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Taltitz,


11/2 Stunde südlich von der Stadt Plauen, 1 Stunde von Oelsnitz, 1/4 Stunde vom rechten Ufer der Elster, in einem nach dem letzteren Flusse zu abdachenden, von den Flöhen des Geyers-, Wart- und Losaberges behersschten Thale.

Wie alle in der Nähe liegenden Orte, welche sich auf itz enden, sorbischen Ursprungs sind, so verdankt auch Taltitz seine Entstehung den alten Sorben-Wenden und die Gründung des Orts fällt schon in das 8te bis 10te Jahrhundert.

Das Rittergut ist erst nach Unterjochung der Sorben entstanden und als die ersten beliehenen Besitzer von Taltitz erscheinen die Ritter von Tussel, welche auf Tournieren durch ihre Waffenthaten im 12. und 13. Jahrhundert sich auszeichneten und als edle Beschützer der Frauen und Unterdrückten genannt werden. Manche Sage der grauen Vorzeit steht mit diesem ihrem Namen in Verbindung.

Später finden wir hier die Herren von Neidberg, von welchen es im 16. Jahrhundert die Herren von Thoss überkamen.

Diese verkauften es im Jahre 1651 an die Gebrüder von Reitzenstein, die es 1667 für nicht völlig 11000 Thlr. und zwar Schulden halber an den Amtmann zu Plauen Wolfgang Ferber verkauften.

Nach dessen Tode kam es 1688 an seine Tochter und deren Ehemann den Amtmann Groen. Hierauf fiel es 1703 an 2 Töchter des letzteren, verehel. Hickmann und Weidlich. Von deren Erben kaufte es 1768 Dr. Hickmann auf Dobeneck. Der letztere verkaufte es 1778 an seinen Schwiegersohn den Acciscommissair Zenker, von welchem es dessen Wittwe in Lehn erhielt. 1785 kaufte es von derselben ein Herr von Haack, welcher es 1788 an den Amtshauptmann des Voigtländischen Kreises, Ch. T. v. Reibold, verkaufte. Nach dessen Ableben übernahm das Gut dessen hinterlassene Wittwe. Im Jahre 1811 kaufte dasselbe der preuss. Hauptmann Ludwig von Feilitzsch, aus dessen Creditwesen es im Jahre 1827 der jetzige Besitzer, Herr Friedrich Jahn subhasta erstand, der durch seine rationelle Bewirthschaftung des Gutes solches sehr gehoben hat und überall im Hause des einzelnen Unterthanen und in der Gemeinde Verbesserungen herbeiführte. Sein Name wird stets mit Achtung in der ganzen Gemeinde genannt.

Das Schloss selbst ist räumlich und bequem eingerichtet und von einem schönen Garten umgeben.

In Taltitz sind 11 halbe Höfe, 12 Viertelshöfe und 6 früher sogenannte Frohnherbergen. Die übrigen sind ein Achtelshof, begüterte Häuser und Trifthäuser.

Das in Taltitz befindliche Vorwerk Eulenstein, welches sehr oft mit dem Schloss-Stein an der Elster, mit Plaschwitz combinirt, in verschiedenen Topographien verwechselt worden ist, gehört zum Rittergute Dobeneck und war in früherer Zeit ein adeliger Freihof und deshalb auch öfter allein besessen. In späterer Zeit hatte Eulenstein sein besonderes Gericht, wozu jedoch nur zwei begüterte Frohngüter und im Ganzen 36 Unterthanen gehörten.

Die Einwohner von Taltitz gehen in die benachbarten Fabriken oder arbeiten als Tagelöhner in den Städten Plauen und Oelsnitz, die übrigen nähren sich vom Feldbau und der Viehzucht.

Zum Gute gehört eine bedeutende Schäferei und grosse Ziegelei.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/199&oldid=- (Version vom 7.1.2017)