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Artikel „Volz, Paul“ von Gustav Knod in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 284–285, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Volz,_Paul&oldid=- (Version vom 26. April 2024, 00:50 Uhr UTC)
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Volz: Paul V., Humanist und Theologe, rühmlich bekannt durch seine Forschungen auf historisch-antiquarischem Gebiet. Er war im J. 1480 zu Offenburg geboren und studirte seit 1496 in Tübingen. Daß er Schüler der Schlettstädter Lateinschule gewesen, ist nicht erwiesen. Seit 1503 erscheint er als Mönch des Klosters Schuttern b. Offenburg (ein Epigramm Fratris Pauli Volzii Offenburgii, coenobitae Schutterani angehängt der im J. 1503 erschienenen Ausg. der Margarita philosoph. des Gregor. Reisch). Wird 1512 im Januar als Abt in das elsässische Kloster Hugshofen (Hugonis curia, Honcourt) im Weilerthal berufen, um daselbst die sog. Bursfelder Reformation durchzuführen. Vor den Bauern im J. 1525 flüchtend, fand er eine Unterkunft in Schlettstadt, wo er namentlich mit Sapidus (s. A. D. B. XXX, 369) innig verkehrte. Ende desselben Jahres kehrte er vorübergehend in seine ausgeplünderte Abtei zurück, verließ dieselbe jedoch um die Mitte des Jahres 1526, lutherischer Neigungen verdächtigt, dauernd und begab sich, um den Nachstellungen der Ensisheimer Regierung zu entgehen, nach Straßburg, wo er in schriftstellerischer Thätigkeit still für sich lebte. Nachdem im J. 1529 durch Schöffenbeschluß Straßburg eine protestantische Stadt geworden war, wurde er vom Magistrate im J. 1580 zum Prediger und Beichtvater der Nonnen zu S. Nicolai in undis ernannt, wo er nach dem Zeugniß der Straßburger Prediger vom Jahre 1536 „nit ohne besonderen Nutz Christum getreulich predigte“. Bald darauf jedoch wurde er, da er jeder menschlichen Confession abhold seine Unterschrift der Wittenbergischen Concordia verweigerte und zu Schwenkfeld in Beziehungen trat, seines Amtes enthoben (13. Jan. 1537); durch Calvin seines Irrthums überführt und der evangelischen Sache wiedergewonnen, leistete er (Juli 1539) freiwillig Kirchenbuße, worauf er in seine frühere Stellung wieder eingesetzt wurde. Auch die in dem leerstehenden Wilhelmerkloster untergebrachten auswärtigen Studirenden der Theologie wurden seiner Aufsicht unterstellt. Er starb, ausgesöhnt mit den Straßburger Predigern, am 6. Juli 1544. Bucer hielt ihm die Leichenrede. – V. zählte, als eifriger Humanist, zu den ausgezeichneten Mitgliedern der von Wimpfeling um das Jahr 1516 begründeten Schlettstadter Gelehrten Gesellschaft. Er wird von Spiegel (s. A. D. B. XXXV, 156) und Rhenanus (s. A. D. B. XXVIII, 383) als gelehrter Archäologe gerühmt; Spiegel, der ihn in seinem Lexicon iuris civilis fleißig citirt, hat ihm s. v. 'abbas' einen speciellen Artikel gewidmet. Der größere Teil der werthvollen antiquarischen Observationes des gelehrten Abtes ging im Bauernkrieg, wie Spiegel berichtet, zu Grunde: V. selbst thut dieser Observationes in einem Briefe an Rhenanus gelegentlich Erwähnung. Ein Gutachten, welches V. im J. 1534 über die im J. 1502 vom Papste angeordnete Vereinigung des S. Alexander-Priorats zu Leberau mit der Stiftskirche S. Georg zu Nanzig schrieb, ist noch vorhanden. Der schriftstellerische Ruf des Hugshofener exabbas (so pflegte er sich selbst zu nennen) ist jedoch durch seine in mehreren Handschriften erhaltenen Materialien zur Geschichte des Klosters Schuttern begründet, die von Schannat (Vindemiae litterariae I 7 sqq.) und von Mone (Quellensamml. z. Bad. Ldsgsch. III, 41 ff.) herausgegeben wurden. Eine eingehende Untersuchung hat dieser „Chronik von Schuttern“ J. May gewidmet („Zur Kritik der Annalen von Schuttern“ i. Zs. f. Gesch. d. Oberrheins, N. F. VII, 256 ff.). Hiernach hat V. den ersten Theil im J. 1526 beendigt; in diesem Jahre übergab er, wohl seiner evangelischen Gesinnung wegen, das Werk nebst einer Anweisung (Directorium Volzianum) dem Schutteraner Klosterbruder Nicolaus von Gerau zur Fortführung, kehrte aber nach dessen Tode (1535) selbst zu seiner Arbeit wieder zurück. Ein Anonymus hat später eine Ueberarbeitung vorgenommen. In der Wiener Hdschr. scheinen Bruchstücke der Collectaneen von Volz’ eigner Hand vorzuliegen. – [285] V. stand seiner Gelehrsamkeit und Frömmigkeit wegen in hoher Achtung. Be. Rhenanus hat ihm (1516) eine Schrift gewidmet; Erasmus hat ihm (1518) sein Enchiridion militis christiani dedicirt, „ut qui ex Erasmo recte vivendi praeceptiones sumpserit, a Volsio protinus ad manum habeat exemplum“, und hat ihn auch später in seinem Testament mit einem Legat bedacht (vgl. Röhrich, Gsch. d. Ref. i. Els. II, 113 u. derselbe in Mitt. a. d. evgl. Kirche d. Els. II, 203 ff.; auf Röhrich fußend Rathgeber in Rev. d’Als. 1870, p. 155 f. – Knod, Jac. Spiegel II, 8 ff. (Progr. Schlettst. 1886) u. die Briefwechsel des Erasmus und des Beatus Rhenanus).