BLKÖ:Cléry, Jean Baptist Anton Hanet

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Cleynmann, Karl
Band: 2 (1857), ab Seite: 387. (Quelle)
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Cléry, Jean Baptist Anton Hanet (Leiblakei Ludwigs XVI., geb. nächst Versailles 1762, gest. in Wien 27. Mai 1809). War ein Milchbruder des Prinzen Rohan. Noch sehr jung, ward er Kammerdiener des jüngsten Sohnes Ludwigs XVI. Dem Könige folgte er dann in die Gefangenschaft im Tempel, und diente ihm, wie aus seinen eigenen und aus Memoiren Anderer hervorgeht, mit unsäglicher Aufopferung, zärtlicher Anhänglichkeit und unerschütterlicher Treue. Nach dem traurigen Ausgange der Ereignisse zu Paris kam C. nach Wien, wo im J. 1798 sein Buch: „Journal de ce qui s’est passé à la tour du Temple pendant la captivité de Louis XVI. roi de France“ großes Aufsehen erregte. Tausende von Exemplaren in französischer, deutscher und englischer Sprache waren nach Wien gekommen. Das Buch, ein mittelstarker Octavband, enthielt als Titelbild den Tempelthurm in Kupferstich. Zu Ende ein Facsimile der Handschrift des unglücklichen Königs und seiner unglücklichen Gemalin. Dieses durch die Naivität seiner Fassung, u. die denkwürdige Epoche, deren Ereignisse es schildert, sehr interessante Buch, erschien zuerst unter Redaction der Gräfin von Schomberg (London 1798), später eine neue Ausgabe mit Zusätzen (Paris 1814 und 1816 [mit 4 Portr. und 2 Facs.]), und zuletzt mit dem Anhange: „Dernières heures de Louis XVI par M. Edgeworth de Fermont ec.“ (Paris 1825, Baudoin frères, 8°.). Gegen eine in 8°., 16°. zu Paris erschienene ganz verstümmelte Ausgabe dieses Werkes ließ C. selbst im „Spectateur du Nord“, Februar 1801 einen Protest drucken. Deutsch erschien dieses Journal bei Gerold in Wien (1812), und bei Campe in Hamburg (1798). Wie lange C. in Wien gelebt, ist nicht bekannt. Auf dem Kirchhofe in Hietzing liegt er begraben. Seine Grabschrift lautet: „Le fidèle Cléry dernier serviteur de Louis XVI. Mort le 27 Mai 1809.“ Das Granitmonument ist von dem Ortsvorstand zu Hietzing Wilhelm Bernatz im Jahre 1848 erneuert worden. Auf demselben Friedhofe liegen begraben: die k. k. Hofschauspielerin Sophie Müller, die Blumenmalerin Pauline von Schmerling, geb. Freiin von Koudelka, Dr. und Prof. Wagner, Gründer der jur. Zeitschrift, der k. k. FZM. Baron Kerpen, und die Gattin des Freiherrn von Pillersdorf. Clery soll auch Memoiren geschrieben haben, welche erst 50 Jahre nach seinem Tode erscheinen sollen. Ob sie vollendet und aufbewahrt, und wo, ob vielleicht in Wien und in wessen Besitz sich dieselben befinden, ist unbekannt.

Eckard (Jean), Notice sur J. B. Hanet-Cléry, dernier serviteur de Louis XVI et sur le Journal du Temple (Paris 1825, 8°.) [davon wurde nicht mehr als eine Auflage von 100 Exemplaren veranstaltet]. – Vigée-Lébrun, Souvenirs II. Bd. S. 342. – Eckard, Histoire de la captivité de Louis XVI.Montgaillard, Histoire de France III. Bd. S. 203. – Quêrard (J. M.), La France littéraire (Paris 1828, Didot, Lex. 8°.) II. Bd. S. 227. – Mme. Campan, Mémoires. – Frankl (L. A. Dr.), Sonntagsblätter (Wien 1846, gr. 8°.) S. 858 [nach diesen gest. 10. Juni 1809]. – Gräffer (Frz.), Neue Wiener Tabletten und heitere Novellchen ... (Wien 1848, Kuppitsch) S. 40: „Cléry und sein Journal.“ – Ebenda S. 342. – Allgem. Theaterzeitung von Bäuerle 1848, Nr. 38. – Morgenblatt für gebildete Stände (Stuttgart, 4°.) Bd. 210–216: „Ueber und aus den Memoiren P. L. Hanet Cléry’s.“ – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de M. le Dr. Hoffer (Paris 1853) X. Bd. Sp. 847. – Oettinger in seiner Bibliographie biographique gibt den 11. Mai 1759 als Geburts- und [388] den 27. Mai 1809 als sein Sterbedatum an. – Porträt. Dasselbe befindet sich zugleich mit jenem seines Bruders Jean Pierre Louis in dieses Letzteren: Mèmoires de 1776 à 1823 (Paris 1825).