BLKÖ:Colloredo-Mansfeld, Franz de Paula Gundaccar II. Fürst

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 2 (1857), ab Seite: 422. (Quelle)
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Colloredo-Mansfeld, Franz de Paula Gundaccar II. Fürst (Feldmarschalllieutenant, geb. zu Wien 8. Nov. 1802, gest. 29. Mai 1852). Sohn des Grafen Hieronymus II. (s. d.) Trat im Mai 1824 als Cadet in’s Inf.-Reg. Baron Minutillo Nr. 57, rückte nach u. nach in mehreren Truppenkörpern bis zum Hauptmanne im 1. Jägerbataillon und im Mai 1833 zum Major im Inf.-Reg. Erzh. Rainer vor, von wo derselbe 1834 in gleicher Eigenschaft zum genannten Jägerbataillon als Commandant rückübersetzt wurde. Im J. 1838 avancirte er zum Oberstlieutenant [423] und im Juli dess. Jahres zum Obersten, welche Charge er durch 9 Jahre bekleidete. Zum Generalmajor[WS 1] ernannt, erhielt er 1848 eine Brigade in Triest, und bald darauf in der böhm. Festung Theresienstadt. Eben drohte in der Hauptstadt Böhmens der Aufruhr in lichten Flammen aufzulodern. Kaum erhielt der Fürst Kunde von der steigenden Gährung in Prag, so eilte er mit der Garnison, die Festung der treuen Nationalgarde überlassend, nach der Hauptstadt und nahm großen Einfluß an der Unterdrückung des Aufstandes. Die Nationalgarde von Theresienstadt hatte in seiner Abwesenheit die Festungthore schließen lassen und übergab den ihr anvertrauten Platz dem zurückkehrenden Fürsten wieder zurück, aus dessen Händen sie die Schlüssel erhalten hatte. Der October des genannten J. führte C. mit seiner Brigade zur Belagerung von Wien, wo er an den Angriffstagen die Hundsthurmer Linie forcirte. Nach dem Falle Wiens commandirte er eine Brigade des 2. Armeecorps und überschritt am 17. December bei Beginn der Operationen nach einem am 16. December vorgefallenen unbedeutenden Vorpostengefechte die March bei Marchegg. Die Vorrückung bis Ofen und Pest, sowie die Expedition in die Bergstädte gegen Görgey machte derselbe mit dem 2. Armeecorps mit. Am 29. Jänner 1849 nach Pesth zurückgekehrt, erhielt der Fürst am 14. Febr. den Auftrag, mit seiner Brigade nach Gyöngyös zu rücken, und die Verbindung mit FML. Schlik aufzusuchen. In der Schlacht von Kápolna nahm C. thätigen Antheil. Schon am 26. Februar gelang es seiner Energie mit seiner Brigade den Wald zu nehmen und den feindlichen rechten Flügel gegen Kápolna zurückzudrängen, wobei er sich mit besonderer Tapferkeit und vielem Muth den größten Gefahren ausgesetzt hatte; den 27. Febr. drang er rasch in die rechte Flanke des Feindes gegen Kápolna und drängte ihn unaufgehalten bis gegen das Defilée von Kerecsend, wo er nach einem heftigen Kampfe im Vereine mit dem Schlik’schen Corps denselben mit bedeutendem Verluste ganz zurückwarf. In Anerkennung dieser Waffenthat erhielt der Graf den eis. Kron-Orden 2. Classe. – Am 1. März 1849 machte er das Arriergarde-Gefecht bei Eger-Farmas mit, und kam endlich nach vielen Hin- und Hermärschen mit dem 2. Armeecorps nach Pesth. Nach der Schlacht bei N. Sárlo am 19. April 1849 rückte er am 24. April über Dotis bis vor Komorn. Am 26. April übernahm er bis zur Ankunft des FML. Baron Csorich die Leitung des Gefechtes und deckte am 27. den Rückzug über Acs nach Raab. Bei Preßburg ernannte ihn der Kaiser zum FML. und verlieh ihm eine Division beim 2. Armeecorps. Schon Anfangs Mai besetzte er mit derselben die große Schütt und behauptete sich hier in einer ausgedehnten Linie durch beinahe 40 Tage, während welcher Zeit er die Angriffe des Feindes zurückschlug und stets auf dem bedrohten Puncte mit der nöthigen Unterstützung zur rechten Zeit erschien. Nach dem Vorrücken der Hauptarmee blieb C. als Divisionär bei der Cernirungstruppe von Komorn, und gab daselbst ebenso Beweise seiner persönlichen Tapferkeit als seines taktischen Scharfblickes. Seine Humanität machte ihn selbst im Lager des Feindes populär. Von seinen Soldaten ward er seiner Leutseligkeit und Sorgfalt wegen hoch verehrt, und viele seiner Züge von seltener Geistesgegenwart sind sprüchwörtlich geworden. Im J. 1850 ist der Graf zum Inhaber des Inftr.-Regim. Nr. 36 ernannt worden. Doch schon in zwei Jahren ereilte ihn der Tod. Die aus der Ehe des Fürsten mit Christine, gebornen Gräfin von Clam-Gallas stammende einzige Tochter Wilhelmine (geb. 16. Juli 1826) [424] ist seit dem 29. April 1845 mit Vincenz Fürsten von Auersperg vermält.

Oestr. Militär-Konversations- Lexikon. Herausgegeben von Hirtenfeld u. Dr. Meynert (Wien 1851) I. Bd. S. 789. – (Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Auflage) IV. Bd. S. 294. – Porträt von Kriehuber lithogr. (Wien 1850, L. T. Neumann, Fol. u. kl. Fol. auf weißem und chinesischem Papier u. col.).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Generalmajar.