Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Kreil, Benno
Band: 13 (1865), ab Seite: 179. (Quelle)
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Kreil, Karl (Director der k. k. Centralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus, geb. zu Ried in Oberösterreich 4. November 1798, gest. 21. December 1862). Der Sohn eines k. k. Beamten; erhielt 1812 im Stifte Kremsmünster einen Freiplatz, den er bis zur Beendigung der Lycealstudien, 1819, behielt. Schon im Stifte gab sich seine Vorliebe für naturwissenschaftliche Studien kund, welche P. Bonifacius Schwarzenbrunner, der sich viel mit astronomischen Arbeiten beschäftigte, angeregt und dadurch, daß er ihn bei seinen astronomischen und im Stifte seit 1762 bereits eingeführten meteorologischen Beobachtungen verwendete, lebendig erhielt. Im Jahre 1819 begab sich K. nach Wien, wo er nicht aus Neigung, sondern um sich rascher eine Lebensstellung zu begründen, die Rechte studirte, bis die Neigung für die Naturwissenschaften endlich so überwog, daß er nach bereits beendeten Rechtsstudien die bis dahin eingeschlagene Laufbahn mit einem Male verließ, um sich ganz dem Studium der Mathematik und Astronomie zu widmen. Er hörte nun die darauf bezüglichen Vorlesungen bei J. J. von Littrow und A. von Ettingshausen, gewann auch des Ersteren Theilnahme in solchem [180] Maße, daß[WS 1] er durch seine Verwendung im August 1827 eine Assistentenstelle an der Wiener Sternwarte erhielt. Nachdem die Adjunctenzeit zu Ende war, erhielt er die Stelle eines zweiten Eleven an der Sternwarte der Brera in Mailand, um die er sich beworben hatte. Im Jahre 1834 rückte er in die Stelle eines ersten Eleven vor, und wurde um diese Zeit nach Wien gesendet, um dort die Reparatur eines großen Meridiankreises zu überwachen. Nachdem dieser fertig geworden, kehrte K. nach Mailand zurück, wo er bis zum Herbste 1838 verblieb, worauf seine Ernennung zum Adjuncten an der Sternwarte in Prag erfolgte. Im Jahre 1845 (1854 ist im Almanach der kais. Akademie ein Druckfehler) wurde er zum Director der Prager Sternwarte ernannt. Als aber im Jahre 1850 über Antrag der kais. Akademie, daß in Wien ein meteorologisches Observatorium zu errichten und für dasselbe ein eigener Meteorolog zu bestellen sei, mit Allerh. Entschließung vom 23. Juli 1850 der Auftrag zur Errichtung einer Centralanstalt für meteorologische und magnetische Beobachtungen erfolgte, wurde auch Kreil der erste Director derselben, mit der Verpflichtung, über die Ergebnisse seiner Forschungen Vorträge an der Wiener Universität zu halten. Leben und Bedeutung gewinnt dieses einfache Gerippe einer amtlichen Laufbahn erst, wenn Kreil’s Mühen und Arbeiten auf wissenschaftlichem Gebiete näher gewürdigt werden. Schon als Assistent in Wien, unter Littrow’s Leitung, beschäftigte er sich mit wissenschaftlichen Arbeiten und schrieb damals für die Annalen der Wiener Sternwarte mehrere Abhandlungen über das zu jener Zeit noch wenig bekannte und eben erst auf der Sternwarte aufgestellte Aequatorial. Dieser Arbeit ließ K. eine Sammlung mathematischer Formeln folgen. An der Brera angestellt, wurde er erst durch ein, wenngleich anonym herausgegebenes Schriftchen über den Kometen des Jahres 1832, in welchem er die ungegründeten Besorgnisse, welche dieses Phänomen allenthalben erregte, zu widerlegen suchte, in weiteren Kreisen bekannt. Ueberdieß veröffentlichte er während seines achtjährigen Aufenthaltes in Mailand mehrere Arbeiten über Kometen. Während seiner Anwesenheit in Wien, als er die Reparatur des großen Meridiankreises überwachte, lernte er die beiden Gelehrten Sartorius Freiherrn von Waltershausen und Dr. Liesting, welche durch ihre großartigen Arbeiten über den Aetna so berühmt geworden, und bei ihnen das Gauß’sche Magnetometer kennen, welchem man den gegenwärtigen Zustand unserer Kenntnisse über den Erdmagnetismus verdankt. Dieser Gegenstand erweckte vor Allem K.’s Aufmerksamkeit und er machte sich mit der neuen Methode der Beobachtung mit demselben sofort bekannt. Der Zufall fügte es noch, daß er einen auf der Wiener Sternwarte befindlichen Apparat, welcher in Folge eigenthümlicher Verhältnisse unbenützt blieb, käuflich für die Sternwarte der Brera erwerben und also Kreil in Mailand schon im August 1836 die erdmagnetischen Beobachtungen beginnen konnte. Es waren dieß die ersten nach der Gauß’schen Methode ausgeführten erdmagnetischen Beobachtungen im österreichischen Kaiserstaate. Zu gleicher Zeit veröffentlichte er in der Mailänder Zeitung und in anderen Blättern des In- und Auslandes Arbeiten über den Erdmagnetismus. Auch wurde er eines der thätigsten Mitglieder des von Gauß gegründeten, über alle Länder Europa’s verbreiteten [181] magnetischen Vereins, dessen Beobachtungen und Mittheilungen Gauß in den Stand setzten, in Verbindung mit Weber die Theorie des Erdmagnetismus zu entwickeln. Die Arbeiten Kreil’s, die, auch was Genauigkeit und Vielseitigkeit in dieser Richtung betrifft, einzig in ihrer Art dastehen, erwarben ihm die Anerkennung berühmter Männer von Fach, unter denen ein Gauß, Sir John Herschel, Sartorius von Waltershausen und Humboldt genannt sein mögen. Seine schon im Jahre 1832 begonnenen Beobachtungen des Mondes, welche er durch fünf Jahre fortsetzte, führten ihn zu der Entdeckung, daß auch der Mond magnetische Kräfte besitze und daß demnach der Magnetismus, der bisher bloß als terrestre Kraft angesehen wurde, sich nun als kosmische Potenz zeige. Als K. im Jahre 1838 bei seiner Ernennung zum Adjuncten an der Prager Sternwarte seinen bisherigen Wirkungskreis Mailand mit Prag vertauschte, so bot sich ihm an seinem neuen Bestimmungsorte eine dankenswerthe Aufgabe. Die Prager Sternwarte war durch langjährige Krankheit ihres Directors ganz in Verfall gerathen; das Observatorium befand sich in einem unerwartet schlechten Zustande. Ein seit 35 Jahren vergeblich betriebener Neubau war unumgänglich nöthig geworden. K. griff energisch die Sache an und brachte zu Stande, was bei den damals obwaltenden Verhältnissen zu Stande zu bringen war. Die Ausführung eines dem gegenwärtigen Zustande der Wissenschaft entsprechenden Observatoriums war auch seinen rastlosen energischen Bemühungen nicht möglich geworden, und in diesem Momente ist die Ursache zu suchen, warum K. auf seinem Posten in Prag die astronomischen Forschungen und Beobachtungen den meteorologischen unterordnete. Aber auch dazu flossen die amtlichen Mittel nicht reichlich genug. „Von den Ersparnissen“, wie sein Biograph schreibt, „die er sich durch eine beispiellos einfache Lebensweise von seinem, eines Gelehrten wie er es war, ganz unwürdigen Gehalte (800 fl.) abgekargt hatte, kaufte er sich die einfachsten und billigsten Instrumente selbst an; aber es gelang ihm nicht, den Aufbau einer eisenfreien Hütte aus Holz für die magnetischen Beobachtungen durchzusetzen; er war gezwungen, in einem gewöhnlichen Locale sein Observatorium einzurichten und an den Beobachtungen durch zeitraubende Berechnung die nöthigen Correctionen der örtlichen Einflüsse des im Gebäude vorhandenen Eisens wegen anzubringen.“ Durch das Mühevolle seiner Arbeiten unter so bewandten Umständen ließ aber K. sich nicht abschrecken, vielmehr steigerte dieß seine Energie und um so mehr, als es ihm gelang, mehrere jüngere Kräfte um sich zu versammeln, die Lust an magnetischen Beobachtungen hatten, was ihn in die Lage setzte, den Prager Beobachtungen eine größere Ausdehnung zu geben, als dieß selbst in Mailand der Fall war. So geschah es, daß in der Frist von nicht mehr denn anderthalb Jahren das magnetische Observatorium in Prag für die damalige Zeit den ersten Platz nach jenem von Göttingen einnahm. Die obenerwähnte Mitwirkung wissensdurstiger Jünglinge war aber nur von geringer Dauer. Die jungen Leute mußten Einer nach dem Andern ihrem Berufe nachgehen, bei dem magnetischen Observatorium gab es für Candidaten keine Zukunft und bald blieb Kreil wieder fast ganz selbst sich überlassen; nur einer harrte bei ihm aus, K. Fritsch, dessen biographische Skizze eines der nächsten Supplemente dieses Lexikons [182] bringen wird. Diese Isolirung Kreil’s spannte aber seinen Scharfsinn, selbstregistrirende Instrumente einzuführen, wobei ihm seine Kenntniß der, wenn auch minder vollkommenen Einrichtungen dieser Art trefflich zu Statten kam. Auch geschah es um diese Zeit, daß der Mechaniker der Mailänder Sternwarte, Grindel, seinen Sohn nach Prag geschickt hatte, damit er sich dort unter Kreil’s Leitung als Mechaniker weiter ausbilde. Dieser junge und geschickte Mann war bald Kreil’s Plänen sehr förderlich, so z. B. führte er zuerst den von Kreil entworfenen Barometrographen aus. Nun folgten auch andere ähnliche Instrumente, ein Thermo- und ein Hygrometrograph, dann ein Wind- und ein Regenmesser. Wohl wurden diese und ähnliche Instrumente später durch die von Charles Brooke in London im Jahre 1847 eingeführten photographischen selbstregistrirenden Apparate verdrängt; aber immerhin werden Kreil’s Instrumente in einer Geschichte der inductiven Wissenschaften ihren Platz finden müssen. Um seine Beobachtungen und ihre Ergebnisse in weiteren Kreisen bekannt zu machen, begründete er im Jahre 1839 ein Jahrbuch, welches die magnetischen und meteorologischen Beobachtungen von Prag enthielt und von dem 9 Bände erschienen sind. Fortwährend bemüht, immer festeren Boden zu gewinnen, beantragte K. im Jahre 1841 die Einrichtung eines geeigneten meteorologischen Beobachtungslocales, ferner die Herausgabe eines Journals für Erdmagnetismus und Meteorologie für Oesterreich. Aber mit beiden Anträgen scheiterte er an der Macht jener Verhältnisse, durch welche in der vormärzlichen Zeit mit einer Beharrlichkeit ohne Gleichen und zu großem Nachtheile seiner Stellung gegenüber anderen Ländern, Oesterreichs geistige Potenzen systematisch gelähmt wurden. Kreil blieb demnach auf sich selbst angewiesen. Er schritt auf dem einmal betretenen Wege fort, hatte, so gut es eben ohne alle Förderung von unten und von oben gehen wollte, ein System der Beobachtung des Erdmagnetismus und der atmosphärischen Erscheinungen eingerichtet, und der sonst verkommenen Prager Sternwarte nach dieser Seite hin einen Namen gemacht. Auch nach einer anderen Seite hin war K. glücklich mit seinen Erfolgen. Einen von ihm der kön. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften vorgelegten Antrag, Böhmen zur Erforschung des Erdmagnetismus bereisen zu lassen, nahm diese stets auf der Höhe der Zeit stehende Körperschaft an und Kreil beendete diese Bereisung Böhmens, welcher von ihm zuerst ausgeführte Gedanke bald in anderen Ländern nachgeahmt wurde, in den Jahren 1843 und 1844. Die in den Abhandlungen der kön. Gesellschaft mitgetheilten magnetischen und geographischen Ortsbestimmungen Böhmens waren das Ergebniß dieser Bereisung. Auch wurden für die Erkenntniß des Verhältnisses der magnetischen Erscheinungen zur geognostischen Beschaffenheit der Erdrinde so wichtige Resultate gewonnen, daß eine Bereisung der gesammten Monarchie zu gleichem Zwecke eine reiche wissenschaftliche Ausbeute versprach. Dieses Mal war K. glücklicher; an zwei Männern der Wissenschaft, an Baumgartner [Bd. I, S. 191] und Ettingshausen [Bd. IV, S. 109] fand er mächtige Fürsprecher für seinen Plan, dessen Ausführung endlich der Staats- und Conferenzminister Graf Kolowrat [Bd. XII, S. 392] gewährte. Der Verwirklichung dieser wissenschaftlichen Bereisung ging 1844 eine Vorbereitungsreise durch die Monarchie [183] zur Ausarbeitung eines detaillirten Reiseplans, und eine Reise nach Altona, Berlin und London zur Uebernahme der bestellten Instrumente, voraus. Im Jahre 1846, also ein Jahr nach seiner Ernennung zum Director der Prager Sternwarte, wurde die Reise in Gemeinschaft mit seinem Assistenten K. Fritsch angetreten. Der Reiseplan selbst war folgender: Zuerst sollte das westliche, dann das östliche Alpengebiet, dann das Gebiet der Donau und zuletzt das Karpathengebiet vorgenommen werden. Die Beobachtungsmomente waren: Die Vertheilung der magnetischen Kraft der Erde, der Einfluß der geognostischen Beschaffenheit des Bodens, vorzüglich der Eisenerzlager und der Einfluß der Höhe des Beobachtungsortes auf dieselbe. Kreil nahm dabei den magnetischen und astronomischen, Fritsch den meteorologischen und phänologischen Theil auf sich. In den Jahren 1847 und 1848 wurde die Reise fortgesetzt und, da im Jahre 1849 die politischen Bewegungen im südlichen Ungarn, in Siebenbürgen und in den Grenzländern dieselbe nicht gestatteten, erst im Jahre 1850 vollendet. Die Bereisung selbst war theils mit Gefahren und theils mit nicht geringen Anstrengungen verknüpft, welche K. selbst für einige Zeit auf das Krankenlager warfen. Die während des Tages (von 9 bis 2 Uhr) gemachten Beobachtungen verarbeitete Kreil sofort des Abends, so daß er das fertige Materiale nach Prag brachte und schon im darauf folgenden Winter der Druck begonnen wurde. In fünf Bänden wurden die magnetischen und geographischen Ortsbestimmungen im österreichischen Kaiserstaate als Ergebniß dieser Reise bekannt gegeben. Da war nun einmal der Kaiserstaat anderen Ländern vorausgegangen, denn außer England und Canada war eine derartige Expedition von diesem Umfange noch nicht vorgenommen worden. Lamont in München war der nächste, der im Jahre 1850 eine Bereisung Bayerns zu ähnlichem Zwecke unternahm. Hingegen wurden, da die Wichtigkeit des Gegenstandes von den Männern der Wissenschaft erkannt worden war, meteorologische Beobachtungssysteme in verschiedenen Ländern gegründet, so in Rußland, mit einem Centralpuncte in St. Petersburg; in Preußen, in Florenz für Centralitalien, ein zweites in Neapel und eines in Belgien, mit Brüssel als Centralpunct. Nur in Oesterreich fehlte noch ein solches; wenn sich nun auch in Oesterreich ein solches Netz von magnetischen und meteorologischen Beobachtungen ausspannte. dann konnte man, wie Kreil an Humboldt schrieb, „den Erdmagnetismus und die meteorologischen Erscheinungen durch beinahe ganz Europa durchforschen“. Um diese Zeit, 1847, war die kaiserliche Akademie der Wissenschaften gestiftet und u. A. auch Kreil zu ihrem Mitgliede ernannt worden. Es war nun die Möglichkeit vorhanden, diesen Gegenstand der Erörterung und Würdigung von Männern der Wissenschaft anheimzustellen. Vicepräsident Baumgartner griff die Sache mit Energie an. Schon in der Gesammtsitzung vom 13. Mai 1848 sprach er den Wunsch aus, es möchten die Telegraphenstationen auch zu meteorologischen Beobachtungen benützt werden; erklärte auch, auf seinen Functionsgehalt zu verzichten, um die Beischaffung der nöthigen Instrumente zu ermöglichen. In späteren Sitzungen der mathem. naturwissenschaftlichen Classe wurden die Berathungen über diesen Gegenstand fortgesetzt und in jener vom 18. Jänner 1849 eine Commission aus [184] wirklichen und correspondirenden Mitgliedern der Akademie zusammengesetzt, welche über die Modalitäten der in der Monarchie in’s Leben zu rufenden meteorologischen Beobachtungen Bericht zu erstatten habe. In der Sitzung vom 15. Mai 1849 las bereits Prof. Schrötter, als Berichterstatter dieser Commission, den Bericht derselben, welcher auch folgende Anträge enthielt: Daß die kais. Akademie sich an das Ministerium des Innern mit der Bitte wende, es möge für Wien ein eigener Meteorolog bestellt; ferner für dessen Functionen die nöthigen Localitäten hergestellt und das Observatorium von der Akademie mit den erforderlichen Instrumenten versehen werden. Diese Anträge wurden von der Akademie genehmigt und die Folge davon war, daß mir Allerh. Entschließung vom 23. Juli 1850 die Errichtung einer Centralanstalt für meteorologische und magnetische Beobachtungen genehmigt und, wie schon oben gesagt ist, Kreil zum Director derselben ernannt wurde. So war es Kreil gelungen, von gleichgestimmten Männern der Wissenschaft unterstützt, seine rastlosen jahrelangen Bemühungen einem gedeihlichen Ziele zugeführt zu sehen. K. verließ nun Prag, um seinen neuen Posten zu übernehmen. Nun aber gab es neue Schwierigkeiten, ein passendes Observatorium zu finden. Um jedoch das Beobachtungssystem in Oesterreich nur erst in’s Leben treten zu lassen, begnügte sich K. selbst mit den ungehörigen ihm zugewiesenen Localitäten. Kreil war durch zu oftmaliges Fehlschlagen seiner Hoffnungen genügsam und gewohnt worden, sich mit den geringsten Mitteln zu behelfen. Es ist aber, wie sein Biograph bemerkt, diese Genügsamkeit nicht immer am rechten Platze, weil durch sie eben nur die halben Maßregeln sanctionirt werden; während ein entschiedener Protest gegen das halb Brauchbare doch in den meisten Fällen die Herbeischaffung des ganz Zweckmäßigen bewirkt oder wenigstens die Verausgabung von Mitteln für Unvollkommenes hindert. Nachdem die Anstalt eingerichtet und auch das Beobachtungssystem in der Monarchie organisirt war, unternahm K., um die Nachbarländer der Monarchie in erdmagnetischer Beziehung zu untersuchen, zwei Reisen, 1854 in die Küstenlande des adriatischen Meeres und 1858 durch die Donaufürstenthümer, die Türkei und einen Theil der Küstenpuncte des schwarzen Meeres. Die Ergebnisse seiner Beobachtungen und Forschungen seit Uebernahme der Direction der Centralanstalt für Meteorologie wurden in den Jahrbüchern derselben, deren, so lange er lebte, 8 Bände (4°.) erschienen sind, veröffentlicht. In seinen letzten Lebensjahren begann K. seine Arbeiten und Studien über die Klimatologie des Kaiserstaates, welche so zu sagen den Abschluß seiner Forschungen auf jenem Gebiete, dessen Pflege er übernommen, bilden sollten. Die Klimatologie Böhmens hatte er nahezu vollendet und wurde das Manuscript derselben nach Kreil’s Tode von Hofrath Marian Koller [Bd. XII, S. 346] der Akademie vorgelegt. In den letzten Lebensjahren arbeitete er aber an der Klimatologie der Alpenländer, deren Vorstudien er zu Wildenhag machte, wo er in seinem bescheidenen, in der Nähe des Attersee’s gelegenen Landhause die Sommermonate zuzubringen pflegte. In der Beendung dieser Arbeiten unterbrach ihn der Tod, der ihn im Alter von 64 Jahren der Wissenschaft entriß. Die von Kreil veröffentlichten wissenschaftlichen Arbeiten sind: selbstständige Werke: [185] „Sammlung der nothwendigsten mathematischen Formeln aus der Algebra, Trigonometrie, Geometrie, Astronomie und Mechanik“ (1831); – „Cenni storici e teoretici sulle comete e particolarmente su quelle dell’ anno 1832 ridotti alla comune intelligenza“ (Mailand 1832, 8°.), erschien ohne Namen; – „Osservazioni sull’ intensità s sulla direzione della forza magnetica istituite negli anni 1836, 1837, 1838 all’ I. R. Osservatorio di Milano“ (ebd. 1839, 8°.); – „Magnetische und meteorologische Beobachtungen zu Prag“, Jahrg. I–IX (1839–1849) (Prag 1841 bis 1851, 4°.); die letzteren zwei Jahrgänge gemeinschaftlich mit K. Jelinek; – „Astronomisch-meteorologisches Jahrbuch für Prag“, 4 Jahrgänge (Prag 1842–1845); – „Magnetische and geographische Beobachtungen im österr. Kaiserstaate“, I.–V. Jahrg. (1846–1851) (Prag, Jahrg. I–III, 4°.; Jahrg. IV u. V, 8°.); die zwei letzten gab K. gemeinschaftlich mit K. Fritsch heraus. In Sammelwerken und Fachschriften zerstreute Abhandlungen, und zwar in den Annalen der Wiener Sternwarte: „Ueber den Gebrauch des Aequatorials“ (1830, Bd. X); – „Tafeln der Länge, Rectascension, Declination und Entfernung der Sonne für alle Tage des Jahres“ (ebd.); – „Beobachtungen mit dem Aequatorial“ (1831, Bd. XI); – in den Mailänder Ephemeriden: „Beobachtungen über den Vorübergang Mercurs vor der Sonnenscheibe am 4. und 5. Mai 1832“ (1833); – „Beobachtungen des von Gambart am 19. Juli 1832 entdeckten Kometen“ (1834); – „Beobachtungen des Biela’schen Kometen“ (ebd.); – „Beobachtungen am Mauerquadrant von Ramsden mit dem Kollimator von Kater“ (1835); – „Untersuchung des neuen dreifüßigen Meridiankreises“ (1836); – „Beobachtungen über die Libration des Mondes“ (1837); – „Beobachtungen des von Boguslawsky am 20. April 1835 entdeckten Kometen“ (ebd.); – „Beobachtungen des Encke’schen Kometen im Jahre 1835“ (ebd.); – „Beobachtungen des Halley’schen Kometen im Jahre 1835 und 1836, mit einem Anhange, der die Beschreibung eines Mikrometers durch einen elektrischen Funken im dunkeln Felde enthält“ (1838); – „Beschreibung der in der Mailänder Sternwarte aufgestellten magnetischen Apparate und der angewendeten Beobachtungsmethode“ (Supplement I der Ephemeriden); – in den Abhandlungen der k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften: „Kurzer Abriß der Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des magnetischen Vereins und nähere Beleuchtung des Standpunctes, welchen Prag darin einnimmt“ (5. Folge, II. Bd.); – „Versuch, den Einfluß des Mondes auf den atmosphärischen Zustand unserer Erde aus einjähriger Beobachtung zu erkennen“ (ebd.); – „Beobachtungen über den großen Kometen im Jahre 1843“ (ebd. Bd. III); – „Magnetische und geographische Ortsbestimmungen in Böhmen in den Jahren 1843–1845“ (ebd. Bd. IV); – in den Denkschriften der kais. Akademie der Wissenschaften: „Ueber den Einfluß der Alpen auf die Aeußerungen der magnetischen Erdkraft“ (Bd. I, S. 265; 1850); – „Einfluß des Mondes auf die magnetische Declination“ (Bd. III, S. 1; 1852); – „Einfluß des Mondes auf die horizontale[WS 2] Componente der magnetischen Erdkraft“ (Bd. V, S. 35; 1853); – „Magnetische und geographische Ortsbestimmungen an den Küsten des adriatischen Golfs im Jahre 1854“ (Bd. X, S. 1; 1855); – „Erste Ergebnisse der [186] magnetischen Beobachtungen in Wien“ (Bd. XII, S. 39; 1856); – „Resultate aus fünfmonatlichen Beobachtungen in Chartum und aus dreimonatlichen Beobachtungen in Ulibary und Gondokoro“ (Bd. XV, S. 37; 1858); – „Magnetische und geographische Ortsbestimmungen im südöstlichen Europa und einigen Küstenpuncten Asiens. Mit 8 Karten“ (Bd. XX, S. 1; 1862); – in den Sitzungsberichten der kais. Akademie der Wissenschaften (mit Hinweglassung der im Auszuge mitgetheilten Anzeigen über die in den Denkschriften enthaltenen Abhandlungen, welche schon oben angeführt wurden): „Geographische Längenbestimmung durch galvanische Elektricität“, gemeinschaftlich mit Baumgartner (Bd. I, S. 30); – „Entwurf eines meteorologischen Beobachtungssystems für die österreichische Monarchie“ (Bd. I, S. 228; Bd. II, S. 29; Bd. IV, S. 315); – „Bestimmung einiger Längenunterschiede mittelst der elektro-magnetischen Telegraphen“ (Bd. I, S. 532); – „Beschreibung der Autographen-Instrumente, Windfahne, Winddruckmesser, Regen- und Schneemesser. Anleitung zu magnetischen Beobachtungen“ (Bd. III, S. 139; diese letztere in zweiter und vermehrter Auflage im XXXII. Bande als Anhang); – „Ueber magnetische Variations-Apparate“ (Bd. IV, S. 569); – „Ueber das auf der Prager Sternwarte aufgestellte Inductions-Inclinatorium und über ein autographisches Thermometer aus Zinkstangen“ (Bd. V, S. 37); – „Bericht über die Schrift: Instructions for taking meteorological observations of the Principal foreign stations of the Royal Engineers“ (Bd. VII, S. 801); – „Berichte über die k. k. Centralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus, I–III“ (Bd. VIII, S. 406, u, Bd. IX, S. 652 u. 921); – „Ueber ein neues Reisebarometer“ (Bd. XIV, S. 397); – „Ueber einen neuen Erdbebenmesser“ (Bd. XV, S. 370); – „Ueber die Bestimmung der Seehöhe aus dem beobachteten Luftdrucke“ (Bd. XX, S. 353); – „Beitrag zur Klimatologie von Central-Afrika“ (Bd. XLI, S. 377); – „Ueber die täglichen Schwankungen des Luftdruckes“ (Bd. XLIII, Abtheilung. 2, S. 121); – „Ueber Barometerschwankungen in längeren Perioden“ (Bd. XLV, Abtheilung 2, S. 427). Erfreuten sich, wie es schon aus vorstehender Lebensskizze ersichtlich, Kreil’s Forschungen der Würdigung von Fachmännern, die ihn um so ernster und energischer förderten, wenn sich die Hindernisse häuften und steigerten, so fehlte es ihm auch nicht an Anerkennung mannigfacher Art. Nachdem er seine zu meteorologischen Zwecken unternommene Reise durch den Kaiserstaat im Jahre 1850 beendet, wurde er von Sr. Majestät mit dem Ritterkreuze des Franz Joseph-Ordens ausgezeichnet; seit 14. Mai 1847 war er Mitglied der kais. Akademie der Wissenschaften; ferner war er correspondirendes Mitglied der kön. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, der kön. bayerischen Akademie der Wissenschaften zu München, der kön. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Prag und außerdem noch vieler naturwissenschaftlicher Vereine des In- und Auslandes. Als Begründer der systematischen Durchforschung des Kaiserstaates auf dem Gebiete der Meteorologie und auf jenem der Lehre vom Erdmagnetismus wird K. in der Wissenschaft einen bleibenden Ehrenplatz einnehmen.

Die feierliche Sitzung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften am 30. Mai 1863 [187] (Wien, Staatsdruckerei, 8°.) S. 118–152 [der dem Verewigten von dem General-Secretär der Akademie, Professor Schrötter, gewidmete ausführliche Nachruf, und von S. 148 an das Verzeichniß von Kreil’s Schriften]. – Oesterreichische Wochenschrift für Wissenschaft, Kunst und öffentliches Leben. Beilage zur kaiserl. Wiener Zeitung (Wien, gr. 8°.) Jahrg. 1863, Nr. 10–12, S. 289, 327 u. 360: „Biographische Skizze“ von Dr. F. Kenner. – Waldheim’s Illustrirte Zeitung (Wien, Fol.) II. Bd. (1863), S. 630 u. 683. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Suppl. Bd. IV, S. 334 [daselbst erscheint K., komisch genug, als Director der Controlanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus]. – BrockhausConversations-Lexikon, 10. Aufl. Bd. IX, S. 205. – Almanach der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (Wien, Staatsdruckerei, 8°.) Jahrg. 1851, S. 231: Verzeichniß seiner Schriften [welches aber durch den der oberwähnten Schrötter’schen Lebensskizze im Anhange beigegebenen berichtigt und bis zu Kreil’s Tode ergänzt ist]. – Poggendorff (J. C.), Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1859, gr. 8°.) Sp. 1316. – Nouvelle Biographie générale ... publiée par MM. Firmin Didot frères sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1850 et s., 8°.) Tome XXVIII, p. 209. – Frankfurter Konversationsblatt 1855, Nr. 87 [Nachricht über den von Kreil erfundenen Erdbebenmesser]. – Porträte. 1) Facsimile der Unterschrift: Karl Kreil. Dauthage (lith.) 1855. Gedr. bei Jos. Stoufs in Wien (Fol.); – 2) Facsimile der Unterschrift: Karl Kreil. Rud. Hoffmann (lith.) 1856. Gedr. bei Haller, vorm. Höfelich’s Witwe. Nach einer Photographie von C. v. Jagemann. Eigenth. u. Verlag von G. A. Lenoir in Wien [in der Gallerie ausgezeichneter Naturforscher]. –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: das.
  2. Vorlage: horinzontale.