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Artikel „Episcopius, Simon“ von Jacob Cornelis van Slee in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 155–157, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Episcopius,_Simon&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 19:02 Uhr UTC)
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Episcopius: Simon E. (Bischop), ein Hauptkämpfer für die Sache der Remonstranten, geb. zu Amsterdam 1583[WS 1], † 4. April 1643. Ein Sohn des Egbert Bischop, erhielt er den ersten wissenschaftlichen Unterricht durch die Gunst und Förderung des ehemaligen Bürgermeisters Benning und studirte seit 1600 im Staatencollegium zu Leyden unter Arminius auf Kosten seiner Vaterstadt. [156] Nach löblich beendigtem Studium kehrte er nach Amsterdam zurück, wo er vor seinen Gönnern Benning und Hooft eine Probe seiner nicht gewöhnlichen Beredsamkeit ablegte. Alsbald suchte die Gemeinde zu Gouda den trefflichen jungen Mann an sich zu ziehen. Aber E. wünschte zunächst noch seine Studien fortzusetzen. Eine akademische Reise ins Ausland wußten indessen der contraremonstrantische Prediger Plancius und seine Collegen zu hintertreiben. E. mußte sich mit einem kurzen Aufenthalt in Franeker begnügen, wo er von dem gelehrten Orientalisten Drusius gefördert ward, aber wegen seiner freien Richtung von Lubbertus und van der Linden (Nerdenus) sehr angefochten ward. Als er 1610 nach Amsterdam zurückkehrte, vereitelte Plancius seine Anstellung daselbst; E. folgte daher, indem er das ihm angetragene Pfarramt zu Alkmaar ausschlug, im October 1610 einem Ruf des Rotterdamer Magistrats an die Pfarre zu Bleiswyk. Jetzt trat er als entschiedener Anhänger des Arminius hervor, indem er die „Remonstrantie“ unterzeichnete und 1611 an der Conferenz im Haag theilnahm. Als um diese Zeit, da Gomarus von Leyden nach Middelburg gezogen war und Konrad Vorstius den ihm angetragenen Lehrstuhl zu Leyden nicht einnehmen konnte, die Vorsteher der Universität den kirchlichen Hader durch die Ernennung eines gemäßigten Anhängers von jeder Partei zu beschwichtigen dachten, fiel ihr Blick auf E., den seine Gelehrsamkeit wie seine Milde empfahl. So ward er, wie ungerne auch seine Gemeinde ihn ziehen ließ, im Februar 1613 zugleich mit Polyander als Professor nach Leyden gerufen, wo er sein Lehramt mit einer öffentlichen Rede „De optima regni Christi Jesu exstructione“ antrat. Anfangs war sein Verhältniß zu Polyander ein recht leidliches, doch schärften sich die Gegensätze bald und zur Steigerung der Spannung trug es bei, daß die Staaten von Utrecht ihren Zöglingen empfahlen, sich dem E. anzuschließen, wider den jetzt der Leydener Prediger Festus Hommius die Anklage des Socinianismus erhob. Als 1618 die Nationalsynode zu Dortrecht zusammentrat, wußten seine Gegner es dahin zu bringen, daß er, obwol als Professor dorthin abgeordnet, vielmehr seinen Platz unter den vorgeladenen Remonstranten einnehmen mußte. Häufig trat er hierbei mit eben so viel Geschick als Unerschrockenheit als Wortführer seiner Partei auf. Als die Synode die Remonstranten verurtheilte und nach dem Dorfe Waalwyk verbannte, war auch E. unter den Deportirten. Er blieb dort die Seele seiner Partei und schrieb zu deren Vertheidigung: „Synodi Dordracenae crudelis iniquitas“ und „Antidoton ofte naarder openinge van het eygen gevoelen des nationalen Synoden gehouden binnen Dordrecht“. Bald aber zog er nach Antwerpen, um mit Uitenbogaert, Grevinckhoven, Poppius, Niëlles und Corvinus ein Comité zur Stiftung einer remonstrantischen Societät zu bilden. Hier schrieb er seine „Belydenis of verklaring van het gevoelen der leeraren, die Remonstranten worden genamt, over de voornamste artikelen van den christelyken godsdienst“. Später begab er sich nach Rouen, predigte auch mitunter zu Paris im Hause des Hugo Grotius; erst nach dem Tode des Statthalters Moritz kehrte er 1626 nach Holland zurück. Die milde Gesinnung des neuen Statthalters Friedrich Heinrich ließ die Zurückgekehrten in der Stille gewähren und E. war fortan mit Schrift und Wort zu Rotterdam für die remonstrantische Sache thätig. 1630 verfaßte er sein „Nye godsdienst of samenspreking over de nye godsdienstige vergaderingen der Remonstranten“ und „Apologia pro confessione Remonstrantium“. 1632 versah er in Grevinckhoven’s Abwesenheit dessen Predigtamt bis zur Stiftung des remonstrantischen Seminars zu Amsterdam. 1634 im October ging er dahin als erster Professor und blieb in dieser Stellung bis an seinen Tod, als eine hervorragende Zierde der Brüderschaft. Er strebte nach echt evangelischer Milde, ausgehend von der Ueberzeugung, daß es dem Christen gezieme, [157] nicht sowol vieles zu glauben, als vieles zu thun. Von seinen zahlreichen Schriften erwähnen wir noch die „Disputationes“, Amsterdam 1643; „Remonstrantsche Theologant“, Amsterdam 1643; „Predicatien over Matth. V“, Rotterdam 1657; „Leerredenen over Joh. XVII, 3“ und besonders seine unvollendete „Institutionum theologicarum libri quatuor“. Seine sämmtlichen Werke (S. Episcopii opera omnia, 2 tom. fol.) sind herausgegeben zu Amsterdam 1650 und 1678 und zu Gouda 1665, und seine Biographie ist von Philippus à Limborch (Vita Episcopii) verfaßt.

Van der Aa, Biogr. Woordenb. und Glasius, Godgel. Nederl.; Glasius, Gesch. der Nat. Syn. te Dordrecht I, 172. 199. 213. 263. 270. II, 83. 85 etc. und H. C. Rogge, Uitenbogaert en zyn tyd II, 157–164. 231. 233. 509 etc. Amst. 1874.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 1533