ADB:Kerkhoven, Johann Polyander à

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Artikel „Kerkhoven, Johann Polyander à“ von Jacob Cornelis van Slee in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 627–628, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kerkhoven,_Johann_Polyander_%C3%A0&oldid=- (Version vom 3. Oktober 2024, 19:44 Uhr UTC)
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Kerkhoven: Johann Polyander à K., mitten unter den stürmischen Kämpfen des Contraremonstrantismus eine milde versöhnliche Gestalt. Die Curatoren der Leydener Universität glaubten daher keinen besseren Stellvertreter für Gomarus wählen zu können, als dieser aus Ingrimm über die Berufung des Vorstius Leyden verlassen und sich nach Middelburg gewendet hatte. K. war damals Prediger bei der französischen Gemeinde zu Dordrecht. Er stammte aus einem angesehenen Genter Geschlechte und war am 28. März 1568 zu Metz geboren, wo seine Eltern, Johann Polyander und Christina van Houten, für kurze Zeit einen Zufluchtsort fanden, als sie um der Religion willen ihr Vaterland verlassen hatten. Schon im folgenden Jahre aber waren sie gezwungen, nach der Pfalz auszuwandern und 1571 erhielt der Vater eine Predigerstelle bei der wallonischen Gemeinde zu Emden. Zu Bremen an der lateinischen Schule vorbereitet, studirte K. 4 Jahre in Heidelberg und dann in Genf Theologie. Um 1591 war er nach Leyden gekommen, wo er dann und wann französisch predigte; noch im selben Jahre trat er die Predigerstelle zu Dordrecht an. Der dort erworbene Ruf von Verträglichkeit und Friedensliebe weit mehr als die Anerkennung einer besonderen Gelehrsamkeit veranlaßte, daß ihm neben Episcopius die Leydener Professur angetragen ward; die Curatoren versprachen sich von seiner Mäßigung eine Beruhigung der hochgehenden Wogen des Streites. Er machte auch solchem Zutrauen keine Schande und lebte mit Episcopius trotz des dogmatischen Gegensatzes in friedlichem Einvernehmen. Den gleichen friedliebenden Sinn bezeigte er auch auf der Dordrechter Synode. Daher erfreute er sich auch allgemeiner Hochachtung, nicht minder bei den Leydener Curatoren, welche ihm acht mal das Rectorat der Hochschule anvertrauten, als bei seinen theologischen Gegnern. Man rühmte ihn mit Trigland als einen „vir optimus, religioni verae addictissimus et pacis amantissimus“, als er am 4. Febr. 1646 starb. Wiewol er nicht eben unter die ersten Theologen seines Zeitalters zu rechnen ist, sind seine Schriften doch nicht ohne wissenschaftliche Bedeutung. – Besonders verdienstlich ist die neuerdings wieder herausgegebene „Synopsis purioris theologiae, disputationibus 52 comprehensa ac conscripta per Joh. Polyandrum, And. Rivetum, A. Walaeum et Ant. Thysium“, L. B. 1625. Weiter verdienen Erwähnung seine „Theses logicae atque ethicae“, 1602; – „Miscellaneae tractationes theologicae in quibus agitur de praedestinatione, gratia Dei et de coena Domini“, L. B. 1629; – „Meditationes Sacrae in Psalm. VI“, L. B. 1630; – „Concertatio prima Antisociniana“, Amsterd. 1650; – „De essentiali Jesu Christi existentia et gloria divina quam cum Deo patre suo habuit ab aeterno, concertatio, decem disputationibus [628] contra J. Crellium comprehensa“, L. B. 1643; – „Responsa ad interpolata Anastasii Cochelecii Sophismata“, 1610 und „Spieghel der ware bekeeringhe des sondaers tot Godt oft aenmerkingen over het boeck des propheten Jonae“, Leid. 1626. Als Bekämpfer des katholischen Kultus kennen wir ihn aus zwei kleinen Schriften: „Dispute contre l’adoration des Saints“, 1607, und „Dispute contre l’adoration des reliques“, 1611. Mit seiner letzten Arbeit „Judicium et consilium de coma et vestium usu et abusu, deductum ex 1 Cor. XI, 1 Tim. II et 1 Petr. III“, L. B. 1644, beabsichtigte er die Zwistigkeiten über das Gepränge mit langen Haaren, welche besonders zu Dordrecht heftig entbrannt waren, zu beschwichtigen.

Pacquot, I. S. 527 ff. Rogge, Joh. Uytenboogaert[WS 1], passim u. Glasius, Godgel. Nederl.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Joh. Uylenboogaert