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Artikel „Weismann, Heinrich“ von Rudolf Jung in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 553–554, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weismann,_Heinrich&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 14:05 Uhr UTC)
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Weismann: Friedrich Bernhard Heinrich W. wurde am 23. August 1808 in Frankfurt a. M. als Sohn eines aus Württemberg stammenden Kaufmanns geboren. Er besuchte das Gymnasium seiner Vaterstadt, widmete sich vom Herbst 1827 ab dem Studium der Philologie, Philosophie und Theologie in Heidelberg und Berlin (bei Schleiermacher, Neander, Böckh und Ritter) und promovirte an erstgenannter Hochschule im Herbst 1830 mit der Dissertation „De divisoribus et sequestribus ambitus apud Romanos instrumentis“. 1831 bis 1839 war er Hauslehrer in einer Frankfurter Bankierfamilie und unterrichtete daneben in deutscher Sprache, Litteratur und Geschichte an verschiedenen Mädcheninstituten und auch am Gymnasium. 1839 wurde er ordentlicher Lehrer an der Musterschule (Realschule), an welcher er in den höheren Knaben- und Mädchenclassen (von 1850 ab nur an diesen) für Geschichte, Geographie, deutsche Sprache und Litteratur und später auch für Kunstgeschichte thätig war. Außerhalb der Schule entfaltete er eine rege Wirksamkeit in seiner Freimaurerloge und besonders in den Frankfurter Gesangvereinen. Am Zustandekommen des ersten deutschen Sängerfestes in Frankfurt 1838 war er hervorragend betheiligt; dessen und der späteren Feste nationale Bedeutung für die geistige Einigung Deutschlands hat er scharf erkannt und ausgesprochen; als getreuer und begeisterter Chronist hat er dem Sängerfeste 1838, dem Schützenfeste 1862 und seinem Gesangvereine „Liederkranz“ bei dessen 50jährigem Stiftungsfeste gedient. 1841 wurde er von Frankfurt aus zum Schweizer Sängerfeste nach Thalweil abgeordnet und schloß hier Freundschaft mit dem gleichgesinnten „Sängerpfarrer“ Sprüngli. Aus seiner pädagogischen Wirksamkeit ist vor allem seine Thätigkeit für die Einführung des Turnens in Mädchenschulen hervorzuheben, für die er in Wort und Schrift lebhaft eintrat; 1849 hatte er sich für diesen Unterrichtszweig durch Spieß in Darmstadt ausbilden lassen; auch der Einführung der Kunstgeschichte im Mädchenunterricht hat er sich mit bestem Erfolge gewidmet. 1876 wurde er Director der unter dem Namen „Elisabethenschule“ von der Musterschule abgezweigten Mädchenclassen, trat aber schon 1881 in den Ruhestand und starb am 19. Januar 1890. In den Frauenkreisen seiner Vaterstadt, die er in zwei Generationen herangebildet hat, hatte er sich bis zu seinem Tode der wärmsten und wohlverdientesten Anerkennung und Liebe zu erfreuen. – Außer Schulprogrammen und Commentaren zu classischen Dichterwerken für den Schulgebrauch sind von seinen wissenschaftlichen Werken zu nennen: die Ausgabe von Goethe’s Jugendarbeiten, den labores juveniles, aus dem Besitze der Frankfurter Stadtbibliothek (1846) und die von einem großen gelehrten Apparate begleitete Herausgabe des Alexander-Liedes des Pfaffen Lamprecht (1850). – Seine vielfach tiefsinnigen und formvollendeten Gedichte sind bei seinen Lebzeiten nur einem [554] kleineren, meist auf seine Vaterstadt beschränkten Kreise bekannt und lieb geworden; aber das prächtige, von Kalliwoda herrlich componirte „Deutsche Lied“ (Wenn sich der Geist auf Andachtschwingen zum Himmel hebt) hat sich überall da eingebürgert, wo deutscher Männergesang hochgehalten wird.

Vgl. Gedichte von Heinrich Weismann … mit biographischer Einleitung herausgegeben von Heinrich Bulle (seinem Enkel). Frankfurt 1891.