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Artikel „Oeser, Adam Friedrich“ von Joseph Eduard Wessely in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 468–469, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Oeser,_Adam_Friedrich&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 14:24 Uhr UTC)
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Oeser: Adam Friedrich Oe., Maler und Radirer, geb. zu Preßburg in Ungarn am 17. Februar 1717, † in Leipzig am 18. März 1799. Er ging aus dem Handwerkerstande hervor, sein Vater war ein Riemergesell und aus Berlin eingewandert. Die Anfänge des Zeichnens erlernte Oe. bei einem mittelmäßigen Maler und begab sich dann 1732 nach Wien, wo er bis 1739 blieb, jedoch nicht ununterbrochen, da er dazwischen sich auch eine Zeit in seiner Vaterstadt aufhielt. In dieser malte er zwei Holztafeln, die als Aushängeschilder eines Kaufmannsladens dienten. In Wien war er Schüler von van Schuppen und Dan. Gran[WS 1], während P. v. Meytens ihn in der Emailmalerei unterwies, Bibiena ihn in der Perspective unterrichtete, und R. Donner ihm Unterweisung in der Bildhauerei gab. Im J. 1735 gewann Oe. den ersten Preis, den die Akademie ausgesetzt hatte, für seine Composition: „Isaak’s Opferung“, die er später in Oel ausführte, auch in vielfacher Variation wiederholte. Im J. 1739 verließ er Wien und ging nach Dresden, das ihn durch seine Sammlungen und seinen kunstliebenden Hof angezogen haben mag; doch wird auch R. Mengs und C. W. Dietrich ihn mit ihrer Kunst beeinflußt haben. Er selbst befaßte sich mit Porträtmalerei in Oel und Miniatur, wodurch er sich einen Namen erwarb, so daß er einen Ruf nach Rußland erhielt, dem er aber nicht folgte, da inzwischen die russische Kaiserin gestorben war. Diese Berufung hatte der russische Gesandte Graf Bestucheff vermittelt, den Oe. malte und für den er eine liegende Venus ausgeführt hatte. Weitere Arbeiten waren von keiner Wichtigkeit, ein paar Kutschenschilder, Decorationen für das Theater und mehrere decorative Bilder für die eben vollendete katholische Hofkirche. Solche für den Augenblick bestimmte decorative Bilder verführen zum schnellen flüchtigen Arbeiten, die keineswegs die Kunst fördern. Im J. 1749 war der Künstler im Schlosse Hubertusburg beschäftigt, aber nicht zu eigenem Vergnügen, da der König an Stelle der von ihm componirten Diana mit den Nymphen Armaturen und Trophäen zu haben wünschte. Dem Dresdener Aufenthalte gehören zwei Oelbilder, Seitenstücke, an: Semiramis und Dido, ein desgleichen „Saul vor der Hexe in Endor“. In Folge der Kriegsunruhen, die der siebenjährige Krieg über Dresden brachte, verließ Oe. mit seiner Familie die Stadt und fand in Dahlen beim Grafen Bünau eine Zufluchtsstätte. Im Herbst 1759 siedelte er endlich nach Leipzig über, um hier seinen ständigen Aufenthalt zu nehmen. Im J. 1764 wurde er zum Director der Kunstakademie daselbst ernannt; zugleich erhielt er den Titel eines Professors der Dresdener Akademie und Hofmalers. Nun konnte Oe. mit Ruhe seinem Berufe leben. Er hatte auch die Akademie in Leipzig mit besseren Vorlagen versehen und sich bemüht, den Manierismus in der Kunst zu vertilgen und ihr classische Weihe zu verschaffen. In dieser Weise loben ihn seine Zeitgenossen; wenn wir aber erfahren, daß Carpioni sein Liebling war, den er den angehenden Künstlern zum Muster voranstellte, so wird unser Urtheil über Oe. stark herabgesetzt werden müssen, wie auch Goethe, der als Freund im Hause des Künstlers verkehrte und sein Schüler war, sein Lob desselben verständnißvoll zu mäßigen versteht. Später verkehrte Oe. oft mit ihm in Weimar, [469] wo auch die Großherzogin [WS 2] dem Künstler gewogen war. Von Werken, die Oe. in Leipzig ausführte, sind zu nennen: Der Vorhang des neuen Theaters (die Geschichte des Drama), 1766, sowie das Deckenbild desselben Theaters mit allegorischer Darstellung. Auch Decorationen für dasselbe hat er gemalt. Als Receptionsbild malte er 1766 sein Familienbild, wahrscheinlich angeregt durch Chodowiecki’s Radirung Cabinet d’un peintre. Eine Allegorie war weiter der Gegenstand des Deckenbildes im Bildersaal des Gottfr. Winkler. Vom Jahre 1778 ist das Oelbild: „Erfindung des Saitenspiels“, nach einer Idylle von Gessner, 1769 „Die erzürnte Athenerin“, 1771 „Loth mit seinen Töchtern“, 1773 „Daphnis und Chloe“, 1774 „Christus in Emaus“. Eine Wiederholung der letzten Composition schenkte er als Altarbild seiner Vaterstadt Preßburg. Vom Jahre 1777 ist eine „Hochzeit in Cana“ zu verzeichnen (jetzt im städtischen Museum), es folgen Wandmalereien, die sehr umfangreichen im Hause des Bürgermeisters Müller mit allegorischen und pastoralen Vorwürfen 1780, der Plafond des Concertsaales 1781, dann 1785–1796 die Ausmalung der Nicolaikirche. Andere Deckenbilder, sowie eine reiche Anzahl Staffeleibilder, führt der Biograph des Künstlers, A. Dürr, auf. – Es wurde bereits bemerkt, daß Oe. durch Donner in der Bildhauerei unterwiesen wurde. Er hatte in Leipzig oft Gelegenheit, diese Kunst auszuüben, indem er Modelle entwarf, nach denen dann von anderen Künstlern unter seiner Aufsicht gearbeitet wurde. Meist waren es Grabdenkmäler, die er entworfen hatte, wie sie zu seiner Zeit Mode waren, Säulenstämme, Urnen neben allegorischen Figuren. So entstand das Denkmal Gellert’s in einem Leipziger Garten (jetzt im Garten des Paulinums), so das Denkmal der Königin Mathilde von Dänemark in Celle, so jenes des Kurfürsten Friedrich August auf der Esplanade in Leipzig, sein Hauptwerk u. a. mehr. – Schließlich hat sich der Künstler auch mit der Radirnadel beschäftigt; er hat verschiedene Compositionen von Rembrandt, Eeckhout und unterschiedliche Vignetten zu Winkelmann’s Werken radirt. Nach seinen Gemälden und Zeichnungen haben Bause, Geyser, dessen Schwiegersohn u. a. gestochen.

A. Dürr, Monographie über den Künstler. – Keil, Bause.

Johann Friedrich Ludwig Oe., Maler und Radirer, des Vorigen Sohn, geb. in Dresden 1751, † daselbst am 15. Mai 1791. Er kam mit seinen Eltern 1759 nach Leipzig, wo er seines Vaters Schüler wurde und wandte sich zuerst der Historienmalerei zu, die er aber später verließ, um ausschließlich die Landschaftsmalerei zu pflegen. Im J. 1774 siedelte er nach Dresden über und die malerische Umgebung der Stadt bot ihm ein weites Feld für landschaftliche Aufnahmen dar. Er wurde in Dresden zum kurfürstlichen Landschafts- und Historienmaler ernannt. Von seinen radirten Blättern heben wir hervor: „Die Marter des h. Stephan“ nach Rubens, „Das Opfer Abraham’s“ nach Ribera, mehrere Blätter nach Rembrandt, „Die Nachtwache“, nach Salvator Rosa.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Grau
  2. Eine Großherzogin gab es zu Oesers Zeit noch nicht; gemeint ist die Herzogin Anna Amalia.