BLKÖ:Donizetti, Gaetano

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 3 (1858), ab Seite: 359. (Quelle)
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Donizetti, Gaetano (Compositeur, geb. zu Bergamo [nach Theisnier u. Denne-Baron) 25. Sept. 1798, gest. ebenda 8. April 1848). Ist der Sohn armer Eltern – sein Vater bekleidete einen niederen Posten bei einem Pfandleihhause (monte di pietà). – Als im J. 1805 auf Vorschlag des berühmten Joseph Simon Mayr (s. d.) in Bergamo eine Musikschule eröffnet wurde, fand D. daselbst 1806 Aufnahme und erhielt den ersten Unterricht in der Musik von Mayr. D. machte bei seltener Begabung große Fortschritte, nahm auch Clavierunterricht bei [360] Ant. Gonzales und nachdem er 9 Jahre im Institute zugebracht, begab er sich nach Bologna, wo Pilotti und Mattei seine fernere Ausbildung leiteten. 1817 kehrte er nach Bergamo zurück, erhielt an der Basilica di San Maggiore eine Anstellung, welche ihm aber bald nicht genügte und ihn bewog, zur weltlichen Musik u. z. zur Oper überzugehen. Das Staunen der Eltern über diese Wahl war groß, der Vater verwarf diesen Gedanken und D. entschloß sich Soldat zu werden. Ohne ein Wort zu sagen, verließ er das Elternhaus und wurde Soldat. Als solcher setzte er seine musikalischen Studien fort und kam glücklicher Weise unter das Commando eines Hauptmannes, der die Musik liebte und den Genius des Jünglings förderte. Als Soldat componirte er seine erste Oper „Enrico di Borgogna“, welche im Theater San Luca mit rauschendem Beifall gegeben wurde. Das Regiment, in welchem D. diente, stand in Venedig. Im Carneval 1819/20 trat D. mit seinem zweiten Versuche auf und im Theater San Samuele erntete die komische Oper „Falegname di Lovonia“ Beifall. So componirte D. als Soldat bis 1822, in welchem Jahre seine „Zoraide di Granata“ in Rom beifällige Aufnahme fand. Nun suchte der junge Componist seinen Urlaub an und erhielt ihn, bald auch durch Verwendung einflußreicher Mäcene den Abschied. Er kehrte hierauf zu seinen Eltern zurück und versöhnte sich mit seinem Vater. Seiner fernern Laufbahn legten sich nunmehr keine Hindernisse in den Weg. D. widmete sich ganz der Composition von Opern. Barbaja, der damals die Theater Italiens beherrschte, bemächtigte sich, als Rossini den italienischen Alpen den Rücken gekehrt, des jungen Donizetti, dessen Talente er erkannt hatte, und nun componirte D. eine Oper nach der andern. Seine Arbeiten gefielen, sie lockten die Zuhörer, ohne jedoch einen besondern Erfolg zu haben. Erst die Oper „Anna Bolena“, welche er 1831 für Mailand schrieb und die anfänglich kalt aufgenommen wurde, bildet einen Wendepunct in seinen Arbeiten. Die Kälte verwandelte sich in Enthusiasmus und die Oper machte die Runde über alle Bühnen Italiens. Im folgenden Jahre gelang ihm ein Gleiches mit der Oper „Elisir d’amore“, welche er in 10 Tagen geschrieben hatte; mit „Lucrezia Borgia“ (1834) wuchs seine Beliebtheit und sein Ruf. In diesem Jahre vermälte er sich auch mit Virginia Vasselli, einer schönen Römerin, der Tochter eines Advocaten. Als im J. 1834 die Pariser italienische Oper mit ihren neuen Werken wenig Glück hatte, ließ sie von Bellini die „Puritani“, von Donizetti den „Marino Falieri“ schreiben, welcher im folgenden Jahre zur Aufführung kam, ohne jedoch zu gefallen. D. begab sich nun (1835) nach Neapel, schrieb daselbst seine „Lucia di Lammermoor“, welche seine Ernennung zum Professor am königl. Conservatorium zur Folge hatte. Als Zingarelli starb, trat D. provisorisch an dessen Stelle als Director des Conservatoriums (1838) und fand, da er nicht Neapolitaner war, große Gegnerschaft. Kurz vorher hatte er seine Gemalin an der Cholera, welche in Neapel wüthete, verloren und schwer traf ihn der Verlust eines Weibes, welches D. zärtlich liebte. In dieser Stimmung componirte D. seinen „Poliuto“ (1838), dessen Aufführung in Neapel vergebens versucht wurde, weil daselbst heilige Gegenstände nicht profanirt werden dürfen. König Ferdinand II. gab, als D. die Aufführung erbat, zur Antwort: „Scherza con fanti e lascia stare i Santi“. Um diese Zeit bewarb sich auch Mercadante um den Posten des Directors des Conservatoriums, den D. provisorisch bekleidete. [361] D. trat freiwillig zurück, verließ nun Neapel und begab sich nach Paris (1839) wo er seinen bleibenden Aufenthalt nahm. Schon im folgenden Jahre erntete er mit seiner „Figlia del reggimento“ neue Lorbeern; und eine gleich günstige Aufnahme fand seine eigens für Wien (1842) componirte „Linda di Chamounix“, welche seine Ernennung zum Hofcapellmeister, doch ohne Verpflichtung nach Wien zu übersiedeln, zur Folge hatte. Noch componirte D. für Wien die Oper „Maria di Rohan“. In die Zeit seines Aufenthaltes in Wien fällt auch die Composition seiner „Ispirazioni viennesi“, wohl veranlaßt durch die äußerst freundliche Aufnahme, welche er in Wien gefunden. Im nächsten Jahre kehrte er nach Paris zurück und schrieb seinen „Dom Sebastian“ nach Scribe’s Libretto, welcher jedoch erst in Wien eine beifällige Aufnahme fand, wo er 40mal hintereinander gegeben wurde. D. selbst hielt diese Oper für sein bestes Werk. Im Frühling 1845 begab er sich wieder nach Wien er wollte dort eine Oper schreiben und versuchte es auch, aber über ärztlichen Rath, da sein Organismus sehr angegriffen war, mußte er sich Ruhe gönnen. Er kehrte nach Paris zurück, wo drei Libretti, glänzende Anträge aus Petersburg seiner harrten; es waren die letzten Lichtpuncte, die auf sein Leben fielen. Schon früher hatten seine Freunde an ihm Störungen in der Ideenassociation bemerkt; die Zufälle, statt sich zu mindern, wiederholten sich, und das Uebel nahm so rasch überhand, daß alle ärztliche Kunst bald vergeblich war. Zwei Jahre und 3 Monate brachte er in der Irrenanstalt zu Ivory bei Paris zu. Man hoffte nur noch von einer Rückkehr in’s Vaterland Genesung. Sein Neffe Andreas – Sohn seines Bruders Giuseppe – brachte ihn mit aller nur denkbaren Vorsicht 1847 über Brüssel nach Bergamo, aber die Gehirnerweichung schritt unaufhaltsam fort und nach mehreren Monaten erlag der Meister seinem Leiden. Donizetti arbeitete mit großer Leichtigkeit; er dichtete auch und hatte sich zu einigen seiner Opern, u. a. zur „Betly“ das Libretto selbst geschrieben. Mehrere seiner Partituren hatte er in zwei bis drei Tagen instrumentirt. Seinem Aeußern nach von einnehmender Persönlichkeit, war er in Umgang liebenswürdig, in seinen Reden witzig. Bezeichnend sind die Worte Rossini’s über Donizetti: „D. era il solo capace di giungere alla fine del quarto atto di un’ opera“. Als Dirigent war D. bedeutend und es ist bekannt – Giordani meldet es im letzten Bande seines „Epistolario“ (Mailand, Borroni e Scotti) – mit welcher Virtuosität sich D. der schwierigen Aufgabe: Rossini’s „Stabat mater“ im J. 1842 zu Bologna zu dirigiren, entledigte und wie er namentlich die Schlußfuge mit einem Geschicke ausführte, daß er des Verfassers hohe Bewunderung erregte. Es fehlte dem Maestro im Leben nicht an Ehren. Mehrere Staaten hatten ihm ihre Decorationen verliehen u. a. Frankreich die Ehrenlegion; Portugal nach Aufführung des „Dom Sebastian“ den Orden der unbefleckten Empfängniß. Bei der Beliebtheit seiner Arbeiten und der Leichtigkeit, mit welcher er componirte, war es ihm auch nicht schwer geworden, sich ein bedeutendes Vermögen zu erwerben. Sein seltenes Talent hatte er dem Geschmacke der Zeit, in welcher er lebte und wirkte, zum Opfer und sich so um die Unsterblichkeit gebracht, welche mit Schöpfungen der Tonkunst zu erringen, sein Genius befähigt gewesen.

Compositionen Donizetti’s. A. Opern. 1818: „Enrico di Borgogna“ (semiseria) für Venedig; – 1820: „Il falegname di Livonia“ (Op. buffa) für Venedig; – „Le nozze in villa“ (op. buffa) für Mantua: – 1822: „Zoraide di Granata“ (sem.) [362] für Rom; – „La Zingara“ (op. buffa) für Neapel; – „Chiara e Serafina o i Pirati“ (semis.) für Mailand; – „La lettera anonima“ (farsa) für Neapel; – 1823: „Il fortunato inganno“ (op. buffa); – „Aristea“; – „Alfredo il grande“ (op. ser.) alle 3 für Neapel – „Una follia“ (farsa) für Venedig; – 1824 auf 1826: „L’aio nell’ imbarazzo“ (op. buffa) für Rom; – „Emilia o l’eremitaggio di Liverpool“ (semis.); – „Elvida“ (einactig), beide für Neapel; – „Alahor in Granata“ (op. ser.); – „Il castello degli invalidi“ (farsa) (beide für Palermo; – 1827: „Olivo e Pasquale“ (op. buffa) für Rom; – „Il borgomastro di Saardam“ (op. buff.); – „Le convenienze ed inconvenienze teatrali“ (farsa); – „Otto mesi in due ore“ (drama romantico) alle drei für Neapel; – 1828: „L’esule di Roma“ (op. seria); – „Giovedi grasso“ (farsa); – „Gianni di Calais“ (semiser.) alle drei für Neapel; – „La regina di Golconda“ (op. semis.) für Genua; – 1829: „Il Paria“ (op. s.); – „Il Castello di Kenilworth“ (op. s.) beide für Neapel; – 1830: „Il diluvo universale“ (op. ser.); – „I pazzi per progetto“ (farsa); – „Francisca di Foix“ (einactig); – „Imelda de’ Lambertazzi“ (op. ser.); – „La romanziera“ (einactig) alle für Neapel; – 1831: „Anna Bolena“ (op. ser.) für Mailand; – „Fausta“ (op. ser.) Neapel; – 1832: „Ugo conte di Parigi“ (op. ser.); – „Elisir d’ amore“ (op. buffa) beide für Mailand; – „Sancia di Castiglia“ (op. ser.) für Neapel; – 1833: „Il furioso all’ isola di s. Domingo“ (semis.); – „Torquato Tasso“ (semis.) beide für Rom; – „Parisina“ (op. ser.) für Florenz; – 1834: „Lucretia Borgia“ (op. ser.) für Mailand; – „Rosmonda d’ Inghiltera“ (op. ser.) für Florenz; – „Maria Stuarda“ (o. ser.) für Neapel; – 1835: „Gemma di Vergy“ (o. ser.) für Mailand; – „Marino Falieri“ (op. ser.) für Paris; – „Lucia di Lammermoor“ (op. ser.) für Neapel; – 1836: „Belisario“ (op. ser.) für Venedig; – „Il campanello“ (farsa); – „Betly“ (farsa); – „L’assedio di Calais“ (op. ser.) alle drei für Neapel; – 1837: „Pia de’ Tolomei“ (op. ser.) für Venedig; – „Roberto Devereux“ (op. ser.) für Neapel; – 1838: „Maria di Rudenz“ (op. ser.) für Venedig; – „Poliuto“ (op. ser.) für Neapel; – 1839: „Gianni di Parigi“ (op. buffa) für Mailand; – 1840: „La fille du régiment“ (melodramma); – „Les martyrs“ (op. ser.); – „La Favorita“ (op. ser.) alle drei für Paris; – 1841: „Adelia o la figlia dell’ arciere“ (op. seria) für Rom; – 1842: „Maria Padilla“ (op. ser.) für Mailand; – „Linda di Chamounix“ (op. ser.) für Wien; – 1843: „Don Pasquale“ (op. buffa) für Paris; – „Maria di Rohan“ (op. ser.) für Wien; – „Dom Sebastian di Portugal“ (op. ser.) für Paris; – 1844: „Caterina Cornaro“ (op. ser.); – „Gabriella di Vergy“ (op. ser.) beide für Neapel; – „„Le duc d’ Albe“ (op. ser.); – „Elisabetta“ (dramma romantico), im J. 1854 in Paris aufgeführt und „Rita ou deux hommes et une femme“ (farsa), noch nicht aufgeführt. – B. Cantaten. Im Ganzen zehn, darunter: „Sinfonia in morte di M. F. Malibran“; – „Inno per le nozze del re di Napoli con Maria Cristina di Sardegna“; – „Pel nome di Francesco I.“C. Kammermusik. Mehrere Compositionen, darunter: „Matinée musicale“, der Königin Victoria von England gewidmet; – „Ispirazioni Viennesi“; – „Nuits d’été à Pausilippe“ (12 Nrn.); – „Soirées d’ automne à l’Infrascata“ (6 Nrn.); – „Rèveries Napolitaines“ (6 Nrn.). – D. Kirchenmusik. Mehrere Requiem, – Da Gloria, – Ave Maria, – ein Offertorium auf vier Stimmen und ein mehrstimmiges Miserere. – Außerdem mehrere Quartetten für Violin, Viola und Violoncell, – Variationen und andere Compositionen für das Piano, – viele kleinere Compositionen u. d. m. Ueber einige in seinem Nachlasse gefundene Compositionen meldet ein Aufsatz in La Fama (Mailänder Journal, Folio) 1856, Nr. 62: „Nuovi capolavori di Donizetti.“ [Eine Privatcorrespondenz aus London 27. Juli 1856, in welcher über die Auffindung von fünf, von D. im Alter von 22 Jahren componirten Quartetten, die sich in dem an Piatti übergebenen Nachlasse D.’s befanden, umständlich berichtet wird. – Vergleiche auch darüber: Gazetta uffiziale di Venezia 1856, Nr. 176: „Un’ accusa smentita dal fatto“ – und Blätter für Musik, Theater u. Kunst, herausgegeben von Zellner (Wien, 4°.) 1856, Nr. 74: „Die Quartette von Donizetti.“] – Vergleiche übrigens über Donizetti’s Compositionen: Catalogo delle opere pubblicate dall’ I. R. Stabilimento naz. priv. di Tito di Gio. Ricordi [363] in Milano (1855, Lex. 8°.) tomo I. Enthält die vollständigsten Angaben über seine Compositionen verschiedener Gattung, ihre Clavierauszüge, Arrangements u. d. m.; auch das Verzeichniß der in Ricordi’s Besitz befindlichen Autographen der Opern D.’s].
Biographien und zur Biographie.[BN 1] Donizetti’s Geburtsjahr wird verschieden angegeben. Es läßt sich auch, da die Angaben derjenigen, welche die ihrigen als die richtigen bezeichnen, wie Venosta (im Fuggilozio) den 29. Nov. 1798, Theisnier (in der Biographie universelle und Denne-Baron (in Höfers Biogr. générale) den 25. Sept. 1798, dasselbe nicht mit Bestimmtheit angeben. – Commemorazione di Gaet. Donizetti inaugurandosi il di lui monumento (Bergamo 1855, Mazzoleni, 8°.) [diese Biographie ist von Gabr. Rosa geschrieben. Nach dieser durchaus apologetischen Lebensskizze ist D. im Jahre 1797 geboren. Den Schluß derselben bildet das chronologische Verzeichniß der Opern D.’s]. – Gaëtano Donizetti. Eine Biographie (Kassel 1854, Ernst Balde, 32°.) [bildet den 8. Theil des von W. Neumann herausgegebenen Sammelwerkes: „Die Componisten der neueren Zeit.“ Nach diesem ist D. am 25. Sept. 1797 geb. und am 8. April 1848 gest.]. – A. de Lafage, Notice sur Donizetti (Paris, 8°.). – Fétis, Biographie universelle des Musiciens. – Biographie universelle du Michaud. Nouvelle edition publiée par M. Theisnier Desplaces. XI. Bd. [stellt den 25. Sept. 1798 als das richtige Geburtsdatum auf und ausdrücklich dem von Fétis in der Biographie universelle des Musiciens III. Bd. S. 327 angegebenen 1797 entgegen]. – Pays. Journal de l’empire (Pariser Journal) 1853. Feuilleton vom 25. December [nach diesem ist D. 1798 geb.; dieser von Escudier geschriebene Artikel enthält eine Biographie D.’s mit einer Uebersicht seiner Compositionen]. – L’ Entr’acte (Pariser Journal) 1853, 24. Jahrg.: „Les oeuvres de Donizetti“ [dieses Blatt enthält überhaupt viele Züge aus dem Leben D.’s]. – Il Fuggilozio (Mailand, kl. 4°.) 1856, Nr. 15, 16, 17 [mit dem in Holz geschn. Porträte D.’s. Nach diesem ist D. am 29. Nov. 1798 geb. Der Aufsatz ist von F. Venosta und enthält ein reiches aber nicht vollständiges Verzeichniß der musikalischen Werke Donizetti’s, nämlich der 68 Opern, 10 Cantaten, und der Vocal-Compositionen, Kirchenmusiken und Miscellen]. – Enciclopedia italiana. (Venedig 1850 u. f., Tasso, Lex. 8°.) Appendice Fasc. 269. S. 572 [nach dieser geb. zu Bergamo 29. Nov. 1797, gest. 8. April 1848]. – Allg. Theaterzeitung von Adolph Bäuerle (Wien, 4°.) 1842, Nr. 112: „Biographische Skizze“ von Leone Herz. – Dieselbe: 1851 vom 20. Oct.: „Eine Erinnerung an Donizetti“ [überhaupt enthält dieses Blatt viele zerstreute Mittheilungen über D., Züge aus seinem Leben, umfassende Besprechungen seiner Opern von L. Herz, von Friederike Bäuerle, der Tochter des Redacteurs, mit dessen Hause der Compositeur befreundet war u. d. m.]. – Der Sammler [ein Wiener Blatt, 4°.) 1840, Nr. 58: „Gaetano Donizetti“ [Uebersetzung der Biographie Donizetti’s, welche im Pariser Blatte L’artiste enthalten war]. – Frankl (Ldw. Ag. Dr.), Sonntagsblätter 1842, S. 240: „Gallerie vaterländ. Künstler. C. Donizetti.“ – Mainzer Unterhaltungsblätter (4°.) 1840, Nr. 84: „G. Donizetti“ [geben das J. 1798 als D.’s Geburtsjahr an; bemerken am Schlusse über Donizetti und seinen Bruder: „Wie man über die Gebrüder D. auch sonst urtheilen mag, geschickte betriebsame Leute sind sie so gut, wie weiland auf dem Felde des deutschen Lustspiels Kotzebue“). – Neue illustrirte Zeitschrift 1846, II. Bd. Nr. 15 [mit dem in Holz geschnittenen Porträte]. – Blätter aus der Gegenwart (Leipzig, 4°.). Herausg. von Dr. A. Diezmann. 1840, Nr. 16: „Biographie von Zeitgenossen. G. Donizetti“ [nach diesem 1798 geb.]. – Neuigkeiten (Brünn, Folio) 1857, Nr. 263 [nach diesen geb. zu Bergamo 25. Sept. 1797, gest. ebenda 8. April 1848]. – (Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Auflage) V. Bd. S. 191 [nach diesem am 25. Sept. 1797 geb., am 8. April 1848 gest. Bemerkt über ihn: „Konnte er sich nicht mit Rossini und Bellini hinsichtlich des Melodienreichthums messen, so ist ihm doch dieser nicht abzusprechen, und beiden Genannten ist er in dramatischer Wahrheit, wie in Solidität der Ausführung offenbar überlegen“ (?). Vielleicht ist gerade das Gegentheil wahr]. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1853) XIV. Bd. Sp. 559 [Artikel von Dieudonné Denne-Baron, gibt mit Bestimmtheit den 25. Sept. 1798 als Geburtsdatum an]. – Schilling (G. Dr.), Das musikalische Europa (Speyer 1842, F. C. Neidhard, gr. 8°.) S. 72. – Ueber D.’s Tod, der in seiner Vaterstadt erfolgte, wurde in jenen Tagen gemeldet: „Es war im April 1848. Der Kampf von Gaëta war siegreich ausgefallen. Man feierte den Sieg, die Kanonen donnerten, die Glocken läuteten, das Volk jubelte. Da richtete sich Donizetti in seinem Bette auf und rief [364] leise die Worte: „Patria – libertà“ und sank dann zurück; er hatte zu leben aufgehört.“
Porträte. 1) Unterschrift: Gaetano Donizetti (Facsimile), dann folgt: kais. königl. Kammerkapellmeister und Hofcompositeur. Kriehuber (lith.) 1842, gedr. bei J. Höfelich [das ähnlichste Bild, welches von D. vorhanden ist]. – 2) Unterschrift: Donizetti [aus der Allg. (Leipziger) Modenzeitung im J. 1840. Ein sehr unähnlicher Stahlstich]. – 3) Unterschrift: Donizetti. Julien lith. Impr. d’Aubert & Cie., gr. 8°. [aus der „Gallerie du Voleur“ Nr. 66]. – 4) Im „Panthéon charivarique“ (Paris, gr. 4°., Impr. d’Aubert & Cie.) Unterschrift:

Donizetti dont le brillant genie
Nous a donné cent chefs d’oeuvre divers.
N’aura bientôt qu’une patrie
Et ce sera tout l’univers.

[D. ist schreibend dargestellt, mit der Linken schreibt er an einer Opera seria, mit der Rechten an einer Opera buffa]. – Auch existiren von Donizetti mehrere Büsten und eine Statuette. Einer im J. 1839 von Dantan in Paris vollendeten Büste wird außerordentliche Aehnlichkeit nachgerühmt.
Leichenfeier, Monument und dessen Enthüllung. D.’s Leichenfeier war großartig. Sie fand am 11. April 1848 Vormittags Statt. Der Erzbischof, das Domcapitel, die Geistlichkeit umstanden den Katafalk. Das große Requiem von Simon Mayr wurde dabei ausgeführt. Der lombard. Adel war zugegen in schwarzer Trauerkleidung; über 800 Männer mit Kerzen folgten dem Sarge, und nach diesen Tausende von Menschen. Alle Häuser und Straßen, durch welche der Zug ging, waren bis zum Dach mit schwarzem Tuche behangen. Auf dem Kirchhofe hielt Prof. Rota eine begeisterte Rede und dann D.’s Arzt Dr. Longaretti [Vergleiche darüber: Unterhaltungen am häuslichen Herd von Gutzkow Nr. 2, S. 30: „Donizetti’s Todtenfeier in Bergamo“ von Ferdinand Sieber). – Das Monument wurde über Auftrag der 2 Brüder des Verstorbenen Giuseppe (s. d. Folg.) u. Francesco von dem Bildhauer Vinc. Vela ausgeführt. Die Basis bildet ein Basrelief mit sieben Genien in verschiedenen Momenten der Trauer über den Verlust des Meisters. Unter diesem Basrelief befindet sich folgendes Epigraph von Andreas Maffei: A Gaetano Donizetti | Trovatore Fecondo Di Sacre E Profane Melodie | I Fratelli Giuseppe E Francesco | Con Memore Affetto Posero | 1855. | Auf dem Würfel des Fundamentes ist die Claviatur eines Piano’s sichtbar, auf welchem eine rechts und links beflügelte Rolle mit dem Namen Donizetti liegt, und hinter welcher sich ein Medaillon mit dem Porträte D.’s erhebt; um dasselbe liegen Partituren mit den Namen von seinen besten Opern: Anna Bolena, l’Elisir d’amore, Lucia di Lammermoor u. a. Auf dieser Claviatur steht nun eine abgestumpfte Pyramide, auf welcher eine weibliche Gestalt in trauernder Stellung sitzt; die rechte Hand auf die Leier gestützt, die Linke herunterhängend und das trauernde Haupt gesenkt. Diese Arbeit Vinc. Vela’s wird zu seinen schönsten gezählt. [Vergl. über das Monument und die Enthüllungsfeier desselben: Il Fotografo (Mailänder Journal, Fol.) 1855, Anno. I. Nr. 9, S. 72: „Monumento consacrato alla memoria di Donizetti“ (mit der Abbildung des Denkmals). – Bergamo o sia notizie patrie. Almanacco per l’anno 1856 (Bergamo, Mazzoleni, 32°.) Ann. XLII. S. 161. Enthält die Beschreibung der Monument-Enthüllung, und die bei dieser Gelegenheit nach italienischer Sitte angebrachten Inschriften. – La Fama (Mailänder Journal, Fol.) 1855, Nr. 51: „Inaugurazione del Monumento alla memoria di Gaetano Donizetti.“ – Brünner Anzeiger 1855, Nr. 217. [Ueber D.’s Monument, das als geschmacklos bezeichnet wird; zu welcher Ansicht wirklich ein aparter Geschmack gehört.]
Urtheile über Donizetti als Compositeur. Mainzer Unterhaltungsblätter 1840, Nr. 321: „Donizetti.“ [Enthält das Urtheil Mainzers, der als Gesanglehrer eine Celebrität, als Compositeur tüchtig und als Musikkenner und Kritiker eine der ersten Autoritäten in Paris war. Das Urtheil fällt sehr strenge aus: „Bei nicht zu verkennendem Talent für dramatische Musik, bei ziemlicher Kenntniß der Harmonie und Instrumentation, bei einer lebhaften Phantasie ... blieb D. stets stabil. Die eine Composition wie die andere … allenthalben der nämliche Mangel an Ernst, dieselbe Leichtfertigkeit in Erfindung, Ausführung und Styl. Oft weiß man bei Anhörung eines D.’schen Werkes nicht, soll man seine Leichtigkeit mehr bewundern, oder sich mehr über seinen Leichtsinn verwundern. Wir halten es für eine Schmach und Schande, wenn ein Mann, welcher dazu berufen war, im Reiche der Gedankenwelt neue Schachte zu eröffnen, von seiner Höhe herabsteigt und ohne Vertrauen auf sich selbst und ohne Glauben an Andere, die von Hundert und Tausend Mittelmäßigkeiten breitgetretenen Wege noch breiter tritt.“] – Nach Dieudonné Denne-Baron lassen sich in der musikalischen Laufbahn Donizetti’s vier verschiedene [365] Phasen deutlich erkennen. In der ersten von 1818 bis 1830 ist Rossini sein Modell, und seine Compositionen tragen das Gepräge der Naivität und einer liebenswürdigen Technik an sich; in der zweiten wird Bellini’s Einfluß bemerkbar; geschickter, kräftiger, aber weniger originell, als sein Vorbild, componirte er Anna Bolena. Von der Erfahrung gereift, in der Vollkraft des Alters und des Talents, entwindet er sich allen äußeren Einflüssen Und schuf seine Lucia di Lammermoor, das Hauptwerk seiner dritten Epoche; endlich bewältigt vom Geschmacke der Zeit, den Bedürfnissen der modernen Oper nachgebend, richtete er seine Manier darnach ein und schrieb in dieser letzten Epoche seine im melodischen Style der italienischen Schule gehaltenen Compositionen. – Merkwürdiger Weise besitzt D. ein Monument, wie es nur wenige der hervorragendsten Geister des Menschengeschlechtes besitzen; aber noch keine Biographie, die ebenso interessant als lehrreich wäre, da D. als Mensch liebenswürdig, beliebt, in den höchsten Sphären der Gesellschaft in Wien und Paris sich bewegte; als Musiker aber wie Keiner vor und Alle nach ihm Gelegenheit böte, den gegenwärtigen Verfall der italien. Musik in ihren Ursachen und Wirkungen zu beleuchten.] – Rivista contemporanea. 1854: „Donizetti e la scuola italiana von P. Scudo [ursprünglich in Paris in französischer Sprache erschienen: „D. et l’ecole italienne depuis Rossini“].

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Donizetti, Gaetano [Bd. III, S. 359].
    Erinnerungen (Prager belletrist. Monatschrift) 1863, 86. Bd., S. 26: „Eine noch unbekannte Oper von Donizetti“ [welche bei dem Musikalienverleger Coutreau in Neapel aufgefunden wurde]. – Bohemia 1863, Nr. 124, S. 1383. [Band 24, S. 392]