender Wuth ihrer Feinde die Königin an dem denkwürdigen 11. September 1742 die Treue ihres ungarischen Volkes zum höchsten Enthusiasmus entflammte, war es Johann Pálffy, unter dessen Vorsitz die Reichsdeputation über die Mittel berathschlagte, den kräftigsten, schleunigsten Beistand zu leisten. Die Kaiserin selbst gestand es öffentlich in einem an Pálffy erlassenen Handschreiben dankbar zu: „daß das Glück ihrer Waffen und das Gelingen der wichtigsten Unternehmungen, vorzüglich der Hilfe, Tapferkeit, Geschicklichkeit und Klugheit der ungarischen Kriegsvölker (dieß sind eigene Worte) zuzuschreiben sei“. Als bald darauf des Preußenkönigs neuer Einfall in Böhmen Gefahr drohte, brauchte Theresia nur einige Prälaten und Magnaten eilig in Preßburg zur Berathschlagung zu versammeln, und alsbald war allgemeine Rüstung beschlossen, welche Johann Pálffy’s Palatinalschreiben an alle Behörden thätigst beförderte. Der Palatin selbst, unerachtet seines hohen Alters und der rauhen Jahreszeit, wollte als Oberfeldherr der ungarischen Insurrection den Kriegszug mitmachen und nur mit Mühe konnten ihn patriotische Freunde davon abhalten. Diesen Feuereifer des ehrwürdigen Greises ehrend, sandte ihm Theresia ihr eigenes reich geschmücktes Reitpferd, einen mit Diamanten besetzten goldenen Degen und einen Diamantring von großem Werthe sammt einem eigenhändigen Schreiben: „Mein Vater Pálffy! Ich sende Euch dieses Pferd, welches nur allein von dem Eifrigsten Meiner Unterthanen bestiegen zu werden würdig ist. Empfanget zugleich diesen Degen, um Mich wider Meine Feinde zu beschützen, und nehmet diesen Ring als das Kennzeichen Meiner gegen Euch tragenden Zuneigung an.“ Wie bemerkt, die Insurrection kam zu Stande, aber Pálffy war altershalber außer Stande, sie zu führen und mußte diese Ehre dem Feldmarschall Eßterházy überlassen. Im Jahre 1746 machte P. der Kaiserin, als diese der Jagdlust in Kittsee genoß, seine letzte Aufwartung. Seit Mitte 1750 begann sichtlich der Verfall seiner Gesundheit, er war aber auch bereits 87 Jahre alt, endlich mit Anbeginn des Jahres 1751 verschlimmerten sich seine Leiden so sehr, daß er ihnen auch in wenigen Wochen erlag. Unter kriegerischen Ehrenbezeugungen und großen Feierlichkeiten fand am 24. März seine Beisetzung statt. Der Graf Johann ist der Stifter der jüngeren Haupt- [222] oder sogenannten Johann’schen Linie; er war zweimal vermält, seit 4. October 1687 mit Theresia Gräfin Czobor und seit 28. August 1741 mit Maria Juliana Gräfin von Stubenberg. Aus erster Ehe waren 3 Söhne 4 Töchter, aus zweiter eine Tochter vorhanden. Von den Söhnen Johann (VI.), Paul Karl (III.) und Nikolaus (VII.) hatte jeder Nachfolge; aber nur jene des Nikolaus pflanzte sich bis auf die Gegenwart fort, in welcher Graf Johann (geb. 12. August 1829) und Gräfin Gabriele (geb. 17. November 1833), vermälte Emanuel Graf Andrássy, die noch lebenden Sproßen der von dem Palatin Johann (IV.) gestifteten jüngeren Hauptlinie, welche auch die Johannische Linie genannt wird, sind.
Pálffy von Erdöd, Johann (IV.) Graf (Palatin und Ritter des goldenen Vließes, geb. nach Einigen zu Vöröskö- (Csapodi, Ladislaus) Laudatio funebris excellentissimi herois comitis J. Pálffy ab Erdödi regni Hungariae palatini (Tyrn. 1751, 8°.). – Laurus Pálffyana, seu synopsis rerum foris domique gestarum immortali gloria pace belloque maximi herois Joann. comitis Pálffy, proregis (s. l. 1749, 8°.), [Ein Anonymus St. Z. besingt in einem Gedichte die Thaten des berühmten Palatins.] – Palatini Regni Hungariae bello paceque clarissimi e diversis scriptoribus Patriis, Exteris, Diplomatibus aliisque instrumentis literariis eruti etc. etc. (Tyrnaviae 1752, typ. асad. Soc. Jesu, kl. Fol.) p. 208–216. – Arneth (Alfred Ritter von), Maria Theresia’s erste Regierungsjahre (Wien 1863, 8°.) Bd. I, S. 90, 92, 2537–260, 262, 264, 270, 272, 273, 275, 277, 278, 285, 287, 288, 291, 298, 301 bis 303, 305, 310, 312, 371, 401, 404; Bd. II, S. 133, 442–556. – Derselbe. Prinz Eugen von Savoyen (Wien 1858, 8°.) Bd. I, S. 172; Bd. II, S. 155 u. f., 173 u. f. – Ungarischer Plutarch oder Biographien merkwürdiger Personen des Königreichs Ungarn. Aus authentischen Quellen geschöpft und ... dargestellt von Carl Vincenz Kölesy und Jakob Melzer (Pesth 1815, Eggenberger, 8°.) Bd. I, S. 243 u. f. – Thaten und Charakterzüge berühmter österreichischer Feldherren (Wien 1808, Degen, 8°.) Bd. II, S. 38. – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) XVII. Jahrg. (1826), Nr. 19, S. 103: „Grabschrift des Grafen Pálffy im Dome zu Preßburg“; XVIII. Jahrg. (1827), S. 760. – Porträt. Unterschrift: Graf Johann Palffy. P. Fendi del. Franz Xaver Eißner sc.