BLKÖ:Wurzbach-Tannenberg, Alfred Ritter von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 59 (1890), ab Seite: 13. (Quelle) | |||
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Moriz Thausing, die wärmste Förderung fand. 1879 erlangte er nach abgelegten strengen Prüfungen [14] das Doctorat der Philosophie an der Wiener Hochschule. Schon in den Jahren 1870 und 1871 war von ihm ein Sammelwerk unter dem Titel „Zeitgenossen“ herausgegeben worden, das eine Reihe selbständiger Biographien solcher hervorragender Persönlichkeiten der Gegenwart enthält, die auf den Gebieten der Literatur und der Kunst sozusagen die Signatur der Zeit bilden, nämlich: Ludwig Uhland, Karl Vogt, Ferdinand Lassalle, Alexander Dumas Sohn, Gioachimo Rossini, Arthur Schopenhauer, Alex. Herzen, Karl Gutzkow, Wilhelm von Kaulbach, Richard Wagner, Bogumil Dawison, Ida Gräfin Hahn-Hahn. Diesem Werke folgten 1874 „Laura, eine Novelle in Versen“ und 1881 „Lieder an eine Frau“, beide gedruckt in Wien. Inzwischen hatte er 1878 für das im Verlage von E. Seemann in Leipzig erschienene Welk: „Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit“ die Biographien der niederländischen Landschaftsmaler zu schreiben übernommen. Dadurch in das kunstwissenschaftliche Gebiet eingeführt, blieb er demselben treu, übernahm für das von Eisenmann und Krell begonnene, im zweiten Bande aber ins Stocken gerathene große Prachtwerk „Die Classiker der Malerei“ (Neff’s Verlag in Stuttgart) die Vollendung dieses zweiten Bandes, welcher die Niederländer und Spanier behandelte, und veröffentlichte noch für denselben Verlag 1880 „Die französischen Maler des 18. Jahrhunderts“, dann die „Goldene Bibel. 2 Bände Altes und Neues Testament.“ Für das letztere von der Verlagshandlung lange vergebens geplante Werk hatte Wurzbach eben in den Sammlungen der Albertina und jener Städte des Continents, welche er auf seinen Reisen besuchte, das erforderliche Material gesammelt, da es sich bei diesem Unternehmen um die gleichmäßige Illustration der Bibel durch hundert Folioblätter von der Hand der berühmtesten Stecher nach Gemälden der bedeutendsten Meister aller Schulen handelte. Im Jahre 1885 gab er dann im nämlichen Verlage zur Illustrirung des berühmten Meisters Rembrandt ein ähnliches Prachtwerk, die „Rembrandt-Galerie“ heraus. Nebenbei hatte er 1881 bei Gründung der Wiener „Allgemeinen Zeitung“ durch Dr. Theodor Hertzka für dieselbe das Referat der Kunstangelegenheiten übernommen, welches er 1886, als das Blatt in andere Hände überging, niederlegte. Neben zahlreichen bald größeren, bald kleineren Aufsätzen meist kritischen Inhalts für Lützow’s „Zeitschrift für bildende Kunst“, das „Repertorium für Kunstwissenschaft“ und andere Revuen gab er in den von Eitelberger geleiteten „Quellenschriften für Kunstgeschichte“ eine Uebersetzung von Arnold Houbraken’s „Große Schouburgh der niederländischen Maler und Malerinen“ heraus, von welcher Arbeit bisher nur der erste Theil, die Uebersetzung des Originaltextes erschien, da die Fortsetzung der Quellenschriften inzwischen eingestellt wurde. Im nämlichen Jahre veröffentlichte er auch die Monographie „Martin Schongauer, eine kritische Untersuchung des Lebens und der Werke des Meisters“ (Wien bei Manz) und 1885 eine kurzgefaßte „Geschichte der holländischen Malerei“ (Prag bei Tempský und Freitag). In seinem wissenschaftlichen Streben auf kunsthistorischem Gebiete hatte Wurzbach manchen Strauß auszutragen denn, da er der Wahrheit um jeden Preis zu dienen entschlossen war, stieß er auf mancherlei Hindernisse, durch die er sich nicht eben [15] auf Rosen gebettet sah. Indessen blieb sein Wirken in unbefangenen und maßgebenden Kreisen nicht ungewürdigt. Den unrühmlichen Verkleinerungsumtrieben der heimischen Fachgenossen trat das unbefangenere Ausland, das ja in Sachen der Kunst auch eine Stimme hat, entschieden entgegen, und so fand er z. B. in William Hughes Willshire’s officiellem „Catalogue of early prints in the British Museum“ (1883) verdiente Anerkennung und Würdigung; Seine Majestät der Kaiser verlieh ihm 1880 die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft, und weiland König Ludwig II. von Bayern das Ritterkreuz I. Classe des Michaelsordens. Gegenwärtig beschäftigt sich Wurzbach mit einer kritischen Geschichte des Kupferstiches im 15. Jahrhundert und einem umfassenden Handbuche über die niederländischen Malerschulen. Seit 21. Mai 1874 mit Eugenie, der einzigen Tochter des vormaligen Reichstagsabgeordneten und Präsidenten der Prager Handelskammer Joseph Ritter von Lippmann-Lissingen, vermält, hat er aus dieser Ehe einen Sohn Alfred (geb. 1879)[WS 1].
Wurzbach-Tannenberg, Alfred Ritter von (Kunsthistoriker und Kunstkritiker, geb. zu Lemberg in Galizien am 22. Juli 1846). Der älteste Sohn des Verfassers dieses Lexikons, kam er in jungen Jahren mit dem Vater, der ins Ministerium des Innern als Secretär war berufen worden, nach Wien, beendete das Untergymnasium in Kremsmünster, das Obergymnasium in Wien und die Rechtswissenschaften an der Hochschule daselbst, trat hierauf bei der niederösterreichischen Statthalterei in den Staatsdienst, gab aber in Anbetracht der ungünstigen Beförderungsverhältnisse 1876 seine Stelle als Statthaltereiconcipist auf und widmete sich ausschließlich wissenschaftlichen, speciell kunsthistorischen Studien. Zu diesem Zwecke bereiste er wiederholt Deutschland, Frankreich, Holland, Belgien, Italien, Schweden und Spanien, unterzog durch drei Jahre die Kupferstichsammlungen und Handzeichnungen der Albertina und Hofbibliothek in Wien dem eingehendsten und sorgfältigsten Studium, worin er durch den damaligen Director der Albertina, Professor- Bornmüller (F.). Biographisches Schriftsteller-Lexikon der Gegenwart. Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gebiete der Nationalliteratur aller Völker mit Angabe ihrer Werke (Leipzig 1882, Bibliogr. Institut, br. 12°.) S. 778. – Brümmer (Franz), Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten des neunzehnten Jahrhunderts (Leipzig 1883, Ph. Reclam jun., 12°.) Bd. II, S. 514. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine. 14. August 1877. Nr. 101: „Die Kupferstich-Ausstellung der Wiener Akademie“. – Wiener allgemeine Zeitung, 6. Februar 1884, Nr. 1415 im Feuilleton: „Die Vorgänge in der fürstl. Liechtenstein’schen Galerie“. – Dieselbe. Beilage zu Nr. 27 vom 27. März 1880: „Das Festzugswerk der Stadt Wien“. – Dieselbe vom 6. Jänner 1887, Nr. 2402: „Die graphische Ausstellung“. – Allgemeine Zeitung (München, Cotta, 23. März 1888, Beil. 83 „Kunsthistorisches“.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Wolfgang von Wurzbach (Wikipedia).