ADB:Dietrich, Christian Wilhelm Ernst

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Artikel „Dietrich, Christian Wilhelm Ernst“ von Carl Clauß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 192–193, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Dietrich,_Christian_Wilhelm_Ernst&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 18:48 Uhr UTC)
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Dietrich: Christian Wilhelm Ernst D., welcher sich zuweilen auch Dietricy oder Dietericy schrieb, geb. zu Weimar am 30. Octbr. 1712, † zu Dresden am 24. April 1774, war einer der begabtesten Maler seiner Zeit. Er lernte die Anfangsgründe der Kunst bei seinem Vater, einem Weimarschen Hofmaler, und kam dann als Schüler zu dem Landschaftsmaler Alexander Thiele nach Dresden, wo er durch glänzende Talentproben die Aufmerksamkeit August des Starken auf sich zog. Derselbe gab dem Grafen Brühl Auftrag, für die weitere Ausbildung des jungen Künstlers Sorge zu tragen. Brühl blieb letzterem ein beständiger Gönner. Er erwirkte ihm zunächst eine Pension aus der königl. Casse. Später ward D. zum Hofmaler ernannt. Da der Künstler aber die vom König zahlreich nach Dresden berufenen italienischen Maler sich immer vorgezogen sah, so ging er, verstimmt darüber, unter dem Vorwande, eine Reise nach Holland machen zu wollen, längere Zeit nach Weimar und Braunschweig. Als er 1742 nach Dresden zurückkehrte, fand er daselbst mehr Beachtung als früher. Sein alter Gönner, Graf Brühl, war mittlerweile Intendant der königlichen Sammlungen und Kunstanstalten geworden; er sowol wie Heinecken, dessen Urtheil in künstlerischen Angelegenheiten maßgebend war und der D. schätzte, suchten diesen möglichst zu fördern. Heinecken faßte ihn für die Directorstelle der projectirten Kunstakademie ins Auge und empfahl dem Hof, den Künstler, zur Vorbereitung für diese Stellung, nach Italien zu schicken. Letzterer ging denn auch 1743 zuerst nach Venedig, dann nach Rom; aber die italienische Luft und Kunst hatte wenig Reiz für ihn und schon in dem nächsten Jahr trieb ihn das Heimweh nach Dresden zurück. Heinecken schreibt bitter: [193] D. habe nicht das Geringste aus Italien mitgebracht, weder von der Manier im Malen, noch im Zeichnen; sein Widerwille gegen die Italiener erstrecke sich sogar auf ihre Schule. Man ernannte den Künstler weiterhin zum Inspector der Gemäldegallerie. Während des siebenjährigen Krieges scheint er in Freiberg und Meißen gelebt zu haben. Bei der Errichtung der Dresdener Kunstakademie sah man von D. ab; jedoch gab man ihm 1763 das Directorat der Malerschule an der Meißener Porzellanmanufactur, aber schon 1765 wurde er als Professor an die Akademie zu Dresden versetzt. Unter seinen Schülern ist der Landschaftsmaler und Radirer Klengel hervorzuheben. – D. fehlte der selbständige, schöpferische Künstlergeist und seine große Begabung war mehr nur technischer Natur. Hauptsächlich gefiel er sich in der Nachahmung insbesondere niederländischer Meister, welche Nachahmung aber immer nur eine äußerliche blieb. Noch den meisten Charakter, soweit es die naturentfremdete, manierirte Zeit gestattete, zeigt er in seinen landschaftlichen Arbeiten; Winckelmann nennt ihn sogar den Raphael der Landschaftsmaler. Am besten wird man den Künstler in Dresden kennen lernen, die dortige Gallerie besitzt von ihm 54 Gemälde. Als Hofmaler hatte er die Verpflichtung, jährlich vier Cabinetsstücke zu liefern. Auch an seinen Handzeichnungen ist Dresden reich. Eine hervorragende Stelle nimmt D. als Maler-Radirer ein. Seine zahlreichen Blätter bezeichnen einen großen Fortschritt der deutschen Aetzkunst und geben zugleich von der Leichtigkeit und Beweglichkeit seines Schaffens Zeugniß. Seine nachgelassenen Kupferplatten wurden von seinen Erben herausgegeben; später wurden die Platten wieder aufgestochen und an Frauenholz verkauft. Eine Sammlung seiner Handzeichnungen, Studien und Skizzen publicirte 1810 Ch. Otto in Leipzig, in Kreidemanier auf Stein gezeichnet, in 5 Heften. Viele Künstler haben nach ihm gestochen.

Vgl. J. F. Linck, Monographie der von D. radirten, geschabten und in Holz geschnittenen malerischen Vorstellungen, Berlin 1846. – Deutsches Kunstblatt, 1856: Ch. W. E. Dietrich. Ein Beitrag z. d. Kunstgesch. des 18. Jahrh., von L. v. Schorn.