BLKÖ:Gorzkowski von Gorzkow, Karl Ritter

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 5 (1859), ab Seite: 275. (Quelle)
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Gorzkowski von Gorzkow, Karl Ritter (General der Cavallerie, Ritter des Mar. Theresienordens, geb. zu Babyce in Galizien 1778, gest. zu Venedig 22. März 1858). Entstammt einer galizischen Adelsfamilie. Trat am l. Nov. 1792 als Cadet in das Chevauxleg.-Reg. Herzog von Modena, machte mit selbem die Feldzüge 17 93–96 mit, kam im Oct. 1796 als Garde- und Unterlieutenant zu der seit 1792 mit der ersten Arcieren-Leibgarde einverleibten poln. Abtheilung, und von da zu Ende 1797 als Oberlieutenant zu Merveldt-Uhlanen. Im Jahre 1799 wurde G. bei Stockach u. 1800 bei Ulm verwundet, rückte im März 1801 zum 2. Rittmeister bei Erzh. Karl-Uhlanen, und im Dec. 1804 zum ersten Rittmeister vor. Dem Feldzuge 1805 wohnte er in Italien bei, rückte im Dec. 1807 zum Major und im Aug. 1809 zum Oberstlieutenant im Regimente vor. Im Feldzuge letzteren Jahres bei dem 5. Armeecorps in der Brigade des GM. Grafen Radetzky zugetheilt, nahm er den thätigsten Antheil an allen Avant- und Arrieregarde-Gefechten, in welchen sich diese Brigade Ruhm erworben hatte. Den Feldzug gegen Rußland (1812) machte er mit dem Regimente bei dem Auxiliarcorps mit, rückte im Oct. dess. J. zum Obersten vor, und kam im darauffolgenden Kriege gegen Frankreich zur Armee in Italien. Mit 1. Juni 1820 zum Generalmajor befördert, kam er als Brigadier nach Kaschau, 1829 nach Eperies, wurde im März 1831 Feldmarschall-Lieutenant und Divisionär in Italien, dann in Brünn und 1833 in Prag. 1839 erhielt G. den Ruf als Militär-Commandant nach Laibach, später nach [276] Troppau; wurde am 21. October 1846 General d. Cav., kurz darauf Festungs-Commandant in Mantua. Als 1848 die Revolution in Italien ausbrach, befand sich die Festung Mantua in einem traurigen und unhaltbaren Zustande; die Garnison war schwach und bestand größtentheils aus italien. Truppen, welche schon lange vorher von ihren Landsleuten im revolutionären Sinn bearbeitet waren; die über 30,000 Seelen zählende Bevölkerung war österreichfeindlich gesinnt. G.’s würdevoller Haltung, Klugheit und Strenge, welche von dem aufopferndsten Benehmen des Officiercorps unterstützt wurden, gelang es, die bereits wankenden Truppen bei ihrer Fahne zu erhalten und jeden Kampf mit den Bewohnern zu vermeiden, bis endlich Truppenverstärkungen eintrafen, wodurch die Festung glücklich gerettet wurde. G. erklärte nun selbe in Belagerungszustand, ließ am 26. März die Einwohner entwaffnen und hielt die Ruhe durch energische Maßregeln aufrecht. Trotz unzulänglichen Mitteln setzte er die Festung in vollkommenen Vertheidigungszustand, so daß sie jede ernste Belagerung aushalten konnte. Schon am 19. April unternahmen die Piemontesen eine Demonstration gegen das Fort Bellfiore, welche jedoch fruchtlos blieb, und am 21. schloß der feindliche Gen. Lieut. d’Arco-Ferrari die Festung ein; durch wiederholte Ausfälle wurde aber eine enge Cernirung verhindert und die Verbindung mit Verona und Legnago meistentheils offen erhalten. Erst am 13. Juli gelang es Karl Albert, Mantua einzuschließen und alle nach der Festung führenden Haupt- u. Nebenstraßen zu sperren. G. fügte aber dem Feinde durch das Festungsgeschütz und Ausfälle den möglichsten Schaden bei, bis am 27. Juli durch die Niederlage der Piemontesen bei Custozza und Somma Campagna die Cernirung aufgehoben wurde. Für die Erhaltung dieses wichtigen Platzes erhielt G. am 27. Nov. 1848 das Ritterkreuz des Milit. Mar. Theresienordens. Als 1849 die östr. Truppen unter FML. Grafen Wimpffen in das römische Gebiet einrückten, folgte G. denselben mit einem Corps als Verstärkung nach, traf am 14. Mai vor Bologna ein u. blieb nach Einnahme der Stadt als Militär- und Civil-Gouverneur daselbst zurück. Nach der Einnahme von Venedig (1849) wurde er zum Militär- und Civilgouverneur daselbst, im Oct. dess. J. zum Festungsgouverneur in Olmütz ernannt, im J. 1850 aber in der früheren Anstellung nach Venedig übersetzt. Letzteren Posten behielt G. bis an seinen Tod, der ihn im Alter von 80 J. dem Vaterlande entriß. G., dessen ritterliches Benehmen selbst dem Feinde Achtung abdrang, hatte während seiner thatenreichen Laufbahn viele Ehren erfahren. Sein Monarch ernannte ihn 1817 zum wirkl. Kämmerer, 1839 zum 2. Inhaber des 3. Kürassier-Regiments König von Sachsen, 1847 zum geh. Rath, und schmückte ihn 1836 mit dem Orden der eisernen Krone 2. Classe, 1819 mit demselben 1. Classe. Ferner hatten ihn Rußland, Sachsen, Hannover, Sicilien und Se. Heil. der Papst mit ihren Orden ausgezeichnet. G. blieb bis an seinen Tod im Dienste. In der letzten Zeit seines Lebens schmälerten das hohe Alter und Leiden seine Geisteskräfte, doch verfügte er in seiner letzten Krankheit in voller Ordnung über sein ungeheueres Vermögen (s. unt. das Testament). Man erzählt sich von ihm mancherlei Züge, welche in ihm eine jener grotesken Heldenfiguren erkennen lassen, die täglich seltener werden, und die gerade im Kriege 1859 am rechten Platze gewesen wären.

Strack (Joseph), Die Generale der österreichischen Armee (Wien 1850, J. Keck u. Sohn, kl. 8°.) S. 112. – Hirtenfeld (J. Dr.), Der Militär-Maria-Theresien-Orden und seine Mitglieder ... (Wien 1857, Staatsdruckerei, [277] 4°.) S. 1489 und 1752. – Oestr. Militär-Konversations-Lexikon. Herausg. von Hirtenfeld u. Dr. Meynert (Wien 1851) II. Bd. S. 761. – Osservatore dalmato (Zara, Fol.) 1858, Nr. 64 u. 65. – Menzioni onorifiche a defonti di Venezia. Primo Semestre 1858 (Venedig, Perini, 8°.) S. 21. – Gazzetta uffiziale di Venezia 1858, Nr. vom 8. April. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1858, Nr. vom 24. März. – Der Humorist (Wiener Unterhaltungsblatt) 1858, Nr. 69. – Rittersberg, Kapesní slovníček, d. i. Taschenwörterbuch (Prag 1850, kl. 8°.) I. Bd. S. 512. – Pražské Noviny, d. i. Prager Neuigkeiten 1858, Nr. 77. – Gwiazdka Cieszyńska, d. i. Das Sternlein von Teschen (ein schlesisches Volksblatt) 1858, Nr. 15. – Porträte. 1) Unterschrift: Gorzkowski. General der Cavallerie. Melch. Fontana dis. Pr. Lit. Kirchmayr. Fol. – 2) Eine zweite und gute Lithographie erschien in der Suite der österr. Helden von 1848 u. 1849, welche der Kunsthändler L. T. Neumann in Wien herausgab (1850, Folio). – G.’s Testament. Wanderer (Wiener politisches Blatt) 1858, Nr. 80, Abendblatt: „Testament des FZM. Gorzkowski“ [nach dems. beträgt der gesammte Nachlaß 41/2 Million fl. Der Haupttheil der Erbschaft ging an seine Verwandten in Galizien und an die seiner verstorbenen Gemalin, einer gebornen Szapary, in Ungarn über. Universalerbe ist der galizische Graf Lewicki, ein Sohn von G.’s Tante. Seine reiche und werthvolle Waffensammlung erbte sein Neffe Graf Szapary. Besondere Legate an treue und theuere Personen bekundeten ganz den hochherzigen und wackeren Soldaten. Obgleich sein Palast in Venedig und seine Villa in Mira zum Verkaufe kamen, sorgte doch eine Clausel des Testaments für die Ungestörtheit seiner letzten Ruhestätte, wornach 200 Napoleonsd’ors zur Bestellung der Capelle in Mira bestimmt und zur Bildung eines eisernen Fonds ein Theil der vom Verkauf der Mobilien gelösten Summe geschlagen werden sollte. Ueberdies hatte er sich ein bescheidenes prunkloses Begräbniß ausbedungen. Auch die Armen waren in seinem letzten Willen bedacht].