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Artikel „Thiele, Johann Alexander“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 754, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Thiele,_Johann_Alexander&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 00:10 Uhr UTC)
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Thiele: Johann Alexander Th., Landschaftsmaler und Radirer, wurde am 26. März 1685 zu Erfurt geboren. Anfangs Militär, ließ er sich, durch seine Vorliebe für die Kunst, die er als Dilettant durch Copiren von Landschaften übte, bestimmen, seinen Beruf aufzugeben und sich ganz der Landschaftsmalerei zu widmen. Er wurde Schüler von C. L. Agricola und lernte in Dresden bei Manyocki die Ausübung der Oelmalerei. Hier gelang es ihm, sich rasch einen guten Namen zu machen und sich im J. 1747 zum Hofmaler emporzuschwingen. Als solcher starb er zu Dresden am 22. Mai 1752. – Th. ist der älteste deutsche Vertreter der sogenannten „Prospecten- oder Ansichtenmalerei“, die in den beiden Canaletti[1] ihren Höhepunkt erreicht hat. Doch kam es ihm nicht blos darauf an, den von ihm gewählten Vorwurf mit möglichster Treue wiederzugeben, sondern er verstand es auch, seinen Gemälden einen eigenen, über die bloße Naturtreue hinausreichenden Reiz zu verleihen. Die meisten Motive für seine Bilder entnahm Th. den sächsischen und thüringischen Gegenden, doch hat er auch eine Anzahl Bilder aus Mecklenburg angefertigt. Die sächsischen Gemälde malte er im Auftrage des Dresdener Hofes, die mecklenburgischen aber auf Befehl des Herzogs Christian Ludwig von Mecklenburg-Schwerin, mit dem er seit dem Jahre 1738 in Correspondenz stand, und für den er infolge eines am 24. October 1749 geschlossenen Contractes sechzehn große und zwölf kleinere Prospecte von mecklenburgischen Landschaften liefern sollte. Da Th. starb, ehe er den ganzen Auftrag vollenden konnte, ist der kleinere Theil der in Aussicht genommenen Bilder unerledigt geblieben. Die fertigen zieren gegenwärtig die Zimmer des Schlosses zu Ludwigslust. Außerdem befinden sich im Museum zu Schwerin nicht weniger als 22 Gemälde des Meisters. Auch in Dresden ist die Zahl von Thiele’s Gemälden sehr groß, doch sind davon nur zwei der reizvollsten, die „den Kyffhäuser“ und „die Zeche Kurprinz Friedrich bei Freiberg“ darstellen, in der Galerie zu sehen, da die übrigen 46 zur Ausschmückung des Residenzschlosses dienen. Gegenüber diesem Reichthum von Thiele’s Werken kommen die Bilder der Galerien zu Gotha, Weimar und Hamburg nur wenig in Betracht. Th. hat sich auch als Radirer versucht und auch in seinen zum Theil selten gewordenen Blättern ähnliche Motive behandelt wie in seinen Bildern.

Vgl. G. K. Nagler, Neues allgem. Künstler-Lexikon. München 1848. XVIII, 335–337. – Karl Woermann, Geschichte der Malerei. Leipzig 1888. III, 2, 1030, 1031. – Friedrich Schlie, Beschreibendes Verzeichniß der Werke älterer Meister in der Großherzoglichen Gemäldegallerie zu Schwerin. Schwerin 1882. 625–633. – Andreas Andresen, Handbuch für Kupferstichsammler. Leipzig 1873. II, 598.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Zu den beiden Canaletto genannten Künstlern siehe Wikipedia: