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Artikel „Tschachtlan, Bendicht“ von Gustav Tobler in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 697–698, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Tschachtlan,_Benedict&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 07:16 Uhr UTC)
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Tschachtlan: Bendicht T. war ein sehr thätiges und brauchbares Mitglied der bernischen Behörden in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Von 1458 an bis zu seinem Todesjahr (1493) saß er beinahe ununterbrochen im kleinen Rathe, gelegentlich auch im großen. Von diesen Behörden wurde er mit den verschiedenartigsten Missionen betraut. So war er Schultheiß in Burgdorf gewesen, 1467 und 1492 Heimlicher von Burgern, 1491 Vogt des Anthonierspitals, 1473 und 1475 Vogt des Klosters in Fraubrunnen, im letztgenannten Jahre Bauherr, 1480 Umgelter, 1484 Fleischschauer. In den Jahren 1469 bis 1474 vertrat er viermal seinen Stand auf der Tagsatzung, man brauchte ihn zu kleinen Gesandtschaften nach Interlaken, Nidau u. s. w., man wählte ihn bei verschiedenen Gelegenheiten zum Schiedsrichter und zum Mitglied von amtlichen Commissionen. Von 1467–73 bekleidete er das Amt eines Venners von Metzgern; als solcher machte er den Mühlhäuser Krieg mit, und als 1473 die Berner gegen den Herrn v. Geroldseck ausziehen wollten, ernannten sie ihn [698] zum Venner des Heeres. Daß er zu den einflußreichern Mitgliedern des Rathes gehörte, beweist der Umstand, daß er in dem französischen Pensionenrodel des Jahres 1475 mit 50 Francs bedacht ist, und daß seine Anwesenheit bei wichtigeren Staatsverhandlungen gelegentlich besonders gewünscht wurde.

Seit 1462 war er verheirathet mit der Wittwe des Hans v. Kienthal, einer Margaretha Scherer. Aus ihrem im J. 1511 errichteten Testamente läßt sich ersehen, daß ihr Sohn Niklaus Karthäuser in Thorberg und ihre Tochter Margaretha die Frau eines Alexander Stockars von Schaffhausen war.

Die Stadtbibliothek in Zürich besitzt das Original einer mit Bildern reich verzierten Chronik, welche laut Vorrede im J. 1470 von T. und seinem Rathsgenossen Heinrich Dittlinger „geschrieben und gemalt“ wurde. Es hält schwer, den Antheil der beiden Männer an der Arbeit des Schreibens und des Illustrirens mit Bestimmtheit auseinanderzuhalten. Man neigt sich der Ansicht zu, daß T. der Maler, Dittlinger der Schreiber sein dürfte. Der erste Theil der Chronik enthält eine Copie Justinger’s bis 1421, die zweite Hälfte des Bandes dagegen schildert die Geschichte der Jahre 1424–1470. Der selbständige Werth dieser historischen Leistung wird aber durch zwei Umstände wesentlich herabgemindert: Erstlich ist die ganze Schilderung des Züricher Krieges nicht das Werk des Schreibers, sondern er nahm, allerdings mit Modificationen, die Geschichte des Zürichkrieges von Hans Fründ in sein Geschichtswerk auf. Was außer dieser Fründ’schen Zuthat noch übrig bleibt, gehört zum größten Theile dem Diebold Schilling an, dessen vor 1470 geschriebene kleine Chronik, allerdings auch wieder mit Modificationen und Zusätzen, in das Tschachtlan’sche Geschichtswerk überging. Somit erweist sich die Tschachtlan-Dittlingerchronik beinahe durchgehends als Copie. Doch behalten die Zusätze namentlich über den Mühlhäuser Krieg und den Twingherrenstreit ihren selbständigen Werth. – Als eine chronikalische Hauptquelle der Burgunderkriege wurde lange Zeit das „Tschachtlan’sche Zeitregister von 1451–1477“ betrachtet. Dies Mscr. gehört aber dem 17. Jahrhundert an und hat den bekannten Chronisten M. Stettler zum Verfasser.

Quellen: Stierlin u. Wyß, Bendicht Tschachtlan’s Berner Chronik. Bern 1820 (nach einer Copie Schilling’s). – G. Studer, Tschachtlan’s Berner Chronik, nebst den Zusätzen Schilling’s. (Quellen zur Schweizer Geschichte. Bd. I, 191–298.) – G. Studer, die Chronik v. T. (Archiv des hist. Vereins des Kantons Bern. Bd. VI, 629–53). – G. v. Wyß, im Archiv für schweiz. Geschichte. Bd. X, 47–53. – R. Fetscherin, das sog. Zeitregister von T. Ebd. S. 1–47, 53–63. – Th. v. Liebenau, Diebold Schilling’s Berner Chronik von 1424–68. (Archiv des hist. Vereins des Kantons Bern. Bd. XIII, 431–562.)