BLKÖ:Koller, Franz Freiherr
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 12 (1864), ab Seite: 339. (Quelle) | |||
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Keuhl [Bd. XI, S. 203], welches ausersehen war, die im Lüttich’schen ausgebrochenen Unruhen zu dämpfen. K.’s Geschicklichkeit veranlaßte seine Verwendung im Hauptquartier. Im Feldzuge des Jahres 1792 in den Ebenen der Champagne, rückte K. zum Unterlieutenant vor und wurde dem Generalstabe zugetheilt, wo ihn Oberst Mack unmittelbar für seine Person beschäftigte. Seine Verwendung in diesem Dienste, wie sein ausgezeichnetes Verhalten bei Düren, und die Umsicht die er bei dem Uebergange der Armee über die Roer (1. März 1793) bewies, bewogen den Feldmarschall Prinzen Coburg, ihn mit der Siegesbotschaft an den Kaiser nach Wien zu senden, der den tüchtigen jungen Officier zum Oberlieutenant beförderte. Bald kehrte K. zu seiner Armee zurück und an der Schlacht von Neerwinden noch theilnehmend, zeichnete er sich wieder so aus, daß er zum Hauptmann im Generalstabe und Adjutanten des General-Quartiermeisters befördert wurde. Als solcher machte er die Schlacht bei Famars und alle folgenden Feldzüge bis zum Jahre 1799 im Generalstabe mit. Im Jahre 1800 wurde Koller Major im Infanterie-Regimente Nr. 9 und von dort zu der neu errichteten böhmischen Legion übersetzt. Nach dem Friedensschlusse als überzähliger Oberstlieutenant in das 35. Infanterie-Regiment eingetheilt, kam er in kurzer Zeit bei dem 55. Infanterie-Regimente in Wirklichkeit und wurde im Jahre 1805 über Antrag des Erzherzogs Karl Oberst und Regimentscommandant. Indem er das Regiment der Capitulation von Wertingen entzog, rettete er es vor Gefangenschaft und führte es in Eilmärschen mitten durch die verfolgenden feindlichen Abtheilungen nach Böhmen, wo es dem sich eben sammelnden Heere zustieß. Nun focht er mit dem Regimente in allen Schlachten des Jahres 1809 und that sich bei Aspern bei dem Angriffe der französischen Kürassiere auf die österreichischen Bataillonsmassen [340] besonders hervor. Kaltblütig traf er an beiden Schlachttagen die Anstalten, die ebenso hohen Muth als Einsicht bewiesen. Wo die Gefahr am größten war, war er dabei. Stets an der Spitze der Truppen, eiferte er durch sein eigenes Beispiel die Regimenter in dem Grade an, daß alle feindlichen Stürme abgeschlagen werden konnten. So erfuhr er denn auch die Auszeichnung, auf dem Schlachtfelde mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens geschmückt und außer seinem Range zum General-Major befördert zu werden. Auch berief ihn der Generalissimus Erzherzog Karl unmittelbar an seine Seite und beehrte ihn mit den wichtigsten Aufträgen. Nach dem Abschlusse des Wiener Friedens befehligte K. eine Brigade in Böhmen und in diese Periode fällt sein eifriges Studium der Staatswissenschaften, das ihn auf dem Parquete eine ebenso glänzende Rolle spielen ließ, wie er vordem auf dem Schlachtfelde gespielt. Zu Anbeginn der Befreiungskriege zum Feldmarschall-Lieutenant befördert, erfolgte im August 1813 seine Berufung in das Hoflager und seine Zutheilung als erster Generaladjutant bei dem Feldmarschall Fürst Schwarzenberg. Seitdem hatte er eine Reihe der ehrenvollsten Aufträge auszuführen. Des einen historisch interessanten sei hier besonders gedacht: Koller war einer der Commissarien, welche 1814 Napoleon nach Elba begleiteten. Seine Rechtlichkeit und Freimüthigkeit einerseits wie sein feines und tactvolles Benehmen andererseits gewannen ihm das Vertrauen des abgesetzten Kaisers, den er bei der Reise durch die südlichen Departements vor den Mißhandlungen eines von fanatischen Priestern und rachebrütenden Ultra’s aufgereizten Pöbels schützte. Er bewahrte den Ueberrock des gestürzten Helden, der, um nicht erkannt zu werden, denselben mit Koller’s Generalsuniform vertauscht hatte, als Andenken. Nach seiner Rückkehr vollzog K. den von Napoleon auf Elba erhaltenen Auftrag, mit Genua im Namen des neuen Herrschers eine Handelsverbindung zu Gunsten der Insel abzuschließen. Dieses Verhalten Koller’s verdient um so größere Würdigung, da in jener Zeit voll aufgeregter Leidenschaften und einseitiger Ansichten bei Vielen die Stimme der Mäßigung und des Edelmuthes ganz verklungen zu sein schien. [Vergleiche übrigens die Quellen.] Nach der Rückkehr von seiner Sendung (Juni 1814) begleitete er den Kaiser von Rußland und den König von Preußen, sowie die Erzherzoge Johann und Ludwig nach London und auf ihrer Reise durch England. Unmittelbar darauf erhielt er die Sendung nach St. Petersburg, um den Kaiser von Rußland zum Congresse nach Wien einzuladen. Auch war er es, der den Kaiser Alexander im Namen seines Monarchen an der Grenze von Galizien empfing und nach Wien geleitete. Im Jahre 1815 erhielt K. die Bestimmung als General-Intendant bei der nach Neapel vorrückenden österreichischen Armee und zugleich ausgedehnte Vollmacht zur Ordnung und Ausgleichung mehrseitiger finanzieller Verhältnisse, in denen sich Oesterreich zu verschiedenen Staaten Italiens befand. K. bewährte in Abwicklung dieser mitunter schwierigen Angelegenheiten seine längst erprobte Umsicht; traf die zweckmäßigsten Einleitungen, damit einerseits die Armee mit den von ihr beanspruchten Erfordernissen rasch und reichlich versehen, und andererseits das besetzte Land nicht unnöthiger Weise oder doch zu empfindlich belastet werde. Rechtlichkeit und Unparteilichkeit [341] charakterisiren alle seine Handlungen und gewannen ihm die Achtung und Liebe aller Parteien. Nachdem er Italien verlassen hatte und in den Kaiserstaat zurückgekehrt war, wurde K. Divisionär in Böhmen. Als der neuerliche Ausbruch der Revolution in Italien das Einrücken eines österreichischen Heeres erheischte, wurde K. abermals als General-Intendant demselben beigegeben. Ende März 1821 rückte er mit der Armee in Neapel ein und traf die umsichtigsten Maßnahmen, um die Bevölkerung zu beruhigen, die Geängstigten zu beschwichtigen und die Unzufriedenen zur Gesetzlichkeit zurückzuführen. Fünf Jahre verweilte K. auf diesem Posten. Eines Tages befiel ihn eine Anfangs unbedeutende Unpäßlichkeit, welche sich aber allmälig so steigerte, daß alle ärztliche Hilfe erfolglos blieb und K. bald darauf im Alter von 59 Jahren starb. So ausgezeichnete Verdienste wurden von seinem Kaiser und auch von fremden Monarchen belohnt und gewürdigt. Rußland, Preußen, Bayern schmückten ihn mit ihren Orden; der Kaiser Franz ernannte ihn bei dem glänzenden Bundesfeste am 18. October 1814 zum zweiten Inhaber des 2. Infanterie-Regiments, dessen erster Inhaber Kaiser Alexander war. Für die Verdienste, die er sich als General-Intendant bei der ersten neapolitanischen Expedition erworben, wurde er mit dem Orden der eisernen Krone 2. Classe belohnt. Schon im Jahre 1810 erfolgte den Statuten des Maria Theresien-Ordens gemäß seine Erhebung in den erbländischen Freiherrnstand. K. war ein Freund und Förderer der Künste, und seinen mehrjährigen Aufenthalt in Italien benützte er zur Anlegung einer archäologischen Sammlung, welche er in seinem Schlosse Obrzistwy in Böhmen aufstellen ließ, und deren Besichtigung er Gelehrten und Kunstfreunden gerne gestattete. Leider blieb auch diese werthvolle Sammlung nicht im Lande, sondern ging, wie früher manches Andere, was heimischer Kunstsinn und Wissenschaftlichkeit emsig gesammelt, außer Landes, und zwar wurde seine Vasensammlung, eine der ausgezeichnetesten die je bestanden, 1828 für das königliche Museum in Berlin und seine egyptische Sammlung von dem Könige von Sachsen für die Universität Leipzig angekauft. K. war mit Johanna geb. von Gränzenstein vermält, aus welcher Ehe 3 Söhne und 1 Tochter am Leben sind [vergleiche den Familienstand unten].
Koller, Franz Freiherr (k. k. Feldmarschall-Lieutenant und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Münchengrätz in Böhmen 27. November 1767, gest. zu Neapel 22. August 1826). Einer achtbaren Bürgerfamilie entstammend, besuchte er die Schule zu Kosmanos, später das Gymnasium zu Prag und trat 1784 im Alter von 17 Jahren als Cadet in das 18. Infanterie-Regiment. Fleiß und Ausdauer förderten ihn in Aneignung militärischer Kenntnisse. Im Jahre 1790 wurde er Fähnrich und im folgenden Jahre kam er mit dem Regimente nach den Niederlanden in das Corps des Feldmarschall-Lieutenants- Freiherrnstands-Diplom vom 26. December 1810. – Oesterreichische militärische Zeitschrift (redig. von Schels) (Wien, 8°.) Jahrg. 1827, Bd. I, S. 157. – Ritter von Rittersberg, Biographien der ausgezeichnetesten verstorbenen und lebenden Feldherren der k. k. österreichischen Armee aus der Epoche der Feldzüge 1788–1821 (Prag 1828, C. W. Envers, 8°.) S. 399. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Erste Ausgabe, Bd. XVIII, S. 596. – Wigand’s Conversations-Lexikon (Leipzig, O. Wigand, gr. 8°.) Bd. VII, S. 609. – Hirtenfeld (J. Dr.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1856, Staatsdruckerei, 4°.) S. 971 und 1746. – Oesterreichisches Militär-Konversations-Lexikon, herausg. von J. Hirtenfeld (Wien 1850 u. f., gr. 8°.) Bd. III, S. 572. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 246. – Szöllösy (Johann Nep. v.), Tagebuch gefeyerter Helden und wichtiger kriegerischer Ereignisse der neuesten Zeit u. s. w. (Fünfkirchen in Ungarn 1837, bischöfl. Lyceums-Druckerei, 8°.) S. 461. – Biographie nouvelle des Contemporains ou dictionnaire historique et raisonné de tous les hommes qui, depuis la révolution française, ont acquis de la célébrité ... Par A. V. Arnault, A. Jay, E. Jouy, J. Norvins etc. (Paris 1823, Émile Babeuf, 8°.) Tome X, p. 138. – [342] Wiener Zeitung, Jahrg. 1827, Nr. 88. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Ilmenau, B. Fr. Voigt, 8°.) IV. Jahrgang (1826), S. 473. – Biographie des hommes vivants ... (Paris 1817, L. G. Michaud Imprimeur, 8°.) Tome III, p. 517. [Ein paar Stellen aus diesem französischen Werke sind zu bezeichnend und für Koller zu ehrenvoll, um sie hier nicht anzuführen. Wie oben erwähnt, war Koller einer der Commissäre, welche mit Napoleon’s Ueberschiffung auf die Insel Elba betraut waren. „Pendant la traversée“, schreibt dieses Werk, „il (Napoléon) lui (Koller) témoignait un jour combien il lui était pénible d’avoir eu des temoins si incommodes de sa conduite jusqu’au dernier terme de son voyage. „„Quant à vous, général, ajoutait-il, je me suis montré tout nu, mais dites-moi franchement si vous ne croyez-pas que toutes ces scènes scandaleuses ont été sourdement excitées par le gouvernement provisoire, qui voulait me faire assassiner par la populace.““ Aquoi le général Koller répondit, qu’il était persuadé que le gouvernement ne se serait pas permis une conduite si contraire aux vues des puissances alliées. Le général Koller resta dix jours à l’île d’Elbe et gagna de plus en plus la confiance de Buonaparte, qui paraissait ne vouloir rien entreprendre sans le consulter et qui s’était habitué même à supporter, de sa part, des contradictions qu’il ne permettait à personne. Cependant un jour que M. Koller lui avait répété plusieurs fois: „Votre Majesté a tort“. – Est-ce ainsi, lui dit-il avec emportement, que vous parlez à votre empereur? – Notre souverain, répliqua le général, trouverait très mauvais que ses serviteurs ne lui dissent pas toujours ouvertement la vérité. – En ce cas, reprit Buonaparte, d’un ton radouci, votre maître est bien mieux servi que je ne l’ai jamais été.“ Au moment de son départ de l’île d’Elbe sur un navire, qu’il avait fait venir de Gènes, le général Koller fut chargé par Buonaparte, de conclure avec cette ville une convention relative à des relations de commerce, dernière mission dont M. Koller s’acquitta d’une manière aussi prompte qu’avantageuse aux intérêts de l’île et de son nouveau souverain.“] – Porträt. Unterschrift: Franz Freiherr von Koller, k. k. General-Feldmarschall-Lieutenant. F. Schier lithograph. nach Forino, A. Machek gedr. (Prag, in 8°. u. 4°.). – Aus dem Schlachtberichte des Generalissimus Erzherzogs Karl über die Tage bei Aspern. In der obigen Skizze ist der Waffenthat Koller’s, für die er mit dem Maria Theresien-Orden auf dem Schlachtfelde von Aspern ausgezeichnet wurde, nur in allgemeinen Worten gedacht. Um seinen Heldenmuth genauer zu charakterisiren, so sei hier die Stelle aus dem Schlachtberichte mitgetheilt, in welcher der Generalissimus den Führern jener Braven, zu denen auch Koller, damals Oberst, gehörte, das Zeugniß ihres Heldenmuthes gibt. „Sie waren“, heißt es in dem Schlachtberichte, „am 21. um 3 Uhr Nachmittags im ersten Treffen in Bataillonsmassen in größter Entschlossenheit an den Feind gerückt, als plötzlich seine Cavallerie – eine Masse von 12 auserlesenen Kürassier-Regimentern – in einer ganz unverhältnißmäßigen Stärke, so schnell hervorbrach, daß die vorgeführte Artillerie kaum Zeit zu ihrer Rettung gewann und die Bataillonsmassen ihrer eigenen Vertheidigung überlassen blieben. Dieses war der merkwürdige Augenblick, wo die Truppen und ihre Commandanten mit einer beispiellosen Standhaftigkeit in vollem Maße bewiesen, was fester Entschluß, zu siegen oder zu sterben, gegen die wüthendsten Angriffe vermag. Die feindliche Cavallerie umzingelte diese Massen auf allen Flügeln, drang zwischen ihnen durch, warf die Escadronen von Oreilly-Chevaux-legers zurück, die einer solchen Uebermacht nicht widerstehen konnten, und forderte diese Masse von Helden zur Niederlegung ihrer Gewehre auf. Ein wohl angebrachtes mörderisches Feuer auf fünfzehn Schritte war die Antwort auf so schimpfliche Zumuthung.“ – Wappen. Ein halb in die Länge und quergetheilter Schild. Im oberen rechten Felde in Silber zwei rechtsschräge rothe Balken; im oberen linken Felde in Blau ein sechseckiger goldener Stern. In der unteren silbernen Hälfte auf grünem Grunde ein zum Grim geschickter rother Löwe. Auf dem Schilde ruht die Freiherrnkrone, auf welcher sich ein in’s Visir gestellter gekrönter Turnierhelm erhebt. Aus dessen Krone wächst der rothe Löwe der unteren Schildeshälfte, der in seiner rechten Pranke einen goldenen Stern trägt. Die Helmdecken sind rechts blau mit Gold, links roth mit Silber. –