Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Setelain, Thaddäus
Band: 34 (1877), ab Seite: 159. (Quelle)
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Šestak, lies: Schestak, Joseph (Schriftsteller, geb. zu Nedomitz, einem Dorfe der ehemaligen Herrschaft Brandeis in Böhmen, am 27. März 1827). Das Gymnasium besuchte er in Leitmeritz, später in der Prager Altstadt, an welcher Lehranstalt Professor Franz Swoboda auf seine Zöglinge einen ungemein fördernden Einfluß übte. Als er im Jahre 1846 die philosophischen Studien begann, wurde er mit Professor Koubeck [Bd. XIII, S. 54] bekannt, und über dessen Veranlassung versuchte sich S. zuerst in schriftstellerischen Arbeiten, von denen aus jener Zeit seine in der čechischen Zeitschrift „Včela“, d. i. Die Biene, 1846 abgedruckte Novelle: „Ošudne vagace“, d. i. Schicksalsverwicklungen, erwähnt sei. Nach beendeten philosophischen Studien trat er in das Prager erzbischöfliche Seminar, welches er bei Ausbruch der Bewegung des Jahres 1848 wieder verließ, um sich dem Studium der Rechtswissenschaft zu widmen. Nach den denkwürdigen Juni-Ereignissen v. J. in Prag trat S. als Mitarbeiter bei den damals officiellen „Pražský Noviny“, d. i. Prager Zeitung, ein, welche Karl Joseph Erben [Bd. IV, S. 60] und Joseph Jirecek [Bd. X, S. 183][WS 1] redigirten. In dieser Stellung blieb Seštak auch dann, als Vincenz Prausek [Bd. XXIII, S. 220] und Wenzel Picek [Bd. XXII, S. 219] die Redaction übernahmen. Indessen beendete S. die Rechtsstudien, und als in diesem Jahre Picek die Redaction niederlegte, wurde S. von der Statthalterei an dessen Stelle zum Redacteur der „Pražský Noviny“ ernannt, und blieb es bis zum August 1862. Nun war er insbesondere auf Hebung des Feuilletons bedacht, da gerade in jener Zeit die politischen Verhältnisse nicht danach angethan waren, den politischen Theil einer Zeitung unbefangen und mit Erfolg zu redigiren. Die Tendenz eines Journals flüchtete sich also in jenen Tagen unter den Strich, d. h. in das Feuilleton, und so gewann dieses allmälig eine ungeahnte Bedeutung. Männer, wie Palacky, Šafařik, Hanka, Erben, Koubek, Vocel, Nebeský, Pichl, Chocholousek, Sušil u. A., waren für das Feuilleton der „Pražský Noviny“ thätig. Aber auch viele jüngere Leute, die später und jetzt als Professoren, Doctoren. Aerzte und als Schriftsteller eine geachtete Stellung in der Gesellschaft einnehmen, wie Baudisch, Vlasák, Kořinek, Jeřabek, Koub, Klika u. m. A., begannen ihre schriftstellerische Wirksamkeit in der von S. redigirten „Pražský Noviny“. S. selbst veröffentlichte im Feuilleton seiner Zeitung mehrere Novellen, meist Uebersetzungen besserer Leistungen anderer Völker in diesem Gebiete. Dabei richtete er sein Hauptaugenmerk auf die geistige Thätigkeit der anderen slavischen Stämme, deren beste Romane seine Zeitung mittheilte, [160] wie er auch in Uebersichten, Kritiken, historischen und ethnographischen Essais ein Culturbild des Treibens und Schaffens derselben zu geben bemüht war. Zugleich redigirte er mehrere Jahre hindurch beide Kalender, welche die böhmische Landwirthschafts-Gesellschaft herausgibt und veröffentlichte selbstständig eine čechische Uebersetzung der berühmten Erzählung „Die Princessin von Wolfenbüttel“, von Zschokke. Später bei dem Wechsel, ja dem völligen Umschwung der politischen Verhältnisse im Kaiserstaate, als davon auch die Journale nicht unberührt blieben, gerieth S. bald in Conflicte, seine Anschauungen konnte er mit den an ihn gestellten Forderungen oft nicht in Einklang bringen, und der Zwiespalt klaffte bald so breit, daß ihn S. nicht zu überbrücken vermochte. Das Ende vom Liede war, daß S. die Redaction entweder freiwillig niederlegte oder niederlegen mußte. Nun that S. einen großen Schritt, er wurde vom Journalisten und Feuilletonisten Kaffeesieder, und eröffnete im Jahre 1862 in Prag das Kaffeehaus zur „Koruna česka“, in dessen Bezeichnung schon das ganze Programm der Šestak’schen Politik zusammengefaßt war. Im Anbeginn ließ sich das neue Geschäft gut an, später aber, in Folge verschiedener mißlicher Umstände, welche die unten genannte Quelle nicht näher bezeichnet, ward S. genöthigt, auch das Kaffeehausgeschäft aufzugeben. Das geschah im Jahre 1867. Nun fand er eine Anstellung bei dem Prager Magistrat, in welcher er wohl noch bedienstet ist, und beschäftigte sich überdieß mit journalistischen Arbeiten für die Prager Blätter. In den Jahren 1866 bis zum März 1869 war er als Mitglied des Prager nationalen Vereines „Sokol“ ungemein thätig, und, verfaßte in den genannten Jahren auch die Vereinsberichte, welche im Drucke erschienen sind.

Slovník naučný. Red. Dr. Frant. Lad. Rieger a J. Malý, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladisl. Rieger und J. Malý (Prag 1872, Kober, Lex. 8°.) Bd. IX, S. 37.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: [Bd. X, S. 138].