ADB:Weiskern, Friedrich Wilhelm

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Artikel „Weiskern, Friedrich Wilhelm“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 552–553, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weiskern,_Friedrich_Wilhelm&oldid=- (Version vom 9. Oktober 2024, 04:35 Uhr UTC)
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Weiskern: Friedrich Wilhelm W., Schauspieler, wurde am 29. Mai 1711 in Eisleben in Sachsen als Sohn eines sächsischen Rittmeisters geboren und trat im J. 1734 zum ersten Male in einer unbedeutenden Rolle auf dem städtischen Theater nächst dem Kärntnerthor[WS 1] in Wien auf, wo er sich, mit einer vorzüglichen Begabung für sein Fach ausgestattet, bald als Vertreter von ersten Liebhaberrollen zu großer Beliebtheit aufschwang. Das war noch mehr der Fall, nachdem er zu den Väterrollen übergegangen war. Er schuf sich in der Gestalt des Odoardo einen eigenen Charakter und war geradezu unerschöpflich in dem Ersinnen von Entwürfen zu Stegreifkomödien, durch die er den Hof und das Wiener Publicum lange Jahre hindurch ergötzte, weshalb er sich der besonderen Gunst der Kaiserin Maria Theresia und Josef II. erfreute. Auch als das regelmäßige Schauspiel die Stegreifkomödie ablöste, verstand es W., trotz seiner Gegnerschaft gegen die neue Richtung, den neuen Aufgaben, die an ihn herantraten, vollständig zu genügen. Von seiner Vielseitigkeit und seinem praktischen Blick können wir uns ein Bild machen, wenn wir hören, daß er den Plan entworfen hatte, nach dem im J. 1741 das ehemalige Hofballhaus am Michaelplatz in ein Theater – das Hofburgtheater – umgewandelt wurde, worin die deutschen Schauspieler aus dem Kärntnerthortheater abwechselnd Vorstellungen gaben. In dem neuen (an Stelle des abgebrannten Stadttheaters) erbauten Theater neben dem Kärtnerthor, das am 8. Juli 1763 durch ein von ihm verfertigtes Vorspiel eingeweiht wurde, war er die letzten Jahre seines Lebens als [553] Regisseur thätig. Er starb zu Wien am 29. December 1768. Nach seinem Tode ließ seine Wittwe eine „Topographie von Niederösterreich“ (1767–1770, 3 Theile) im Druck erscheinen, an der W. Jahre lang mit unermüdlichem Fleiße gearbeitet hatte.

Vgl. außer der bei Wurzbach LIV, 81 angef. Litteratur Ed. Devrient, Gesch. d. deutschen Schauspielkunst II, 192, 206, 215, 218. Leipzig 1848. – J. v. Sonnenfels, Briefe über die Wienerische Schaubühne 1768, in den Wiener Neudrucken VII. Wien 1884. (Register.) – H. Laube, Das Burgtheater. Leipzig 1868. S. 9, 10, 11. – Katalog d. Portrait-Sammlung der k. u. k. General-Intendanz der k. u. k. Hoftheater. Zugleich ein biographisches Hilfsbuch auf d. Gebiete v. Theat. u. Musik. III, 533 u. 626. Wien 1894. – Goedeke, Grundriß V, 301, 302. Dresden 1893. – Anton Mayer[WS 2], Gesch. d. geistigen Cultur in Niederösterr. I, 283, 289. Wien 1878.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Kärtnerthor
  2. Anton Mayer (1838–1924), Historiker am niederösterreichischen Landesarchiv und der niederösterreichischen Landesbibliothek.