Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section/H17

Heft 16 des Voigtländischen Kreises Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen von Gustav Adolf Poenicke
Heft 17 der Section Voigtländischer Kreis
Heft 18 des Voigtländischen Kreises
Die Beschreibungen sind auch als Einzeltexte verfügbar unter:
  1. Magwitz
  2. Taltitz
  3. Oberweischlitz
  4. Rosenberg


[129]
Magwitz.


Das Dorf mit amtsässigem Rittergute liegt 1 Stunde nördlich von Oelsnitz auf der linken Seite der Elster. Der Ort ist von den Sorben schon im 8. Jahrhundert angelegt und eine Grenzfeste stand hier ebenfalls schon im 10. Jahrhundert, die nur von der einen Seite zugänglich, jedoch in den frühesten Zeiten durch einen tiefen Graben geschützt war.

Von dem Orte entlehnte ein altes Adelsgeschlecht seinen Namen.

Die alte ursprüngliche Felsenburg besteht nicht mehr, vielmehr ist an deren Stelle im 16. Jahrhundert ein neues modernes Gebäude emporgestiegen, der Anblick aber immer noch imposant, wie die Abbildung darthut.

Zum Rittergute wurden bisher die Bewohner des Otterhauses, des Streithauses, vom Rosenthal und Siebenhitz als Gerichtsuntergebene gezählt.

Auch die dasige Mühle von 2 Gängen gehörte früher zu dem Rittergute.

Vor einigen Jahren wurden die alten Wirthschaftsgebäude durch ruchlose Hand ein Raub der Flammen, welche jetzt ganz stattlich im neuen Style wieder erbaut sind.

Die späteren Besitzer des Gutes nach den Herren von Magwitz sind nicht recht bekannt.

Im Jahre 1586 wird zuerst die Familie von Falkenstein als Besitzerin erwähnt, welche es auch bis ins 18. Jahrhundert behauptet hat. Der letzte von Falkenstein wird als Pachter des 4. Theils von Magwitz gedacht.

Von 1719 bis 1749 besass es das Geschlecht derer von Reizenstein, von welchem es ein Herr von Kospoth acquirirte, der aber schon 1766 das Gut wieder an einen von Paschwitz abgelassen hat.

Im Jahre 1804 kaufte das Gut Herr Rittergutsbesitzer Gräf auf Wiedersberg, bei dessen jüngstem Sohne sich dasselbe jetzt noch befindet. Die Familiengeschichte der Herren Gräf ist schon näher bei der Beschreibung des Rittergutes Wiedersberg erwähnt worden.

Der jetzige Besitzer hat in den letzten Jahren eine grosse Bierbrauerei angelegt, wo ein sehr gutes, dem bayerschen Biere gleich kommendes Getränke gebraut und weit hin verschroten wird.

Dieses Bier hat die gute Eigenschaft, dass es im Herbste viel länger rücksichtlich seiner Güte aushält, als das baierische Bier und nie so herbe und bitter schmeckt, als das letztere.

Auch hinsichtlich des Feld- und Wiesenbaues und der Viehzucht hat der derzeitige Besitzer alles Mögliche gethan, um den Werth seines Gutes zu erhöhen.

Magwitz besitzt auch noch sehr schöne Holzungen und ist auch durch eine ausgezeichnete Holzcultur für die Nachkommen hier gesorgt.

Der Hussiten- und der dreissigjährige Krieg haben auf diesen Ort und Umgegend ebenfalls hart eingewirkt und diejenigen, die von dem Schwerdte der Feinde verschont wurden, hat dann die schreckliche Pest dahingerafft.

Magwitz liegt, wie oben schon erwähnt worden, an der linken Seite [130] der Elster, welche hier, durch das schöne Thal von Oelsnitz kommend, dahinfliesst und bis Plauen zu beiden Seiten das Auge durch die herlichsten Auen ergötzt. Rechts, Magwitz gegenüber ergiesst sich der Taltitzer Bach, von Losa und Taltitz kommend, in die Elster.

Magwitz hat wohl nie, wie einige meinen, in den frühesten Zeiten zur Herrschaft Planschwitz mit Stein gehört, sondern war wohl nach Unterjochung der Sorben-Wenden in hiesiger Gegend der Voigtei Voigtsberg mit Oelsnitz einverleibt, was auch schon daraus klar wird, dass Magwitz stets seine eigenen beliehenen Besitzer hatte.

Magwitz ist, wie wir schon früher bei Planschwitz näher erzählt haben, nach letzterem Orte eingepfarrt.

Von allen früheren Besitzern von Magwitz, namentlich der Familie von Falkenstein, finden sich daher auch noch mehrere Monumente.

An der herrschaftlichen Magwitzer Kapelle, welche späteren Ursprungs ist, befindet sich eine Tafel mit dem Reitzensteinischen Wappen von Christoph Heinrich von Reitzenstein, welcher im Jahre 1706 auf Schwarzenbach am Walde gestorben ist.

Das Geschlecht derer von Reitzenstein hatte in damaliger Zeit und die früheren Jahrhunderte hindurch grosse Besitzungen in diesem Theile des Voigtlandes. Die von Reitzenstein waren mit Posteck beliehen, die von Reitzenstein nannten sich Gerichtsherrn von Schwandt, die von Reitzenstein lebten auf Schönbrunn u. s. w. Jetzt blüht dieses Geschlecht noch in Baiern, wo sie ebenfalls schon in früherer Zeit ansässig waren.

Der Gasthof Rosenthal an der Hofer Chaussee und ungefähr 10 Minuten von Magwitz entfernt gelegen, diente lange Zeit als Versammlungsort der Herren Rittergutsbesitzer aus hiesiger Gegend.

In den Jahren 1848 und 1849 hörte Rosenthal auf, ein Vergnügungsort zu sein. An deren Stelle traten die damaligen Volksvereine, die hier ihre Versammlungen hielten, welche über die Geschicke Sachsens, über die Geschicke ganz Deutschlands hier mit entscheiden wollten.

Hier und in Magwitz ist die Elster sehr fischreich, und vorzüglich ist es Oelsnitz, welches von hier seinen Fischbedarf bezieht.

Das unmittelbar bei Magwitz gelegene Dörfchen Goswein, welches jetzt nur noch aus einzelnen Häusern besteht und zu Magwitz gezählt wird, soll früher ein ansehnliches Dorf gewesen und von den Hussiten zerstört worden sein.

Dieses Goswein mit Siebenhitz und Rosenthal hat jetzt 9 bewohnte Gebäude mit 10 Familienhaushaltungen und 48 Einwohnern, wogegen die Häuserzahl in Magwitz sich auf 21 berechnet, worinnen sich 11 Familienhaushaltungen und 138 Einwohner befinden.

Magwitz mit Goswein, Siebenhitz und Rosenthal gehört zum Gerichtsamt Oelsnitz, zum Bezirksgericht, zur Amtshauptmannschaft Plauen, zum Regierungsbezirk Zwickau.

M. G.     



[131]
Taltitz,


11/2 Stunde südlich von der Stadt Plauen, 1 Stunde von Oelsnitz, 1/4 Stunde vom rechten Ufer der Elster, in einem nach dem letzteren Flusse zu abdachenden, von den Flöhen des Geyers-, Wart- und Losaberges behersschten Thale.

Wie alle in der Nähe liegenden Orte, welche sich auf itz enden, sorbischen Ursprungs sind, so verdankt auch Taltitz seine Entstehung den alten Sorben-Wenden und die Gründung des Orts fällt schon in das 8te bis 10te Jahrhundert.

Das Rittergut ist erst nach Unterjochung der Sorben entstanden und als die ersten beliehenen Besitzer von Taltitz erscheinen die Ritter von Tussel, welche auf Tournieren durch ihre Waffenthaten im 12. und 13. Jahrhundert sich auszeichneten und als edle Beschützer der Frauen und Unterdrückten genannt werden. Manche Sage der grauen Vorzeit steht mit diesem ihrem Namen in Verbindung.

Später finden wir hier die Herren von Neidberg, von welchen es im 16. Jahrhundert die Herren von Thoss überkamen.

Diese verkauften es im Jahre 1651 an die Gebrüder von Reitzenstein, die es 1667 für nicht völlig 11000 Thlr. und zwar Schulden halber an den Amtmann zu Plauen Wolfgang Ferber verkauften.

Nach dessen Tode kam es 1688 an seine Tochter und deren Ehemann den Amtmann Groen. Hierauf fiel es 1703 an 2 Töchter des letzteren, verehel. Hickmann und Weidlich. Von deren Erben kaufte es 1768 Dr. Hickmann auf Dobeneck. Der letztere verkaufte es 1778 an seinen Schwiegersohn den Acciscommissair Zenker, von welchem es dessen Wittwe in Lehn erhielt. 1785 kaufte es von derselben ein Herr von Haack, welcher es 1788 an den Amtshauptmann des Voigtländischen Kreises, Ch. T. v. Reibold, verkaufte. Nach dessen Ableben übernahm das Gut dessen hinterlassene Wittwe. Im Jahre 1811 kaufte dasselbe der preuss. Hauptmann Ludwig von Feilitzsch, aus dessen Creditwesen es im Jahre 1827 der jetzige Besitzer, Herr Friedrich Jahn subhasta erstand, der durch seine rationelle Bewirthschaftung des Gutes solches sehr gehoben hat und überall im Hause des einzelnen Unterthanen und in der Gemeinde Verbesserungen herbeiführte. Sein Name wird stets mit Achtung in der ganzen Gemeinde genannt.

Das Schloss selbst ist räumlich und bequem eingerichtet und von einem schönen Garten umgeben.

In Taltitz sind 11 halbe Höfe, 12 Viertelshöfe und 6 früher sogenannte Frohnherbergen. Die übrigen sind ein Achtelshof, begüterte Häuser und Trifthäuser.

Das in Taltitz befindliche Vorwerk Eulenstein, welches sehr oft mit dem Schloss-Stein an der Elster, mit Plaschwitz combinirt, in verschiedenen Topographien verwechselt worden ist, gehört zum Rittergute Dobeneck und war in früherer Zeit ein adeliger Freihof und deshalb auch öfter allein besessen. In späterer Zeit hatte Eulenstein sein besonderes Gericht, wozu jedoch nur zwei begüterte Frohngüter und im Ganzen 36 Unterthanen gehörten.

Die Einwohner von Taltitz gehen in die benachbarten Fabriken oder arbeiten als Tagelöhner in den Städten Plauen und Oelsnitz, die übrigen nähren sich vom Feldbau und der Viehzucht.

Zum Gute gehört eine bedeutende Schäferei und grosse Ziegelei.

[132] In geschichtlicher Beziehung ist noch zu bemerken, dass im Jahre 1580 ein Theil des Dorfes und im Jahre 1583 oder 1584 die Kirche abrannte. Im Jahre 1633 forderte die unter dem Namen des „schwarzen Todes“ bekannte Pest auch in Taltitz viele Opfer, die der Sage nach auf einem besonderen Platze des Kirchhofs, wohin bis heute Niemand weiter begraben worden ist, in Kalk gelegt, hier beerdigt sein sollen.

Geschichtlich merkwürdig ist auch Taltitz durch das am Wartberge zwischen Preussen und Oestreichern vorgefallene Scharmützel, in welchem der preuss. General von Hund erschossen und nach Plauen beerdigt wurde.

Im Jahre 1806 hatte Taltitz wegen seiner geringen Entfernung von der Heerstrasse nach Baiern von den Durchmärschen der Franzosen viel zu leiden und auch die Kirche wurde von denselben mehrerer werthvoller Gegenstände beraubt.

Ueber die soeben erwähnte Kirche steht dem jedesmaligen Besitzer von Taltitz das Collaturrecht zu, sowie das über die Schule.

Im 14. Jahrhundert stand das Patronatrecht über die Kirche den deutschen Ordensrittern zu, von denen es nach der Reformation auf die Superintendenten in Plauen als Pastores primarius überging, welche es in der Folge gegen Entrichtung eines jährlichen Canons von 5 Thlrn. an die Besitzer des Rittergutes in Taltitz abtraten.

Die Kirche, ziemlich inmitten des Dorfes gelegen, bietet zwar keinen imposanten Anblick dar, ist aber im Innern einfach und freundlich; sie hat ein schönes massives Kreuzgewölbe und mehrere in der Mauer vorgefundene Vertiefungen und Thüren in Spitzbogenform, welche als Zeichen ihres hohen Alters dienen.

Ausser einigen an den Wänden neben der Kanzel befindlichen Epitaphien, die Gliedern der Groen’schen und Hickmann’schen Familie auf Taltitz und Dobeneck gewidmet sind, sowie dem Porträt des Renovators der Kirche, Wolfgang Ferber und dessen Gattin an der Brüstung der herrschaftlichen Taltitzer Kapelle und einem in der Vorhalle befindlichen steinernen Denkmal, einem hier verstorbenen ehemaligen Besitzer von Dobeneck und Taltitz aus dem alten Geschlechte derer von Neidberg gewidmet, befindet sich nichts besonders Merkwürdiges in der Kirche.

An dem westlichen Ende der Kirche befindet sich der einige 60 Ellen hohe steinerne Thurm mit schieferner Kuppeldachung, Durchsicht und Haube.

Diese Gestalt verdankt er dem Herrn Wolfgang von[VL 1] Ferber.

Der untere Raum desselben bildet den Haupteingang und die Vorhalle der Kirche, der mittlere die herrschaftlich-Taltitzer Kapelle.

Ein geräumiger, zum Theil noch unbenutzter Kirchhof umgibt die Kirche und birgt die einfachen Grabstätten des in jeder Hinsicht edlen Amtshauptmanns von Reibold und dessen Gemahlin, sowie die Grüfte der Familien von Tettau, von Feilitzsch, Hickmann und Jahn. Auf seiner östlichen Seite wird er von der Pfarre begrenzt, welche im guten baulichen Zustande sich befindet. Die Aussicht von der Pfarrwohnung ist beschränkt; dagegen gewährt der daranstossende Garten reichlichen Ersatz.

Die Schule, mit ihrem Gehöfte mit dem der Pfarre zusammenstossend, ist neu erbaut und gewährt 120 Kindern hinlänglichen Raum.

In die hiesige Kirche ist blos Dobeneck mit Eulenstein gepfarrt.

Sonst war die Superintendur Plauen in zwei eigene Cirkel, in den Theumaischen und Taltitzer eingetheilt. Letzterer enthielt die Parochien Taltitz, Kürbitz, Kloschwitz, Rodersdorf, Geilsdorf, Schwandt, Reuth, Gefell, Langenbach, Thierbach, Pausa, Ebersgrün, Syrau, Leubnitz, Rodlau.

Früher gehörte Taltitz zum Amte Plauen, wogegen Dobeneck mit Eulenstein dem Justizamte Voigtsberg unterworfen war.

Jetzt ist Taltitz, wie Dobeneck und Eulenstein dem Gerichtsamte Oelsnitz zugewiesen, sowie diese Orte zusammen unter dem Bezirksgerichte, unter der Amtshauptmanschaft Plauen stehen und dem Regierungsbezirke Zwickau zugetheilt sind.

Nach der letzten Volkszählung hatte Taltitz 83 bewohnte Gebäude, 109 Familienhaushaltungen, 579 Einwohner.

M. G.     



[133]
Oberweischlitz


im Voigtländischen Kreise, im Gerichtsamte Plauen, auf der Westseite der Elster, 2 Stunden südlich von Plauen und eben so weit nördlich von Oelsnitz, gelegen. Oberweischlitz hat 33 bewohnte Gebäude mit 33 Familienhaushaltungen und 204 Einwohnern. Die letzteren nähren sich meistentheils vom Ackerbau, doch gibt es auch verschiedene Handwerker hier, und Tagelöhner finden in der in Unterweischlitz befindlichen Spinnfabrik Beschäftigung.

Bisher gehörten noch hierher Klein-Eckhaus, Lanneckhaus und Theile von Berglas, Geilsdorf, Rosenberg und Grosszöbern.

Das Gut selbst besitzt noch eine Mühle mit 3 Gängen, schöne Ziegelbrennerei und gute Schäferei.

Bis zum 13. Jahrhundert war das Rittergut Oberweischlitz mit Unterweischlitz vereinigt, und der Herrensitz befand sich im letzteren.

Die Besitzer waren die Herren von Weischlitz.

Diese Herren von Weischlitz waren die treuesten Anhänger der Voigte von Plauen. Adam von Weischlitz, als treuer Vasall, musste nach Besiegung der Voigte als Geächteter herumirren. Später erhielt derselbe Verzeihung und durfte auf sein Gut zurückkehren.

Im 14. Jahrhundert war Jobst von Feilitzsch mit Oberweischlitz beliehen. Urban von Feilitzsch besass es bis 1482, dem Christoph von Feilitzsch folgte. Er war Oberhofmarschall und Oberstallmeister und starb 1540.

In neuerer Zeit kam das Gut in die Hände der Familie Kasten. Frau Finanzcommissar Kasten überliess es in diesem Jahrhundert ihren beiden Söhnen, Herrn Ludolph Kasten und Herrn Stadtrichter Kasten in Schneeberg. Seit dem Tode des ersteren, welcher vor 3 Jahren erfolgte, besitzt das Gut Herr Stadtrichter Kasten allein. Das Gut mit Rosenberg hält 853 Acker und 15 Quadratruthen mit 9829,83 Steuereinheiten.

Oberweischlitz wie Unterweischlitz hat durch die Drangsale des dreissigjährigen Krieges viel erdulden müssen. Hier war es, wo vorzüglich der General Holke mit seinem zusammengerafften Heereshaufen plünderte und die armen Einwohner bis an den Bettelstab brachte.

Von dem oberhalb Weischlitz liegenden Lanneckhaus in dem reizenden und hier sehr romantischen Thale der Elster hat sich eine Sage erhalten:

„Hier soll ein Ritter von Weischlitz in einem unterirdischen Gange sich längere Zeit vor den Nachstellungen seiner Feinde verborgen haben. Trotzdem mag aber sein Aufenthalt ausgekundschaftet worden sein; denn viele Reisige umstellten eines Tages das Haus und suchten die verborgensten Winkel aus. Glücklicherweise war der Herr von Weischlitz noch rechtzeitig durch ein Bauernrädchen von der drohenden Gefahr benachrichtigt worden und er entkam den Nachstellungen.

Zum Danke für die Hochherzigkeit der bäuerlichen Jungfrau, die mit Gefahr ihres eigenen Lebens den Ritter in ihrem eigenen engen Stübchen [134] dann versteckt gehalten, habe letzterer solche später als seine Gemahlin erkoren und eine glückliche Ehe diese That gekrönt. –

Von Plauen und Oelsnitz aus werden öfter den Sommer über Parthien nach dieser reizenden Gegend und auf das sogenannte Laneckhaus unternommen. Lachende Auen mit grotesken Felsen entzücken das Auge des Wanderers.

Durch Oberweischlitz führt die von Oelsnitz nach Schleiz führende Strasse, die seit dem Bau der sächsisch-bayerischen Eisenbahn fast ganz liegen geblieben ist, da man als Transportmittel die Eisenbahn von Plauen nach Reuth vorzieht. Deshalb wird auch jetzt blos von Reuth aus nach Schleiz die Chaussee unterhalten.

Oberweischlitz ist mit Unterweischlitz durch die Elsterüberbrückung verbunden und durch gute Uferbauten ist den früheren Ueberschwemmungen der Elster vorgebeugt.

Oberweischlitz ist mit Unterweischlitz und Rosenberg nach Kürbitz eingepfarrt, deren Geschichte schon bei der Beschreibung von Kürbitz erzählt ist.

Zu Zeiten des Herrn Kammerherrn von Seckendorf, welcher Unterweischlitz in den zwanziger Jahren noch besass, war hier öfters ein Zusammenfluss von hohen Beamten und grossen Gelehrten. Hier fand der berühmte Professer Spohn in der ältesten Tochter des Herrn von Seckendorf den Gegenstand seiner ersten Liebe. Leider ereilte ihn als Bräutigam der Tod und war ihm sonach nicht das Glück beschieden, an der Seite eines vortrefflichen Wesens von seinen Studien in fremden Ländern sich zu erholen.

Die in Unterweischlitz befindliche Spinnfabrik ist von Herrn von Seckendorf erbaut, später an den Kaufmann Möckel in Plauen verkauft worden, von welchem solche die Gebrüder Lehmann aus Leipzig (in Chemnitz etablirt) acquirirt hatten. Zu dem Vermögen der letzteren entstand im Jahre 1850 Concoursprocess, wodurch die Spinnfabrik dann längere Zeit ausser Thätigkeit gesetzt war.

Jetzt ist solche wieder im Gange und gewährt vielen armen Leuten Nahrung und Unterhalt.

Freilich ist auch nicht zu leugnen, dass der Betrieb dieser Fabrik erst viele Unbemittelte herbeigezogen hat.

Beide Rittergüter hatten bisher ihre eigene Gerichtsbarkeit, bei welchen Dr. Lorenz aus Plauen als Gerichtsdirector fungirte. Seit der neuen Gerichtsorganisation gehört Oberweischlitz zum Bezirksbericht Plauen, zur Amtshauptmannschaft der letzteren Stadt und zum Regierungsbezirke Zwickau.

M. G.     



[135]
Rosenberg,


13/4 Stunde von Plauen, rechts ab von der nach Hof führenden Chaussee gelegen, so dass es von Oberweischliz 1/4 Stunde blos entfernt ist.

Rosenberg war ursprünglich blos ein Vorwerk von Oberweischlitz, wurde aber in späterer Zeit als selbstständiges Rittergut erhoben und hatte seine eigne Gerichtsbarkeit; die Gerichtstage aber wurden von jeher in der Gerichtsstube zu Oberweischlitz abgehalten, was eben daher seinen Grund haben mag, dass Oberweischlitz und Rosenberg immer einen und denselben Besitzer hatten.

Erst unter der Familie Kasten wurde in sofern eine Theilung herbeigeführt, als ein gewisser Herr Herrmann, der Schwager der Frau Finanzcommissär Kasten das Gut allein übernahm, von dem es dessen Kinder der Privatgelehrte Herrmann und dessen Fräulein Schwester, Karoline Herrmann erbten.

Der jetzige Mitbesitzer, der Privatgelehrte Herrmann ist bekannt als weitgereister Mann und als Freund der Natur.

Wenn der Frühling kommt mit seinen sonnigen Tagen, dann wandert derselbe in weite Ferne, in noch nicht gesehene Gegenden, um den Schatz seines Wissens zu erweitern und fremde Menschen und Sitten zu studiren.

Und fragt man nach der Art und Weise seines Fortkommens als grosser Reisender, so hört man gewöhnlich die einfache Antwort: „Dorthin bin ich zu Fuss gewandert; dahin wollte ich nur gehen; durch diese Gegend durfte man nicht fahren, um von ihrem Liebreiz nichts zu verlieren.“

Wer Gelegenheit hatte, der Mittag- und Abendtafel der Familie Kasten in Oberweischlitz beizuwohnen und das Glück zu geniessen, den Vielgereisten unter den Gliedern der Familie zu finden, der wird einen solchen Tag zu den schönsten, lehrreichsten seines Lebens zählen; diese praktische Weltansicht, diese Lebensphilosophie, wie solche aus dem Munde dieses Mannes vernommen wird, erregt die Zuhörer und erwärmt die Herzen. Und wie anziehend dabei ist nicht die Anspruchslosigkeit, die Bescheidenheit dieses Mannes? Unwillkürlich erinnert diess an jenen Ausspruch: „Je gelehrter der Mann, desto bescheidener derselbe!“

Rosenberg hat seit dem Jahre 1856 recht schöne neue Rittergutsgebäude, wie sie die Abbildung zeigt, nachdem die alte herrschaftliche Wohnung nebst den Stallgebäuden im Jahre zuvor aller Wahrscheinlichkeit nach durch ruchlose Hand ganz niedergebrannt sind.

Die von Herrn Doktor Lorenz, als Gerichtsdirektor von Rosenberg, angestellte umsichtige Erörterung und eingeleitete Voruntersuchung hat leider zu keinem Resultat geführt, obschon ein Individuum dieser That als sehr verdächtig erschienen war.

[136] Rosenberg soll schon im 11. Jahrhundert unmittelbar nach der Unterwerfung der Sorben-Wenden unter kaiserliche Hoheit erbaut worden sein und der Familie von Feilitzsch gehört haben. Im 12. Jahrhundert war Jobst von Feilitzsch mit Rosenberg beliehen, welcher zugleich Tobertitz, Weischlitz, Kürbitz u. s. w. besass und im Jahre 1300 zum Ritter des heiligen Grabes geschlagen wurde.

Rosenberg, den Namen hat es wohl von seiner herrlichen Aussicht in zwei Thäler, durch welche die Elster sich schlängelt, woher es auch kommen mag, dass zum Gegensatze von Rosenberg, das eine Thal, mit dem Gasthause an der Landstrasse – Rosenthal genannt wird. Der Grund und Boden soll in den frühesten Zeiten ebenfalls zu Rosenberg gehört haben und nur ein Theil von Grundstücken der Gerichtsbarkeit von Magwitz unterworfen gewesen sein, vorzüglich aber der Theil, worauf der Gasthof in späterer Zeit erbaut wurde; deshalb gehörte derselbe bisher unter die Gerichte von Magwitz. Rosenberg hat mit Weischlitz im Hussitenkriege, im 30jährigen Kriege und in dem Jahre 1806 gleiche Schicksale gehabt und die Drangsale des Kriegs in ihrer ganzen Schwere mitertragen.

Wegen der kurzen Entfernung von der Chaussee von Hof nach Plauen wurden von den durchmarschirenden Franzosen im Jahre 1806 auch einzelne Besuche dem Gute Rosenberg gemacht und das Feuer des 9. Octobers 1806, der die Zöberner Fluren zur ersten Lagerstätte des Soultschen Corps in Sachsen erkor und den ganzen Ort mit Kirche, Pfarre und Schulgebäuden zur Beute der Flamme machte, erleuchtete zum Schrecken der Einwohner das hochgelegene Rosenberg, so dass die Einwohner mit Zittern und Zagen einem ähnlichen Schicksale entgegen sahen.

Doch wurde erst das weiter nach Plauen zu gelegene Dorf Thiergarten von den durchziehenden Truppen als Feuerzeichen erkoren und somit Rosenberg verschont.

Rosenberg grenzt mit dem Rittergute Kürbitz und ist auch nach Kürbitz eingepfarrt.

Das Bemerkenswerthe über die Entstehung und den weitern Ausbau dieser Kirche, ihre Schicksale und Erlebnisse sind schon bei der Beschreibung von Kürbitz erwähnt worden, so dass eine Wiederholung hier für überflüssig erscheinen muss.

Rosenberg hat nur 9 bewohnte Gebäude mit 9 Familienhaushaltungen und 51 Einwohnern und gehört jetzt zum Gerichtsamte und zum Bezirksgerichte Plauen, früher bildete es vom Ende der Voigtsberger Amtsgrenze gerechnet, nach dem Elsterflusse berechnet, das erste Amtsdorf von Plauen, indem die Dörfer über der Elster zum frühern Amte Voigtsberg gehörten.

M. G.     




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Anmerkungen der Vorlage

  1. handschriftliche Korrektur: von


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