Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Kohl, Anton
Band: 12 (1864), ab Seite: 288. (Quelle)
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Kohl, Clemens (Kupferstecher, geb. zu Prag im Jahre 1754, gest. zu Wien im März 1807). Bruder des Zeichnenmeisters Ludwig K. [s. d. S. 292]; Clemens erhielt früh Unterrieht im Zeichnen, dann übte er sich ohne Meister im Radiren und Kupferstechen und kam, nachdem er schon einige Fertigkeit darin besaß, im Jahre 1775 nach Wien, wo er sich unter Director Schmutzer auf der Akademie der bildenden Künste in seiner Kunst so vervollkommnete, daß er mehrere Jahre hindurch ein kaiserliches Stipendium genoß. Nachdem er die Akademie verlassen und selbstständig zu arbeiten begonnen, zog er mit seinen schönen Arbeiten bald die Aufmerksamkeit der Kunstkenner und Kunstfreunde auf sich und zahlreiche Bestellungen selbst aus dem Auslande liefen ein. Auch fiel auf ihn die Wahl, als für die zweite Gemalin des Kaisers Franz, Maria Theresia, ein Zeichnenlehrer gesucht wurde. Von Kohl’s Blättern sind bekannt: „Der Segen Jacob’s“ (1775, 4°.); – „Ein Philosoph“, mit der Brille und einem Zirkel in der Hand, einer anderen Figur etwas auf einer Himmelskugel erklärend (4°.); – „Ein Gelehrter“, seinen Schülern ein griechisches Buch erklärend; die drei genannten Blätter sind sämmtlich nach Zeichnungen seines Bruders Ludwig gestochen; – eine Folge „Biblischer Darstellungen“, nach Schallenberg, zum Gebrauche in Schulen bestimmt; – mehrere radirte „Köpfe“, im Geschmacks des Piazetta (1773); – folgende Porträte: „August Wilhelm Hupel, Pastor [289] zu Oberphalen in Liefland“ (nach Joseph Durles 1784); – „Graf von Thun“; – „Der Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel“, nach Graf (in Fol. und in 8°.); – „Ferdinand von Braunschweig“, nach Ziesenis, Kniestück, sitzend (Fol.); – „Friedrich der Grosse“, nach Franke (1792, Fol.); – „Friedrich Wilhelm Prinz von Hohenlohe“, nach J. Kreutzinger (1790, 8°.); – „Johanna Sacco, Schauspielerin“, in der Rolle der Elfriede, nach J. Tusch (4°.), schönes Blatt, von welchem auch Abdrücke vor aller Schrift vorhanden sind; – „Serge Prinz von Gagarin“, nach L. Posch (4°.); – „Jacob Horcziczky“, für Pelzel’s „Abbildungen böhm. und mähr. Gelehrten und Künstler“; – „Barbe, Prinzessin von Gagarin, geb. Prinzessin von Gallitzin“; – ferner für die von Schrämbl in Wien herausgegebene „Sammlung der vorzüglichsten Werke deutscher Dichter und Prosaisten“ nachstehende Dichter-Porträte: „Ewald Christian von Kleist“, „Gottfr. Aug. Bürger“, „Salomon Gessner“, „Christoph Hölty“, „Friedrich von Hagedorn“, „Joh. Benjamin Michaelis“, „Conr. Gottl. Pfeffel“, „J. P. Zu“, „M. A. von Thümmel“, „Chr. Fürchtegott Gellert“, „G. Fr. Weisse“ und „M. G. Lichtwer“; die Titelblätter zu sämmtlichen Theilen und folgende andere Blätter: „Cissides und Paches“, „Die Leonore“, „Lenardo und Blandine“, „Tod Abels“, „Daphnis“, „Evander und Alcimne“, „Amor in Banden“, „Der Sieg des Szipio“, beide nach Grassy; „Philemon und Baucis“, „Der neue Adam“, „Der Traum“, „Pindars Monument“, „Paros und Hyla“, „Philint und Irene“, „Ich protestire“, „Ibrahim“, „Freundschaft und Liebe“, „Der Tarterfürst“, „Dorinde“, die letztgenannten zwölf sämmtlich nach Chr. Sambach; „Die Erhebung des Geistes“, nach Bartolozzi; „Willkommen einer neuen Amazone“, „Glycere“, „Recht der Vernunft“, „Der Dichter und die Freundschaft“, die vier letztgenannten nach Kininger; – für die Prachtausgabe von Wieland’s Werken: „Die Kinder der Natur“ (zum 6. Bande); „Die Erscheinung der Fee im Palast der weissen Katzen“ (zum 12. Bande); „Sonnemon“, alle drei nach Ramberg (zum 21. Bande), und „Die Aufklärung“, nach Schnorr (zum 29. Bande); – „Pastor bonus“, zu Ehren des Bischofs von Leitmeritz Ferdinand Kindermann von Schulenstein (1790, Fol.) und die Kupferstiche zu G. W. Becker’s[WS 1] „Taschenbuch zum geselligen Vergnügen“ auf die Jahre 1794 und 1795. Außerdem viele Titelkupfer, Vignetten u. dgl. m. Kohl pflegte seine Blätter gewöhnlich mit dem ganzen Namen, zuweilen aber mit den Initialen K. sc. und K. s. zu bezeichnen. Er wurde durch die Ernennung zum k. k. Hofkupferstecher ausgezeichnet. Kohl arbeitete mit dem Grabstichel, dem Aetzwasser und in punctirter Manier. Seine größeren Arbeiten sind minder bedeutend und auch nicht zahlreich, aber die kleineren sind von ungemeiner Feinheit, Zartheit und Zierlichkeit.

Dlabacz (Gottfried Johann), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, Gottl. Haase, 4°.) Bd. II, Sp. 89 u. f. – Baur (Samuel), Allgemeines historisch-biographisch-literarisches Handwörterbuch aller merkwürdigen Personen, die in dem ersten Jahrzehend des neunzehnten Jahrhunderts gestorben sind (Ulm 1816, Stettini, gr. 8°.) Bd. I, Sp. 754. – Huber (Michael), Handbuch für Kunstliebhaber und Sammler (Zürich 1796 u. f., 8°.) Bd. II, S. 322 u. f. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortges. von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1856, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. II, S. 511.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vergleiche dazu Becker, Wilhelm Gottlieb (ADB).