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Schleinitz.


Schleinitz, welches in Urkunden sehr oft erwähnt wird, hiess in früheren Zeiten Slüntz, Slinitz, Slynitz und Sleynitz. Es ist ein hübsches Dorf, zählt etwa vierzig Feuerstätten mit fast vierhundert Einwohnern und liegt drei Stunden westlich von Meissen, eine Stunde von Lommatzsch und zwei Stunden von Döbeln in höchst anmuthiger Abwechselung von Hügeln und Gründen, üppigen Feldern und Laubholzungen, umgeben von einer Anzahl nahe liegender wohlhabender Dörfer, so dass das ganze Landschaftsbild einen höchst wohlthuenden, friedlichen Anblick gewährt. Nicht weit von Schleinitz fliesst ein Bach, der in der Nähe von Leuben in den Ketzerbach fällt; auch zieht sich nahe am Orte die Landstrasse hin, welche von Döbeln und Leissnig nach Meissen führt. In nördlicher Richtung von Schleinitz befindet sich das, nach einem entfernten Dorfe benannte Eulitzer Holz, westlich das Gemeindeholz und das zum Rittergute Schleinitz gehörige grosse Holz. Mit Schleinitz bildet eine Gemeinde das Dörfchen Perba, in dem sich namentlich das bedeutende Mühlengut auszeichnet.

Das hiesige Rittergut ist eins der stärksten und nutzbarsten in der Gegend, dessen Gerichtsbarkeit sich vor der Abtretung der Patrimonialgerichte über die Dörfer Döbschütz, Gärtitz, Käbschütz, Pröda, Wahnitz, Ziegenhain und Antheile von Leuben, Rasslitz, Albertitz, Krögis, Lossen, Planitz, Mauna, Messen und Schwocha mit fast zwei tausend Unterthanen erstreckte. Planitz und Ziegenhain waren vor Jahrhunderten Besitzthümer der Burggrafen von Meissen und mögen durch Kauf im fünfzehnten Jahrhundert unter Schleinitzer Herrschaft gekommen sein. Auf diesem Rittergute ruht die Collatur über die Kirchen zu Krögis, Ziegenhain und Leuben, wiewohl in Leuben eigentlich der Besitzer von Schleinitz nur den Pfarrer und der von Petzschwitz den hier befindlichen Diakonus zu ernennen hat. Beide Güter sind indessen schon geraume Zeit verbunden und somit die Collatur über beide Aemter vereinigt.

Wie schon der Name anzeigt, ist Schleinitz eine uralte, von den Sorben gegründete Ortschaft und Stammsitz der in Sachsens Geschichte so oft und immer rühmlich erwähnten Familie von Schleinitz. Diephold von Schleinitz wird schon im Jahre 709 genannt, wo er sich durch Tapferkeit und Edelmuth grosses Ansehen zu verschaffen gewusst hatte, und bei einem 996 zu Braunschweig gehaltenen Turniere erschien auch Siegehold von Schleinitz als ein mannhafter und glücklicher Kämpfer. Wichnand von Schleinitz unterzeichnete 1222 zu Delitzsch eine Urkunde und 1253 lebte Heinrich von Schleinitz, der mit einem Fräulein von Zornau (Zschorna) vermählt war. Alle diese jetzt genannten Herren waren ohne Zweifel Besitzer des hiesigen Rittergutes und nannten sich nach der Sitte jener Zeit mit dessen Namen; es sind jedoch mancherlei genealogische Bedenken vorhanden, ob diese Edelleute wirklich als Ahnherren der Familie von Schleinitz betrachtet werden können. Erst von 1290 bis 1304 nennt die Geschichte unseres Vaterlandes den Ritter Hugold von Schleinitz als treuen Anhänger der Markgrafen Diezmann und Friedrich, und Stammvater des ehrwürdigen Geschlechts der Schleinitze. Ihm folgte Heinrich von Schleinitz, der auch in der Gegend von Camburg begütert war und seinen Antheil an dem Dorfe Kasekirchen dem Eisenberger Kloster verkaufte, indem er in den geistlichen Stand trat. Er wird 1347 als Domherr zu Meissen, 1354 als Propst zu Grossenhain, 1358 und 1366 als Archidiakonus Nisicensis genannt, und sein Tod erfolgte 1377, wo er Dompropst war. Hugold von Schleinitz kommt in einem Begnadigungsbriefe der Stadt Dresden 1403 als Zeuge vor und Haubold von Schleinitz gehörte zu den unglücklichen Opfern der Hussitischen Grausamkeit, indem er nach der Schlacht am Colm (1429) noch lebend unter seinen erschlagenen Waffengenossen hervorgezogen und auf eine schreckliche Weise hingerichtet wurde. Johann von Schleinitz war einundzwanzig Jahre Bischof von Naumburg, starb 1434 und liegt in der Kirche zu Zeitz begraben. Ritter Johann von Schleinitz, des Bischofs Bruder und Herr auf Schleinitz und Seerhausen, gehörte zu den Schiedsrichtern, welche Churfürst Friedrich II. zur Schlichtung seines Streites mit Kunz von Kaufungen nach Altenburg berufen hatte. Er verkaufte 1460 der Stadt Döbeln das Geleite zu Döbeln und Rosswein und gründete eine Nebenlinie der Ragewitzer Hauptlinie, aus welcher schon 1410 Sigismund von Schleinitz vorkommt, und zu der auch die Linien Stauchitz und Jahnshausen gehörten. Einer seiner Söhne, Dietz oder Dietrich von Schleinitz, befand sich im Gefolge des Herzogs Albrecht des Beherzten, als dieser 1471 eine Reise nach Palästina unternahm. Johann von Schleinitz war 1516 Abt zu Chemnitz, wurde 1518 Bischof zu Meissen und gilt als Hersteller der lateinischen und griechischen Literatur im Meissnerlande; auch befand er sich zweimal als Gesandter seines Fürsten am Hofe des Papstes und in Polen. Vincenz von Schleinitz, Bischof von Merseburg, starb 1535 und hinterliess seinem Nachfolger bedeutende Ersparnisse. Sein Bruder Heinrich war Oberhofmarschall am Hofe Herzog Georgs des Bärtigen, ein heftiger Gegner der Reformation, der ausser der Pflege Saathain auch die Herrschaften Tollenstein und Schluckenau mit Hainsbach und Pulsnitz besass; auch schenkte ihm Herzog Georg die Herrschaft Hohnstein, so dass Heinrich von Schleinitz, als Besitzer des sogenannten „Schleinitzer Ländchens,“ der reichste Edelmann im Lande

     Meissner Kreis, 12tes Heft, oder 59tes Heft der ganzen Folge.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/134&oldid=- (Version vom 3.6.2018)