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Artikel „Vehe, Michael“ von Wilhelm Bäumker in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 529–530, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Vehe,_Michael&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 08:48 Uhr UTC)
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Vehe: Michael V., geboren zu Biberach in Württemberg, trat im Kloster zu Wimpfen in den Dominicanerorden ein und bekleidete später daselbst das Amt des Priors. Im J. 1506 bezog er die Universität Heidelberg und wurde 1513 daselbst zum Doctor der Theologie promovirt. Zwei Jahre später ernannte ihn das zu Neapel abgehaltene Generalcapitel des Ordens zum Prior des Heidelberger Dominicanerconvents. Vor dem Jahre 1530 berief ihn der Cardinal Albrecht, Kurfürst von Mainz, als Propst an das neu gegründete Stift ad velum aureum in Halle a. d. S. und ernannte ihn zugleich zu seinem geistlichen Rathe. V. entwickelte hier eine ungemeine Thätigkeit, um das neue Stift zu Ehren und Ansehen zu bringen. Der Chordienst wurde regelrecht abgehalten und an bestimmten Tagen gepredigt. Außerdem hielt V. selbst täglich Vorlesungen über die paulinischen Briefe. So erwarb er sich bald einen großen Namen. Im J. 1530 war er auf dem Reichstage in Augsburg anwesend und gehörte zu den Theologen, welche vom Kaiser beauftragt wurden, das augsburgische Bekenntniß zu widerlegen. Vier Jahre später treffen wir ihn bei dem Colloquium in Leipzig, zugleich mit dem Weihbischofe von Halberstadt und dem Mainzer Kanzler Dr. Türk, welche im Auftrage des Cardinals Albrecht zur Theilnahme an der genannten Verhandlung berufen worden waren. Noch ist zu erwähnen, daß V. auch Inquisitor war. Da der Dominicanerorden die Geschäfte der Inquisition besorgte, so lag es nahe, daß ein so gelehrter Mann wie V. war, mit einem solchen Amte betraut wurde. In den Jahren 1531–1534 vertheidigte er die katholische Lehre in folgenden Schriften: 1) Im J. 1531 verfaßte er nach dem Zeugnisse des Cochläus mit einem andern Theologen seines Ordens eine Schrift gegen Melanchthon’s Apologie der Augsburger Confession, die aber nicht gedruckt worden ist. 2) In demselben Jahre erschien jedoch eine Schrift im Druck, welche die Communion der Gläubigen unter einer Gestalt vertheidigte „Von dem Gesatz der nyeßung des heyligen hochwirdigen Sacraments in eyner Gestalt. Gedruckt zu Leiptzigk durch Nicolaum Schmydt ym 1531. Jahr. 16 Bl. 4.“ Eine andere Ausgabe erschien im J. 1532 daselbst. 3) Gegen Bugenhagen’s Schrift: Wider die Kelchdiebe (Wittenberg 1532) schrieb V. „Errettung der beschuldigten kelchdyeb vom newen Bugenhagischen galgen“. Zu Leiptzigk hatt gedrugkt Melchior Lotter 1535. 96 Bl. 4. Die Vorrede ist unterzeichnet: Halle, 10. November 1532. 4) Für die Verehrung der Heiligen trat er ein in der Schrift „Wie vnderschydlicher weiss Gott vnd seine auserwelten Heiligen von vns Christen sollen geehrt werden“. Gedruckt zu Leiptzigk durch Michael Blum. Im Jahre 1532. 36 Bl. 4. Die Widmung ist unterzeichnet: Halle, 4. Dezember 1531. 5) Für seinen Bruder Nicolaus, Präfect der deutschen Ordenscommende Mergentheim, schrieb V. ein Buch in 15 Tractaten über die Unterscheidungslehren „Assertio quorundam axiomatum, quae a nonnullis nostri saeculi pseudo–phrophetis in periculosam rapiuntur controversiam.“ Excusum Lipsiae apud Michael Blum. A. D. 1535. 146 Bl. 4. Die Widmung trägt das Datum: 1. Mai 1535. L. Rosenthal in München führt in seinem Katalog XXII, Nr. 8348 neben der genannten Ausgabe eine frühere vom J. 1534 an, ohne Ortsbezeichnung und Benennung des Druckers. 6) Seine letzte Arbeit ist „Ein New Gesangbüchlein Geystlicher Lieder, vor alle gutthe Christen nach ordenung Christlicher kirchen“. Gedruckt zu Leiptzigk durch Nickel Wolrab 1537. Das Büchlein zählt 87 Bl. in kl. 8. Von Blatt 50 an ist die Paginirung unrichtig und bleibt um 10 Nummern im Rückstand. Das letzte numerirte Blatt muß statt 70 die Zahl 80 tragen. Dann folgen noch 7 nicht gezeichnete Blätter. Das Gesangbüchlein enthält 52 Liedertexte abgesehen von den doppelt gedruckten. Dieselben rühren theils [530] vom Herausgeber her, der nach dem Vorgange Luther’s alte vorreformatorische Lieder erweiterte, andere sind von G. Wizel, S. Brant und Caspar Querhamer verfaßt. Melodien enthält das Buch, ohne die zwei Mal abgedruckten, 46. Es sind zum Theil alte vorreformatorische Weisen. Die neuen Melodien sind von Johann Hoffmann, Wolfgang Heintz und Caspar Querhamer componirt. V. war mit dem geistlichen Volksgesange wenig vertraut, denn er bringt alte katholische geistliche Lieder in der Fassung, in welcher sie in den schon früher erschienenen lutherischen Gesangbüchern vorkommen. (Näheres in meinem Werke: Das katholische deutsche Kirchenlied, Freiburg 1886, I, 124 ff.) Ein Nachdruck des Vehe’schen Gesangbüchleins erschien im J. 1567 in Mainz. Einen Neudruck (ohne die Singweisen) besorgte Hoffmann von Fallersleben (Hannover 1853). V. starb im J. 1539 und wurde in der Stiftskirche zu Halle begraben.

Katholik (Mainz) XII. Bd., 8. Heft, S. 366–375. – Historisch-politische Blätter (München) 110. Bd., 7. Heft, S. 469–489 (Aufsatz von N. Paulus).