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Artikel „Becker, Wilhelm Gottlieb“ von Karl Ludwig Urlichs in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 228–229, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Becker,_Wilhelm_Gottlieb&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 09:12 Uhr UTC)
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Becker: Wilhelm Gottlieb B., geb. 4. November 1753 in Oberkallenberg, einer zur Herrschaft Schönburg-Waldenburg im sächsischen Erzgebirge gehörigen [229] Ortschaft, † in Dresden am 3. Juni 1813. Früh verwaist und durch die Unterstützung einer adligen Dame Frl. v. Ingersleben zuerst in Gera erzogen, studirte er 1773–76 in Leipzig die Rechtswissenschaft, wurde aber durch den Einfluß des Oeser’schen Kreises auf das Studium der Kunst und die schöne Litteratur hingeführt. Eine Stellung an dem schon im Verfall begriffenen Philanthropin in Dessau (1776) gab er bald auf und verweilte vom J. 1778–82 im Auslande, in Straßburg, Basel und Zürich, von wo aus er auch Oberitalien kennen lernte. Schon vorher hatte er sich durch seine Uebersetzung von Bardon’s „Kostüm der ältesten Völker“ 1776. 4. und eine Abhandlung „Vom Kostüme an Denkmälern“ 1776. 8. bekannt gemacht. In Basel, wo er im Umgang mit Mecheln die ältern Kupferstecher und Maler näher kennen lernte, fand er auf der Bibliothek ein Exemplar von Erasmus’ „Lob der Narrheit“ (encomium moriae) mit Holbein’s Federzeichnungen und gab es 1780 und 81, neu gestochen, heraus. Nach Leipzig zurückgekehrt, erhielt er 1782 die Professur der Moral und Geschichte an der Ritterakademie in Dresden, 1795 nach Wacker’s Tode die Stelle eines Inspectors der Antikengallerie und des Münzcabinets, 1805 als Hofrath auch die Aufsicht über den Schatz im Grünen Gewölbe. Im Genuß heiterer Geselligkeit und der vielfachen Anregungen, welche Dresdens Kunstschätze boten, lebte er gern gesehen und vielfach beschäftigt dort ununterbrochen und schlug bald nach 1782 die Stelle eines Erziehers des späteren Königs von Preußen Friedrich Wilhelm III. aus. Nur einmal, im J. 1784, entfernte er sich auf längere Zeit, zuerst als Begleiter einer polnischen Dame, dann, nachdem er sich in Wien von ihr getrennt hatte, selbständig nach Italien, wo er bis Neapel kam. – B. war ein vielseitig gebildeter, für Poesie, Natur und bildende Kunst gleich empfänglicher Geist, ein fruchtbarer und gern gelesener Dichter und Erzähler („Taschenbuch zum geselligen Vergnügen“, 1791–1814. „Erzählungen“, 1796–1810. „Darstellungen“, 1798–1808.), ein geschätzter Schriftsteller über die Gartenkunst nach Hirschfeld’s Grundsätzen („Taschenbuch für Gartenfreunde“, 1795–1799. Schriften über Garten- und Landschafts-Gebäude, über den Plauischen Grund, das Seifersdorfer Thal), und als Kunstfreund sehr thätig. Eine reiche Sammlung von Handzeichnungen, die er von Italien mitbrachte, verkaufte er an den Herzog Albert von Sachsen-Teschen nach Wien. Seine Stellung an der Spitze der Dresdner Antiken veranlaßte ihn zu Arbeiten von bleibendem Werth. Sein Hauptwerk: „Augusteum, Dresdens antike Denkmäler“, 3 Bde. Dresden 1804–11 fol. zeichnet sich durch vortreffliche Kupferstiche, welche den Stil der Denkmäler treuer als das ältere Werk von Le Plat wiedergaben, aus, die Erklärungen durch Gelehrsamkeit und Geschmack, wenn sie auch von Irrthümern nicht frei sind. Zuletzt beschäftigte ihn das Studium der mittelalterlichen Münzen. Seine „Zweihundert seltene Münzen des Mittelalters in genauen Abbildungen mit historischen Erläuterungen“, 1813. 4. geben vortreffliche Abbildungen und einen fleißigen und belehrenden Text.