Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Haselbauer, Franz
Band: 8 (1862), ab Seite: 24. (Quelle)
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Hasenhut, Anton (Komiker, zu seiner Zeit genannt Thaddädl, geb. zu Peterwardein 1766, gest. zu Wien 6. Februar 1841). Hasenhut’s Vater, ein geborner Wiener, floh, nachdem er das Handwerk eines Chirurgen erlernt, aus seinem Elternhause, wo man ihn zu einer Ehe zwingen wollte, und wurde Mitglied einer wandernden Comödiantentruppe. Als er später als Director derselben im Jahre 1766 in Peterwardein sich befand, wurde ihm Anton geboren, welcher von 15 Kindern das erstgeborne war. Von seiner Mutter zum Schaukeln der jüngeren noch in der Wiege liegenden Geschwister verwendet, erfand er, um sich von diesem ihn langweilenden Geschäfte zu befreien, eine List und begann das Geschrei des erwachenden Kindes nachzuahmen, was ihm täuschend gelang; von diesem Umstande schreibt sich jene schnarrende kinderähnliche Stimme her, mit welcher er später in seinen Thaddädl-Rollen große komische Wirkungen zu erzielen verstand. Während eines nicht eben behaglichen Wanderlebens trat H., wie es sich von selbst versteht, in die Fußstapfen seines Vaters, spielte auf verschiedenen Bühnen alberne Jungen und komische Bedienten, bis er unter Marinelli im Leopoldstädter Theater in Wien auftrat. Er gefiel insbesondere in Wenzel Müller’s Oper: „Der lebendige Sack“, wo er in einem Duo seine Kindersprache producirte und solche Heiterkeit erweckte, daß die Oper bloß dieser Szene wegen achtmal hintereinander gegeben wurde und der Theaterdichter Hensler in jedes Stück, das dargestellt wurde, eine Episode eigens für Hasenhut eingerichtet, einschalten mußte, in welcher seine komische Gesangsnummer nie ihre Wirkung verfehlte. H. wurde nunmehr bald sehr beliebt und man begann Rollen eigens für ihn zu schreiben. Bis zu Marinelli’s Tode blieb H. bei dieser Bühne. 1803 trat er zu jener im Theater an der Wien, welche unter Schikaneder stand, [25] über, und spielte am 23. April d. J. auf derselben seine erste Rolle. Hier beginnt nun seine Glanzepoche: in Rollen der Dümmlinge erntete er großen Beifall und machte auch sonst gute Geschäfte. Auch gab er Gastrollen in Gratz, Prag, Linz, München, Frankfurt, Regensburg, die ihm namhafte Summen eintrugen, nur in Berlin, wo er 1817 auftrat, mißfiel er, so daß er schon nach der ersten Darstellung die Stadt verließ. Auch in Wien änderten sich die Verhältnisse der Bühne, an der er seine goldenen Tage gehabt, aber nicht hauszuhalten gewußt; und 1819 trat er aus dem Verbande dieser Bühne in einem zu diesem Zwecke eigens geschriebenen Stücke: „Lorenzo’s Abschied“. Seit der Zeit war sein Stern im Sinken. H. spielte nur noch in kleineren Städten in Karlsbad, Linz, bis es ihm gelang, in Wien wieder festen Fuß zu fassen, wo er an der von Grafen Palffy dirigirten Bühne eine ganz untergeordnete Unterkunft fand, welche aber auch aufhörte, als die Mitglieder, die schon seit Monaten keine Gage erhielten, beurlaubt wurden. Nach einem kurzen Intermezzo, in welchem H. die Leiden eines Theaterdirectors in Mödling versucht, wurde er von dem Director Carl [Bernbrunn s. d. Bd. I, S. 327] im Theater an der Wien engagirt, jedoch nur auf zwei Monate, für welche Zeit Carl’s Pacht dauerte, fand dann Verwendung unter verschiedenen Directionen des Kärnthnerthor-Theaters, namentlich unter Duport, der zwei Kinder Hasenhut’s zu Tänzerinen ausbilden ließ. Später war H. genöthigt, zur allgemeinen Wohlthätigkeit die Zuflucht zu nehmen, und wurde zu diesem Zwecke seine Biographie von Hadatsch verfaßt, eine höchst mittelmäßige Arbeit, die aber durch Betheiligung mehrerer Wiener Dichter, welche Gedichte an H. dieser Lebensbeschreibung beifügten und gleichsam als Fürsprecher für den Verarmten auftraten, einigen Erfolg hatte; wir finden darunter die Namen Bauernfeld, Castelli, Grillparzer und Seidl. Die Rollen (wir verweisen unten in den Quellen auf den Ausspruch Castelli’s) waren meistens Hasenhut – so zu sagen – auf den Leib geschrieben; die vorzüglichsten derselben waren: Lehrjunge in der Oper: die „Schneiderhochzeit“, Baldrian Klau in Bretzner’s „Argwöhnischer Liebhaber“. Peter Gutschaf in Kotzebue’s „Organe des Gehirns“, Jakerle in „Beide Füchse“, Peter in „Menschenhaß und Reue“, Lorenz im „Hausgesinde“, Dandine in „Aschenbrödel“, Fips in „Gefährliche Nachbarschaft“, und Rochus Pumpernikel im gleichnamigen Stücke. H. starb in Armuth im hohen Alter von 75 Jahren, und hinterließ sechs Kinder, von denen eines selbst bereits im hohen Alter noch vor ein Paar Jahren vom Abschreiben sein kümmerliches Dasein fristete und durch versificirte – von der Ironie des Elends mit einiger Komik gewürzte – Bittschriften fremde Theilnahme zu erzielen suchte; der beim Theater an der Wien zur Zeit (1861) als Balletmeister angestellte Leonhard H. dürfte wohl auch ein Sohn Anton’s sein.

Hadatsch (F. J.), Launen des Schicksals oder Scenen aus dem Leben und der theatralischen Laufbahn des Schauspielers Anton Hasenhut (Wien 1834, Franz Ludwig, kl. 8°., mit Portr.) – Realis, Curiositäten und Memorabilien-Lexicon von Wien (Wien 1846, Lex. 8°.) Bd. II, S. 7. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, Voigt, kl. 8°.) XIX. Jahrgang (1841), S. 1311. – Wanderer (polit. Wiener Journal, Fol.) 1860, Nr. 149: Das Leopoldstädter Theater von Dr. I. F. Castelli. – Castelli (I. F. Dr.), Memoiren meines Lebens. Gefundenes und Empfundenes [26] (Wien 1861, Kober und Markgraf, 8°.) Bd. I, S. 246 und 252. [Castelli entwirft folgendes Bild von Hasenhut: „Die zweite stehende komische Person in den älteren Stücken im (Wiener) Leopoldstädter Theater war der Taddädl von Anton Hasenhut dargestellt. Taddädl war gewöhnlich ein Geselle oder Lehrjunge, läppisch, furchtsam, dumm, dabei vorwitzig und jung, der den Zopf hinten ganz oben am Kopf festgebunden und wagrecht wegstehen hatte. Hasenhut’s größte Eigenthümlichkeit als Taddädl war der Ton seiner Sprache. Es klang immer wie das Schmettern einer Kindertrompete, wenn er redete, und dadurch allein bewirkte er schon Lachen. H. besaß außerdem eine unwiderstehliche komische Kraft. Man kann ihm nicht vorwerfen, daß er jemals eine Zote gesagt hatte, aber auch das Gewöhnlichste wußte er so komisch vorzubringen, daß er mächtig auf unser Zwerchfell wirkte. ... Als Hasenhut älter geworden, hieß er nicht mehr Taddädl, sondern erhielt in jeder Rolle andere komische Namen, aber darum wirkte er nicht weniger. Die Parodie der Scene aus Richard III. war das Komischeste was man sehen konnte und ungestüm forderte das Publikum die Wiederholung der Scene. Es ist für diejenigen, welche ihn selbst nicht sahen, kaum glaublich, welche komische Wirkung er mit einem Worte, mit einer Bewegung, ja mit einer Geberde hervorzubringen verstand. Besonders war er geschickt in Darstellung der Ungeschicklichkeit“. – Porträt. Unterschrift: Anton Hasenhut. Mitglied des k. k. Hof-Operntheaters in Wien, und Wiens ältester Komiker. F. Heer lith. Lith. Inst. in Wien, 8°. (auch in dem Hadatsch’schen Buche).