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Oberweischlitz


im Voigtländischen Kreise, im Gerichtsamte Plauen, auf der Westseite der Elster, 2 Stunden südlich von Plauen und eben so weit nördlich von Oelsnitz, gelegen. Oberweischlitz hat 33 bewohnte Gebäude mit 33 Familienhaushaltungen und 204 Einwohnern. Die letzteren nähren sich meistentheils vom Ackerbau, doch gibt es auch verschiedene Handwerker hier, und Tagelöhner finden in der in Unterweischlitz befindlichen Spinnfabrik Beschäftigung.

Bisher gehörten noch hierher Klein-Eckhaus, Lanneckhaus und Theile von Berglas, Geilsdorf, Rosenberg und Grosszöbern.

Das Gut selbst besitzt noch eine Mühle mit 3 Gängen, schöne Ziegelbrennerei und gute Schäferei.

Bis zum 13. Jahrhundert war das Rittergut Oberweischlitz mit Unterweischlitz vereinigt, und der Herrensitz befand sich im letzteren.

Die Besitzer waren die Herren von Weischlitz.

Diese Herren von Weischlitz waren die treuesten Anhänger der Voigte von Plauen. Adam von Weischlitz, als treuer Vasall, musste nach Besiegung der Voigte als Geächteter herumirren. Später erhielt derselbe Verzeihung und durfte auf sein Gut zurückkehren.

Im 14. Jahrhundert war Jobst von Feilitzsch mit Oberweischlitz beliehen. Urban von Feilitzsch besass es bis 1482, dem Christoph von Feilitzsch folgte. Er war Oberhofmarschall und Oberstallmeister und starb 1540.

In neuerer Zeit kam das Gut in die Hände der Familie Kasten. Frau Finanzcommissar Kasten überliess es in diesem Jahrhundert ihren beiden Söhnen, Herrn Ludolph Kasten und Herrn Stadtrichter Kasten in Schneeberg. Seit dem Tode des ersteren, welcher vor 3 Jahren erfolgte, besitzt das Gut Herr Stadtrichter Kasten allein. Das Gut mit Rosenberg hält 853 Acker und 15 Quadratruthen mit 9829,83 Steuereinheiten.

Oberweischlitz wie Unterweischlitz hat durch die Drangsale des dreissigjährigen Krieges viel erdulden müssen. Hier war es, wo vorzüglich der General Holke mit seinem zusammengerafften Heereshaufen plünderte und die armen Einwohner bis an den Bettelstab brachte.

Von dem oberhalb Weischlitz liegenden Lanneckhaus in dem reizenden und hier sehr romantischen Thale der Elster hat sich eine Sage erhalten:

„Hier soll ein Ritter von Weischlitz in einem unterirdischen Gange sich längere Zeit vor den Nachstellungen seiner Feinde verborgen haben. Trotzdem mag aber sein Aufenthalt ausgekundschaftet worden sein; denn viele Reisige umstellten eines Tages das Haus und suchten die verborgensten Winkel aus. Glücklicherweise war der Herr von Weischlitz noch rechtzeitig durch ein Bauernrädchen von der drohenden Gefahr benachrichtigt worden und er entkam den Nachstellungen.

Zum Danke für die Hochherzigkeit der bäuerlichen Jungfrau, die mit Gefahr ihres eigenen Lebens den Ritter in ihrem eigenen engen Stübchen

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/202&oldid=- (Version vom 7.1.2017)