Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen II.djvu/141

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

aus. Sein Tod erfolgte am 9. August 1770, und die Erben des Gutes waren der Oberst Georg Christoph von Hessler, Landkammerrath Friedrich Moritz von Hessler, Friederike Sophie, verwittwete von Berlepsch, geborne von Hessler, Adolf Hans Dietrich von Geissmar und Johanne Christiane von Geissmar, geborne von Rutt-Genevry, nach dem Tode des Obersten Georg Christoph von Hessler aber auf dessen Gutsantheil seine sieben Kinder. Sämmtliche Erben überliessen das Gut ihrem Miterben, dem Landkammerrath Friedrich Moritz von Hessler, welcher 1775 alleiniger Besitzer war; da derselbe aber bald mit Tode abging, ohne Nachkommen zu hinterlassen, so kam das Gut an seine Wittwe, Eleonore Wilhelmine Charlotte, geborene von Beust, die sich 1778 wieder mit dem Kammerherrn und Kreiscommissär Caspar Wilhelm von Berlepsch vermählte und 1813 zu Naumburg kinderlos starb. Von jetzt besassen Skassa zwei Frauen, von Helldorf und von Schard, beide geborene Fräulein von Beust, die das Gut 1822 für 101500 Thaler an Johann Gotthelf Hempel verkauften. Im Jahre 1830 verlor dieser Besitzer 3000 Scheffel Getreide durch den Brand eines Wirthschaftsgebäudes. Von ihm wurde eine Hofschmiede und eine Dampfbrennerei angelegt, während welchen Unternehmens der rüstige Landwirth am 30. October 1840 mit Tode abging. Von seinem Erben, Ferdinand Hempel, kam das Gut an den jetzigen Besitzer Herrn Robert Freiherrn von Milkau.

Die hiesige Kirche, in welche auch die beiden Dörfer Weissig und Kleinthiemig eingepfarrt sind, wurde in den Jahren 1756 bis 1758 neu erbaut. Zu deren Geistlichen gehörte der berühmte Geometer Zürner. Derselbe war zu Marieney im Voigtlande geboren und wurde 1705 nach Skassa in das Pfarramt berufen. Neben der Theologie beschäftigte sich Zürner auch mit Mathematik, und zeichnete sich in dieser Wissenschaft dergestalt aus, dass August II. ihn mit der geometrischen Vermessung des Landes beauftragte. Er bekam dabei den Titel Geographus regius, auch wird er Landgränz-Commissarius genannt. Diese beiden Aemter nahmen aber den Pastor dergestalt in Anspruch, dass die Gemeinde sich darüber beim Consistorium beschwerte, auf dessen Anfrage sich eine Deputation als „Skassaer Heerde ohne Hirten“ präsentirte. Zürner wandte sich darauf an die theologische Fakultät zu Leipzig mit der Anfrage, ob er auf hohen Befehl das Studium geographicum mit gutem Gewissen bei seinem Pfarramte fortsetzen könnte? Die Fakultät erwiederte unter dem 11. December 1717, dass der Herr Magister ohne Verletzung seines Gewissens die ihm aufgetragene Funktion ordentlicher Weise ferner continuiren und sein Predigtamt aufgeben könne. Zürner that es und blieb königlicher Geograph bis zu seinem 1742 erfolgtem Tode. Er beschäftigte sich von 1712 bis 1732 einzig mit der Vermessung des Landes, zeichnete während dieser Zeit mit der Feder 141 grosse Landkarten, jede von zwei bis drei Blättern, sowie 761 kleinere, woraus er für den König 40 Specialkarten und 40 Generalkarten anfertigte. Zum Behufe seiner Messungen liess der König seinem Geometer einen sogenannten geometrischen Wagen bauen, in dem Zürner nach und nach 18000 Meilen im Lande herumfuhr. Seit 1721 vermass Zürner genauer als vorher die Post- und Landstrassen, welche nun mit steinernen Post- und Meilensäulen versehen wurden. – Die handschriftlichen Karten Zürners hielt man anfänglich sehr geheim und erlaubte blos die Postkarte und das Amt Grossenhain zu stechen. Nach des Königs Tode wollte Zürner zwar selbst einen grossen genauen Atlas herausgeben; da er aber nicht unterstützt wurde, übereilte ihn vor dessen Vollendung der Tod. Schon lange vor Zürners Tode hatte der Kunsthändler Peter Schenk in Amsterdam manche der Zürner’schen Zeichnungen zu erwerben gewusst und stechen lassen, der Stich war aber schlecht gerathen. Im Jahre 1745 kamen Zürners Zeichnungen durch die Dienerschaft des Ministers Hennicke (des Lakaiengrafen, wie er spottweise hiess) an Peter Schenk, der nun von 1745 bis 1760 49 Karten und 13 Prospekte herausgab, die unter dem Namen des „Schenk’schen Atlas“ grosse Berühmtheit erlangten. Billig sollte der Atlas der Zürner’sche heissen. Der Atlas, welchen Zürner für den König zeichnete, ist verloren gegangen.

Bei dem berühmten Lustlager zu Zeithain logirten auf dem Schlosse zu Skassa die Sächsischen Ernestinischen Prinzen.

M.     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/141&oldid=- (Version vom 3.6.2018)