BLKÖ:Dietrichstein, die Grafen und Fürsten von, Genealogie

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Dietrichstein, Adam
Band: 3 (1858), ab Seite: 295. (Quelle)
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Dietrichstein, die Grafen und Fürsten von (Genealogie und gegenwärtiger Stand der Familie). Ein uraltes aus Kärnten stammendes, in der österreichischen Geschichte glorreiches Adelsgeschlecht. Nach alten Ueberlieferungen leitet es seinen Ursprung von den ehemaligen Grafen von Zeltschach ab, welche mit den Herzogen von Kärnten blutsverwandt waren. Dietrich von Zeltschach soll im 9. Jahrhundert eine Burg, „Dietrichs Stein[296] genannt, erbaut und diesen Namen auf seine Nachkommen übertragen haben. Das kärntnerische Erbmundschenkenamt kam an Pankraz (gest. 1508), dem es 1506 Kaiser Max I. erblich verlieh. Seine zwei Söhne Franz und Sigmund sind die Stammväter der zwei Hauptlinien, I. der von Franz (geb. 1476, gest. 1550) gegründeten Weichselstätt-Rabenstein’schen und II. der von Sigismund (geb. 1484, gest. 1540) gestifteten Hollenburg-Finkenstein’schen Hauptlinie. I. Die Weichselstätt-Rabenstein’sche Hauptlinie theilte sich durch des Stifters Franz Söhne: Seyfried (geb. 1507, gest. 1586) und Leonhard (gest. nach 1559) in a) eine ältere und b) eine jüngere Linie ab. Die ältere a) Seyfrieds Nachkommen, zweigte sich wieder in zwei Linien ab, gebildet durch Seyfrieds Urenkel α) Johann Christoph (geb. 1624, gest. 1704), und β) Johann Franz (geb. 1629, gest. 1712), welche zwei die Reichsgrafenwürde erhielten. Johann Christoph erhielt 1690 das Oberstjägermeisteramt in Steiermark, stiftete 1703 ein Fideicommiß daselbst; aber diese Linie erlosch bereits mit Johann Christophs Enkel: Karl Hannibal (gest. als Domherr und Hofkammerpräsident zu Salzburg 11. Mai 1794) und das Fideicommiß kam an die Nachkommen des Johann Franz; gegenwärtiger Majoratsherr Graf Max Dismas Franz (geb. 23. April 1785), Erblandjägermeister in Steiermark. – Die jüngere Linie b), die Nachkommen Leonhards, spaltete sich durch dessen dritten Sohn Seyfried in zwei Linien: α) die Nebenlinie von Ebenau, welche Seyfrieds älterer Sohn Georg Albert stiftete, die aber bereits mit seinem Sohne Johann Albert (geb. 1617, gest. 1692) erlosch. β) Die noch blühende Pulsgauische oder jüngere steirische Linie, welche Seyfrieds jüngerer Sohn Erasmus fortpflanzte sein Sohn: Sigismund Ludwig und sein Bruder Johann Balthasar wurden 1631 von Kaiser Ferdinand in den Reichsgrafenstand erhoben; gegenwärtiger Majoratsherr dieser Linie: Graf Johann von Dukla (gewöhnlich irrig Johann Douglas) (geb. 16. August 1779), Oberst-Erblandmundschenk in Kärnten. – II. Die Hollenburg-Finkenstein’sche Hauptlinie theilte sich auch durch ihres Stifters Sigmund Söhne: Sigismund Georg (geb. 1526, gest. 1593) und Adam (geb. 1527, gest. 1590) in zwei Linien: a) die ältere Hollenburg’sche oder österreichische und b) die jüngere Nikolsburg’sche oder fürstliche Linie. Die ältere Hollenburgsche wurde durch Sigismund Georgs Sohn Bartholomäus (geb. 1579, gest. 1635) fortgepflanzt; dessen jüngster Sohn Gundakar (geb. 1623, gest. 1690) wurde mit seinem Bruder Christian 1656 in den Reichsgrafenstand erhoben, und erhielt 1684 von Kaiser Leopold die Reichsfürstenwürde. Diese Linie erlosch mit Joseph Karl Maria Ferdinand (geb. 19. Oct. 1763) am 17. Sept. 1825 im Mannsstamme. Das Fideicommiß wurde größtentheils veräußert und die Herrschaft Merkenstein in Oesterreich u. d. E. kam durch Kauf an Eduard Grafen Münch-Bellinghausen. – b) Die jüngere Nikolsburgsche, jetzt fürstliche Linie wurde von dem Sohne des Stifters Adam, von Sigismund (gest. 1602) fortgepflanzt. Sigismund erhielt 1600 die Reichsgrafenwürde. Sein jüngerer Sohn Franz, Cardinal (geb. 1570, gest. 1636) wurde in den Reichsfürstenstand mit dem Rechte erhoben, diese Würde auf Einen von ihm erwählten seines Geschlechts zu vererben. Fürst und Cardinal Franz übertrug Würde und Vermögen an seinen Neffen Maximilian, von welchem sie auf [297] dessen Sohn Ferdinand Joseph überging. Ferdinand Josephs Enkel Karl Max (geb. 1702, gest. 1784) beerbte 29. Juli 1769 seinen mütterl. Großvater Georg Chr. Grafen v. Proskau, den letzten seines Geschlechtes und nahm Wappen und Namen der Familie Proskau an. Des Grafen Karl Max Sohn, Karl Johann, erhielt am 8. Febr. 1802 nach Erlöschen des Grafen Leslie’schen Mannsstammes die Leslieschen Fideicommißherrschaften und nahm Wappen und Namen der Leslie an; daher die fürstliche Linie sich Dietrichstein-Proskau-Leslie schreibt. Der zweite Sohn des Fürsten Karl Johann, der Graf Johann Karl (geb. 31. März 1772, gest. 10. März 1852) succedirte dem Grafen Joseph Karl, dem letzten Erben der älteren Hollenburg’schen Linie. – Gegenwärtiger Stand der Familie. Die fürstliche Linie: Joseph Fürst Dietrichstein-Proskau-Leslie (geb. 28. März 1798) succedirte seinem Vater Fürst Franz Joseph [s. dessen Biographie] (geb. 28. April 1767, gest. 8. Juli 1854) und ist vermält (seit 21. Februar 1821) mit Gabriele geb. Gräfin Wratislaw-Mitrowitz (geb. 2. Nov. 1804), Sternkreuz-Ordens- und Palastdame. Aus dieser Ehe stammen die Töchter: Gräfin Therese (geb. 15. Oct. 1822), vermält (seit 15. Nov. 1849) mit Johann Friedrich Grafen von Herberstein; – Gräfin Alexandrine (geb. 28. Febr. 1824), vermält seit 28. April 1857 mit Alexander Grafen von Mensdorff-Pouilly, k. k. Kämmerer und General-Major; – Gräfin Gabriele (geb. 8. December 1826), vermält (seit 1. September 1852) mit Alfred Grafen von Hatzfeld – und Gräfin Clotilde (geb. 26. Juni 1828), Palastdame und vermält (seit 28. April 1850) mit Eduard Grafen von Clam-Gallas (s. d. in diesem Lexikon II. Bd. S. 377). Des gegenwärtigen Fürsten Onkel, seines Vaters Franz Joseph Bruder: Moriz Jos. Johann Graf von D.-P.-L. (s. d. im Lex.) (geb. 19. Febr. 1775), ist vermält (seit 22. Sept. 1800) mit Therese geb. Gräfin von Gilleis (geb. 16. Jänn. 1779), Sternkreuzordens- u. Palastdame. Aus dieser Ehe stammen: 1) Graf Moriz (geb. 4. Juli 1801, gest. 15. Oct. 1852); dessen Witwe Gräfin Sophie geb. Gräfin Potocka (geb. 1. Dec. 1820, vermält 16. Juni 1842), Sternkreuzordens- u. Palastdame und 2) Gräfin Julie (geb. 12. August 1807), Sternkreuzordens- u. Palastdame, vermält (seit 18. Mai 1831) mit Karl Prinz zu Oettingen-Wallerstein. – Die gräfliche Linie: Dietrichstein–Weichselstätt und Rabenstein. Graf Max Dismas Franz (geb. 23. Apr. 1785), vermält (seit 9. April 1808) mit Marie Antonie geb. Gräfin Saurau (geb. 5. April 1789), Sternkreuzordens- u. Palastdame – dessen Schwester Josepha Marie (geb. 25. Juni 1781), Sternkreuzordens- u. Palastdame, vermält (seit 4. Jän. 1807) mit Sigismund Ludwig Freih. v. Gabelkoven; Witwe seit 10. Februar 1828. – Die gräfliche Linie: Dietrichstein-Hollenburg. Graf Johann Dukla (von Kneschke und im Almanach der gräfl. Häuser irrig als Graf Johann Douglas aufgeführt) (geb. 16. Aug. August 1779), vermält (seit 1809) mit Gabriele geb. Gräfin von Thurn-Valsassina (geb. 6. April 1786), Sternkreuz-Ordens- und Palastdame; – dessen Schwester: Gräfin Antonie (geb. 20. Juli 1732), Sternkreuz-Ordensdame, vermält (seit 1801) mit FML. Joseph Freiherrn von Ulm; Witwe seit 24. Nov. 1827.

I. Literatur über die Genealogie der Dietrichsteine. Ueber die sehr verwickelte Genealogie dieses berühmten Adelsgeschlechtes sind mehrere Darstellungen vorhanden. Vor Allem vergleiche: Ersch (J. S.) und Gruber (J. G.), Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste (Leipzig 1822, Gleditsch, 4°.) I. Sect. 25. Bd. S. 144–169: „Dietrichstein.“ [298] Artikel von Stramberg (rheinischer Antiquarius). Mit der bekannten Gründlichkeit dieses Autors erschöpfend dargestellte Genealogie des alten Geschlechtes nach seinen verschiedenen Linien I. Die Weichselstätt-Rabenstein’sche Hauptlinie. a) Nebenlinie in Ebenau. b) Die Pulsgau’sche oder jüngere steirische Nebenlinie. – II. Die Hollenburg-Finkenstein’sche. Hauptlinie. a) Der Hollenburg’sche ältere nachmals österreichische Zweig; b) der jüngere Nikolsburg’sche oder fürstliche Zweig. – Carinthia 1835, Nr. 1–10: „Die Burg und die Herren von Dietrichstein, genealogisch-historisch, nach den neuesten verläßlichsten Quellen bearbeitet.“ – Schriften des historischen Vereins für Inner-Oesterreich (Graz 1848) I. Hft. S. 149–188: „Die Fürsten von Dietrichstein“ von Fel. Ant. Edlen von Benedikt. [Fortsetzung und Schluß des in der „Carinthia“ befindlichen Aufsatzes desselben Verfassers. Beide Aufsätze sind eine Umschreibung des vorigen von Stramberg, der auch die Priorität des Erscheinens (1834) für sich hat.] – Hormayr (Freiherr von), Taschenbuch für vaterländische Geschichte (Wien 1821) II. Jahrg. S. 46: „Die Ahnentafel der Familie Dietrichstein.“ – Allgemeines historisches Lexikon (Leipzig 1730, Thomas Fritschens sel. Erben, Fol.) II. Thl. S. 62 [daselbst auch die Nachweisungen älterer Quellen]. – Fortsetzung des Allgem. historischen Lexici (Ebenda 1740, Folio) S. 409. – [Kneschke, Ernst H. Pr.) Deutsche Grafenhäuser der Gegenwart (Leipzig 1854, Weigel, 8°.) I. Bd. S. 190.
II. Literatur über die ganze Familie. Marienberg (Franz Calina von), Elogia illustrium heroum ex vetustissima et nobilissima Dietrichsteiniana familia progenitorum etc. (Wien 1615, Fol.). – Libri VIII rerum gestarum gentis Dietrichsteinianae (Olmütz 1621, 4°.). – Sitzungsberichte der philos. historischen Classe der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien. VI. Bd. S. 311 u. f.: „Medaillen und Münzen über die Fürsten und Grafen von Dietrichstein“, von Joseph Bergmann.[BN 1][BN 2]

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Dietrichstein, die Fürsten [Bd. III, S. 295].
    Neue freie Presse 1869, Nr. 1692: „Ein interessanter Erbschaftsproceß“. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1870, Nr. 170. – Prager Abendblatt (gr. 4°.) 1870, Nr. 143: „Fürst Dietrichstein’sche Stiftung“. – Oesterreichische [390] Signale (Wiener Blatt, 4°.) 1867, S. 128: „Oesterreichische Wappen- und Schildsagen. Die Winzermesser der Dietrichsteine“. – Notizenblatt u s. w. von d’Elvert, wie bei Alois Carl, 1861, S. 77 u. f.: „Dietrichstein, Unter Kanitz, Pohelitz“ [betrifft kaiserliche, der Familie Dietrichstein verliehene Gnaden und Privilegien]. [Band 24, S. 389]
  2. E Dietrichstein, das Fürstenhaus [Bd. III, S. 295; Bd. XXIV, S. 389].
    Hoffinger (Dr. Ritter von), Das fürstliche und gräfliche Haus Dietrichstein. Ein Versuch (Wien 1866, Gerold u. Sohn, gr. 8°., 54 S., mit Wappen im Farbendruck), Separatabdruck aus der „Oesterreichischen Revue“, Jahrg. 1866, Bd. 2 u. 3 [eine ausführliche actenmäßige Hausgeschichte dieses Geschlechtes]. [Band 28, S. 330]