BLKÖ:Liechtenstein, Franz de Paula Joachim Fürst

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 15 (1866), ab Seite: 143. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Franz de Paula von und zu Liechtenstein in der Wikipedia
Franz de Paula von und zu Liechtenstein in Wikidata
GND-Eintrag: 136698395, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Liechtenstein, Franz de Paula Joachim Fürst|15|143|}}

Liechtenstein, Franz de Paula Joachim Fürst (General der Cavallerie und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Wien 25. Februar 1802). Ein Sohn des Fürsten Johann Joseph aus dessen Ehe mit Josephine Sophie Landgräfin von Fürstenberg. Betrat gleich seinem Vater die militärische Laufbahn, im Mai 1821, als Lieutenant, im ehemaligen 1. Chevauxlegers-Regimente. In der langen Friedensepoche stieg er rasch von Stufe zu Stufe, wurde im December 1823 Oberlieutenant im Uhlanen-Regimente Erzherzog Karl Nr. 3, im Jahre 1825 Seconde-Rittmeister bei Schwarzenberg-Uhlanen und im Jahre 1828 Escadronscommandant bei Erzh. Karl-Uhlanen; im Jahre 1832 Major im Huszaren-Regimente seines Vaters Nr. 7, im Jahre 1835 Oberstlieutenant im Huszaren-Regimente Nr. 5 und im Jahre 1837 Oberst im Huszaren-Regimente Nr. 9. Im Jahre 1844 zum General-Major befördert, erhielt er eine Brigade in Prag, wo er sich befand, als im Jahre 1848 die Revolution in Italien ausbrach. Nun erhielt er den Befehl einer Brigade bei dem in Italien aufgestellten, von dem Feldmarschall-Lieutenant Welden befehligten Reservecorps. Bei Treviso (13. Juni) brachte er die durch das starke Feuer der Feindes in Unordnung gerathene Plänklerkette der Unseren zum Stehen und führte sie, durch den feindlichen Kugelregen unbeirrt, in ihre frühere Stellung zurück. Später erhielt er Befehl, die hartbedrängte Garnison in der Citadelle von Ferrara zu verproviantiren. Mit einem 5000 Mann starken, mit Geschütz und Artillerie versehenen Corps brach er in der Nacht vom 12. auf den 13. Juli von Legnago auf und erschien ganz unvermuthet am 14. gegen Mittag vor Ferrara. Der überraschte Gegner wollte im Anbeginne Widerstand leisten, gab jedoch, als er unsere Colonnen sah, dieses Vorhaben auf und ergriff die Flucht. Der Fürst schloß nun mit der Stadt eine Convention ab, zufolge welcher sie sich verpflichtete, der Garnison der Citadelle eine Verproviantirung für zwei Monate zu liefern, ferner für die Spitäler und Kranken in der Stadt Sorge zu tragen. Dieß alles hatte der Fürst so rasch zu Ende gebracht, daß er schon am 15. [144] wieder seinen Rückmarsch über den Po antreten konnte. Um den Plan der weiteren Operationen gegen den Feind zu besprechen, war er nach Mantua zu General Gorzkowski geeilt, indessen war der Feind in der ganzen Gegend bereits so weit vorgedrungen, daß der Fürst vergebens versuchte, zu seinem Corps zurückzukehren. Erst nach der Schlacht von Custozza und dem Entsatze Mantua’s konnte der Fürst wieder den Befehl seiner Brigade übernehmen und machte nun alle Operationen bis zum Waffenstillstande von Mailand mit. Nach Beendigung des ersten Feldzuges in Italien begab sich der Fürst in das Hauptquartier des Fürsten Windischgrätz und befehligte im Treffen bei Schwechat (30. October 1848) die Reiterei. Noch im December d. J. zum Feldmarschall-Lieutenant befördert, erhielt er, als der ungarische Winterfeldzug eröffnet wurde, das Commando einer Cavallerie-Division im Reserve-Corps und mit der Attaque bei Hatván (6. April 1849), ferner bei Komorn (26. d. M.) zeichnete er sich besonders aus. Im Sommerfeldzuge des Jahres 1849, in welchem der Fürst zuerst eine Division im 1. Corps des Generals der Cavallerie Grafen Schlik befehligte, zeichnete er sich vor Raab, Komorn, im Gefechte bei Uj-Szegedin und in der Schlacht bei Szörög aus. Vor Raab (28. Juni) vertrieb er an der Spitze der Brigade Bianchi die in den Schanzen von der Vorstadt Sziget aufgestellten Abtheilungen, traf sonst noch die geeigneten Dispositionen, um den Feind, der sich nun in die Vorstadt selbst geworfen und dort Posto gefaßt, zurückzuwerfen, drang mit ausgezeichneter Tapferkeit zu Fuß an der Spitze der Brigade in die Vorstadt und mit der von der Wiener Vorstadt heranrückenden Brigade Benedek zugleich in das Innere der Stadt. Nicht minder tapfer focht er an den beiden Tagen vom 11. und 12. Juli vor Komorn, und erhielt nun, nachdem Feldmarschall-Lieutenant Wohlgemuth zum Civil- und Militär-Gouverneur von Siebenbürgen war ernannt worden, das Commando des 4. Armee- (oder Reserve-) Corps. Im Gefechte bei Uj-Szegedin (3. August) erzwang er mit der Brigade Jablonowski und einem Theile der Brigade Benedek im Angesichte des Feindes den Uebergang über die Theiß und erhielt von dem Splitter einer platzenden Granate eine Wunde am Fuße, welche ihn jedoch nicht abhielt, zwei Tage später (5. August) an der Schlacht bei Szörög Theil zu nehmen, wo er seine Abtheilungen zum Sturme auf den von dem Feinde hartnäckig vertheidigten Damm führte und sich so des Schlüssels der feindlichen Stellung bemeisterte. Der blutige Schlachttag vor Temesvár beschloß diesen Feldzug, und an dem siegreichen Erfolge desselben hatte auch der Fürst wesentlichen Antheil, da er freiwillig und plötzlich auf dem Kampfplatze erschien und mit der Division Herzinger, welche der Fürst in forcirten mehrtägigen Märschen zur Unterstützung der Unseren herbeigeführt hatte, zu einer Zeit in’s Feuer rückte, als die Entscheidung nahe bevorstand, und diese durch den herbeigeeilten feindlichen Landsturm sich nichts weniger als zu unserem Vortheile stellte. Die Ergebnisse dieses Sieges waren glänzend. Der Fürst mit seinem, dem 3. Armeecorps und der Cavallerie-Division Wallmoden erhielt Befehl, den zersprengten Feind zu verfolgen, und führte diese nach drei verschiedenen Richtungen angeordnete Verfolgung so glücklich aus, daß bei Szlatina 1200 Mann mit 76 Geschützen, bei [145] Déva 4000 Mann mit 24 Geschützen, bei Karansebes 3000 Mann mit 36 Geschützen, im Ganzen 8200 Mann mit 136 Geschützen, zur unbedingten Capitulation gezwungen wurden. In der 157. Promotion (vom 26. März 1850) wurde der Fürst für sein ausgezeichnetes Verhalten im ungarischen Feldzuge mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet. Der Fürst, der sich als besonders tüchtiger Reitergeneral bewährt, wurde nach eingetretenem Frieden zum Commandanten des Cavalleriecorps und am 27. November 1859 zum General-Cavallerie-Inspector ernannt. Als das kais. Patent vom 5. März 1860 eine Verstärkung des Reichsrathes durch außerordentliche Reichsräthe anordnete, wurde auch der Fürst Franz als lebenslänglicher Reichsrath in denselben, und als später ein Herren- und Abgeordnetenhaus gebildet wurden, mit Allerh. Handschreiben vom 18. April 1861 als Mitglied auf Lebensdauer in das Herrenhaus berufen. Im verstärkten Reichsrathe ergriff der Fürst bei einigen Gelegenheiten das Wort, und als in der 8. Sitzung (11. September 1860) die Frage wegen Verwendung des Militärs zu öffentlichen[WS 1] Arbeiten, wie Maager sie beantragt hatte, verhandelt wurde, stellte der Fürst, der sich entschieden gegen eine solche Verwendung aussprach, zur Bekräftigung seiner Ansicht an Maager die Frage: „Ob er (Maager) oder ich (der Fürst) wenn wir in dem Falle wären, ebenso gern den Schubkarren wie die Muskete zur Hand nehmen würden?“ In der 19. Sitzung (vom 26. September 1860) aber, in welcher er dem Majoritätsantrage beistimmte [zum Verständniß der Situation wird, um Wiederholungen zu vermeiden, auf die Biographie des Dr. Franz Hein, Bd. VIII, S. 215, gewiesen], sprach er die namentlich im Hinblicke auf die heutigen Verhältnisse (Jänner 1866) denkwürdigen Worte: „Im Minoritätsantrage sehe ich eine Farbe, welche mir durch die Rede eines der Herren Reichsräthe klar geworden ist, – diese Farbe ist nicht die meinige – ich kann daher der Minorität nicht beistimmen. Ich finde auch eine Vereinigung der Majorität mit der Minorität gerade aus dieser Rücksicht schwer denkbar, so sehr ich sie auch wünschen würde. In der Idee eines Parlaments, eines österreichischen Parlaments, im neuen Schnitte, sehe ich aber eine Wiederholung des Thurmbaues von Babylon. Wir haben ihn schon einmal erlebt, und die Jahre 1848–1851 waren uns Beweise für die Unhaltbarkeit eines solchen Gebäudes. Es würde gewiß gleich dem ersten Thurmbau von Babel nicht ausgebaut werden und einstürzen.“ Außer dem Maria Theresien- besitzt der Fürst österreichischer Seits noch den Leopold-Orden und den Orden der eisernen Krone 1. Classe; vom Auslande den russischen Alexander Newsky-Orden und den Annen-Orden 2. Classe, beide in Brillanten, außerdem noch andere russische Auszeichnungen; das Groß-Officierskreuz der französischen Ehrenlegion und Orden von Hannover, Sardinien u. A.; auch ist der Fürst seit 1849 Inhaber des 9. Huszaren-Regiments. Seit 3. Juni 1841 mit Julie gebornen Gräfin Potocka vermält, stammen aus dieser Ehe Fürst Alfred (geb. 11. Juni 1842), Fürst Alois (geb. 18. November 1846), Fürst Heinrich (geb. 16. November 1853). Eine Tochter, Prinzessin Josephine (geb. 22. April 1844), ist bereits im Jahre 1856 gestorben.

Oesterreichische illustrirte Zeitung (Wien, 4°.) IV. Jahrgang (1854), Nr. 228: [146] „Fürst Franz de Paula Joachim Liechtenstein“. – Hirtenfeld (J. Dr.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, 4°.) S. 1709 u. 1754. – Oesterreichischer Soldatenfreund, herausg. von J. Hirtenfeld (Wien, gr. 4°.) Jahrg. 1851, S. 212: „Ehrenhalle. XXVIII.“ – Verhandlungen des österreichischen verstärkten Reichsrathes 1860. Nach den stenographischen Berichten (Wien 1860, Manz, 8°.) Bd. I, S. 212, 242; Bd. II, S. 221 u. 388. – Porträte. 1) Lithographirt von Kriehuber; – 2) lithographirt von Dauthage (beide Wien, bei Neumann, Halb-Fol.).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: öffenlichen.