Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section/H12
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Schleinitz, welches in Urkunden sehr oft erwähnt wird, hiess in früheren Zeiten Slüntz, Slinitz, Slynitz und Sleynitz. Es ist ein hübsches Dorf, zählt etwa vierzig Feuerstätten mit fast vierhundert Einwohnern und liegt drei Stunden westlich von Meissen, eine Stunde von Lommatzsch und zwei Stunden von Döbeln in höchst anmuthiger Abwechselung von Hügeln und Gründen, üppigen Feldern und Laubholzungen, umgeben von einer Anzahl nahe liegender wohlhabender Dörfer, so dass das ganze Landschaftsbild einen höchst wohlthuenden, friedlichen Anblick gewährt. Nicht weit von Schleinitz fliesst ein Bach, der in der Nähe von Leuben in den Ketzerbach fällt; auch zieht sich nahe am Orte die Landstrasse hin, welche von Döbeln und Leissnig nach Meissen führt. In nördlicher Richtung von Schleinitz befindet sich das, nach einem entfernten Dorfe benannte Eulitzer Holz, westlich das Gemeindeholz und das zum Rittergute Schleinitz gehörige grosse Holz. Mit Schleinitz bildet eine Gemeinde das Dörfchen Perba, in dem sich namentlich das bedeutende Mühlengut auszeichnet.
Das hiesige Rittergut ist eins der stärksten und nutzbarsten in der Gegend, dessen Gerichtsbarkeit sich vor der Abtretung der Patrimonialgerichte über die Dörfer Döbschütz, Gärtitz, Käbschütz, Pröda, Wahnitz, Ziegenhain und Antheile von Leuben, Rasslitz, Albertitz, Krögis, Lossen, Planitz, Mauna, Messen und Schwocha mit fast zwei tausend Unterthanen erstreckte. Planitz und Ziegenhain waren vor Jahrhunderten Besitzthümer der Burggrafen von Meissen und mögen durch Kauf im fünfzehnten Jahrhundert unter Schleinitzer Herrschaft gekommen sein. Auf diesem Rittergute ruht die Collatur über die Kirchen zu Krögis, Ziegenhain und Leuben, wiewohl in Leuben eigentlich der Besitzer von Schleinitz nur den Pfarrer und der von Petzschwitz den hier befindlichen Diakonus zu ernennen hat. Beide Güter sind indessen schon geraume Zeit verbunden und somit die Collatur über beide Aemter vereinigt.
Wie schon der Name anzeigt, ist Schleinitz eine uralte, von den Sorben gegründete Ortschaft und Stammsitz der in Sachsens Geschichte so oft und immer rühmlich erwähnten Familie von Schleinitz. Diephold von Schleinitz wird schon im Jahre 709 genannt, wo er sich durch Tapferkeit und Edelmuth grosses Ansehen zu verschaffen gewusst hatte, und bei einem 996 zu Braunschweig gehaltenen Turniere erschien auch Siegehold von Schleinitz als ein mannhafter und glücklicher Kämpfer. Wichnand von Schleinitz unterzeichnete 1222 zu Delitzsch eine Urkunde und 1253 lebte Heinrich von Schleinitz, der mit einem Fräulein von Zornau (Zschorna) vermählt war. Alle diese jetzt genannten Herren waren ohne Zweifel Besitzer des hiesigen Rittergutes und nannten sich nach der Sitte jener Zeit mit dessen Namen; es sind jedoch mancherlei genealogische Bedenken vorhanden, ob diese Edelleute wirklich als Ahnherren der Familie von Schleinitz betrachtet werden können. Erst von 1290 bis 1304 nennt die Geschichte unseres Vaterlandes den Ritter Hugold von Schleinitz als treuen Anhänger der Markgrafen Diezmann und Friedrich, und Stammvater des ehrwürdigen Geschlechts der Schleinitze. Ihm folgte Heinrich von Schleinitz, der auch in der Gegend von Camburg begütert war und seinen Antheil an dem Dorfe Kasekirchen dem Eisenberger Kloster verkaufte, indem er in den geistlichen Stand trat. Er wird 1347 als Domherr zu Meissen, 1354 als Propst zu Grossenhain, 1358 und 1366 als Archidiakonus Nisicensis genannt, und sein Tod erfolgte 1377, wo er Dompropst war. Hugold von Schleinitz kommt in einem Begnadigungsbriefe der Stadt Dresden 1403 als Zeuge vor und Haubold von Schleinitz gehörte zu den unglücklichen Opfern der Hussitischen Grausamkeit, indem er nach der Schlacht am Colm (1429) noch lebend unter seinen erschlagenen Waffengenossen hervorgezogen und auf eine schreckliche Weise hingerichtet wurde. Johann von Schleinitz war einundzwanzig Jahre Bischof von Naumburg, starb 1434 und liegt in der Kirche zu Zeitz begraben. Ritter Johann von Schleinitz, des Bischofs Bruder und Herr auf Schleinitz und Seerhausen, gehörte zu den Schiedsrichtern, welche Churfürst Friedrich II. zur Schlichtung seines Streites mit Kunz von Kaufungen nach Altenburg berufen hatte. Er verkaufte 1460 der Stadt Döbeln das Geleite zu Döbeln und Rosswein und gründete eine Nebenlinie der Ragewitzer Hauptlinie, aus welcher schon 1410 Sigismund von Schleinitz vorkommt, und zu der auch die Linien Stauchitz und Jahnshausen gehörten. Einer seiner Söhne, Dietz oder Dietrich von Schleinitz, befand sich im Gefolge des Herzogs Albrecht des Beherzten, als dieser 1471 eine Reise nach Palästina unternahm. Johann von Schleinitz war 1516 Abt zu Chemnitz, wurde 1518 Bischof zu Meissen und gilt als Hersteller der lateinischen und griechischen Literatur im Meissnerlande; auch befand er sich zweimal als Gesandter seines Fürsten am Hofe des Papstes und in Polen. Vincenz von Schleinitz, Bischof von Merseburg, starb 1535 und hinterliess seinem Nachfolger bedeutende Ersparnisse. Sein Bruder Heinrich war Oberhofmarschall am Hofe Herzog Georgs des Bärtigen, ein heftiger Gegner der Reformation, der ausser der Pflege Saathain auch die Herrschaften Tollenstein und Schluckenau mit Hainsbach und Pulsnitz besass; auch schenkte ihm Herzog Georg die Herrschaft Hohnstein, so dass Heinrich von Schleinitz, als Besitzer des sogenannten „Schleinitzer Ländchens,“ der reichste Edelmann im Lande [90] war. Sein Tod erfolgte 1518 und von seinen fünf Söhnen überliess Ernst, Dompropst zu Prag und Meissen, Hohnstein (1524) Ernst II. von Schönburg, behielt aber die Böhmischen Güter noch lange Zeit. Dieser Ernst von Schleinitz hielt einst in Herzog Georgs Gegenwart eine heftige Disputation mit Luther, und starb 1548. Abraham von Schleinitz, vermählt mit Anna von Miltitz, aus dem Hause Scharfenberg, besass auch Dahlen. Er war der letzte seines Hauses, der das Rittergut Schleinitz besass; denn 1598 kamen seine Güter an den vierundzwanzigjährigen Reichspfennigmeister und Geheimrath Christoph vom Looss, der Maria von Schleinitz, Abrahams Tochter, zur Gemahlin hatte. Der Herr vom Looss stand in hoher Gnade bei dem Churfürsten Christian II., der ihn oft auf dem Rittergute Schleinitz besuchte. Von der Loosse’schen Familie kaufte Schleinitz 1667 der Kammerherr Joachim Christian von Bose, und 1716 legte Dietrich von Bose, dem auch Runstädt gehörte, den hiesigen, vormals weitberühmten Schlossgarten an. Dietrich von Bose war Inspector der Fürstenschule zu Meissen und ein sehr wissenschaftlicher Mann, der die hier befindliche, drei tausend Bände starke, namentlich aus historischen Werken bestehende, fideicommissarisch hierher gehörige Bibliothek bedeutend vermehrte und deren Benutzung allen Gelehrten gestattete. Sein Sohn und Nachfolger, Carl Gottlob Bose, war ebenfalls Inspector der Meissner Fürstenschule und besass ausser Schleinitz auch Petzschwitz, Graupzig, Gödelwitz und Runstädt. Von der Familie Bose gelangte Schleinitz 1773 an den ungeheuer reichen Domprost von Zehmen, alsdann an den Kammerherrn Moritz Sebastian August von Zehmen und endlich an Herrn Friedrich August Ludwig von Zehmen.
In dem Schlosse zu Schleinitz befindet sich seit vielen Jahrhunderten eine Kapelle, die bis zur Reformation von einem besonderen Altaristen bedient wurde. An derselben ist der jedesmalige Pastor zu Leuben mit einer Jahresbesoldung von fünfundzwanzig Thalern als Schlossprediger und der Schullehrer daselbst mit zwölf Thalern zwölf Groschen als Organist angestellt, wofür beide Herren auf Verlangen des Besitzers in der Kapelle Gottesdienst und Communion zu verrichten haben. Der Altar dieser Kapelle ist mit einigen trefflichen Gemälden geschmückt und enthält die Jahreszahl 1518.
Eingepfarrt ist Schleinitz nach dem zum hiesigen Rittergute gehörigen Leuben, mit siebzig Häusern und über fünf hundert Einwohnern. Die hiesige Kirche steht erst seit 1607 unter Schleinitzer Patronat und war vor der Reformation der Jungfrau Maria geweiht. Der lutherische Gottesdienst begann hier 1540 unter dem Pfarrer Andreas Peisske, welcher 1557 starb. Seit 1560 ist wegen der starken Parochie in Leuben auch ein Diakonat gegründet worden. Ausser Leuben und Schleinitz sind hierher eingepfarrt: Ketzergasse (das östliche Leuben), Badersen, Dobschütz, Eulitz, Graupzig, Lossen, Mertitz, Mattelwitz, Nelkanitz, Perba, Petzschwitz, Praterschütz, Pröda, Rasslitz, Schwochau, Stahna, Wahnitz und Wauden.
Ulbersdorf liegt anderthalb Stunden südlich von Neustadt bei Stolpen, eine Stunde südwestlich von Sebnitz, anderthalb Stunden nordöstlich von Schandau und anderthalb Stunden östlich von Hohnstein in einer von Norden nach Süden hinlaufenden Vertiefung an der, Huthberg genannten, 1117 Fuss über das Meer steigenden Höhe, von welcher man eine köstliche Aussicht nach der Sächsischen Schweiz geniesst. Das Dorf zählt mit dem Rittergute, der Kirche, Pfarre, Schule und dem Gemeindehause neunzig Hausnummern, nämlich das Erbgericht, die Mühle an der Sebnitzbach, vier Pfarrbauergüter, zwölf Anspännergüter, vier Gärtnerwohnungen und einundsechszig Häuser mit mehr als fünfhundert Einwohnern.
Das Dorf ist deutschen Ursprungs und erhielt seinen Namen ohne Zweifel von einem seiner ersten Besitzer, der Albrecht hiess, denn in Urkunden kommt der Ort oft als Olbrigtsdorf, Olbersdorf und Albersdorf vor. Er wird zuerst in einer Urkunde von 1310 genannt, wo er ein Besitzthum der reichbegüterten Böhmischen Herren Birk von der Duba war. Wie lange diese Familie Ulbersdorf besass, ist nicht bekannt, wahrscheinlich aber wird aus einigen Rechnungen, dass die Herren von der Duba das Gut im Laufe des fünfzehnten Jahrhunderts entweder verkauften oder doch einen ihrer Vasallen damit belehnten, indem 1460 auf hiesigem Schlosse der Junker Hans von Körbitz hauste, welcher von der Stadt Pirna eine Last Salz kaufte, aber nur zum Theil bezahlte, worauf der Rath zu Pirna den Schuldner durch Hansen von Saalhausen an seine Verpflichtung erinnern liess. Im sechszehnten Jahrhundert finden wir Ulbersdorf im Besitze der Familie von Hermsdorf, und zwar 1534 Wolfs von Hermsdorf und 1560 Hansens von Hermsdorf. Des Letzteren [91] Sohn, Hans, lebte noch 1593 und hinterliess das Gut Haugken von Hermsdorf, dessen Erben selbiges 1609 in Ober- und Unterulbersdorf zerspalteten.
Seit dieser Zeit gehörte Oberulbersdorf 1609 Caspar von Hermsdorf, der es um 1622 an Christoph von der Sahla verkaufte, dessen Familie es bis 1647 besass, worauf das Gut an Hans von Liebenau gelangte. Von ihm kaufte Oberulbersdorf 1659 Siegfried von Lüttichau, dem der Landkammerrath Hannibal von Lüttichau folgte, welcher der hiesigen Kirche 1716 einen silbernen Kelch nebst Hostienschachtel und Patene von Silber schenkte. Ferner stiftete derselbe im Jahre 1739 ein Legat von hundert und zehn Thalern zu einer am Charfreitagsnachmittage abzuhaltenden Predigt, und 1746 ein anderes Legat von hundert und zwanzig Thalern für die Armen, zu welchem Zweck er 1748 noch fünf und sechszig Thaler hinzufügte. Hannibal von Lüttichau brachte durch Kauf auch das Rittergut Ulbersdorf untern Theils wieder an sich, seit welcher Zeit beide Güter immer unter einem Herrn vereinigt geblieben sind. Auf diesen Besitzer folgte C. Fr. Curt von Lüttichau und darauf der Geheimrath Wolf Adolf August von Lüttichau, Generaldirector des K. S. Hoftheaters und der musikalischen Kapelle zu Dresden.
Unterulbersdorf gehörte nach seiner Trennung von dem Stammgute zuerst Heinrich von Hermsdorf, dessen Namen mit der Jahreszahl 1611 zugleich mit dem Namen seiner Gemahlin Elisabeth an der Scheune des Untergutes angeschrieben steht, dem einzigen Gebäude, welches von demselben noch übrig ist. Durch Tausch kam das Gut 1620 an Heinrich von Leubnitz, der es jedoch schon 1623 wieder an Ernst Albrecht von Allnpeck verkaufte. Nach drei Jahren kam Unterulbersdorf an Christoph Baumann, 1629 an Adam von Wallwitz, 1634 an Philipp von Emden, 1642 an Georg Marche, 1666 an Johann Adam von Teinitz und 1693 endlich an den Landkammerrath von Lüttichau, der beide Güter wieder vereinigte. Niederulbersdorf hatte somit in vierundachtzig Jahren nicht weniger als zwölf Besitzer. – Bei dem Obergute befinden sich die Wohn- und Wirthschaftsgebäude, nebst dem Herrenhause und sehr hübschen Gartenanlagen, sowie einem kleinen Parke, der Kessel genannt. Bei dem Gute sind auch treffliche Obst- und Pappelalleen.
So weit die Nachrichten über Ulbersdorf zurückreichen, ist der Ort von eigentlichen Unglücksfällen verschont geblieben, nur in neuerer Zeit wurde er (1833) von einer Feuersbrunst heimgesucht, die das Rittergut stark bedrohte. Das Feuer brach in der herrschaftlichen Scheune aus, welche gänzlich niederbrannte, wobei auch die beiden Nachbarhäuser in Rauch aufgingen. Nur mit grosser Mühe und durch rasch herbeieilende Hülfe entging das Herrenhaus mit den Wirthschaftsgebäuden einem gleichen Schicksale.
Die Kirche zu Ulbersdorf, in welche auch Lohsdorf eingepfarrt ist, steht unter Collatur des Rittergutes und wird bereits in der Matrikel Cellarii vom Jahre 1346 als eine derjenigen Kirchen genannt, welche zu dem Sitze Hohenstein und Sebnitz gehörten. Sie steht in der Mitte des Dorfes und ist von dem Friedhofe umgeben, der verschiedene ausgezeichnete Monumente enthält. Wann das sehr alte Gotteshaus erbaut wurde, weiss man nicht; vor einigen dreissig Jahren aber erfuhr es eine bedeutende innere und äussere Renovation. Zuerst wurde im Jahre 1815 eine Reparatur der Orgel vorgenommen, 1817 der Thurm neu gedeckt, grün angestrichen und der Knopf vergoldet, 1830 das Schiff der Kirche mit Sandplatten belegt, zwei neue Fenster durch die Mauer gebrochen, neue Beglasung sämmtlicher Fenster bewerkstelligt und eine neue Bedielung der Frauenstände besorgt. Als Merkwürdigkeiten besitzt die Kirche einen uralten mit Holzschnitzwerk gezierten Altar und sechs steinerne Figuren, zwei Frauen und vier Ritter darstellend, an denen die Inschriften nicht zu entziffern sind. Das Altargemälde ist eine Arbeit Schickers vom Jahre 1685. Das Kirchenvermögen besteht aus etwa drei hundert Thalern, deren Zinsen zur Bestreitung der laufenden Ausgaben nicht ausreichend sind, weshalb die Gemeinde einen Zuschuss leisten muss. Die Schule besuchen etwa neunzig Kinder.
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Das Dorf Skassa liegt Dreiviertelstunden westlich von Grossenhain auf dem linken Ufer des Röderflusses an der von Hain nach Riesa führenden Strasse; auch zieht sich die Leipzig-Dresdener Eisenbahn an der südwestlichen Gränze der Ortsfluren hin, so dass der nächste Anhaltepunkt, der bei Medessen, nur zwanzig Minuten, der Bahnhof Priestewitz eine Stunde von hier entfernt ist. Die Röder durchschneidet in zahlreichen Krümmungen einen Theil der hiesigen Fluren und verändert ihre Richtung nach Westen unterhalb des Dorfes dergestalt, dass sie einen rechten Winkel bildet und dann in nördlicher Richtung fortströmt. An ihren Ufern, mit hohen Eichen und Erlen bewachsen, ziehen sich zahlreiche Wiesen und Triften hin, die wieder von Bäumen und Sträuchern eingefasst sind oder mit schattigen Wäldchen abwechseln. – Da sich hieran zu beiden Seiten kleine Anhöhen schliessen, die entweder freie Aussichten gestatten oder mit Gebüsch bewachsen sind, so giebt es hier in kleinerem Massstabe auch Berg und Thal und der liebliche Wechsel von Feld und Wiese, Laubholz, Teichen, Höhen und Gründen verbannt jede Einförmigkeit. Namentlich ist die hiesige Flur reich an trefflichen Quellen, die auf Wiesen und in Wäldchen entspringend, zum Theil weder der Gluth des Sommers erliegen noch bei der bedeutendsten Kälte gefrieren. Die meisten dieser Quellen vereinigen sich mit der Röder, während einige im Scharenz, einem Gehölze, entspringend, einen andern Weg nehmend, nach einstündigem Wege unmittelbar in die Elbe münden. Vorher einige Teiche speisend, bildet dieses Gewässer die Gränze zwischen Naundörfchen und Weissig, bekommt hier den Namen Leckwitzbach und treibt als solcher bei dem Dorfe Leckwitz, also nahe der Elbe, eine Mühle (die Rosenmühle).
Das Dorf Skassa liegt an einer kleinen von Südwest nach Nordost abfallenden Anhöhe und hat in seiner ursprünglichen Anlage nur eine Gasse gebildet, woher auch sein Name entstanden sein soll; denn das wendische Wort hassa bedeutet eine Gasse und Skassa ist sorbischen Ursprungs. In Urkunden wird der Ort Sckassa, Schlessau und im dreizehnten Jahrhundert Schassowa genannt. Jetzt zählt derselbe neunzehn Feuerstätten mit ungefähr zwei hundert Einwohnern, nämlich das Rittergut sammt Wirthschaftsgebäuden, die geistlichen Gebäude, die Schlossmühle, neun Viertelshüfner und fünf Häuser, wovon eines die Schmiede mit Schankwirthschaft und Brennerei. Diese neunzehn Baustellen bilden das eigentliche Dorf, an dessen oberen Ende die Hain-Riesaer Strasse hingeht und dessen unteres die Röder begränzt. Drei Brunnen mit herrlichem Quellwasser befinden sich am oberen Ende und leiten ihren Ueberfluss das Dorf entlang in Röhren dem Rittergute zu. Unterhalb der Schlossmühle führt eine Brücke über die Röder und einen langen mit Schleussen versehenen Damm, der oft bei grossem Wasser überschwemmt wird, nach dem sogenannten Haideberge, wo das herrschaftliche Winzerhaus und ein Weinberg liegen. Noch weiter westlich befindet sich die Neumühle, welche bereits unter diesem Namen schon im sechszehnten Jahrhundert vorkommt. Auf der entgegengesetzten Seite liegen die herrschaftliche Schäferei, zwei Drescherhäuser und vier Häuslernahrungen, welche sammt dem entfernter gelegenen Armenhause eine Art von besonderem Dorfe bilden.
Vor dem dreissigjährigen Kriege war Skassa ein viel bedeutenderer Ort als jetzt; denn damals befanden sich hier zwei Rittergüter, neun Bauern und fünf Halbhüfner, und das Areal des Dorfes rechnete man zu fünfzehn Hufen. Schon damals aber muss es auch einen abgesonderten Dorftheil, bestehend aus der Schäferei und einigen Häusern, gegeben haben, der in den ältesten schriftlichen Ueberlieferungen die Hinterstadt oder auch das Hinterdorf genannt wird. Noch jetzt bezeichnet man als dessen Stätte den nördlichen Abhang des Schafberges, wo jetzt ein Weg, von dem herrschaftlichen Lustgarten aus, an der Stockwiese hin, nach der Hainer Strasse führt. Dieser Dorftheil verschwand im dreissigjährigen Kriege, wo das Dorf von schweren Verhängnissen heimgesucht wurde. In den Jahren 1632 und 1637 raffte hier die Pest fast sämmtliche Einwohner hin und durch die Nähe des damals befestigten Grossenhains wurde die Gegend von den Banner’schen und Torstenson’schen Kriegsleuten verwüstet und die Ortschaften erfuhren oft völlige Zerstörung, ein Schicksal, das auch Skassa traf.– Was nach dem Hussitenkriege mit den Gütern zu Nauendorf geschehen war, die man mit dem Vorwerke vereinigte, das geschah auch in Skassa, wo sämmtliche Bauergüter mit dem Rittergute alten Theils vereinigt wurden, welches durch diese vierzehn Hufen ein Areal von acht hundert Ackern erlangte. Ob die Besitzer des Rittergutes die Bauern dafür entschädigten, oder ob, nach anderer Mittheilung, der Landesherr die herrenlosen Güter zur Wiedergewinnung der landesherrlichen Abgaben den Edelleuten überliess, lässt sich nicht bestimmen; auf jeden Fall aber entstanden kleine Wirthschaften, deren Besitzer für das erhaltene Land und andere Nutzungen und Vortheile dem Gute fröhnen mussten. So wurden hier anfänglich sechs Wirthschaften gegründet, die sich bald vermehrten, wodurch endlich das jetzige Dorf entstand. Die beiden Mühlen hatten sich erhalten, obgleich die Neumühle, eine jetzt so werthvolle Besitzung, einige Male völlig wüst lag und herrenlos war. Da sich selbst für den lächerlichen Preis von dreissig Gulden kein Käufer fand, nahm die Regierung das Mühlengrundstück [93] in Empfang, wie dieses denn auch noch 1656 „die churfürstlich Sächsische Neumühle“ genannt wird.
Auf dem Schlosse zu Skassa lebte 1205 Ritter Hoyer von Schassowe, sowie 1325 Dominus Henricus de Schassowe. Welcher Familie diese beiden Edelleute angehört haben mögen, ist unbekannt; ebenso wer das hiesige Rittergut im Laufe des vierzehnten und in der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts besass. Zuerst finden wir 1453 urkundlich einen Ritter Johann von Schleinitz auf Skassa, dessen Sohn, Dietrich von Schleinitz, 1485 in Besitz dieses Gutes trat und 1511 starb. Er besass auch Dahlen, Reichenbach, Knatewitz und die wüste Mark Prempelwitz, und war erst Untermarschall beim Herzog Ernst, dann Oberhofrichter und Hofmeister des Herzogs Georg. Haubold von Schleinitz überliess das Gut seinem Sohne Bastian, der es unter seine beide Söhne Heinrich und Friedrich theilte. Im Jahre 1575 waren Lehnsherrn beider Güter Heinrich von Schleinitz auf Nauendorf und die unmündigen Kinder des verstorbenen Friedrich. Noch jetzt besteht Skassa, obgleich unter einem Besitzer, aus zwei verschiedenen Rittergütern. Der westliche Theil der ganzen Besitzung, der sich bis auf eine Stunde von hier ausdehnt und bis auf eine Stunde der Elbe nahe kommt, bildete ein eigenes Vorwerk, Nauendorf, jetzt Naundörfchen genannt, das frühzeitig durch sechs Hufen Bauernfeld vergrössert worden und zu einem Umfange von 360 Ackern gelangt war. Dieses Vorwerk nun und einige Parzellen in Skassaer Flur, als die grosse Wiese, ein Teich, ein Weinberg, das halbe Burgholz, nebst dem halben Schlosse Skassa, bildeten das Rittergut Skassa neuen Theils, zu welchem noch die Gerichtsbarkeit über Grossraschütz und die Gerichtsantheile von Kleinraschütz, Weissig und Glaubitz, sammt allen Diensten und Zinsen, sowie das halbe Kirchlehn zu Skassa gehörten. Alles übrige Areal, etwa von gleicher Grösse, bildete das alte Gut.
Die Volkssage, dass in Skassa sich vormals ein Nonnenkloster befunden habe, erhielt ihre Entstehung zur Zeit des eben erwähnten Sebastians von Schleinitz. Dieser stand nämlich in sehr naher Beziehung zu dem Nonnenkloster in Hain (vielleicht als Schirmvoigt), zumal da seine Muhme, Magdalene von Schleinitz, des Klosters Priorin war. Als nun das Kloster am 26. Juli 1540 in Flammen aufging, flüchteten die frommen Schwestern nach Elsterwerda, Skassa, Riesa und Seusselitz, wo sie auch willige Aufnahme fanden. Bastian von Schleinitz aber und Haubold von Miltitz auf Elsterwerda geriethen mit der Bürgerschaft zu Hain in Händel, weil diese sich weigerte, das in den Klostergewölben zurückgelassene Eigenthum der Nonnen herauszugeben. Herzog Heinrich der Fromme schenkte später Bastian von Schleinitz die wüste Stätte des Klosters, worauf dieser ein grosses, schriftsässiges Haus erbaute. Magdalene von Schleinitz blieb mit einigen Nonnen zu Skassa. Sie war eine äusserst fromme, über die Reformation höchlichst entrüstete Dame, welche hier mit den ihr ergebenen geistlichen Schwestern in klösterlicher Einsamkeit und gänzlich nach den Regeln ihres Ordens fortlebte, und wahrscheinlich auch in Skassa gestorben ist.
Hans Heinrich, Hans Sebastian, Hans Friedrich und Christian, Gebrüder von Schleinitz, wurden 1585 mit dem Rittergute Skassa allen Theiles beliehen und besassen dasselbe längere Zeit gemeinschaftlich. Als ihnen aber durch den Tod ihres Vetters Haubold auch das Rittergut Grödel zufiel (1599), so nahmen sie eine Theilung in der Weise vor, dass zwei Theile in Geld und zwei in den Gütern bestehen sollten. Sebastian und Friedrich von Schleinitz nahmen das Geld, Heinrich bekam Grödel und Christian Skassa. Die Theilung erfolgte am 10. Februar 1600. Christian von Schleinitz, welcher die traurigen Tage des dreissigjährigen Krieges zu ertragen hatte, starb am 19. December 1642. Sein Sohn, Hans Heinrich, erbte des Vaters Gut; doch haftete auf diesem schon 1651 eine Sequestration und erst 1657 konnte die Belehnung stattfinden. Von den vielen Kindern Hans Heinrichs von Schleinitz war bei des Vaters am 1. September 1672 erfolgtem Tode nur noch ein Sohn, Christian, am Leben, dessen Mutter, Anna Sophie von Milkau, das Gut erst an ihren Bruder Wilhelm von Milkau, dann an ihren Schwager Joachim von Biesenbrock verpachtete. Christian von Schleinitz starb noch unmündig und die vereinsamte Mutter wandte sich nach Hain, wo sie am 11. November 1684 mit Tode abging und in die Kirche zu Skassa begraben wurde. Das Gut erhielt der Geheimrath Christoph Heinrich von Schleinitz auf Grödel und Skassa neuen Theils. Das letztere Gut hatte nach Heinrichs von Schleinitz am 1. Juli 1605 erfolgtem Tode sein Sohn Dietrich geerbt, der erst 1621 zur Mündigkeit gelangte, und am 22. September 1644 das Zeitliche segnete, worauf ihm sein Bruder Joachim folgte, der am 29. September 1656 kinderlos verschied. Skassa neuen Theils gelangte nunmehr an einen Seitenverwandten aus dem Hause Grödel, Adam von Schleinitz, dessen schon genannter Sohn beide Skassaer Rittergüter wieder vereinigte.
Der Geheimrath Christoph Heinrich von Schleinitz war der letzte Herr, seines Geschlechts auf Skassa, indem er das vereinigte Gut 1706 an den Geheimrath und Generallieutenant Caspar Heinrich von Benkendorf verkaufte unter dessen Besitz es (18. Mai 1711) in ein freies Allodium verwandelt wurde. Er liess im Jahre 1710 durch den Landesfeldmesser Franke sämmtliche Fluren von Skassa und Nauendörfchen vermessen und einen Plan darüber anfertigen, welcher noch vorhanden ist und mancherlei gute Dienste geleistet hat, auch über die Gestalt des alten Schlosses und der geistlichen Gebäude Aufschluss giebt. Das alte Feudalschloss wurde von diesem Besitzer abgebrochen und das jetzige freundliche und geschmackvolle Herrenhaus erbaut, oder vielmehr begonnen; denn nach der daran befindlichen Jahreszahl 1729 muss es von General Benkendorfs Nachfolger, dem Kammerherrn Hannibal August von Schmertzing, der 1726 in Besitz des Gutes trat, ausgebaut worden sein. Schon im Jahre 1732 verkaufte dieser, nachdem er das Gut sehr verbessert und viel gebaut hatte, selbiges an den Oberamtshauptmann Wilhelm Johann von Rheden, welcher es jedoch schon 1742 wieder an den geheimen Kriegsrath Friedrich August von Kühlewein verkaufte, der 1748 starb, worauf sein Sohn, der Amtshauptmann Friedrich August von Kühlewein, Skassa erbte, es aber schon 1755 wieder an den Obersten Georg Rudolf Hessler verkaufte.
Von dem alten Obersten Hessler weiss man in Skassa noch so mancherlei zu erzählen. Er soll ungeheuer grob und despotisch gewesen sein, und dabei die Sucht gehabt haben, den Leuten die unglaublichsten Dinge zu erzählen. Bei allen diesen Schwächen war er jedoch ein kreuzbraver Mann, der den hiesigen Lustgarten anlegte und die Kirche zum Theil aus eigenen Mitteln erbaute, auch zur Herstellung eines Schulgebäudes beitrug. Und Alles das führte der Oberst während der schweren Zeit des siebenjährigen Krieges [94] aus. Sein Tod erfolgte am 9. August 1770, und die Erben des Gutes waren der Oberst Georg Christoph von Hessler, Landkammerrath Friedrich Moritz von Hessler, Friederike Sophie, verwittwete von Berlepsch, geborne von Hessler, Adolf Hans Dietrich von Geissmar und Johanne Christiane von Geissmar, geborne von Rutt-Genevry, nach dem Tode des Obersten Georg Christoph von Hessler aber auf dessen Gutsantheil seine sieben Kinder. Sämmtliche Erben überliessen das Gut ihrem Miterben, dem Landkammerrath Friedrich Moritz von Hessler, welcher 1775 alleiniger Besitzer war; da derselbe aber bald mit Tode abging, ohne Nachkommen zu hinterlassen, so kam das Gut an seine Wittwe, Eleonore Wilhelmine Charlotte, geborene von Beust, die sich 1778 wieder mit dem Kammerherrn und Kreiscommissär Caspar Wilhelm von Berlepsch vermählte und 1813 zu Naumburg kinderlos starb. Von jetzt besassen Skassa zwei Frauen, von Helldorf und von Schard, beide geborene Fräulein von Beust, die das Gut 1822 für 101500 Thaler an Johann Gotthelf Hempel verkauften. Im Jahre 1830 verlor dieser Besitzer 3000 Scheffel Getreide durch den Brand eines Wirthschaftsgebäudes. Von ihm wurde eine Hofschmiede und eine Dampfbrennerei angelegt, während welchen Unternehmens der rüstige Landwirth am 30. October 1840 mit Tode abging. Von seinem Erben, Ferdinand Hempel, kam das Gut an den jetzigen Besitzer Herrn Robert Freiherrn von Milkau.
Die hiesige Kirche, in welche auch die beiden Dörfer Weissig und Kleinthiemig eingepfarrt sind, wurde in den Jahren 1756 bis 1758 neu erbaut. Zu deren Geistlichen gehörte der berühmte Geometer Zürner. Derselbe war zu Marieney im Voigtlande geboren und wurde 1705 nach Skassa in das Pfarramt berufen. Neben der Theologie beschäftigte sich Zürner auch mit Mathematik, und zeichnete sich in dieser Wissenschaft dergestalt aus, dass August II. ihn mit der geometrischen Vermessung des Landes beauftragte. Er bekam dabei den Titel Geographus regius, auch wird er Landgränz-Commissarius genannt. Diese beiden Aemter nahmen aber den Pastor dergestalt in Anspruch, dass die Gemeinde sich darüber beim Consistorium beschwerte, auf dessen Anfrage sich eine Deputation als „Skassaer Heerde ohne Hirten“ präsentirte. Zürner wandte sich darauf an die theologische Fakultät zu Leipzig mit der Anfrage, ob er auf hohen Befehl das Studium geographicum mit gutem Gewissen bei seinem Pfarramte fortsetzen könnte? Die Fakultät erwiederte unter dem 11. December 1717, dass der Herr Magister ohne Verletzung seines Gewissens die ihm aufgetragene Funktion ordentlicher Weise ferner continuiren und sein Predigtamt aufgeben könne. Zürner that es und blieb königlicher Geograph bis zu seinem 1742 erfolgtem Tode. Er beschäftigte sich von 1712 bis 1732 einzig mit der Vermessung des Landes, zeichnete während dieser Zeit mit der Feder 141 grosse Landkarten, jede von zwei bis drei Blättern, sowie 761 kleinere, woraus er für den König 40 Specialkarten und 40 Generalkarten anfertigte. Zum Behufe seiner Messungen liess der König seinem Geometer einen sogenannten geometrischen Wagen bauen, in dem Zürner nach und nach 18000 Meilen im Lande herumfuhr. Seit 1721 vermass Zürner genauer als vorher die Post- und Landstrassen, welche nun mit steinernen Post- und Meilensäulen versehen wurden. – Die handschriftlichen Karten Zürners hielt man anfänglich sehr geheim und erlaubte blos die Postkarte und das Amt Grossenhain zu stechen. Nach des Königs Tode wollte Zürner zwar selbst einen grossen genauen Atlas herausgeben; da er aber nicht unterstützt wurde, übereilte ihn vor dessen Vollendung der Tod. Schon lange vor Zürners Tode hatte der Kunsthändler Peter Schenk in Amsterdam manche der Zürner’schen Zeichnungen zu erwerben gewusst und stechen lassen, der Stich war aber schlecht gerathen. Im Jahre 1745 kamen Zürners Zeichnungen durch die Dienerschaft des Ministers Hennicke (des Lakaiengrafen, wie er spottweise hiess) an Peter Schenk, der nun von 1745 bis 1760 49 Karten und 13 Prospekte herausgab, die unter dem Namen des „Schenk’schen Atlas“ grosse Berühmtheit erlangten. Billig sollte der Atlas der Zürner’sche heissen. Der Atlas, welchen Zürner für den König zeichnete, ist verloren gegangen.
Bei dem berühmten Lustlager zu Zeithain logirten auf dem Schlosse zu Skassa die Sächsischen Ernestinischen Prinzen.
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Frauenhayn ist ein schönes, grosses Dorf mit etwa achtzig Feuerstätten und sechs hundert Einwohnern, die sich nur von Ackerbau und Viehzucht nähren. Der Ort liegt drei Stunden nordwärts von Grossenhain und zwei Stunden südlich von Elsterwerda, eine halbe Stunde von der Landesgränze in buschiger und zum Theil sumpfiger Gegend am rechten Ufer des östlichen Röderarmes, welcher südlich von hier die Geiselt aufnimmt, die zwischen beiden Armen des erstgenannten Flusses rinnt. Kaum eine halbe Stunde vom Dorfe, dicht an der Preussischen Gränze, an der Poststrasse von Dresden nach Berlin, steht das Vorwerk Pfeife, mit einem Teiche und einer kleinen Mühle, und nahe dabei fliesst nach Preussen hin ein kleiner Bach, dessen Wasser weder versiegt noch einfriert. Die Fluren gränzen mit denen Merzdorfs, Wahndorfs, Polzens, Koselitz, Körtzigs, Radens und Lautendorfs, welches letztere mit Frauenhayn untermengt gebaut ist und dessen Einwohnerzahl bedeutend erhöht. Zwischen hier und Koselitz, also in südwestlicher Richtung, sind viele Teiche; auch findet man hier sogenannte Zabeltitzer Steine, wasserhelle, vorzüglich zum Schleifen geeignete Kiesel. Südlich von dem Vorwerk Pfeife liegt an der Poststrasse ein Platz, der Plessaer Gasthof genannt, weil früher die Plessaer Fuhrleute dort Station zu nehmen und zu füttern pflegten. Der nahe bei dem Vorwerke vorhandene Busch besteht hauptsächlich aus Kiefern, und ist zum Theil königlich, so weit nämlich, als, nach einer Volkssage, ein Besitzer des Rittergutes Frauenhayn ihn an den Churfürsten im Spiel verloren haben soll. Der grössere Theil der Waldung ist unter die Güter Frauenhayn, Merzdorf und die Gemeinde Wahnsdorf vertheilt. Westlich von Frauenhayn giebt es viele Eichen und in den Brüchen viele Erlen. Am 6. Mai 1819 verlor Frauenhayn durch eine Feuersbrunst neununddreissig Wohnungen, nebst Ställen und Scheunen, weshalb der Ort ein sehr freundliches Ansehen bekommen hat. Es befindet sich hier ein Gasthof, eine Mahl- und eine Schneidemühle.
Das hiesige Rittergut, wozu schriftsässig auch Prösen und Raden gehören, wird zuerst 1367 erwähnt, wo der Bischof Gerhard von Naumburg es an den Herzog Bolko den Kleinen von Schweidnitz verkaufte. Bald darauf wurde es ein Stammhaus der alten Familie Pflugk, welche zu Ende des vierzehnten Jahrhunderts im Lande zu Meissen an Ansehen und Reichthum rasch emporstieg. Schon zu Ende des dreizehnten Jahrhunderts waren die Herren von Pflugk kaiserliche Voigte auf der Burg Strehla; denn wie der Lehnsbrief Kaiser Wenzels von 1388, worin er den Ritter Otto Pflugk mit Schloss und Herrschaft Strehla belehnt, besagt, „wir haben gnediglichen gannet und erlawbet in kraft diss briefes und kuniglicher Macht zu Beheim dass er (Ritter Otto Pflugk) Strelhuse und Stadt und das er daselbst gehat hat zu lehen verkauffen mege“ etc., waren die von Pflugk schon lange zu Strehla, bevor dem Ritter Otto Pflugk für seine Treue und Tapferkeit diese kaiserliche Herrschaft in erbliches Lehn gegeben wurde.
Von den Söhnen des Ritters Otto Pflugk wurde Nikol im Jahre 1395 mit Frauenhayn belehnt, starb aber schon 1397, worauf ihm sein Sohn Otto folgte, der mit Magdalena von Maltitz aus Elsterwerda vermählt war und um das Jahr 1420 starb. Ihm folgte sein Sohn Otto, vermählt mit Eva von Miltitz aus Scharfenberg, der um 1437 mit Tode abging; wenigstens empfingen in diesem Jahre seine Söhne Otto, Heinz, Tham und Jürge von den Herzögen Friedrich und Siegismund zu Rochlitz die Lehn über Frauenhayn, Lampertswalde, Bückeritz, Zabeltitz, Borck, Lassen, Lasalb, Thormen und Lössnig. Otto erhielt Frauenhayn, vermählte sich erstlich mit Emerentia von Bünau aus Radeburg und dann mit Elisabeth von Stange aus Drehbach, welche letztere ihm einen Sohn, Hieronymus, gebar, der Frauenhayn erbte und sich mit Agnes von Harras aus Lichtenwalde vermählte. Nach dessen Tode besass das Gut, nebst Merzdorf, Hans Pflugk, vermählt mit Anna von Petzschwitz aus Rödern, die ihn fünf Söhne, Hans, Nikol, Hieronymus, Georg und Tham, gebar, welche im Jahre 1564 mit den väterlichen Gütern belehnt wurden. Hansens Sohn, der Chursächsische Kammerjunker Otto Pflug vermählte sich mit Anna von Einsiedel aus Syhra, und als diese starb mit Perpetua von der Sahla aus Schönfeld. Sein Sohn und Erbe, Otto Pflugk, vermählt mit Agnes von Schönberg aus Pfaffroda, wurde 1667 in der Kirche zu Frauenhayn beigesetzt, worauf ihm im Besitz des Gutes Tham Pflugk folgte, der 1698 mit Tode abging. Tham Pflug war Chursächsischer Hauptmann und vermählt mit Sabine von Lindenau aus Machern. Sein Nachfolger, Otto Pflugk, heirathete Elisabeth von Grünrod, die ihm einen Sohn, Innocenz Pflugk, schenkte, welcher der letzte Besitzer Frauenhayns aus dem Pflugkschen Geschlecht gewesen ist. Seine Gemahlin war Gertrud Pflugk aus dem Hause Posterstein.
Nach dem Abgange der Pflugkschen Familie aus Frauenhayn finden wir als Besitzerin des hiesigen Rittergutes eine Frau Sonnewaldin, von der dieses an die von Palm’sche Familie gelangte, welche es im Jahre 1780 an den königlich Sächsischen Kammerherrn von Weissenbach verkaufte, der 1813 [96] sich mit der Prinzessin Xaverie von Esclignac auf Zabeltitz vermählte. Zur Zeit ist Eigenthümer des Ritterguts Frauenhayn Herr Rittmeister Felix Ernst von Globig, vermählt mit der Freiin Therese geb. v. Weissenbach.
Das Schloss zu Frauenhayn war vor Jahrhunderten ein festes, mit Mauern und Gräben verwahrtes Gebäude, das in neuerer Zeit eine modernere Gestalt bekommen hat. Vor der Hierherkunft der Herren von Pflugk befand sich auf der Stelle, wo das Schloss steht, ein kleines Kloster, dessen Nonnen um das Jahr 1380 nach Grossenhain übersiedelten, und in der darauf erbauten Burg eine Kapelle, in der bis zur Reformation ein Kaplan angestellt war, der um jene Zeit als Diakonus an die Ortskirche versetzt wurde, zugleich aber auch den Gottesdienst in der Schlosskapelle, jedoch nur bei besonderen Gelegenheiten und auf Veranlassung des Schlossherrn, zu verrichten hatte.
Die Kirche zu Frauenhayn ist ein uraltes Gebäude, dessen am Thurme befindliche Jahreszahl 1580 sich keineswegs auf einen Neubau, sondern nur auf eine der vielen stattgefundenen Renovationen bezieht. Im dreissigjährigen Kriege, wo Frauenhayn gewaltig litt, sowie bei den mannigfaltigen Feuersbrünsten, blieb die Kirche immer unbeschädigt. Ihr Inneres enthält viele alte Denkmäler der Familie Pflugk, und als besonders erwähnenswerth ein Gemälde vom Jahre 1600, die Taufe Jesu darstellend, welches sich auf die Familie von Milkau auf Merzdorf bezieht und erst kürzlich restaurirt worden ist. Die Orgel hat an ihrem oberen Theile eine Sonne, der auffallend die Vergoldung fehlt, und es wird erzählt, als Frau Sonnewald das Gut besass, habe sie die Sonne vergolden lassen wollen, wegen Unterlassung der nothwendigen Anzeige bei der kirchlichen Behörde aber solches nicht erlaubt bekommen, ja sie sei sogar zu einer Geldstrafe verurtheilt worden. Thatsache ist es, dass die Sonnewald’schen Erben in Bezug auf diese Orgelreparatur 600 Thaler bezahlen mussten.
Eingepfarrt sind nach Frauenhayn auch Laudendorf, Raden, Treugeböhla, Wahnsdorf, Märzdorf, Seifertsmühl, Pulsen, Gröditz und Kotschka. Zwischen dem Pfarrer und einem hier befindlichen Diakonus wechseln, einige Ausnahmen abgerechnet, alle zufälligen Amtsverrichtungen nach Wochen oder einzelnen Fällen. Ausser zwei Friedhöfen in Frauenhayn ist auch noch einer in Treugeböhla. Das Kirchenbuch geht nur bis 1642, wo die Schweden fast den ganzen Ort sammt den Pfarrgebäuden einäscherten. Kotschka zeichnete sich während der Reformation durch seine strenge Altgläubigkeit aus, und weil es sich zu dem gleichfalls altgläubigen Frauenhayn hielt, blieb es auch nach der beendigten Reformation daselbst, obgleich es Elsterwerda viel näher liegt. Ausser der Hauptschule in Frauenhayn, welche zugleich die Kinder aus Raden und Lautendorf besuchen, giebt es noch besondere Kinderlehrer zu Wahnsdorf, Merzdorf und Gröditz. Collator über Kirche und Schule zu Frauenhayn ist der dasige Rittergutsbesitzer.
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