BLKÖ:Mittrovsky von Mittrowitz und Nemischl, das Herren- und Grafengeschlecht, Genealogie
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Mittrovsky, Albrecht von | |||
Band: 18 (1868), ab Seite: 387. (Quelle) | |||
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Wratislaw von Mittrowitz, die auch noch in der Gegenwart blüht – sind ein altes čechisches Adelsgeschlecht, dessen Spuren sich bis in das dreizehnte Jahrhundert zurück verlieren und das gegen das Ende des vierzehnten (1394), in welchem zwei Brüder, Andreas und Bohuslaw, das Gut Hoschtitz gemeinschaftlich besaßen, bereits urkundlich vorkommt. Was Wohldienerei und Speichelleckerei über den Ursprung des Prädicates Nemischl (welches auf das slavische nemysl, ich denke nicht, zurückgeführt wurde) gefabelt, und poetische Unfähigkeit in schlechte Verse verballhornt hat [vergl. die Oesterreichische Adelshalle (Wien 1842, 8°.) S. 204], das hier zu wiederholen, ist nicht der Platz; auch ist wenig daran gelegen, wie dieser und jener Name entstanden, wenn ihn nur der Träger desselben durch großherzige und edle Handlungen überhaupt zu Ehren gebracht. Die Mittrovsky, welche im Berauner und Taborer Kreise Böhmens ansässig waren, breiteten sich allgemach immer mehr und mehr aus, und obgleich sie in Böhmen am längsten blieben, erscheinen sie bereits im 18. Jahrhunderte in Mähren; und während sie in Böhmen und Mähren nach und nach immer mehr in den Hintergrund treten, ja in Mähren für ein Jahrhundert beinahe ganz verschwinden, tauchen sie in neuem Glanze in Schlesien, dann in Ungarn auf, und steigt namentlich im 18. und 19. Jahrhunderte der Name zu hohen Ehren. Die vielen Linien genealogisch zu verfolgen, bietet nach mehreren Seiten hin Schwierigkeiten: besonders schwer ist es, die ununterbrochene Aufeinanderfolge der einzelnen Geschlechter festzustellen, sicherer jedoch wird die genealogische Darstellung, sobald das Geschlecht aus seinem Dunkel hervortritt, wie dieß bei den Mittrovsky’s im 18. Jahrhunderte der Fall ist, von welchem Zeitpuncte an die Angaben auf der vorliegenden Stammtafel auch festgestellt sind. Die Stammeltern der drei heute noch blühenden Linien, a) der älteren, b) der jüngeren gräflichen und c) der ungarischen, sind Karl von Mittrovsky und Helene Freiin von Sobek und Kornitz. Von Karl’s Kindern pflanzte Ernst Mathias, der mit Diplom vom 12. März 1716 den Freiherrnstand erhielt, während sein jüngerer Bruder Maximilian schon mit Diplom vom 20. Juni 1705 in den Freiherrnstand erhoben wurde, das Geschlecht fort; den Ritterstand führte die Familie schon von 1534. Des Ernst Mathias Söhne, Johann Nepomuk, Maximilian Joseph und Johann Baptist, sind die Stifter der oberwähnten drei Linien, und zwar Johann Nepomuk in seinem Sohne Karl der ungarischen, Maximilian Joseph der älteren gräflichen und Johann Baptist der jüngeren gräflichen. Die beiden Letztgenannten wurden auch mit Diplom vom 11. September 1769 in den Grafenstand erhoben, den ihr Neffe Joseph Anton Franz schon zwei Jahre vor ihnen, mit Diplom vom 16. März 1767, erhalten hatte. Außerdem besitzt die Familie durch Allerh. Handschreiben vom 29. Juli 1837 an den Grafen Anton Friedrich die Landmannschaft in Tirol; seit dem Jahre 1846 das galizische Indigenat, das von dem galizischen Landtage dem Grafen Anton Friedrich verliehen und mit Allerh. Entschließung vom 22. März 1846 genehmigt wurde, und seit dem Jahre 1791 das ungarische Indigenat, das der ungarische Oberstkammergraf Karl Freiherr von M. erlangt hatte; überdieß auch noch die krainische Landstandschaft. Wie schon bemerkt, hob sich erst in den späteren Jahrhunderten die Familie zu hohem Glanze, und namentlich waren es der Staats- und Kriegsdienst, „tam toga quam sago“, wie es im Grafenstands-Diplome vom 16. März 1767 des Freiherrn Joseph heißt, in welchem sich die M. besonders hervorgethan. Schon die frühere, urkundlich nicht aufgehellte Zeit meldet [388] von dem tapfern Bohuslaw, der gegen die Türken kämpfte, das achtzehnte Jahrhundert aber nennt nun der Reihe nach den Grafen Max, k. k. General der Cavallerie, den Freiherrn Johann Nepomuk, k. k. Feldmarschall-Lieutenant, den Freiherrn Anton Ernst, k. k. General-Major, der in den preußischen Kriegen das rechte Bein verloren, den Grafen Joseph Anton, k. k. Feldzeugmeister, einer der Ersten auf den Bastionen der im Sturme genommenen Festung Schweidnitz und Candidat des Maria Theresien-Ordens, der ihm jedoch nicht zu Theil geworden, und Freiherrn Anton, k. k. Feldmarschall-Lieutenant, die alle entweder in den Türkenkriegen der letzten Jahrzehnde des 18. Jahrhunderts, oder in den Kriegen gegen Preußen und in jenen zu Anbeginn unseres Jahrhunderts gegen Frankreich gefochten und sich ausgezeichnet haben. Auch im Rathe des Monarchen als Staatsmänner finden sich ihre Namen und sind es vornehmlich zwei Mittrowsky, die sich bleibender Erinnerung werth gemacht, der Appellationsgerichts-Präsident Johann Baptist Graf M. und der Oberste Hofkanzler Anton Friedrich Graf M., der erste und einzige Ritter des goldenen Vließes im Hause der Mittrowsky. Mit welcher Liebe sie der Pflege der Wissenschaften oblagen, dafür sprechen deutlich genug der vorgenannte Graf Anton Friedrich, dann Graf Johann Baptist, einer der ersten Humanisten seines eigenen Vaterlandes Mähren, und Graf Johann Nepomuk, den ein zu frühes Ende der Naturwissenschaft entriß, der er sich mit besonderer Vorliebe zugewendet. Bemerkenswerth hingegen ist, daß mit Ausnahme eines Einzigen, des Freiherrn Gottfried, des ältesten Sohnes des Freiherrn Ernst Mathias, der Prämonstratenser in Breslau war, kein Mittrowsky die geistliche Laufbahn erwählte. Ja einer derselben, der Freiherr Karl, der anfänglich in die Gesellschaft Jesu getreten, verließ später dieselbe, um im Staatsdienste, und zwar im Bergwesen, gleich seinem Vater, dem Freiherrn Johann Nepomuk, ausgezeichnete Dienste zu leisten. – Durch Heirathen traten die M. mit den höchsten Familien des deutschen, ungarischen und böhmischen Adels in Verbindung, und sie sind verschwägert mit den gräflichen Geschlechtern der Pergen, Kellersberg, Dietrichstein, Salis-Zizers, Ugarte, Clam-Gallas, Wrbna, Zierotin, Hallweil, Koháry und mit vielen anderen. Der Grundbesitz dieses Hauses hat durch Heirathen, Erbschaften, Käufe vielfach gewechselt; zur Zeit besteht er in Mähren aus den Allodial-Herrschaften Pernstein und Bystrzitz mit dem Gute Rozinka, in Ungarn aus der Herrschaft Szarvás, welche sämmtlich der älteren gräflichen Linie angehören, und aus der Herrschaft Myszowa in Galizien, im Jahre 1861 noch Eigenthum der jüngeren gräflichen Linie. Ueber das Mittrovsky’sche Familien-Fideicommiß vergleiche das Nähere unter den Hervorragenden Sproßen des Herren- und Grafengeschlechtes der M., bei Johann Nepomuk Karl, S. 390, Nr. 11.
I. Zur Genealogie des Herren- und Grafengeschlechtes Mittrovsky von Mittrowitz und Nemischl. Die Mittrovsky, bald mit zwei t, bald wieder mit einem w, bald mit einem v geschrieben, mit den Prädicaten von Mittrowitz und Nemischl – nicht zu verwechseln mit einer andern slavischen Familie, mit jener der- Quellen zur Genealogie, a) Handschriftliche. Freiherrn-Diplom für Maximilian von Mittrovsky ddo. 20. Juni 1705. – Freiherrn-Diplom für Ernst Mathias von M. ddo. 12. März 1716. – Grafenstands-Diplom für die Brüder Maximilian Joseph und Johann Baptist Freiherrn von M. ddo. 11. September 1769. – Grafenstands-Diplom für Joseph Freiherrn von M. ddo. 16. März 1767. – Verleihung der tirolischen Landmannschaft ddo. 27. Juli 1837 – und Galizisches Indigenat ddo. 22. März 1826. – b) Gedruckte. Beschreibung der bisher bekannten böhmischen Privatmünzen und Medaillen. Herausgegeben von dem Vereine für Numismatik in Prag. Beschrieben von Heinrich Ottocar Miltner (Prag, 4°.) I. Abtheilung: Personenmünzen, S. 361–367. – Schriften der historisch-statistischen Section der k. k. mährisch-schlesischen Gesellschaft des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde (Brünn, gr. 8°.) III. Heft (1852), S. 3–40: „Die Grafen und Freiherren Mittrovsky von Mittrowitz und Nemischl“, von Christian d’Elvert. – Der altböhmische Adel und seine Nachkommenschaft, nach dem dreißigjährigen Kriege. Historisch-genealogische Beiträge von Franz Vlasák (Prag o. J. [1866], Styble, 12°.) S. 95. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 694; Bd. VI, S. 359. – Kneschke (Ernst Heinr. Prof. Dr.), Deutsche Grafenhäuser der Gegenwart (Leipzig 1853, T. O. Weigel, 8°.) Bd. III, S. 122. – Derselbe. Neues allgemeines deutsches Adels-Lexikon (Leipzig, Voigt, 8°.) Bd. VI, S. 310. – Großes vollständiges (sogenanntes Zedler’sches) [389] Universal-Lexikon (Halle und Leipzig, Joh. H. Zedler, kl. Fol.) Bd. XXI, Sp. 553. – Gothaisches genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser (Gotha, Just. Perthes, 32°.) Jahrg. 1861, S. 549; Jahrg. 1864, S. 554; Jahrg. 1868, S. 556. – Historisch-heraldisches Handbuch zum genealogischen Taschenbuche der gräflichen Häuser (Gotha 1855, J. Perthes, 32°.) S. 608. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Frz. Lad. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. V, S. 374. – Nagy (Iván), Magyarország családai czimerekkel és nemzékrendi táblákkal, d. i. Die ungarischen Familien mit Wappen und Stammtafeln (Pesth 1860, Mor. Ráth, 8°.) Bd. VII, S. 517.
[396a] [WS 1] | ||||||||||||
Stammtafel des Herren- und Grafengeschlechtes Mittrovsky von Mittrowitz und Nemischl. | ||||||||||||
Andreas von Nemischl. Bohunka von Milicin. Johann um 1450. Alena Maloveč. | ||||||||||||
Nikolaus 1465. | Bohuslaw 1489 [6][1]. Katharina Osecansky. Bohuslaw † 1531. Anna von Konec-Chlum. | |||||||||||
Johann. | Heinrich 1563. | Peter. | Georg † 1561. | |||||||||
Bohuslaw. | Ctibor. | Adam. | Karl. | Wenzel † 1596. Magdalena Donat. † 1614. | ||||||||
Bohuslaw † 1608. Georg. Esther von Lazansky. |
Georg. | Wenzel. | Litwin. | Karl. | Wilhelm † 1599. Peter † 1656. Wilhelm Heinrich † 1682. Anna Katharina von Dondleb. |
Burian. | ||||||
Heinrich † 1614. |
Friedrich † um 1619. |
Peter 1617. Eva Freiin von Larisch. Karl. Helena Freiin von Sobek und Kornitz. |
Anna vm. Moravcky von Raudnitz. |
Katharina vm. Eysak von Rychnow. | ||||||||
Wenzel, S. J. 1688. |
Leopold Franz. | Franz Sezyma † 1720. Katharina Barbara von Hlozkov auf Zampach. | ||||||||||
Ernst Mathias Freiherr 1716 [7] geb. 1676, † 5. März 1748. 1) N. N. 2) Maria Theresia Freiin von Lehotzky, nachmals vm. Anton Gf. Sereni † 13. August 1759. |
Rudolph † 1693. Angela Susanna Mosov von Bitendorf. Zwei Töchter. |
Ludwig Joseph. | Maximilian Ritter von M. 1705 Freiherr. † 1714. Susanna Theresia Mosov von Bitendorf. Karl Maximilian [15]. |
Johann Wenzel. | Johann Joseph, Malteser, † 1737. |
Ferdinand. | ||||||
Ungarische Linie. | Aeltere gräfliche Linie. | Jüngere gräfliche Linie. | ||||||||||
Gottfried, Prämonstratenser. |
Helena Constantia vm. v. Frey. |
Johann Nepomuk Freiherr [9] † 3. Juni 1760. Maria Kasimira Freiin von Blankowsky † 11. September 1781. |
Ernst Benjamin Freiherr geb. 1706, † 1774. Maria Theresia Freiin Jokai. |
Maximilian Joseph [16] Graf 1769, geb. 30. Mai 1709, † 18. Jänner 1782. 1) Maria Theresia Gräfin Heußler v. Heitersheim † 14. August 1759. 2) Maria Josepha Gräfin Chorinsky, verwitw. Gräfin Halweil † 7. December 1770. Johann Nep. Graf [S. 394] geb. 20. Jänner 1757. † 20. Mai 1799. Antonia Gräfin Zierotin geb. 13. September 1765, † 20. März 1804. |
Anna Eleonora vm. Freih. von Nimptsch. |
Maximiliana. | Barbara vm. 1) Ferdinand Rzikowsky auf Dobrzicz. 2) Freih. von Lagelberg. |
Johann Baptist [S. 392] Graf 1769, geb. 28. Jänner 1736, † 18. Jänner 1811. 1) Josepha Gräfin Pergen geb. 16. September 1743, † 29. Jänner 1796. 2) Maria Anna Gräfin Ugarte, verwitw. Freiin Hauspersky von Fanal geb. 1737, † 21. Februar 1798. |
Johanna Josepha vm. 1) Johann Anton Gf. v. Althan. 2) Duca di Casserano. | |||
Joseph Anton Franz [S. 396] Graf 1767, geb. 28. December 1733, † 2. März 1808. Karolina Gräfin Kohàry † 15. Jänner 1801. |
Anton Ernst Freih. [3] geb. 16. Juni 1735, † 30. November 1813. |
Maria Anna geb. 18. December 1736. vm. Friedrich Gf. Desfours. |
Karl Freih. [14] geb. 3. August 1738, † 23. März 1816. N. N. Joseph Freih. v. |
Andreas Franz geb. 14. October 1745, †. | ||||||||
Alois geb. 1765 † 13. September 1824. N. von Smitmer. |
Anton Friedrich [S. 384] geb. 20. Mai 1770. † 1. September 1842. Leopoldine Gräfin Klebelsberg geb. 13. October 1773, † 16. September 1831. | |||||||||||
Wilhelm Graf geb. 16. Mai 1789, † 7. Juni 1857. Josepha Freiin Schröfl von Mansperg geb. 1794, † 5. October 1834. |
Onuphrie Emma vm. Moriz Graf Braida. |
Aloisia geb. 1799, † 27. Juni 1823. |
Anton Friedrich [4] geb. 16. April 1801, † 19. August 1865. 1) Adelheid Gräfin Clam-Gallas † 7. Februar 1836 2) Therese Gräfin Wrbna geb. 1. April 1812. |
Joseph [12] geb. 14. Juni 1802. |
Leopoldine geb. 6. April 1809, vm. Joseph Freiherr von Honrichs † 11. November 1861. | |||||||
Wladimir [17] geb. 17. Juni 1814. 1) Antonia Josepha Gräfin Dietrichstein geb. 11. Februar 1821, † 3. December 1847. 2) Julie Gräfin Salis-Zizers geb. 5. October 1832. |
Maria vm. Stephan Gf. Batthyány. |
Luitgarde geb. 1817, 28. Februar 1832. | ||||||||||
Leopoldine geb. 31. Juli 1835, vm. Julius Freiherr von Simbschen. |
Anton Friedrich geb. 14. Juni 1840. |
Marie geb. 15. April 1842. |
Eugen geb. 6. Juli 1843. |
Franziska, Leonie, |
Zwillinge, geb. 8. Nov. 1846. | |||||||
Franz Alphons geb. 30. Sept. 1845. |
Ernst Wladimir geb. 12. April 1847. |
Therese Julie geb. 30. März 1851. |
Josephine Julie geb. 29. Nov. 1852. |
Emma Julie geb. 7. Dec. 1854. |
Wladimir Joseph Maria geb. 27. Juli 1864. |
Marie Alphonsine geb. 6. Jänner 1867. |
- ↑ Die in den Klammern [ ] befindlichen Zahlen weisen auf die kürzeren Biographien, welche sich auf S. 384–398 (Nr. 1–16) befinden, wenn aber ein S. voransteht, auf die Seitenzahl, auf welcher die ausführliche Lebensbeschreibung des Betreffenden steht.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ In der Vorlage ohne Seitenzahl.