Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Harting, Franz von
Band: 7 (1861), ab Seite: 403. (Quelle)
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Hartinger, Anton (Blumenmaler und Chromolithograph, geb. zu Wien am 13. Juni 1806). Sohn eines Kattun- und Leinwanddruckers, der seine Dessins selbst zeichnete, erhielt er den ersten Unterricht im Zeichnen von seinem Vater und begann selbst Muster zu entwerfen, welche soweit gelungen waren, daß sie größtentheils praktische Verwendung fanden. Anton kam nun zu einem Freunde seines Vaters, zu Johann Knapp, Blumen- und Kammermaler Sr. k. k. Hoheit des Erzherzogs Anton, welcher einige Zeit den Unterricht mit ihm fortsetzte und seine Aufnahme in die Akademie der bildenden Künste und zwar in die Manufacturschule unter Professor Strenzel im Jänner 1820 vermittelte. Anton selbst bewarb sich später mit allem Eifer um einen Platz in der Blumenmalerschule, den er auch im Mai 1821 erhielt, und wo er seine Studien unter der Leitung des Professors Wegmeyer bis zum selbstständigen Schaffen fortsetzte. Im April 1825 erhielt er den ersten Gundel’schen Preis und im April 1829 den für diese Schule gestifteten größten Füger’schen Preis, die goldene Medaille. Nun verließ er die Akademie und auf das Eifrigste bemüht, künstlerische Auffassung der Natur mit der streng wissenschaftlichen „sogenannten botanischen Malerei“ innig zu verbinden, gelang es ihm durch seine Leistungen die Aufmerksamkeit der gelehrten Botaniker, insbesondere aber jene des rastlosen Beförderers des Gartenbaues, des Erzherzogs Anton, auf sich zu lenken. Letzterer ertheilte ihm nun auch den Auftrag, alle in Wien neu eingeführten und zur Blüthe gekommenen Pflanzen nach der Natur, im Folioformate, für seine Privatbibliothek abzubilden. So malte H. für seinen kunstsinnigen Mäcen im Zeitraume von 4 bis 5 Jahren über 650 Pflanzentafeln in Folio, darunter 50 mit den herrlichsten Früchten der Hederacaeen und Limoneen, welche aus Florenz eingeschickt wurden. Zugleich malte er Blumen- und Fruchtstücke in Oel und dürfte sich deren Zahl bis heute an 100 größere und kleinere Bilder erstrecken, welche sich in verschiedenen Privatsammlungen befinden und von mehreren Kunstvereinen angekauft wurden. Schon in der Ausstellung der Gemälde in der Akademie der bildenden Künste bei St. Anna im Jahre 1828 stellte er ein in Oel gemaltes Blumen-und Früchtenstück aus; in der Ausstellung des Jahres 1834 gleichfalls ein Oelbild: „Trauben in einem Korbe“; 1836: „Blumen und Früchte“; 1840 drei Oelbilder, jedes „Blumen in einer Vase“ vorstellend. Später erscheinen seine Bilder nicht mehr in denselben. Am 1. März 1836 wurde er als Corrector der Blumen- und Früchtenmalerschule an der kais. Akademie der bildenden Künste in Wien angestellt, und am 1. Mai 1843 eben daselbst zum Kunstmitglied ernannt. Im Jahre 1843 begann er die Herausgabe des „Paradisus Vindobonensis“ unter Mitwirkung des berühmten Botanikers Professor Dr. Endlicher [s. d. Bd. IV, S. 44], und später des Dr. Berthold Seemann; H. colorirte die Tafeln auf das Sorgfältigste, erhielt die Gestattung, das Werk Sr. Majestät, dem Kaiser Ferdinand, widmen zu dürfen, und wurde mit der großen goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet. Schon seit längerer Zeit mit [404] dem Gedanken sich tragend, das mühsame, kostspielige und zuletzt doch wenig künstlerische Coloriren durch ein rascheres, aber nichts desto weniger den Ansprüchen der Kunstfreunde vollkommen genügendes Verfahren zu ersetzen, gewann er 1845 den Lithographen Rauh für seine Idee, welcher sich herbeiließ, Hartinger’s ersten Versuch, den er selbst auf zwölf Steinen lithographirt, abzudrucken, wodurch der Beweis geliefert ward, daß es möglich ist, durch diese Methode Außerordentliches zu leisten, wenn auf der eröffneten Bahn fortgeschritten wird. Die Erlaubniß, die Versuche in der k. k. Hof- und Staatsdruckerei fortsetzen zu dürfen, brachte H. seinem Ziele näher, und seine vier in Farbendruck ausgeführten Lieferungen des „Paradisus“ erhielten den allgemeinen Beifall. Von dem ganzen Werke sind bisher der vollständige erste Band (100 Thlr.) und 4 Hefte des 2. Bandes (à 2 Thlr. 20 Gr.) erschienen. Vom Jahre 1849 bis 1851 war H. als Factor der von ihm eingerichteten chromolithographischen Abtheilung in der k. k. Hof- und Staatsdruckerei angestellt und wurde für die große Londoner Industrieausstellung beauftragt, die Ausstellungsstücke aus seiner Abtheilung vorzubereiten; es waren sämmtlich seine eigenen Arbeiten und zwar ein Studienkopf nach Amerling [s. d. Bd. I, S. 29], ein Stillleben, zwei Blumen- und ein Fruchtstück eigener Composition, Kaiser Joseph als Arzt, mehrere Tafeln aus den Denkschriften der kais. Akademie der Wissenschaften, vier Lieferungen seines Blumenwerkes „Paradisus“, wobei ihn jedoch die reichen Mittel des unter des Directors Ritter von Auer Leitung stehenden, großartigen und von keinem zweiten übertroffenen Institutes wesentlich förderten. Es wurde dem Farbendrucke und speciell dem Blumenwerke „Paradisus“ eine Medaille zuerkannt. Unmittelbar nach Gründung der Akademie der Wissenschaften wurde H. mit der Ausführung der chromolithographischen Illustrationen der „Denkschriften“ betraut, und führte er auch dieselben bis zu seinem Austritte aus der Staatsdruckerei aus. Als im April 1851, in Folge der Reformen an der kais. Akademie der bildenden Künste, die Blumenmalerschule aufgehoben wurde, wurde auch H. in den zeitlichen Ruhestand versetzt. Schon im Juli 1851 erhielt er das Befugniß zur Errichtung einer Steindruckerei, aber erst im August 1857 trat er in geschäftliche Verbindung mit den später unter der Firma „Typographisch-literarisch-artistische Anstalt“ bekannt gewordenen Buchhändlern Zamarski und Dittmarsch, trat aber schon 1859 wieder aus, alsbald eine eigene artistisch-lithographische Anstalt (Mariahilfer Hauptstraße Nr. 71) begründend. Von Hartinger’s bedeutenderen künstlerischen Arbeiten sind nunmehr noch anzuführen: Die Fortsetzung seines Blumenwerkes „Paradisus“;– sein 1854 begonnenes Werk „Deutschlands Forstculturpflanzen“, mit Text von F. Fiscali und Einleitung in das Studium der Forstbotanik von L. Grabner, bisher 5 Hefte, jedes mit drei nach der Natur in Farbendruck ausgeführten Tafeln von Hartinger bei |Hölzel in Olmütz, einer Provinzial-Verlagshandlung, welche durch die Schönheit, ja die Pracht ihrer Werke den Buchhändlern der Residenz, die ähnliches kaum aufzuweisen haben, den Rang abläuft; – ferner: „Die essbaren und giftigen Pilze in ihren wichtigsten Formen. Zur Förderung des Schulunterrichtes herausgegeben von M. A. Becker“ (Olmütz 1855, und neue Ausgabe Wien 1858, typ. lit. artist. Anstalt, 6 Tafeln, gr. Fol.); – [405] und in jüngster Zeit „Die in Oesterreich wild wachsenden Giftpflanzen“ (14 Folio-Tafeln in Farbendruck); dann einzelne Blätter: „Christus am Kreuze“, die „Mutter Gottes“, beides Wandbilder im Farbendrucke für Schulen in öffentlichen Lehranstalten, ersteres bis heute in nahezu 4000, letzteres in 2000 Exemplaren verbreitet; überdies viele Decorationsbilder, Landschaften, Blumen- und Fruchtstücke, Genrebilder, religiöse Bilder, nach Binder, Schnorr, Dobiaschofsky etc.; Zeichnungsvorlagen, die Administrativkarte des österreichischen Kaiserstaates, mehrere geologische Karten, sämmtlich im Farbendrucke, Porträte etc. etc. Am 7. März 1861 erhielt H. ein Patent auf die Erfindung, Oelfarbendruckbilder unmittelbar auf grundirte Leinwand zu drucken; solche Bilder haben ganz das Aussehen und die Dauer eines Oelgemäldes: früher wurden sie nur auf Papier gedruckt und dieses auf Leinwand mit Kleister aufgespannt; schon sind nach dieser jüngsten Erfindung H.’s zwei Thierstücke nach Mahlknecht (H.: 35 Zoll, Br.: 26 Zoll) und eine Landschaft nach Hansch (H.: 21 Zoll, Br.: 30 Zoll) ausgegeben.

Kataloge der Ausstellungen in der k. k. Akademie der bildenden Künste bei St. Anna in Wien für das Jahr 1828, S. 13, Nr. 9; – für 1834, S. 13, Nr. 20; – für 1836, S. 10, Nr. 21; – für 1840, Nr. 125, 126, 197; – für 1847, Nr. 61, 62, 63, 64. – Frankl (Ludwig August), Sonntagsblätter (Wien, gr. 8°.) III. Jahrg. (1844), S. 552, 1191. – Dieselben, IV. Jahrg. (1845), S. 422. – Schmidl (Ad.), Oesterreich. Blätter für Literatur und Kunst (Wien, 4°.) I. Jahrg. (1844), Nr. 63, S. 501. – Dieselben, IV. Jahrg. (1847), S. 103.