ADB:Tochtermann, Philipp Jakob

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Artikel „Tochtermann, Philipp Jakob“ von Heinrich Welti in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 402, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Tochtermann,_Philipp_Jakob&oldid=- (Version vom 1. Dezember 2024, 03:53 Uhr UTC)
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Tochtermann: Philipp Jakob T., Sänger und Schauspieler, wurde am 3. April 1774 zu Augsburg geboren. Sein Vater, ein Stadtmusikus, wandte den begabten Knaben früh der eigenen Kunst zu und ließ ihm neben einer guten humanistischen Bildung ordentlichen Unterricht im Gesang und Cellospiel, ja selbst in Theorie und Compositionslehre (bei Capellmeister Friedrich Hartmann Graf) zu Theil werden. Den Jüngling aber lockte das Theater. Kaum zwanzigjährig debütirte er in seiner Vaterstadt bei der Gesellschaft Voltolini, wandte sich von da 1796 zur Rosner’schen Truppe, die in der Schweiz spielte, und kam schließlich zu der vom Grafen Fugger gehaltenen Theatergesellschaft, die in Augsburg und Nürnberg Vorstellungen gab. 1798 als erster Tenorist an die Mannheimer Hofbühne berufen, siedelte er schon Ende 1799 nach München über, wo er zunächst zwar nur in zweiter Stelle stand, schon 1801 indessen zum Hofsänger, 1806 zum Opernregisseur vorrückte. Durch seine Stimmmittel wie seine stattliche Gestalt zum Heldentenor geboren, erregte er in seiner Blüthezeit als Achill (Paer), Titus, Castor (Castor und Pollux von Cannabich[WS 1]) die Begeisterung der Münchener, machte sich später aber auch Rollen der Baritonlage zu eigen und galt namentlich als musterhafter Darsteller des Gluck’schen Orest und des Simeon in Méhul’s „Josef und seine Brüder“ (1809). Als der Schmelz und die Kraft der Stimme schwanden, bethätigte er sich als Schauspieler in Charakter- und Episodenrollen; so galt er z. B. als vorzüglicher Cassius (Julius Cäsar) und schenkte seine größte Mühe der Regie der Oper, die er ums Jahr 1821 während eines Interregnums sogar fast selbständig leitete und lange Zeit auf einer hohen Stufe künstlerischer Vollendung zu halten verstand. 1826 in den Ruhestand versetzt, starb er am 1. April 1833 zu München.

Lipowsky, Bairisches Musiklexikon, München 1811, S. 347 f. – Blum-Herloßsohn, Theater-Lexikon, Leipzig 1841, VII, 93. -– Allgemeine musikal. Zeitung, Jahrg. 1833, S. 507.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. fehlerhafte Angabe, die Oper wurde von Peter von Winter komponiert