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Artikel „Weinrich, Georg“ von Paul Tschackert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 514–516, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weinrich,_Georg&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 23:20 Uhr UTC)
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Weinrich: Georg W., lutherischer Theologe, † 1617. W. hat sich als exegetischer und praktischer Theologe an der Universität Leipzig einen Namen gemacht. Er stammte aus Schlesien, wo er am 23. April 1554 zu Hirschberg geboren wurde. Wie vier seiner Brüder, studirte auch er Theologie. Seine Vorbildung in classischen Sprachen vollendete er so früh, daß er im 15. Lebensjahre das Griechische und Lateinische fertig beherrschte. In amtlicher Stellung finden wir ihn zuerst als Tertius an der Fürstenschule zu Grimma, sodann im [515] Predigtamt zu Saltze, wo er 1584 eintrat; seit 1586 war er an der Thomaskirche in Leipzig thätig. Im J. 1594 wurde er zugleich Superintendent, Assessor des Consistoriums und Professor der Theologie, Senior der polnischen „Nation“, Collegiat des Frauen-Collegii zu Leipzig und Kanonikus zu Zeitz, 1604 auch noch zu Meißen. Im J. 1600 fungirte er als Rector der Universität; auch war er sechs Mal Decan seiner Facultät und nahm 1610 an der zu Dresden gehaltenen Synode theil. Nach seiner Rückkehr von da fiel er in eine Krankheit nach der andern bis er am 27. Januar 1617 im 63. Jahre seines Alters starb. Kurz vor seinem Tode wiederholte er die Worte seines Lehrers Lucas Pollius „Jam eo in vitam aeternam“.

Schriften: „Problema theologicum de sacramento initiationis contra Calvinianos“ (Lpz. 1597); „Problema theologicum de sacramento baptismi, continens explicationem status controversiae inter Lutheranos et Cinglianos“ (ebd. 1600); „Exodus gnomologica Graeco-Lat.“ (Erfurt 1612); „Thronus Christi“ (Lpz. 1610); „Comm. super epistolam ad Romanos“ (ebd. 1608); „Expositio epistolae Pauli ad Galatas“ (ebd. 1610); „Explicatio utriusque epistolae ad Corinthios“ (ebd. 1600 und 1609); „Explicatio epistolae ad Ephesios“ (ebd. 1613); „Expositio brevis epistolae Pauli ad Philippenses et Colossenses“ (ebd. 1615); „Explicatio utriusque epistolae ad Thessalonicenses“ (ebd. 1615); „Comm. in epistolam ad Timotheum“ (ebd.); „Comm. in omnes epistolas Pauli“ (ebd. 1670); „Visio Ezechielis, das Gesicht des Propheten Ezechielis im 37. Kapitel, in 7 Predigten erkläret, darinnen von der Auferstehung der Todten gehandelt wird“ (Lpz. 1593 u. 1603); „Von viererley Spectris oder Schreckbildern, wie man dieselbigen, so die sterbenden Menschen anfechten, mit Gottes Wort überwinden solle“ (ebd. 1594); „Zwo Predigten von dem geistlichen Kaufmann und Perlensucher aus Matth. XIII, 45–46“ (ebd. 1598); „Geistlicher Bisemknopff aus bewährten Speciebus der himmlischen Apotheck zugerichtet und in gefährlichen Sterbensläufften nützlich zu gebrauchen“ (ebd. 1598 und 1607); „Funebria oder Christliche Leichpredigten in fünf Theilen, davon der erste Theil 25 Predigten in sich hält“ (Lpz. 1616); der andere Theil hat 30 Predigten (ebd. 1617); der dritte 40 Predigten, der fünfte 4 Predigten (ebd. 1617); „XX Leichen-Predigten über das Sterbegebet D. Ebers: Herr Jesu Christ, wahr’ Mensch und Gott“ (ebd. 1599); „Zwo Predigten von den Engeln“ (ebd. 1599); „Erklärung der Weissagung Gen. 49, 10 von dem zukünftigen Meßia“ (ebd. 1600); „Predigt des neuen Taufsteins zu Leipzig“ (ebd.); „Christlicher Bericht von der Unsterblichkeit und Zustand der Seelen. Fragweis zusammen getragen“ (ebd. 1596 u. 1600); „Die schöne und trostreiche Historie von der herrlichen und majestätischen Verklärung unsers lieben Heilandes Jesu Christi auf dem Berge Tabor in 10 Leichenpredigten“ (ebd. 1600); „Martyrologii Sanctorum (d. i. Geschichte der rittermäßigen Glaubenskämpfer im Alten Testamente, nach Hebr. XI) I Theil in 24 Leichenpredigten begriffen“ (ebd. 1603); „Bethanisch Wunderwerck oder Historia von dem seligen Absterben der fröhlichen Auferstehung des Landjunckern Lazari aus Joh. XI in 28 Predigten erklärt“ (ebd. 1604 u. 1607); „Speculum humanae mortalitatis oder Spiegel menschlicher Sterblichkeit in 6 unterschiedlichen Leichenpredigten erklärt“ (ebd. 1604 u. 1607); „Epitaphium Sarae aus Gen. XXIII über den tödtlichen Abgang der Herzogin zu Sachsen Sybillae Elisabeth“ (ebd. 1606); „Drei Abend- und Morgensegens-Predigten“ (ebd. 1607); „Historia von dem erweckten Sohn der Wittwe zu Sarepta aus I. Reg. XVII in 3 Leichenpredigten gehandelt“ (ebd. 1605); „Predigt vom großen Abendmahl aus Luc. XIV“ (ebd. 1606); „Martyrologii Sanctorum Pars II in 24 Leich-Predigten begriffen“ (ebd. 1609); „Zwo christliche Jubel-Predigten“ (ebd. 1610); „Leichpredigt auf [516] den Churfürsten zu Sachsen Christian II. aus Thren. V“ (ebd. 1611); „Das schöne und geistreiche Gesicht Apoc. VII in 6 Leichbegängnissen ausgelegt“ (ebd. 1614 u. 1621); „Postilla oder Christliche Erklärung und Auslegung der sonntäglichen und vornehmsten Fest-Evangelien über das ganze Jahr“ (ebd. 1621 u. 1622); „Erklärung des kleinen Kinderkatechismi“ (ebd. 1622, 1630 und 1658); „Erklärung aller Sonntags und Fest-Episteln durchs ganze Jahr“ (ebd. 1667); „Oratio de rebus gestis ducum Saxoniae“ (Lpz. 1604). Disputationen: z. B. De S. Scripturae origine et autore; de viribus liberi arbitrii; de peccato originis; de iustificatione hominis peccatoris coram Deo; de ministerio ecclesiastico; de Spiritu S. contra Socinianos.

Vgl. Stegemanni oratio in eius obitum. – Witte, Memoria Theolog. p. 542. – Freher, Theatr. Erudit. p. 388. – Pipping, Memor. Theol. – Vogel, Leipziger Annalen. – Eber, Cervimontium doctum. – Micraelii Syntagm. Hist. Eccles. Lib. III, Sect. 2, p. 554. – Witte, Diar. Biogr. T. I. – Praetorii Homilet. Bücher-Vorrath. – (Zedler,) Universallexikon, Bd. 54 (1747), Sp. 901 ff. (ihm sind die vorstehenden Nachrichten zum großen Theil entnommen). – Jöcher, Gelehrtenlexikon IV (1751), 1864 (der Zedler folgt). (Die Acta Rectorum universitatis studii Lipsiensis ed. Fr. Zarncke [Lips. 1859] umfassen bloß die Jahre 1524 bis 1559, enthalten also über Weinrich nichts.) – Fr. Blanckmeister, Die theologische Facultät der Universität Leipzig. 1894.