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Artikel „Witzel, Georg“ von Paul Tschackert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 657–662, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Witzel,_Georg&oldid=- (Version vom 3. Dezember 2024, 18:27 Uhr UTC)
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Witzel: Georg W. oder Wicel, repräsentirt als eifriger katholischer Ireniker im Zeitalter der Reformation den Standpunkt der Vermittelung zwischen der mittelalterlichen Frömmigkeit und den berechtigten Ansprüchen der lutherischen Reformation. Zwischen Luther und Erasmus schwankend, bei den Reformatoren als verschlagener Katholik verhaßt, bei den Katholiken als ein unsicherer Genosse beurtheilt, hat er sein Leben in rastlosem Eifer ohne bleibenden Erfolg verzehrt. Von redlichen Eltern zu Vacha an der Werra 1501 geboren und streng kirchlich erzogen, erhielt er auf Schulen in „umliegenden Landen“ (Schmalkalden, Eisenach, Halle) unter schwierigen Verhältnissen seine Vorbildung. „In Härtigkeit schwerer Armut, in großem Hunger und Frost, in Diensten fremder Leute und Schulgehorsam wurde meine Jugend gebrochen“, berichtet er selbst („Von der christl. Kirche … wider Jonam“ 1534, vgl. Neander s. unten, 175). Doch gelang es ihm, im Wintersemester 1516/17, die Universität Erfurt zu beziehen. Ein geregeltes Studium hat er nicht geführt; denn nur zwei Jahre blieb er in Erfurt, wo er es bis zum Baccalaureus brachte. Dann wurde er Pfarrschulmeister in seiner Heimath. In seinem 20. Jahre aber (1520) hat er nach seiner eigenen Angabe 28 Wochen in Wittenberg studirt, wohin ihn gerade damals, wie viele andere, nach der Leipziger Disputation das Interesse für Luther geführt haben wird. Auf Drängen seines Vaters aber wurde er in demselben Jahre Priester und hielt sich „bis in das 24. Jahr“ in seiner Vaterstadt als Vicarius auf, that aber gelegentlich auch Stadtschreiberdienste. „Da er hier aber dem Gelübde der Keuschheit nicht treu blieb und auch nicht im Concubinat leben wollte“ (obige Schrift wieder Jonam bei Neander 196), schritt er zur Ehe und heirathete eine Eisenacher Bürgerstochter. Diese Beziehung brachte ihn in ein nahes Verhältniß zu dem christlich-socialistischen Pfarrer Jacob Strauß daselbst; ihm hatte er es zu verdanken, daß er Pfarrer zu Wenigen-Lupnitz bei Eisenach wurde. Da brach der Bauernkrieg aus, und auch Witzel’s Pfarrkinder wurden von der revolutionären Bewegung ergriffen. Obgleich er selbst sowol durch seine eigene Lebenserfassung als auch infolge von Straußischen Anregungen für die Noth der hartgedrückten Bauern ein warmes Herz hatte, so ist er doch dem Münzer’schen Geiste entgegengetreten; aber da er das nicht mit der Entschiedenheit that, welche sein Gutsherr von ihm erwartet hatte, so verlor er seine Pfarrstelle und irrte mit seiner Frau und einem erst drei Monate alten Kinde, von allen Lebensmitteln entblößt, in Sachsen umher, bis er nach einem halben Jahre auf Luther’s Empfehlung hin eine Anstellung als Pfarrer in dem sächsischen Städtchen Niemegk, nahe bei Wittenberg, erhielt. Von 1525 bis 1531 finden wir ihn in dieser Stellung. Hier hatte er Zeit und auf der dort vorhandenen Bibliothek auch Gelegenheit, sich in die Kirchenväter zu versenken; gleichzeitig studirte er aber auch die Schriften des Erasmus. Darüber ging ihm die Meinung auf, daß die Geistesbewegung, welche Luther begonnen, eine wirkliche Reformation, die einzig nöthige Reformation der Kirche nicht herbeigeführt habe und auch nicht herbeiführen könne, weil bei den Lutheranern die guten Werke der Kirche fehlen und zwar sowol in der Theorie als auch in der Praxis, sowol in der Theologie als auch im Gemeindeleben. Dieses principielle Urtheil, dem er selbst von nun an den allergrößten Werth beilegte, läßt erkennen, daß er Luther’s Rechtfertigungslehre nicht verstanden hatte, und daß er selbst andere Ziele verfolgte als Luther selbst: nicht Heilserkenntniß, sondern Kirchenreinigung erstrebte er in Gottesdienst und Leben, eine nicht bloß religiöse, sondern zugleich ethisch-politische Reformation. Als Maßstab diente ihm dabei eine phantastische Vorstellung von der Reinheit der Urgemeinde in Jerusalem, eine Vorstellung, die er dann wieder auf die Kirche der ersten Jahrhunderte übertrug und nach welcher [658] er endlich die Kirche seiner Zeit gereinigt wissen wollte. Da er das Wesen dieser so vorgestellten alten Kirche, der una catholica, noch in der vom Papste regierten Kirche wiederfand, so erschien ihm das Lutherthum und die Constituierung selbständiger Landeskirchen als Abfall von der einen wahren Kirche, als Sectiererei, und sein Hauptstreben richtete sich jetzt praktisch auf Wahrung der Einheit der Kirche unter allen Umständen. Im J. 1531 ist diese Entwicklung Witzel’s abgeschlossen, und er verließ in demselben Jahre Niemegk unter Verzicht auf seine Pfarrei, nachdem er in den vorangegangenen sechs Jahren nie eine Annäherung an die Wittenbergischen Reformatoren gesucht hatte. Beschleunigt wurde dieser Abbruch seiner Beziehungen zum Lutherthum durch eine schlechte Behandlung, welche er 1530 von seiten der kurfürstlichen Regierung erlitt. Im J. 1529 hatte nämlich der bald darauf als Antitrinitarier offenbar gewordene Johann Campanus die Bibliothek in Niemegk benutzt und war mit W. näher bekannt geworden. Auf Grund dieser Thatsache wurde W. 1530 plötzlich verhaftet und nach Belzig ins Gefängniß geführt. Eine Schuld des Verhafteten konnte aber nicht aufgefunden werden. So wurde er entlassen. Krank und verbittert kehrte er nach Niemegk zurück. Seine Stellung war ihm dadurch verleidet. Er erklärte auf Grund eines Schreibens seines Vaters, in seiner Heimath Vacha als Laie leben zu wollen und zog wirklich dahin. Hier lebte er mit seiner Familie kümmerlich von seinen Niemegker Ersparnissen und rüstete sich zum Kampf gegen die Wittenberger Reformatoren, im Vergleich mit denen nach seiner Ansicht die Zwinglianer und noch mehr die Anabaptisten den Vorzug verdienten, weil sie mit der Herstellung des christlichen Gemeindelebens mehr Ernst machten, als die werklosen Wittenberger Evangelischen. Seine Streitschriften gegen sie bewegten sich vor allem in der Opposition gegen die lutherische Rechtfertigungslehre und sollten der Vertheidigung der guten Werke im katholisch-kirchlichen Sinne dienen. Was sich nur immer zu Ungunsten der Reformatoren vorbringen ließ, hat dieser „Kirchische“, wie er sich gelegentlich nennt, mit emsigem Fleiß zusammengebracht und so den modernen römisch-katholischen Tendenzschriftstellern reichlich Stoff für ihre Darstellungen an die Hand gegeben, wie die einst viel gelesene Schrift Döllinger’s über „die Reformation“ aus seiner ultramontanen Zeit und Janssen’s „Geschichte des deutschen Volkes“ zeigt. Die bedeutendsten Schriften, welche W. jetzt ausgehen ließ, waren betitelt „Pro defensione bonorum operum adversus novos Evangelistas, auctore Agricola Phago“ [d. i. Georg aus Vach] (Lips. 1532) und „Retectio Lutherism“i (später gedruckt, 1538) und „Evangelion M. Luther’s (Lpz. 1533). Neben diesen Streitschriften unterließ er nicht, ein positives Programm aufzustellen; es ist der „Methodus concordiae ecclesiasticae“ (verfaßt 1532, gedruckt 1537). Unter Verzicht auf die scholastischen Dogmen fordert er Rückgang auf die Lehre der Apostel, lehrt die Sufficienz der heiligen Schrift zur Erkenntniß des Heils, statuiert aber daneben das Recht der Kirche „in allen andern Fragen ihrerseits giltige Anordnungen zu treffen“. „Die Zeitläufte fordern gebieterisch eine deutsche Bibelübersetzung, aber nicht als Werk eines Privaten, sondern als Erzeugniß einer Commission der Gelehrtesten, denen die Kirche dazu Vollmacht ertheilt. Das Predigtwesen bedarf dringend einer Hebung. Die Lutheraner mögen auf Luther’s Postille verzichten, die Katholiken auf ihre lügenhaften Legendenpredigten. Man veröffentliche Musterpredigten ohne Schmähungen, Heiligengeschichten ohne Lügen.“ (Nach Kawerau s. unten.) Er forderte weiter Katechismusunterricht nach apostolischer Lehre und eine daran sich anschließende Confirmationshandlung, die Abschaffung der bezahlten Messen, der Communio sub una, die Theilnahme der Gemeinde an der Communion, die Zulassung der Priesterehe. Dies Alles und vieles Andere dazu möchten auf einem Concile, welches beiden Parteien Gelegenheit zur Aussprache bieten sollte, entschieden [659] werden. Auf dem Grunde dieser Gedanken hat W. fortan rastlos, aber ohne greifbaren Erfolg gearbeitet; „seine gesammte nachfolgende Wirksamkeit kann“, nach Kawerau’s Urtheil, „als Einzelausführung dieses seines Programms gelten.“ – Die Zurückwendung zum Katholicismus verschaffte ihm die Gunst katholischer Fürsten; 1533 berief ihn der Graf Hoyer von Mansfeld an die katholische St. Andreaskirche zu Eisleben, wo er in einer kleinen Gemeinde Zeit fand, erbitterte Streitigkeiten mit evangelischen Predigern zu führen, besonders mit Johann Agricola, Caspar Güttel, Cölius, Justus Jonas u. A. Hier entstand auch seine sehr wichtige katechetische Schrift „Catechismus ecclesiae, Lehren und Handlungen des heiligen Christenthums“ (Original deutsch 1535; niederdeutsch durch Albert von Balven, Abt zu Riddagshausen 1550, aber ohne Nennung Witzel’s, lat. 1554). Voraus geschickt wird darin ein „kurzer Begriff“ des Alten und Neuen Testamentes, nach Kawerau, der erste Versuch, die biblische Geschichte im Jugendunterricht zu verwerthen. Er hat durch diese Schrift den Katechismus Luther’s verdrängen wollen. Um aber auch den Einfluß der Bibelübersetzung Luther’s zu brechen, schrieb er eine Kritik derselben in seiner Schrift „Annotationes das sind kurtze verzeichnus in der Wittenbergischen neuen Dolmetschung der ganzen heiligen Bibel“ (Lpz. 1536, 4°, in zwei Theilen; sie bietet eine Nachprüfung der lutherischen Bibelübersetzung, wobei W. fordert, daß der Bibeltext wörtlich genau übersetzt werden müsse. Diese Schrift macht seinem ernsten Sinne und seinen grammatischen Kenntnissen alle Ehre, zeugt aber nicht von richtigem Verständniß der Aufgabe des Uebersetzers. Auch für Herstellung eines deutschen katholischen Gesangbuches war er thätig und wirkte als „einer der wenigen Mitarbeiter an Michael Vehe’s Gesangbüchlein 1537“. – Ein Mann von solcher Gesinnung und so staunenswerther Arbeitskraft war dem eifrig katholischen Georg von Sachsen-Dresden sehr erwünscht; daher zog er ihn 1538 nach Dresden. Der Tod des Herzogs (1539) verscheuchte ihn indeß bald; W. flüchtete sich aus Leipzig zum Bischofe Maltitz von Meißen nach Stolpen, von da nach Böhmen, darauf nach Berlin zum Kurfürst Joachim II., der damals noch ähnlich wie W. zwischen Katholicismus und Protestantismus schwankte. Als sich der Kurfürst aber zur Einführung der Reformation gedrängt sah, mußte W. weichen und wieder wanderte er zu verschiedenen katholischen Herren reformfreundlicher Gesinnung, konnte aber nirgends auf die Dauer festen Fuß fassen; doch gelang es ihm, sich dem Könige Ferdinand und dem Kaiser Karl V. zu nähern, deren antiprotestantische Kirchenpolitik er mit aller Kraft litterarisch unterstützte. Begeistert vertheidigte er das Recht des Kaisers in Religionsangelegenheiten und besonders das Augsburger Interim vom Jahre 1548. Seit 1554 hatte er seinen Wohnsitz in Mainz. Hier starb er am 16. Februar 1573 und wurde in der St. Ignatiuskirche beigesetzt. Bis an sein Lebensende hat er seine eifrige Schriftstellerei fortgesetzt; sie diente dem einen Lebensziele, das er seit 1531 unausgesetzt im Auge hatte. Sind seine meisten Werke auch wegen ihres zeitgeschichtlich bedingten und polemischen Charakters heute zum großen Theile werthlos, so verdienen doch seine positiv-geschichtlichen Arbeiten noch jetzt ehrenvolle Erwähnung. Dahin gehört besonders das große Werk, in welchem er den geschichtlichen Beweis für das hohe Alter der wichtigsten Institutionen des katholischen Cultus zu geben versuchte unter dem Titel „Typus ecclesiae prioris. Anzeigung, wie die h. Kirche Gottes inwendig sieben und mehr hundert Jahren nach unsers Herrn Auffahrt gestaltet gewesen sei“, 1540 und später öfter nachgedruckt, aber auch erweitert; sodann seine auf Anregung des Kaisers Ferdinand, der ihn zum kaiserlichen Rath gemacht hatte, verfaßte Schrift „Via regia“, aus dem Jahre 1564, gedruckt aber erst seit 1600, vielleicht die denkwürdigste aller Schriften Witzel’s, weil er in ihr am Faden der Artikel der Augsburgischen Confession die Reformbedürftigkeit [660] der katholischen Kirche völlig anerkennt und zu einer milden Behandlung der Protestanten räth, er, der jetzt unter Katholiken lebend, die Fehler derselben deutlicher sehen mochte als früher, wo er unter Protestanten sich den Katholicismus idealisirt hatte. „Es ist die protestantenfreundlichste Schrift, welche er verfaßt hat“, urtheilt Kawerau. Da sie indeß erst lange nach seinem Tode zum Druck befördert ist (in Wolfii Lectiones memorabiles tom. II [1600], 354 ff.; dann von H. Conring, „Georgii Wicelii Via regia“ Helmst. 1650. – 2. Aufl. 1657, und v. Joach. Läger, de pace et concordia ecclesiae restituenda opuscula aliquot clarissimorum virorum [Brunsv. 1650]), so hat Räß (s. unten) ihre Echtheit angezweifelt; aber ohne genügenden Grund. Charakteristisch ist, daß W. hier seinen Gegensatz gegen den tridentinisch-jesuitischen Geist unverholen ausspricht; er hatte das richtige Gefühl, daß wenn der Jesuitismus siegte, es auch um sein eigenes Lebenswerk geschehen sei. Dahin ist es auch bald gekommen; der Jesuitismus siegte und schob den erasmianischen Reformschriftsteller beiseite. Eine Nachwirkung hat W. im Katholicismus nicht erlebt.

Die Schriften Witzel’s sind außer den oben bereits erwähnten sehr zahlreich; Räß (s. unten) giebt die Titel von 94 derselben an; wir notiren hier die wichtigsten: „Agricola Fagi (d. i. Georg aus Vach, Vacha) defensio bonorum operum“ (Lips. 1532); „Ein unüberwindlicher gründlicher Bericht, was die Rechtfertigung in Paulo sei, zu Nutz und Trost der gemeinen Kirchen“ (Leipzig 1533); neu bearbeitet unter dem Titel: „Die Summa des, so itzt überall disputirt wird, von der Gerechtfertigung in S. Paulo, oder vom Glauben und Werken der Christen“ (Lpz. 1537); „Apologia: das ist eine Vertheidigungsrede G. Wicelii wider seine Afterreder, die Lutteristen, mit samt kurzer Abkonterfeiung luterischer Sekten und Preis alter römischer Kirchen u. s. w.“ (Lpzg. 1533), abgedruckt bei Räß (s. unten), S. 156—184; „Evangelion Martini Luther's, welches da lange unter der Bank gelegen samt seiner Kirchen historia (Leipzig 1533, Freib. i. B. 1536); „Verklärung des neunten Artikels unsers heiligen Glaubens, die Kirche Gottes betreffend“ (Lpz. 1533); „Confutatio calumniosissimae responsionis Justi Jonae i. e. Jodoci Koch, unacum assertione bonorum operum“ (Lips. 1533, Col. 1549); „Von den christlichen Kirchen, wider Jodocum Koch, der sich nennt Justum Jonam“ (Lpz. 1534); „Von der h. Eucharisty oder Meß, nach Anweisung der Schrift und der ältesten schriftverständigen h. Lehrer“ (Lpz. 1534, Freib. i. B., Mainz 1546); „Von der Buße, Beichte und Bann, zwei Büchlein aus Grund der Schrift 1534“ [s. l.] (Freib. i. B. 1536); „Von Beten, Fasten und Almosen, schriftlich Zeugniß Georgii Vicelii“ (Eisleben 1535, Freib. i. Br. 1536, Lpz. 1538); „Catechismus ecclesiae: Lehre und Handlung des h. Christenthums, aus der Wahrheit göttliches Worts, kurz und lieblich beschrieben“ (Lpz. 1536, Freib. i. Br. 1536); „Annotationes, das sind kurze Verzeichniß in die Wittenbergische neue Dolmetschung der ganzen heiligen Bibel, aller Christenheit zu lesen und hören sehr nett und nütz“ (Lpz. 1536, 2 Theile); „Von den Todten und ihrem Begräbniß“ (Lpz. 1536); „Epistolarum, quae inter aliquot centurias videbantur partim profuturae theologicarum literarum studiosis partim innocentis famam adversus sycophantiam desensurae libri IV Ge. Wiceleii“ (Lpz. 1537); „Methodus concordiae ecclesiasticae post omnium sententias a minimo fratre monstrata, non praescripta“ (Lpz. 1537); „Retectio Lutherismi, qui se veteris et apostolicae veritatis nomine vendicat, in admonitionem edita“ (Lips. 1538); „Typus ecclesiae prioris. Anzeigung, wie die h. Kirche Gottes inwendig sieben und mehr hundert Jahren nach unsers Herrn Auffahrt gestaltet gewesen sei“, 1540. 1541, 1546 (Mainz), am vollständigsten Köln 1559, die Titel der Ausgaben variiren; „Der heiligen Messen Brauch, wie er in der alten Kirchen vor tausend Jahren gewesen. Aus S. Joh. Chrysostomo [661] verdeutscht 1540“ (Köln 1551); „Hagiologium seu de Sanctis ecclesiae. Historiae Divorum toto terrarum orbe celeberrimorum“ (Mog. 1541); „Onomasticon ecclesiae. Die Taufnamen der Christen, deutsch und christlich ausgelegt“ (Mainz 1541); „Ritus baptizandi“ (Mainz 1541); „Catechismus“ (Mog. 1542); „Catechismus ecclesiae“ deutsch (ebendaselbst 1542); „Der große Katechismus“ (Mainz 1545); „Liturgia S. Basilii Magni, nuper e tenebris eruta et in lucem nunc primum edita“ (Mog. 1546); „Defensio doctrinae de bonis operibus contra sectam Martini Lutheri. Tyrocinium G. Wicelii Zelotae“ (Col. 1549); „De traditione apostolica et ecclesiastica, daß die katholische Kirche Christi nicht allein was in der h. Schrift steht, sondern auch was sie bei den heiligen Vätern und ältesten Concilien göttlichs und löblichs funden, zu Gottes Dienst und Ehre ordentlich brauchen und beständiglich behalten möge“ (Köln 1549); „Beständige Antwort wider der lutherischen Theologen Bedenken, was sie widers Interim geschrieben“ (Köln 1549); „Vom Canon der lateinischen Messe“ (Köln 1549); „Publicum ecclesiae Sacrum von der Wahrheit der altkirchlichen Liturgia und Opferung d. i. katholischer Messen wider den Matthis Illyricus zu Magdeburg“ (Cöln 1551); „Catechismus maior latine editus, interprete Bartholomaeo“ (Col. 1554); „Chorus sanctorum d. i. XII Bücher Historien aller Heiligen“ (Köln 1554); „Exercitamenta sincerae pietatis“ (worin eine neue Ausgabe der Messe des h. Basilius, ferner die Messe der äthiopischen Kirche u. A. m.); „Wahrer Bericht von den Akten der Leipsischen und Speierischen Collocution zwischen M. Bucern und Witzeln“ (Köln 1562); dazu die „Via regia“ über deren Drucke oben schon das Nähere beigebracht ist. Neu gedruckt sind zwei Katechismen Witzel’s („Neuer und kurzer Catechismus und Catechismus-Belehrung“) bei Moufang, Katholische Catechismen (Mainz 1881) S. 467 ff. Eine Gesammtausgabe seiner Werke wurde 1559 begonnen unter dem Titel: „Georgii Wicelii des älteren, deutsche Werke“ (Köln 1559), kam aber nur bis zum 2. Theile 1562.

Die Litteratur über W. reicht zurück bis in das 16. Jahrhundert. Mittheilungen über die älteren Biographien Witzel’s bei W. Kampschulte, De Georgio Wicelio eiusque studiis et scriptis inventis. Bonnae 1856. – Am werthvollsten sind außer S. J. Browerus’ Antiquitates Fuldenses (1612, zu Witzel’s Aufenthalt in Fulda) die Biographie bei Strobel, Beiträge zur Litteratur bes. des sechszehnten Jahrh. Bd. II, 1, 2 Stück. Nürnb. u. Altdorf 1787 und die von A. Neander, de G. Wicelio eiusque in ecclesiam evangelicam animo. Berol. 1839 (deutsch in der Sammelschrift Neander’s „Das Eine und Mannichfaltige des christlichen Lebens“. Berl. 1840, S. 167 ff. – Döllinger, Die Reformation. 2. Aufl. 1848, I, 21–130 (mit starker Sympathie für Witzel); ebenso Räß, Bisch. v. Straßburg, Die Convertiten seit der Reformation I. Bd. 1866, S. 123 ff. – G. Schmidt, Georg Witzel, ein Altkatholik des 16. Jahrh. Wien 1876 (nach Kawerau auf guten Quellenstudien ruhend). – A. Jansen, Julius Pflug in Neue Mittheilungen des Thür.-sächs. Vereins X. Halle-Nordhausen 1863, S. 78–87. – Moufang, Die Mainzer Catechismen von Erfindung der Buchdruckerkunst. Mainz 1877, S. 46 ff. – Moufang, Katholische Katechismen des sechzehnten Jahrhunderts. Mainz 1887. – Maurenbrecher, Gesch. d. kath. Reformation I. 1880. – A. Ritschl, G. Witzel’s Abkehr vom Lutherthum in Zeitschr. f. K.-Gesch. II, 386–417.– Briefwechsel d. Justus Jonas hsg. v. G. Kawerau. 1884 u. 1885. – G. Kawerau, Art. über G. Witzel in Herzog’s Realencyklopädie, 2. Aufl. Bd. 17 (1886), 241–251. – Fel. Geß, Joh. Cochläus. 1886. – Heidemann, Die Reformation in der Prov. Brandenburg. 1889 (zu Witzel’s Aufenthalt daselbst). – Paul Vetter, Witzel’s Flucht aus dem albertinischen [662] Sachsen in Zeitschr. f. Kirchengesch. v. Brieger u. Beß, XIII (1892) S. 282 ff. (nach den Dresdener Archivalien). – R. Paulus (Priester in München), Pseudonyme Schriften von Georg Witzel im „Katholik“ Bd. X, 473 ff. – Die Titel der Streitschriften gegen Witzel stehen bei Räß und bei Kawerau, deren Artikel ich neben Neander’s Biographie mit besonderem Danke benutzt habe.