Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 6 (1860), ab Seite: 446. (Quelle)
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176. Leopoldine, Erzherzogin von Oesterreich, Kaiserin von Brasilien (geb. 22. Jänner 1797, gest. zu Rio de Janeiro 11. December 1826). Sie ist die Tochter des Kaisers Franz I. aus dessen zweiter Ehe mit Maria Theresia, kön. Prinzessin beider Sicilien, vermält durch Procuration zu Wien am 15. Mai 1817, in Person zu Rio de Janeiro, 6. November d. J., mit Dom Pedro I., Kaiser von Brasilien. Aus dieser Ehe stammen folgende Kinder: Maria da Gloria, nachmalige Königin von Portugal (geb. 4. April 1819, gest. 15. November 1853); Donna Januaria (geb. 11. März 1822), vermält seit 28. April 1844 mit Ludwig, Prinzen von Bourbon, Grafen von Aquila, Sohn des Königs Franz I. beider Sicilien; Donna Franziska (geb. 2. August 1824), vermält seit 1. Mai 1843 mit Franz, Prinzen von Joinville; Dom Pedro II. de Alcantara (geb. 2. December 1825), gelangte durch die väterliche Entsagungsacte ddo. Boavista vom 7. April 1831 zum Throne, übernahm die Regierung in Person am 23. Juli 1840, und wurde am 18. Juli 1841 gekrönt; er vermälte sich per Procuration am 30. Mai, in Person am 4. September 1843 mit Theresia Christina Maria (geb. 14. März 1822), kön. Prinzessin von Sicilien, Tochter Franz’ I., Königs von Neapel. Die Kaiserin Leopoldine starb an den Folgen einer unzeitigen Niederkunft im Alter von 29 Jahren. Die Kaiserin, welche durch Schönheit und Anmuth glänzte, besaß Kenntnisse in der Botanik, Schmetterlingskunde, Mineralogie und überhaupt in der Naturgeschichte. Sie wirkte viel Gutes, war fromm, im hohen Grade mildthätig, wurde von ihrem Gemale hoch geehrt und im Lande vom Volke innigst geliebt. Ihr Gemal, der Kaiser [447] Dom Pedro I. schritt zu einer zweiten Ehe mit Amalia, Herzogin von Braganza (geb. 31. Juli 1812), Tochter des Prinzen Eugen, Herzogs von Leuchtenberg, Fürsten von Eichstädt, welche durch Procuration am 2. August, in Person am 17. October 1829 vollzogen wurde. Kaiser Dom Pedro I. starb am 2. September 1834. Zur Erinnerung an die Kaiserin Leopoldine wurde im Jahre 1829 die sogenannte noch bestehende Leopoldinen-Stiftung begründet, welche die Beförderung einer größeren Wirksamkeit der katholischen Missionen in Amerika, die Theilnahme und Erbauung der Gläubigen an der Verbreitung der Lehre Jesu in entfernten Weltgegenden und die Belebung des fortwährenden Andenkens an die in Amerika verstorbene Kaiserin Leopoldine zum Zwecke hat. Die zur Erreichung dieser Zwecke gewählten Mittel sind Gebet und Almosen. Die Centraldirection, welche ihren Sitz in Wien hat, verwendet die eingehenden Almosen für die dringendsten Bedürfnisse der amerikanischen Missionen, so wie ihr solche aus authentischen Berichten und sorgfältigen Nachforschungen bekannt werden, nach einer vorläufigen gemeinsamen Berathung, und übermacht selbe auf die mindest kostspielige Weise. Das Stiftungsbureau befindet sich zu Wien in der erzbischöflichen Consistorialkanzlei. Von der Leopoldinen-Stiftung erscheinen auch alljährlich gedruckte Berichte in deutscher, böhmischer und ungarischer Sprache; bisher sind 30 Hefte von denselben ausgegeben worden, welche Nachrichten der kirchlichen Orden in Amerika und über die dortigen Kirchenzustände enthalten.

Zuschauer (Wien, 8°.), herausg. J. S. Ebersberg, 1841, Bd. I, S. 572. – Oesterreichische National-Encyklopädie, herausgegeben von Gräffer und Czikann (Wien 1835 u. f.) Bd. III, S. 411. – Schlichthorst (C.), Rio Janeiro, wie es ist (Hannover 1829, Hahn’sche Buchhandlung, 8°.).