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Artikel „Walaeus, Antonius“ von Jacob Cornelis van Slee in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 643–644, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Walaeus,_Antonius&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 10:26 Uhr UTC)
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Walaeus: Antonius W., reformirter Theolog und Professor an der Leidener Universität, war am 3. October 1573 zu Gent in Belgien geboren, wohin sein Vater Jacques de Waele sich nach der Hinrichtung des Grafen von Egmond aus Brüssel zurückgezogen hatte. Dort verheirathete dieser sich mit Margaretha Wagenaers und erhielt eine Stelle beim Fiscus; wurde aber 1583 als Anhänger des Prinzen von Oranien von Johann de Hembyze ins Gefängniß geworfen. Der Vermittlung Walheen’s verdankte er es, daß seine Unschuld ans Licht gebracht und er demzufolge frei gelassen wurde. Als Gent sich 1585 dem Parma ergeben hatte, wanderte die Familie nach Middelburg in Zeeland aus. Der junge Antonius, welcher schon seit 1581 von seinem Oheim Titius ab Edingen, reformirtem Prediger zu St. Nicolas lateinischen Unterricht erhalten hatte, trat zu Middelburg in die Dienste eines Notars, glaubte sich aber während einer Nacht im J. 1588 von Gott selbst zum Dienste seines Worts berufen und begann nun an der lateinischen Schule unter Jacobus Gruterus und Murdisonius seine classischen Studien. Die finanziellen Umstände seiner Eltern, welche theils durch Confiscation, theils durch die Unehrlichkeit eines Freundes bedeutend zurückgegangen waren, erlaubten ihm aber nicht die Leidener Universität sofort zu beziehen. Erst als er 1596 als Alumnus der Staaten von Zeeland eine Stelle im Staatencolleg erhalten hatte, wurde ihm dieser Herzenswunsch erfüllt. Fleißig studirte er nun dort unter Lucas Trelcatius, Franciscus Junius und Franciscus Gomarus Theologie, unternahm 1599 eine wissenschaftliche Reise und verweilte nun bis 1601 an den Universitäten Paris, Orleans, Genf, Basel und Heidelberg. Kaum in die Heimath zurückgekehrt, erhielt er einen Ruf als Prediger an die Gemeinde zu Leiden, welchen er aber ablehnte, weil er einen so ausgebreiteten Wirkungskreis für seine jungen Kräfte für zu beschwerlich hielt. Im November 1602 aber trat er guten Muthes voll das Predigeramt im Dorfe Koudekerke bei Middelburg an. Dort heirathete er bald Paschyntze van Isenhoudt und erwarb sich nach wenigen Jahren solchen Ruf als ausgezeichneter Prediger, daß die Gemeinde zu Middelburg ihn 1605 für sich zu gewinnen trachtete. Diesem Ruf folgte er auch freudig und wirkte dort jahrelang als treuer und rechtgläubiger aber zugleich gemäßigter und frommer Kirchendiener, fern von allem leidenschaftlichen Eifer, obwol er nachher an den remonstrantischen Streitigkeiten betheiligt war; das zeigt sein Tractat: „Het ampt der Kerkendienaren, mitgaders de authoriteyt ende opsicht die een Hooghe Christelicke Overheydt daerover toecompt“, gegen Uytenbogaert gerichtet. Fortwährend mahnte er auf den Provinzialsynoden und anderen Kirchentagen zur Mäßigung und Beschwichtigung des Streites, besonders als er 1617 zeitweilig im Haag als Prediger wirkte; ebenso während er als Abgeordneter der Hochschule zu [644] Middelburg, an welcher er auch als Professor angestellt war, der Nationalsynode beiwohnte. Dabei verläugnete er keineswegs seine bestimmt reformirten Ansichten. Um dieser trefflichen Eigenschaften seines Herzens und Geistes willen erschien er auch den Generalstaaten als der geeignetste Tröster der letzten Stunden des zum Tode verurtheilten Oldenbarnevelt. Nach Beendigung der Generalsynode und Entfernung der nicht-reformirten Elemente von der Leidener Universität erhielt W. im Juli 1619 dort die Professur für Theologie, welche er am 17. October antrat. Mit seinen Collegen Rivet, Thysius und Polyander vertheidigte er dort in den nächstfolgenden Jahren die Unabhängigkeit der Universität von der Provinzialsynode. Unbedingt sprachen sie dabei ihre Uebereinstimmung mit der reformirten Lehre aus und verpflichteten sich unter einander, keine Schriften heraus zu geben, welche nicht die Genehmigung ihrer aller erhalten hätten. Dem zufolge erschien 1625 als Gesammtarbeit der theologischen Facultät die in vielen Stücken treffliche „Synopsis purioris Theologiae“, welche in den Jahren 1632, 1642, 1652, 1658 und neuerdings noch 1881 durch Dr. H. Bavinck neue Auflagen erlebte. Zwei Jahre später stellte dieselbe vereinigte Facultät auch eine: „Censure ofte vordell van de Professore der H. Theologie over de Betydenisse ofte verclaringe van ’t gevoelen der Remonstranten“ auf, in welcher Schrift sie den Corvinus und Episcopius des Socinianismus verdächtigten. Einen besonderen Antheil hatte W. ebenso an der Herstellung eines neuen Programms für die lateinischen Schulen, das 1625 von den holländischen Staaten angenommen und erlassen wurde und zugleich als Lehrbuch für die höheren Classen das: „Compendium Ethicae Aristotelicae ad normam veritatis christianae revocatum ab Antonio Walaeo“ enthielt. Besonders aber ist er als Mitarbeiter an der Bibelübersetzung zu erwähnen, welche er für das neue Testament und die Apokryphen nebst ihrer Revision mit Festus Hemmius und Jacobus Rolandus in einigen Jahren beendigte. Daneben leitete er während zehn Jahre ein Predigerseminar, welches die Ostindische Compagnie 1622 zu Leiden zur Vorbereitung für den Dienst an den indischen Gemeinden errichtet hatte. Auf das treuste und rühmenswertheste verwaltete der gelehrte und liebenswerthe Mann sein Amt zum Heil für Kirche und Universität, von allen hochgeachtet und geliebt, unermüdet arbeitend, bis der Tod ihn, als er zum dritten Male das Rectorat der Universität bekleidete, am 9. Juli 1639 abrief. Sein Bild findet sich bei Meursius (Athenae Batavae, p. 324) und in der Aula der Leidener Universität. Seine „Opera omnia“, welche auch seine „Vita“, von der Hand seines Sohnes Johann, und die von Polyander a Kerckhoven gehaltene „Oratio funebris“ enthalten, sind 1647 zu Leiden erschienen. Unter diesen Schriften sind noch besonders zu erwähnen seine: „Disputatio de quatuor controversis Remonstrantium articulis“ und eine „Dissertatio de Sabbatho“ wie auch die: „Oratio de recta institutione studii theologiae“, mit welcher er 1619 sein Hochschulamt antrat.

Biographie von Dr. J. D. de Lind van Wyngaarden, Leiden 1891. – Vgl. ferner bei Glasius, Godgel. Nederl., Paquot, Mémoir. I, p. 157 sv. und Anderen.