Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Cornides, Daniel von
Band: 3 (1858), ab Seite: 8. (Quelle)
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Cornova, Ignaz (Schriftsteller und Mitglied der königl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften, geb. zu Prag 25. Juli 1740, gest. 25. Juli 1822). Sein Vater, Kaufmann, der in den mißlichen Zeitverhältnissen sein ganzes Vermögen verlor, stammte aus Como. Der Knabe besuchte die Schulen der Jesuiten am Collegium clementinum zu Prag und trat 1759 selbst in den Orden. Nach zurückgelegter Theologie an der Olmützer Universität wurde er 1770 Priester, dann Professor der unteren Grammatikalclassen, später der Poesie am Gymnasium zu [9] Komotau in Böhmen, wie auch Präses des dortigen Jesuiten-Seminars. 1773 kam er als Professor der Poesie und der griechischen Sprache nach Klattau, und nach Aufhebung des Ordens verschaffte ihm seine Gelehrsamkeit eine Professorsstelle am Prager akademischen Gymnasium, wo er 10 Jahre in den Humanitätsclassen lehrte. Als die Professur der allgemeinen Geschichte an der Hochschule zu Prag nach Wolfs Tode erledigt worden, erhielt C. dieselbe und legte sie erst 1794 nieder, da seine schwächliche Gesundheit es ihm nicht gestattete, dieses beschwerliche Amt länger zu behalten. Auf die Bitte seiner Zöglinge setzte er seine Vorlesungen noch durch ein Semester 1795 fort. In den 17 Jahren seines Ruhestandes beschäftigte sich C. immer eifrig mit den Wissenschaften. Mit besonderer Vorliebe widmete er seine Zeit der böhmischen Geschichte und Literatur. Seine Schriften sind, außer etlichen Lustspielen u. Gelegenheitsgedichten, folgende: „Geschichte des Waiseninstitutes zum h. Johann dem Täufer in Prag“ (Prag 1775, 8°.); – „Gedichte“ (Eb. 1776); – „Die Helden Oesterreichs in Kriegsliedern besungen“ (Ebenda 1778); – „An Böhmens junge Bürger, ein didaktisches Gedicht in 4 Gesängen“ (Ebenda 1783); – „Kurze Uebersicht der merkwürdigsten Empörungen in Böhmen“ (Ebenda 1793); – „De rebus Sueco Pragam obsidente gestis commentariolus“ (Prag 1801); – „Briefe an einen kleinen Liebhaber der vaterländischen Geschichte Böhmens“ 3 Theile und Fortsetzung unter dem Titel: „Unterhaltungen mit jungen Freunden der Vaterlandsgeschichte“ 4 Thle (Ebenda 1796–1803); – „Der zweite punische Krieg nach Livius“ (Ebenda 1798); – „Leben Joseph II. römischen Kaisers“ (Ebenda 1802); – „Die Jesuiten als Gymnasiallehrer“ (Ebenda 1804); – „Die Erbverbrüderung der Häuser Böhmisch-Lützelburg und Oesterreich-Habsburg ...“ (Ebenda 1805); – „Der grosse Böhme Bohuslav von Lobkovitz zu Hassenstein[WS 1], nach seinen eigenen Schriften geschildert“ (Ebenda 1808); – „Jaroslav von Sternberg, der Sieger der Tartaren“ (Ebenda 1813); – „Das Nöthigste aus der alten Geschichte für junge Leser“ 8 Bde. (Prag 1814 u. 1815, 8°.). – Auch hat Cornova Stransky’s „Staat von Böhmen“ übersetzt, berichtigt und ergänzt. Die Uebersetzung erschien in 7 Bänden (Prag 1792–1803), die letzten 3 Bände (1798–1803) enthalten eigentlich die von C. verfaßte Geschichte Böhmens und seiner östr. Könige, als ein dieser Uebersetzung angehängtes Werk. Die im vorstehenden enthaltene Skizze seines Lebens läßt nicht die zahllosen kleinen Leiden ahnen, mit welchen C. sein Leben hindurch zu kämpfen hatte. In einem seiner Briefe erhalten wir Aufschlüsse. Er schreibt: „Das mir zu Theil gewordene Lehramt versah ich 10 Jahre mit vielem Trost in der Schule, aber nicht ohne Kummer zu Hause. Ein Gehalt von 400 fl. würde hingereicht haben, meine eigenen Bedürfnisse zu decken, aber einer aus blühendem Wohlstand in drückende Armuth versetzten Mutter ihr Alter nicht so versüßen zu können, wie sie es um mich verdient, das mußte mein Herz zerreißen“. – Wieder schreibt er in einem Briefe an den Minister Grafen Hartig: „Ich unterwarf mich dem Concurse [um Wolfs Stelle] und erhielt die Professur. Mittlerweile war der neue Plan für das philosophische Studium zu Stande gekommen. Die allgemeine Geschichte mußte von Allen gehört werden, und anstatt vier Stunden, die mein Vorfahr in der Woche gegeben hatte, sollte ich acht geben. Zugleich wurde der Gehalt aller Professoren vom geistlichen Stande auf 500 fl. systemisirt ... Auch darüber, daß, da mein Vorfahr für vier Vorlesestunden 800 fl. genossen, ich für noch einmal so viel Arbeit mit 500 fl. mich begnügen sollte, beruhigte ich mich; ich hatte mehr Einkommens nie aus Eigennutz, sondern nur um für eine Mutter mehr [10] thun zu können, gewünscht ...“. Sein Biograph Rittersberg berichtet ferner: „Auch wurde ihm eine Gehaltsvermehrung, welche verdienten Lehrern zugesagt war, auf dreimaliges Einschreiten, unterstützt durch das Vorwort der Behörden, anderer bedeutender Staatsmänner und die Bitte sämmtlicher Lehrer der Universität auf eine empfindliche Weise abgeschlagen“. An anderer Stelle: C. lebte auf seine kleine Pension von 300 fl. W. W. beschränkt ... Dieses kleine Einkommen (welches jedoch auf Verwendung des Oberstburggrafen Wallis durch die Gnade Sr. Majestät des Kaisers später verdoppelt wurde) würde ihn bei den Gebrechen des Greisenalters kaum vor Mangel und Dürftigkeit geschützt haben, hätte es nicht Männer gegeben, die seinen manigfaltigen Bedürfnissen ... abzuhelfen bemüht waren. „Also ein Mann, ein Diener des Staats wie C., mußte in seinen hohen Lebensjahren sich der Wohlthätigkeit fremder Menschen anheimstellen! Im Hause des Grafen Lazansky schloß C. das lebensmüde Auge. Beinahe die ganze gebildete Bevölkerung Prags war im Leichengefolge.

Abhandlungen der kön. böhm. Gesellschaft der Wissensch. 1824. VIII. Bd. S. 25–53. – [De Luca] Das gelehrte Oesterreich (Wien 1776, Ghelen) I. Bdes. 1. St. S. 74. – Pelzel (Franz Martin), Böhmische, Mährische u. Schlesische Gelehrte aus dem Orden der Jesuiten (Prag 1786, 8°.) S. 280. – Meusel (J. G.), Das gelehrte Deutschland 4. Aufl. (Lemgo 1783, 8°.) I. Bd. S. 286. – Erster Nachtr. S. 101. – Zweit. Nachtr. S. 51. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer und Czikann), (Wien 1835, 6 Bde.) I. Bd. S. 603 [gibt den 25. Juni 1823 als C.’s[WS 2] Todesjahr und Tag an. Rittersberg sagt ausdrücklich in seinem Nekrolog: Der heutige Tag (25. Juli 1823) erinnert an einen sehr empfindlichen Verlust, welchen vor einem Jahre Böhmen erlitt. Sein Geburtstag war nach 82 kümmerlich durchlebten Jahren sein Sterbetag]. – Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) 1823, Nr. 122: „Nekrologe verdienter Böhmen. IV. J. Cornova“ von Ritter v. Rittersberg. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für gebildete Stände (Hildburghausen 1845, Bibl. Inst., Lex. 8°.) VII. Bd. 3. Abtheil. S. 10? [folgt der Angabe Gräffers bezüglich des Todesjahres].

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Hessenstein.
  2. Vorlage: B.’s.