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in Empfang, wie dieses denn auch noch 1656 „die churfürstlich Sächsische Neumühle“ genannt wird.

Auf dem Schlosse zu Skassa lebte 1205 Ritter Hoyer von Schassowe, sowie 1325 Dominus Henricus de Schassowe. Welcher Familie diese beiden Edelleute angehört haben mögen, ist unbekannt; ebenso wer das hiesige Rittergut im Laufe des vierzehnten und in der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts besass. Zuerst finden wir 1453 urkundlich einen Ritter Johann von Schleinitz auf Skassa, dessen Sohn, Dietrich von Schleinitz, 1485 in Besitz dieses Gutes trat und 1511 starb. Er besass auch Dahlen, Reichenbach, Knatewitz und die wüste Mark Prempelwitz, und war erst Untermarschall beim Herzog Ernst, dann Oberhofrichter und Hofmeister des Herzogs Georg. Haubold von Schleinitz überliess das Gut seinem Sohne Bastian, der es unter seine beide Söhne Heinrich und Friedrich theilte. Im Jahre 1575 waren Lehnsherrn beider Güter Heinrich von Schleinitz auf Nauendorf und die unmündigen Kinder des verstorbenen Friedrich. Noch jetzt besteht Skassa, obgleich unter einem Besitzer, aus zwei verschiedenen Rittergütern. Der westliche Theil der ganzen Besitzung, der sich bis auf eine Stunde von hier ausdehnt und bis auf eine Stunde der Elbe nahe kommt, bildete ein eigenes Vorwerk, Nauendorf, jetzt Naundörfchen genannt, das frühzeitig durch sechs Hufen Bauernfeld vergrössert worden und zu einem Umfange von 360 Ackern gelangt war. Dieses Vorwerk nun und einige Parzellen in Skassaer Flur, als die grosse Wiese, ein Teich, ein Weinberg, das halbe Burgholz, nebst dem halben Schlosse Skassa, bildeten das Rittergut Skassa neuen Theils, zu welchem noch die Gerichtsbarkeit über Grossraschütz und die Gerichtsantheile von Kleinraschütz, Weissig und Glaubitz, sammt allen Diensten und Zinsen, sowie das halbe Kirchlehn zu Skassa gehörten. Alles übrige Areal, etwa von gleicher Grösse, bildete das alte Gut.

Die Volkssage, dass in Skassa sich vormals ein Nonnenkloster befunden habe, erhielt ihre Entstehung zur Zeit des eben erwähnten Sebastians von Schleinitz. Dieser stand nämlich in sehr naher Beziehung zu dem Nonnenkloster in Hain (vielleicht als Schirmvoigt), zumal da seine Muhme, Magdalene von Schleinitz, des Klosters Priorin war. Als nun das Kloster am 26. Juli 1540 in Flammen aufging, flüchteten die frommen Schwestern nach Elsterwerda, Skassa, Riesa und Seusselitz, wo sie auch willige Aufnahme fanden. Bastian von Schleinitz aber und Haubold von Miltitz auf Elsterwerda geriethen mit der Bürgerschaft zu Hain in Händel, weil diese sich weigerte, das in den Klostergewölben zurückgelassene Eigenthum der Nonnen herauszugeben. Herzog Heinrich der Fromme schenkte später Bastian von Schleinitz die wüste Stätte des Klosters, worauf dieser ein grosses, schriftsässiges Haus erbaute. Magdalene von Schleinitz blieb mit einigen Nonnen zu Skassa. Sie war eine äusserst fromme, über die Reformation höchlichst entrüstete Dame, welche hier mit den ihr ergebenen geistlichen Schwestern in klösterlicher Einsamkeit und gänzlich nach den Regeln ihres Ordens fortlebte, und wahrscheinlich auch in Skassa gestorben ist.

Hans Heinrich, Hans Sebastian, Hans Friedrich und Christian, Gebrüder von Schleinitz, wurden 1585 mit dem Rittergute Skassa allen Theiles beliehen und besassen dasselbe längere Zeit gemeinschaftlich. Als ihnen aber durch den Tod ihres Vetters Haubold auch das Rittergut Grödel zufiel (1599), so nahmen sie eine Theilung in der Weise vor, dass zwei Theile in Geld und zwei in den Gütern bestehen sollten. Sebastian und Friedrich von Schleinitz nahmen das Geld, Heinrich bekam Grödel und Christian Skassa. Die Theilung erfolgte am 10. Februar 1600. Christian von Schleinitz, welcher die traurigen Tage des dreissigjährigen Krieges zu ertragen hatte, starb am 19. December 1642. Sein Sohn, Hans Heinrich, erbte des Vaters Gut; doch haftete auf diesem schon 1651 eine Sequestration und erst 1657 konnte die Belehnung stattfinden. Von den vielen Kindern Hans Heinrichs von Schleinitz war bei des Vaters am 1. September 1672 erfolgtem Tode nur noch ein Sohn, Christian, am Leben, dessen Mutter, Anna Sophie von Milkau, das Gut erst an ihren Bruder Wilhelm von Milkau, dann an ihren Schwager Joachim von Biesenbrock verpachtete. Christian von Schleinitz starb noch unmündig und die vereinsamte Mutter wandte sich nach Hain, wo sie am 11. November 1684 mit Tode abging und in die Kirche zu Skassa begraben wurde. Das Gut erhielt der Geheimrath Christoph Heinrich von Schleinitz auf Grödel und Skassa neuen Theils. Das letztere Gut hatte nach Heinrichs von Schleinitz am 1. Juli 1605 erfolgtem Tode sein Sohn Dietrich geerbt, der erst 1621 zur Mündigkeit gelangte, und am 22. September 1644 das Zeitliche segnete, worauf ihm sein Bruder Joachim folgte, der am 29. September 1656 kinderlos verschied. Skassa neuen Theils gelangte nunmehr an einen Seitenverwandten aus dem Hause Grödel, Adam von Schleinitz, dessen schon genannter Sohn beide Skassaer Rittergüter wieder vereinigte.

Der Geheimrath Christoph Heinrich von Schleinitz war der letzte Herr, seines Geschlechts auf Skassa, indem er das vereinigte Gut 1706 an den Geheimrath und Generallieutenant Caspar Heinrich von Benkendorf verkaufte unter dessen Besitz es (18. Mai 1711) in ein freies Allodium verwandelt wurde. Er liess im Jahre 1710 durch den Landesfeldmesser Franke sämmtliche Fluren von Skassa und Nauendörfchen vermessen und einen Plan darüber anfertigen, welcher noch vorhanden ist und mancherlei gute Dienste geleistet hat, auch über die Gestalt des alten Schlosses und der geistlichen Gebäude Aufschluss giebt. Das alte Feudalschloss wurde von diesem Besitzer abgebrochen und das jetzige freundliche und geschmackvolle Herrenhaus erbaut, oder vielmehr begonnen; denn nach der daran befindlichen Jahreszahl 1729 muss es von General Benkendorfs Nachfolger, dem Kammerherrn Hannibal August von Schmertzing, der 1726 in Besitz des Gutes trat, ausgebaut worden sein. Schon im Jahre 1732 verkaufte dieser, nachdem er das Gut sehr verbessert und viel gebaut hatte, selbiges an den Oberamtshauptmann Wilhelm Johann von Rheden, welcher es jedoch schon 1742 wieder an den geheimen Kriegsrath Friedrich August von Kühlewein verkaufte, der 1748 starb, worauf sein Sohn, der Amtshauptmann Friedrich August von Kühlewein, Skassa erbte, es aber schon 1755 wieder an den Obersten Georg Rudolf Hessler verkaufte.

Von dem alten Obersten Hessler weiss man in Skassa noch so mancherlei zu erzählen. Er soll ungeheuer grob und despotisch gewesen sein, und dabei die Sucht gehabt haben, den Leuten die unglaublichsten Dinge zu erzählen. Bei allen diesen Schwächen war er jedoch ein kreuzbraver Mann, der den hiesigen Lustgarten anlegte und die Kirche zum Theil aus eigenen Mitteln erbaute, auch zur Herstellung eines Schulgebäudes beitrug. Und Alles das führte der Oberst während der schweren Zeit des siebenjährigen Krieges

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/140&oldid=- (Version vom 3.6.2018)