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Artikel „Guttel, Kaspar“ von Bernhard Anemüller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 225–226, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Guttel,_Kaspar&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 16:43 Uhr UTC)
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Guttel: Kaspar G. (Güttel, Güettel, Güettell, Güthel, Guthell), gebürtig aus München in Baiern, † am 24. Mai 1542 in Eisleben. Er war Theolog, wallfahrtete nach Rom, trat 1498 in den Orden der Augustiner Eremiten und wurde von Staupitz 1514 oder 1515 nach Neustadt-Eisleben (nicht Neustadt a./O.) gesandt, um daselbst ein Augustinerkloster aufzurichten. Er wandte sich aber bald der evangelischen Lehre zu und verkündigte dieselbe mit großem Eifer an verschiedenen Orten wie in Zwickau, Arnstadt, Brix in Böhmen. Schon 1518 trat er, unmittelbar von Staupitz angeregt, in [226] seinem „Büchlein von Adam’s Werken und Gottes Gnaden“ für das alleinige Vertrauen auf die Gnade Gottes in Christo Jesu ein. Von großem Einfluß sind seine in kräftigem, wenn auch unbehülflichem Deutsch geschriebenen Volksschriften gewesen (vgl. Krumhaar, Die Grafschaft Mansfeld, Eisleben 1855; E. Weller, Repertorium typograph. im Register v. Güthel). In seiner „Schutzrede wider etliche ungezähmte freche Clamanten“, 1522, schlägt er, wie Luther in der Schrift an den Adel, vor, Kurfürst Albrecht möchte sich als Primas durch ganz Germanien an die Spitze der Bewegung stellen und eine deutsche Kirche gründen helfen. Da er 1517 in Leipzig Doctor der Theologie geworden war, traten die Leipziger Theologen heftig gegen ihn auf. Dagegen nennt ihn Luther nur den frommen Dr. Kasper, wie er denn anderwärts als der „Evangelist in der Grafschaft Mansfeld“ und als ein „hochgelahrter, gottseliger und treuer Mann“ bezeichnet wird. In Arnstadt predigte er 1522 auf dem Markte gegen die Irrthümer der römischen Kirche und ließ diese Predigten, wie seine früher in Zwickau gehaltenen zu Wittenberg drucken. Später sehen wir ihn als ersten evangelischen Pfarrer und Superintendent der Grafschaft Mansfeld, als welcher er in Eisleben starb.

Ueber sein Leben und seine Schriften sind hauptsächlich zu vergleichen: Olearius, syntagma rerum thuring. II, 274 ff.; Arnold’s Kirchen- und Ketzerhistorie, 2. Thl. S. 319; Tentzel’s curieuse Biblioth. 1704 S. 389; J. Schöppfer, Memoria theologicum Neo-Islebensium illustrata, Eisleben 1714; Seckendorf, Historia Lutheranismi, part. II p. 268 ss.; Unschuldige Nachrichten oder fortges. Sammlung von Altem und Neuem, 1725 S. 376, 1727 S. 884, 1731 S. 866; Weller’s Altes aus allen Theilen der Geschichte, Chemniz 1762, 1. Bd. 406–10; Panzer’s Annalen 2. Bd., 93, 184, 185, 287. Außerdem noch Gründler’s Sammlung auserlesener Briefe Luther’s, 1. Thl. S. 651–53; Luther’s Briefwechsel, herausgegeben von Burckhardt, S. 29, 45; Hesse, Schwarzb. Gelehrte aus dem Auslande, St. 4, 1834, Schulpr.