Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 1 (1856), ab Seite: 85. (Quelle)
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Auer, Alois (Mitglied der hist. phil. Classe der kais. Akad. der Wissenschaften, geb. zu Wels 11. Mai 1813).[BN 1] Erhielt in der Kreishauptschule seines Geburtsortes den ersten Unterricht; und da ihm seine Mittel die Fortsetzung der Studien nicht erlaubten, trat er 1825 in die Buchdruckerei seiner Vaterstadt. Neben den Verrichtungen seiner Berufsgeschäfte trieb er Sprachenstudien und unterzog sich zur Erlangung einer Lehrkanzel 1836 einer öffentlichen Prüfung aus der franz. und italien. Sprache an der Wiener Hochschule. In seine Heimat zurückgekehrt, vertauschte er sein früheres Geschäft mit Unterrichtgeben in Sprachen. Bald erhielt er einen Ruf nach Linz und als 1837 Abate Tomazzuoli starb, die Lehrkanzel der italienischen Sprache am ständ. Collegium. Indessen arbeitete A. ununterbrochen an der Durchführung seines neu aufgestellten typometrisch-gramatischen Lehrsystems. 1839 unternahm A. eine Reise durch Deutschland, die Schweiz, Frankreich und England, insbesondere um die Anlage einer neuen Vaterunser-Sammlung als Fortsetzung des Christoph Adelung'schen Mithridates zu fördern. 1841 wurde A. Direktor der k. k. Hof- und Staatsdruckerei, welche der verdienstvolle V. Degen 1814 begründet. Die Wirksamkeit A.’s in diesem seit Degens Tode in Verfall gerathenen Institute erfreut sich eines europäischen Rufes und bildet eine interessante Partie seines Werkes: „Geschichte und Beschreibung der k. k. Hof- und Staatsdruckerei in Wien“ (Wien 1851, 2 Bände mit Plänen [86] und Abbildungen), auf welches wir wegen der Menge und Mannigfaltigkeit der von A. angeführten Veränderungen, Verbesserungen, Erfindungen u. s w. den Leser verweisen müssen. Nur kurz sei angedeutet, daß diese großartige Anstalt, die einzig in ihrer Art dasteht, gegenwärtig mit 50 eisernen Handdruck-, 48 Schnelldruck-, 27 Kupferdruck- und Satinir- und 30 Steindruckpressen, 8 Stampiglir- und 9 Numerirmaschinen arbeitet, daß sie eine Schriftgießerei, Schriftschneiderei, Vorrichtungen für Galvanoplastik, Galvano-, Stilo-, Hialo- u. Photographie, Holzschneidekunst, lithogr. Farbendruck, Blinden- u. Notendruck, Naturselbstdruck umfasse, und mit der Hofkammersteindruckerei, Papierverwaltung, Lottodruckerei, dem k. k. Druckverlage, einer Unterrichtsanstalt für Setzerlehrlinge in morgen- und abendländischen Sprachen u. s. w. verbunden sei. Die vielfältigen Auszeichnungen, welche A. für seine von keinem Zweiten erreichten Resultate in der Typo- und Polygraphie von den regierenden Häusern Europa’s erhielt, sind im Almanache der kais. Akademie d. Wissenschaften, Wien 1855, S. 245 zu lesen. Als höchste Anerkennung derselben geben aber die bei der Londoner Weltausstellung 1851 in der 17. Classe der Wiener Staatsdruckerei einzig und allein verliehene große Council-Medaille und die bei der Pariser Ausstellung 1855 ihr gewordene gleiche Auszeichnung nebst der Decoration des Ritterkreuzes der Ehrenlegion, die sprechendsten Belege. Von A.’s Werken welche sämmtlich im Almanach der kais. Akademie der Wissenschaften f. 1851 (Wien) S. 114 aufgezählt werden, nennen wir außer der obgenannten Geschichte: die „Sprachenhalle oder das Vater-Unser in 608 Sprachen und Mundarten nach 43 Vater-Unser-Sammlungen tabellarisch aufgestellt, und mit 86 neuen Formeln vermehrte I. Abtheilung“ und „Sprachenhalle, oder das Vater-Unser in 206 Sprachen und Mundarten, neuerdings gesammelt und tabellarisch aafgestellt, mit 55 verschiedenen den Völkern eigenthümlichen Schriftzügen der buchstäblichen Aussprache und wörtlichen Uebersetzung abgedruckt. Nebst einem Anhange: die Schriftzeichen des gesammten Erdkreises in 104 Alphabeten. II. Abtheilung sammt einer Typenschau des Erdkreises.“ A. ist k. k. Regierungsrath, seit 14. Mai 1847 Mitgl. d. kais. Akad. d. Wissenschaften und außerdem Mitgl. mehrerer gelehrten Vereine. Die kön. bair. Maxm.-Universität in Würzburg zeichnete ihn mit der Verleihung der Doctorswürde aus.[BN 2]

Almanach der kais. Akademie der Wissenschaften I. Jahrg. (Wien 1851), S. 114 und VI. Jahrg. (Wien 1856), S. 86. – Bermann (Mor.), Oestr. biograph. Lexikon 3. Heft. S. 315. – (Brockhaus) Conversations-Lexikon, 10. Aufl. (1851) II. Bd. S. 21.

Berichtigungen und Nachträge

  1. Auer Ritter v. Welsbach, Alois [Bd. I, S. 85; Bd. XI, S. 358], gest. zu Hietzing nächst Wien 10. Juli 1869.
    Westermann’s Illustrirte Monatshefte 1857, Nr. 6, S. 653, im „Bericht über die Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte“. – Wiener Zeitung 1869, Nr. 159. – Neues Wiener Tagblatt 1869, Nr. 204. – Presse 1869, Nr. 197, im Local-Anzeiger. – Neue freie Presse 1869, Nr. 1749; – dieselbe, Nr. 1767, im Feuilleton von Alfred v. Wurzbach. [Band 22, S. 468]
  2. E Auer Ritter von Welsbach, Alois [s. d. Bd. I, S. 85]. Erhielt neben der ihm seit 1845 verliehenen Oberleitung der k. k. Hof- und Staatsdruckerei, welche von Fachmännern als einzig in ihrer Art dastehende Musteranstalt bezeichnet wird[1], noch jene der k. k. Papierfabrik zu Schlöglmühle, der k. k. Filial-Staatsdruckerei zu Temesvár und der k. k. Porzellanfabrik in Wien; wurde im Jahre 1858 wirklicher k. k. Hofrath und als Ritter des Ordens der eisernen Krone 3. Classe, welchen er seit 1853 besaß, mit Diplom vom 12. März 1860 in den erbländischen Ritterstand mit dem Prädicate von Welsbach erhoben. Eine seiner neuesten höchst wichtigen Erfindungen ist die Verwendung der Maisfasern zu Garn, woraus Bänder, Stricke, Gewebe aller Art, Wachs- und Theerleinwand, Tornister, Feuereimer u. dgl. erzeugt werden. Selbst die Abfälle der Maisblätter sind verwendbar, und zwar in erster Linie zu Papier, das in der kaiserl. Papierfabrik Schlöglmühle in großer Schönheit, Stärke und Mannigfaltigkeit theils von reinem Mais, theils in Mischungen mit Hadern bereitet wird. Der Kleber der Maispflanze liefert, mit gewöhnlichem Mehle gemengt, schmackhaftes Brot; während die Fasern wie die Baumwolle explodirbar gemacht werden können. Eine ausführliche Beschreibung der neuen Erfindung nebst Proben von einer großen Menge von Papiersorten, und Anfang Februar d. J. eine Ausstellung der verschiedenen aus der Maispflanze gewonnenen Producte ist von A. veranstaltet worden. In neuester Zeit gab A, heraus: „Beiträge zur Geschichte der Auer. Aus 60 ingenannten Quellen gesammelt“ (1. Ausgabe Wien 1861, VI und 336 S, gr. 8°.; 2. Ausg. 1862, VIII und 531 S., mit einer großen Wappen- und einer Stammtafel in gr. Fol. der verschiedenen Familien des Namens Auer). Dieses in zweiter Ausgabe bereits erschienene Werk enthält die Regesten, Chronikauszüge und sonstige aus archivalischen Quellen geschöpfte Nachrichten über 32 mehr oder minder geschichtlich denkwürdige Familien des Namens Auer. Auf Seite 523 der zweiten Ausgabe findet sich auch eine Geschlechtstafel und ein gedrängtes Curriculum vitae des Herausgebers, aus welchem unter anderem, was bereits in der Lebensskizze des I. Bandes dieses Lexikons enthalten ist, wir noch erfahren, daß Auer Commandeur von 4, Ritter von 19, darunter 2 österreichischen Orden, Besitzer zweier großen goldenen Medaillen, und zwar der österreichischen für Kunst und Wissenschaft und der schwedischen „Memoriae pignus“, [359] Ehrenbürger der Stadt Wels und Ehren-, wirkliches und correspondirendes Mitglied von 30 in- und ausländischen gelehrten Akademien und Gesellschaften ist, darunter außer der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, der deutschen morgenländischen in Halle-Leipzig, der asiatischen in Paris und London, der Leopoldinischen in Breslau unter dem Namen Daguerre und des Franklin-Institutes in Nordamerika.
    Ritterstands-Diplom vom 12. März 1860. – Humorist (Wiener Journal) 1855, Nr. 180 u. 183: Pariser-Briefe von M. G. Saphir. – Westermann’s illustrirte Monatshefte (Braunschweig, gr. 8°.) 1857, Nr. 6, S. 653 [mit Auer’s wohlgetroffenem Porträte im Holzschnitt auf S. 654]. – Oesterreichische Zeitung (Wien, Fol.) 1855, Nr. 268. – Wappen. Gevierteter Schild, 1: In Schwarz der goldene Doppeladler mit den Insignien der Typographie in den beiden Krallen; 2: in Roth das Wappen der Stadt Wels; eine silberne gezinnte Burg mit zwei Thürmen und offenem Thore, auf grünem Grunde unter diesen ein Wasser von natürlicher Farbe mit dem Fische „Der Wels“ 3: in Silber die Pflanze Mithridates in natürlicher Farbe (als Symbol des Naturselbstdruckes und der Sprachenkunde, als Fortsetzer des Adelung’schen „Mithridates“); 4: in Roth ein aus einer Krone aufsteigender goldener geflügelter Greif, in den Vorderpranken die Druckerballen haltend. Auf dem Helme ruhen zwei zu einander gekehrte gekrönte Turnierhelme; auf der Krone des rechten Helms steht der goldene Adler von 1; auf jener des linken Helms der geflügelte Greif von 4. Die Helmdecken sind rechts schwarz mit Gold, links roth mit Silber belegt. [Band 11, S. 358 f.]

  1. Bei dieser Gelegenheit muß der Verfasser dieses Lexikons, welcher seit einem Jahrzehend, nämlich seit Herausgabe des ersten Literaturberichtes, in ununterbrochenem und vielseitigem Verkehre mit der Staatsdruckerei steht, selbst offen aussprechen, daß die Ordnung und Pünctlichkeit im Geschäfte, die Tüchtigkeit der Arbeitskräfte, als Conrectoren, Setzer, Drucker u. A., dieser Anstalt über alles Lob erhaben sind. Dabei fällt ganz besonders der Umstand in’s Gewicht, daß es sich hier nicht um Satz mit einer oder zwei Schriften, sondern fast ununterbrochen in zehn bis zwölf Schriften und zudem in nicht eben sehr gangbaren, sondern vielmehr wenig gekannten Sprachen und Dialekten handelt. Ich, der ich eben die Wohlthaten so eminenter Vorzüge zunächst empfinde und dabei nicht wenig Zeit erspare, wie auch sonst in der schwierigen Arbeit wesentlich gefördert werde, fühlte mich gedrungen, dieß einmal geradezu offen auszusprechen.