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Artikel „Weigl, Thaddäus“ von Max Dietz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 482–483, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weigl,_Thadd%C3%A4us&oldid=- (Version vom 20. Dezember 2024, 06:12 Uhr UTC)
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Weigl: Thaddäus W., Sohn von Franz Josef W. (s. O. S. 476), war 1776 in Wien geboren. Dank dem ausgesprochenen Talente seiner Eltern und seines um zehn Jahre älteren Bruders Josef genoß er den Vortheil, inmitten einer mit Musik gesättigten Atmosphäre aufzuwachsen, zumal auch Haydn, Mozart, Salieri, Ditters, Albrechtsberger, Umlauf u. A. im Elternhause verkehrten und hier öfters mit Musik sich unterhielten. Den ersten Unterricht im Singen, Clavier- und Geigenspiel empfing der neunjährige Knabe durch den hochbetagten Regens chori in Korneuburg Sebastian Witzig. Im nächstfolgenden Jahre ward er Albrechtsberger zur Ausbildung in der Tonsetzkunst übergeben. Der alte Pedant duldete nicht, daß sein Schüler zum Galanteriespiel andere Werke als die Händel’s und Bach’s vornehme. Die Bekanntschaft mit den Leistungen Mozart’s und Haydn’s zu machen, welche der verknöcherte Theoriemann nur als – Zuckerbrot ansah, war ihm strenge untersagt worden. Indeß erreichten die drakonischen Vorschriften nicht ihren Zweck. Die Versuchung, durch die frischempfundenen Tondichtungen der Meister der Wiener Schule sich Geist und Gemüth erlaben zu lassen, trat unabweislich an ihn heran, lagen sie doch zum Gebrauch seines älteren Bruders in dem Zimmer, das er mit diesem bewohnte, herum. Wie hätte er es über sein Herz bringen können (äußerte er in einer autobiographischen Skizze), diese Werke nicht zu berühren, da ihm das Eindringen in diese Geheimnisse so leicht war, und er auf einem [483] entfernten Tische an seinen trockenen Exempeln arbeiten mußte, während sein Bruder die blüthevollen Compositionen dieser Meister auf dem Clavier vortrug. Gierig griff er nach den Partituren von Figaro und Don Juan und mühte sich, sie am Clavier zu spielen. Bei diesem Vorhaben fand er seitens seiner Mutter, die ihn überrascht hatte und nun selbst die Gesangspartien ihm vorsang, kräftige Aufmunterung, sodaß er bald seinem Bruder am Cembalo auszuhelfen im Stande war. Bald machten ihn in manchen musikliebenden Familien hübsche Compositionen beliebt, er gab Musiklectionen, setzte jedoch dabei, dem Wunsch des Vaters folgend, seine gelehrten Studien eifrig fort. Ein Zufall ließ die Schätzung seines Talentes in weitere Kreise dringen. Um dem Professor der Philosophie Samuel Cape seine Dankbarkeit zu bezeugen, verfiel er auf die Idee, eine Cantate zu schreiben und dieselbe bei einer großen Nachtmusik dem zu Ehrenden vorzuführen. Noch im selben Jahre ward sie mehrmals wiederholt und lenkte die Aufmerksamkeit des Kaisers auf den jugendlichen Musenjünger. Auch seine erste komische Oper, „Die Marionettenbude oder der Jahrmarkt zu Grünwalde“, sowie die gleichfalls für das Marinelli’sche Theater geschriebene Oper „Idoli“ wurden beifällig aufgenommen. Bei der Gründung des Hoftheatermusikverlags 1795 wurde er mit der Einrichtung sämmtlicher am Spielplan befindlichen Opern und Ballete fürs CLavier betraut, vom März 1796 an bereiste er im Auftrage des Hoftheaterdirectors Freiherrn v. Braun die Länder Deutschlands. Nach seiner Rückkehr ward er zum k. k. Hoftheatercompositeur ernannt. Wie vordem sein Ballet „Die Unterhaltung auf dem Lande“, so machten jetzt seine Tanzdramen „Die Vermählung im Keller“, „Die Huldigung“, „Cyrus und Tomyris“, „Das Gespenst im Traume“, „Hamlet“, „Der Tod des Herkules“ Glück. In der Folge ward ihm die Orchesterleitung sowie die Direction des bisher arg vernachlässigten Opernarchivs, das er in Ordnung brachte, sammt der Hoftheatercopiatur übertragen. Trotz dieser vielfältigen Beschäftigung ließ seine Productivität nicht nach, wie die Ballete „Die Waise der Berghöhle“, „Der wachsame Dorfrichter“, „Zulima und Azem“, „Verlegenheit durch Zufälle“, „Die verliebten Thorheiten“, „Der Tiroler Jahrmarkt“, „Bacchus und Ariadne“, desgleichen seine Opern „Armidoro, Prinz von Leon“, „Omar oder der schönste Sieg“ (Text von Friedrich Rochlitz), „Das erhaltene Orakel“ (letztere nicht aufgeführt) erweisen. Nach Süßmayer’s Tode rückte er zum 2. Capellmeister vor, zog sich aber bald gänzlich vom Theaterdienst zurück, um sich ausschließlich seinem 1801 begründeten Musikverlagsgeschäfte zu widmen, welches er mit Emsigkeit betrieb und das nach seinem am 10. Februar 1844 erfolgten Ableben von seinem Sohne Peter fortgeführt, späterhin aber aufgelassen ward.