BLKÖ:Lang, Joseph Nikolaus

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Lang, Thomas
Band: 14 (1865), ab Seite: 86. (Quelle)
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Lang, Joseph Nikolaus (Münz- und Medaillen-Graveur, geb. zu Innsbruck im J. 1776, gest. zu Wien im Jahre 1835). Ein Sohn des berühmten Graveurs Thomas L. [s. d. S. 89]. Kam im Alter von fünfzehn Jahren nach Wien. Obgleich er Lust zum Lernen und überhaupt gute Anlagen besaß, hatte doch sein Vater nichts weniger als die Absicht, ihn die wissenschaftliche Laufbahn ergreifen zu lassen; ja ungeachtet ein Wohlthäter der Familie, Freiherr von Daiser, Hofrath bei der Staatskanzlei, sich des Knaben annahm und die Auslagen für seinen Unterricht bestritt, ging doch dem Vater die Kunst über Alles und sein Sohn sollte nicht bloß der Erbe seines Ruhmes, sondern auch der Nachfolger in der Ausübung seiner Kunst werden. Die einförmige, anfänglich mehr mechanische Arbeit beim Graviren der Stanzen und Walzen zu den Metallwaaren der Fabriken wich bald einer edleren Beschäftigung, als sich unter der trefflichen Anleitung des damaligen Directors der Graveur- und Medailleurschule an der Wiener Akademie der bildenden Künste, Johann Hagenauer Bd. VII, S. 193], das Talent des Jünglings zu den schönsten Hoffnungen berechtigend entfaltete. Für eine im Octavformate auf Schiefer erhaben ausgeführte Venus, welche bemüht ist, den Rosendorn aus dem Fuße zu ziehen[WS 1], erhielt L. im Jahre 1793 den ersten, und für einen medaillenförmig in Stahl erhaben geschnittenen Mercur im Jahre 1794 den zweiten Preis. Bald darauf wurde L. über Vorschlag Hagenauer’s im k. k. Münzamte mit einem Taggelde angestellt, bis er im Jahre 1796 die erste Stelle unter den Münz- und Medaillengraveur-Schülern, 1797 aber die Anstellung als vierter Münzgraveur-Adjunnt erhielt. Im Jahre 1801 wurde er als Obergraveur nach Hall in Tirol befördert, wo er die Ausmünzung der Soldi und Lire nach Italien und anderer dort gangbaren Münzstücke zu besorgen hatte. Als durch den Preßburger Frieden 1805 Tirol an Bayern kam, lehnte er alle Dienstanträge der neuen Regierung beharrlich ab und wurde nach seiner dießfalls der österreichischen Hofcommission in Innsbruck abgegebenen Erklärung nach Wien zurückberufen, wo er aber, da sich sogleich kein geeigneter Posten für ihn fand, erst im Jahre 1808 die Stelle eines ersten Adjuncten bei dem k. k. Hauptmünzamte erhielt. In der darauffolgenden Kriegsperiode 1809 begab er sich mit den Münzrequisiten zuerst nach Ungarn, dann aber nach Prag, wo er blieb, bis seine Berufung nach Wien erfolgte, wohin er als zweiter Münzgraveur zurückkehrte. Daselbst wurde er im Jahre 1813 mit der Oberleitung bei Prägung, Ausarbeitung und Bronzirung der zur Verewigung des Sieges bei Leipzig bestimmten Armeekreuze beauftragt. Im Jahre 1820 wurde er für die unentgeltliche Gravirung der Füger-Medaille wie für seine übrigen Künstlerverdienste zum wirklichen Mitgliede der Akademie ernannt. In letzter Zeit bekleidete er die Stelle eines Obergraveurs im kaiserlichen Münzamte, als welcher er auch im Alter von 59 Jahren starb. Von denjenigen seiner Arbeiten, bei denen weniger [87] das künstlerische Moment in Betracht kommt, sind anzuführen die Gravirung der Stanzen zu Metallwaaren; ferner jene der arabischen Lettern zu dem Werke des Professors Aryda, welchen der Vorzug über die Pariser Lettern eingeräumt wurde; auch hat er der österreichischen Industrie keinen kleinen Dienst erwiesen, indem er die ersten Versuche ausführte, die Walzen zum Kattun-Drucken mittelst Maschinen zu graviren. Die Arbeiten in Glaspaste, welche schon längere Zeit im Florenz und Neapel zum Vergnügen der Kunstfreunde, aber nicht selten auch zur Täuschung der Nichtkenner verfertigt wurden, hatte er mit großer Aufmerksamkeit studirt und seinem Scharfsinne war es gelungen, das Geheimniß dieser Paste zu ergründen, worauf er verschiedene Abdrücke von Graveur-Arbeiten in solcher Paste zu Stande brachte. Von seinen künstlerischen Gravirungen sind aber besonders hervorzuheben: „Die Medaille für die Universität in Prag“, mit dem Brustbilde der H. Katharina; – „Die Medaille auf den Fürsten Trautmannsdorf, Erzbischof von Olmütz; – „Die Medaille auf die Wiedereröffnung der Kirche bei Maria-Stiegen in Wien“; – „Die Preismedaille zur Vertheilung an die Akademie der bildenden Künste zu Modena“, mit der Inschrift: Bonis Artibus und mit der Minerva, die den Lorbeerkranz reicht; – „Die Medaille auf den Tod des Grafen Wrbna“, mit dessen sehr ähnlichem Brustbilde, auf der Rückseite die Trauer nach der untergehenden Sonne blickend, mit der Inschrift: Multis Ille Bonis Flebilis Occidit; – „Die Preismedaille für die Akademie der schönen Künste und Wissenschaften zu Carrara“, für diese Medaille und ein für dieselbe Akademie in Alabaster ausgeführtes Basrelief wurde L. zum Mitgliede dieser Akademie erwählt; – „Die Medaille auf die Errichtung des Ferdinandeums in Innsbruck“, mit dem Brustbilde des Erzherzogs Kronprinzen, als Protectors der Anstalt, auf der Kehrseite mit der Inschrift: Ob. Museum. Patrium. De. Se. Dictum. Fundatum. Oeniponti. MDCCCXXIII. Augusto. Probante; – „Die Medaille auf die Völkerschlacht bei Leipzig“, mit den Brustbildern der drei verbündeten Monarchen und auf der Kehrseite die Inschrift: Vota Publica Pro Incolumitate Principum Quorum Consilio Virtute Unanimitate Germania Jugo Externae Dominationis Depulso Libertatem Juris Et Nominis Dignitatem Recuperavit MDCCCXIII; – „Die Medaille auf Tirols Wiedervereinigung mit Oesterreich“, mit dem Brustbilde des Kaisers Franz, auf der Rückseite eine knieende weibliche Figur (Tirol), dem Himmel ein Dankopfer darbringend, mit der Umschrift: Patre Votis Tirolensium Reddito MDCCCXV; – „Die Medaille auf die Abreise der Erzherzogin Leopoldine als Braut des Kaisers von Brasilien“, mit dem Brustbilde der Erzherzogin, auf der Kehrseite ein Seeschiff mit Hymens Insignien, von Amor, der das Steuerruder lenkt, geführt; auf dem ausgespannten Segeltuche ist des Schiffes Namen Felicitas zu lesen; – „Die Siegesmedaille auf die Schlacht bei Waterloo“, mit Wellington’s und Blücher’s Brustbildern, auf der Rückseite mit dem Bilde der Siegesgöttin und der Inschrift: Belle-Alliance XVI. et XVIII. Jun. MDCCCXV; – „Die Medaille auf den Tod des Erzherzogs Karl Ambros, Primas von Ungarn“, mit dessen Brustbild im Ornate und mit Angabe seines Geburts- und Sterbetages (2. November 1785 und 2. September 1809); auf der Kehrseite ein Sarg, in welchem der Erzherzog liegt, ein darüber schwebender Engel hilft dem Erweckten mit der einen Hand in die [88] Höhe, die andere weist nach dem Himmel ein zweiter Engel hebt den Deckel des Sarges weg. Am Fuße des Sarges steht die Inschrift: Ecce Ego Aperiam Tumulos Vestros Et Inducam Vos In Terram Israel; – „Die Preismedaille der Akademie der bildenden Künste“, für den besten Kunstschüler im Zeichnen von der Akademie gestiftet, um ihren Director der Malerkunst durch ein bleibendes Denkmal zu ehren, mit Heinrich Füger’s Brustbild; Umschrift: Geburts- und Sterbejahr (1752 und 1818), auf der Kehrseite die Inschrift: Memoriae Meritissimi Artium Consortis Per Secula Renovandae Hoc Signum Perpetuum Aemulationis Praemium Statuerunt Unanimi Voto Convices Academici MDCCCXIX; – „Die Dankmedaille für den Grafen Tęczyn Ossoliński“, im Auftrage der galizischen Stande geprägt zur Erinnerung an die Schenkung der Bibliothek und des dazu bestimmten Gebäudes; mit dem Brustbilde des Geschenkgebers und auf der Kehrseite die Ansicht des Gebäudes mit der Aufschrift: Musis Patriis und der Umschrift: Bibli. Pub. Leopoli Funda. MDCCCXVII; – „Die Civil-Verdienstmedaille der Herzogin von Massa und Carrara“; – „Die Medaille auf die Grundsteinlegung der neuen, damals noch im Bau begriffenen Kirche zu Gran“; – „Gedächtnissmedaille auf die Besitznahme des erzbischöflichen Stuhles in Wien“; – „Gedächtnissmedaille auf die Jubelfeier der Heiligsprechung des H. Johannes Nepomuk“; – „Medaille auf die Säcularfeier der Errichtung der Hofbibliothek in Wien“, mit der Ansicht der Bibliothek und der Umschrift: Mentem. Alit. Et. Excolit. Auf der Kehrseite mit der Inschrift: Bibliotheca. Aug. Palat. Caroli. VI. Jussu. Exstructa. Francisco I. Aust. Imp. Musageta. Munifico. Primum. Celebrat. Saeculum. MDCCCXXVI., auf Kosten des damaligen Präfecten der Bibliothek Moriz Grafen Dietrichstein geprägt; – „Medaille auf den Virtuosen Paganini“; – „Preismedaille der Akademie der Blumenmanufactur in Wien“; – „Medaille auf die Genesung des Kaisers Franz im Jahre 1826“, mit dem Brustbilde Franzen’s und der Umschrift: Franciscus I. Orbi Conservatus; die Kehrseite zeigt die drei Parzen, in den Arm der mittleren, den Lebensfaden abschneiden wollenden fällt der Genius Oesterreichs mit seiner rechten Hand, mit der linken auf die Worte weisend: Patri Parce; – „Ein Jetton mit dem Bildniss des Fürsten Metternich“; – „Siebzehn Medaillen in Linsengrösse“, mit den Brustbildern der Kaiser von Oesterreich und Rußland, der Könige von Preußen, England, Spanien, Dänemark, Schweden, Neapel, Sardinien, Bayern, Württemberg und Frankreich, des Papstes Pius VII., des Feldmarschalls Fürsten von Schwarzenberg, des Herzogs Wellington, des Fürsten Blücher und des Fürsten Metternich; silberne Exemplare besitzt das Ferdinandeum in Innsbruck; – dann mehrere, jedoch etwas größere, auf einige Familienglieder des Allerhöchsten Kaiserhauses; – das Ferdinandeum besitzt außerdem noch einige Glaspasten L.’s und zwar erhaben geschmolzene Stücke: „Ein Knabe“, weißer Schmelz auf lichtbraunem und durchsichtigem Glase; – „Ein Ideal-Kopf“, röthliche Paste auf dunkelgelbem durchsichtigem Onyxglas; – „Anakreon“, auf jaspisartiger Paste; – in die Tiefe geschmolzene Stücke: „Bildniss des Fürsten Metternich“, in smaragdartiger Paste; – „Eine Mannfigur“, in dunkelblauer durchsichtiger Paste; – abgeformte Antiken: „Herkules“, in lichtblauer Paste; – „Derselbe[WS 2] mit dem Löwen“, in gelber Paste. Lang’s Arbeiten zeichnen sich durch Reinheit der Ausführung, in den Büsten durch deren [89] große Aehnlichkeit und Schärfe des Schnittes aus. Die reichste Sammlung seiner Arbeiten dürfte wohl das Ferdinandeum (Museum) seiner Vaterstadt Innsbruck besitzen, welches auf Vervollständigung noch immer Bedacht nimmt.

Beiträge zur Geschichte, Statistik, Naturkunde und Kunst von Tirol und Vorarlberg (Innsbruck, auf Kosten des Ferdinandeums, 8°.) I. Jahrgang (1825), S. 320–330. – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) Jahrgang 1817, S. 348; Jahrg. 1826, S. 397. – Megerle von Mühlfeld (J. G.), Memorabilien des österreichischen Kaiserstaates u. s. w. (Wien 1825, J. P. Sollinger, 8°.) S. 38. – Tirolisches Künstler-Lexikon (Innsbruck 1830, Felic. Rauch, 8°.) S. 142. – Staffler (Joh. Jac.), Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen (Innsbruck 1847, Felic. Rauch, 8°.) Bd. I, S. 467. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1838, Fleischmann, 8°.) Bd. VII, S. 282. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Professor Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. II, S. 531. – Lang erscheint hie und da, z. B. in Gräffer’s „Francisceische Curiosa“, S. 135, in der Anmerkung, als Johann Lang, was aber irrig ist, denn sein Taufname ist Joseph Nikolaus.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: zeihen.
  2. Vorlage: Derselb-.